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Cash - I see a darkness


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Rezension von

Christopher Bünte

Cash - I see a darkness Spätestens seit »Walk the Line« im Kino lief, kann man guten Gewissens von »Cashmania« reden. Franz Dobler verwendet diese Vokabel in seinem Vorwort zu Reinhard Kleists Comicbiographie »Cash – I see a darkness«. Cashmania. Ein Ausdruck für die allgemeine Begeisterung, die Johnny Cash posthum zuteil wird. Der schwarze Highwayman, Mister Ring-of-Fire, hat es in die Popkultur geschafft. Fast möchte man von Kult sprechen, wäre das Wort nicht so abgegriffen. Bei Carlsen taucht nun die Lebensgeschichte von Johnny Cash als Comic auf. Neuerdings scheint sich die Comiclandschaft für die Musikszene zu interessieren. Comics über Bob Marley und Frank Zappa stehen bei Ehapa auf dem Programm. Bei Edition 52 soll im März 2007 eine Luxusausgabe von »Cash – I see a darkness« erscheinen. Mit CD und Hardcover und einem eigenen Titelbild. In Berlin lädt die Galerie Knoth und Krüger ein. Sie stellt die Kleistschen Originalseiten des Comics aus. Ob man wohl mit Cowboystiefeln zur Vernissage erscheinen darf? Kleists »Cash – I see a darkness« scheint also einen Trend zu treffen. Ist ja auch nicht schwierig. Man nehme: Einen bekannten, aber nicht allzu abgegriffenen Musiker. Dazu rühre man seinen Lebenslauf und ein paar seiner Songtexte. Vermische knackige Zitate mit ein wenig Lebensweisheit, Zeitgeist und Fakten - und fertig ist die Biographie! Sicher, so würde ein Trendprodukt gemacht werden. Zum Glück ist »Cash – I see a darkness« keines, Reinhard Kleist sei dank! Der Zeichner geht mit hartem, aber sehr feinem und kontrolliertem Strich zu Werke. Ganz in Schwarz und Weiß, wie es für Johnny Cash nicht anders sein könnte. Musik, Drogen, June Carter und Folsom Prison - alles, was zu Johnny gehört, ist da. Zwischen die bekannten Fakten mischen sich Untertöne, die tiefer und an den schlichten Ereignissen vorbei blicken lassen. Johnny Cash auf dem Baumwollfeld mit seinem Bruder, familiäre Szenen, die Schlussequenz, in der ein ganzes Leben rekapituliert wird. Was Reinhard Kleist dem Leser da sehr behutsam mitteilen möchte, hat mit dem Gefühl zu tun, ein Gefangener zu sein. Immer die eigenen Grenzen sehen, gegen sie anstürmen, sie überwinden, bloß, um eine Weile Ruhe zu finden und sich eigentlich doch nicht vom Fleck zu bewegen. Cash fühlte sich eingesperrt. Zunächst im ländlich-armen Milieu seiner Kindheit, dann in seiner Ehe, zuletzt auf der Bühne und im Drogensumpf. Deshalb konnte er in Folsom Prison singen und dazugehören, obwohl er selbst niemals im Knast gesessen hat. Als auf den letzten Seiten die Geschichte von Glen Sherley zuende erzählt wird - einem jungen Inhaftierten, den Cash aus dem Gefängnis in seine Show geholt hat - ahnt der Leser einen Bruch. Cash, von der Freiheit besessen, erlebte, wie der aus Folsom befreite Sherley draußen an seiner eigenen Freiheit zugrunde ging. Vielleicht hat es geholfen, dass Cash sich zum Ende seiner Tage nicht mehr ganz so gefangen und eingegrenzt in der Welt fühlte. Denn vielleicht gibt es Vögel, die für den Käfig geboren wurden, und Vögel, die fliegen. Und wer möchte schon in den engen Grenzen eines vergänglichen Trends gefangen sein? Reinhard Kleist offensichtlich nicht.

Spätestens seit »Walk the Line« im Kino lief, kann man guten Gewissens von »Cashmania« reden. Franz Dobler verwendet diese Vokabel in seinem Vorwort zu Reinhard Kleists Comicbiographie »Cash – I see a darkness«. Cashmania. Ein Ausdruck für die allgemeine Begeisterung, die Johnny Cash posthum zuteil wird. Der schwarze Highwayman, Mister Ring-of-Fire, hat es in die Popkultur geschafft. Fast möchte man von Kult sprechen, wäre das Wort nicht so abgegriffen.

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02.07.2006

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Kleists »Cash – I see a darkness« scheint also einen Trend zu treffen. Ist ja auch nicht schwierig. Man nehme: Einen bekannten, aber nicht allzu abgegriffenen Musiker. Dazu rühre man seinen Lebenslauf und ein paar seiner Songtexte. Vermische knackige Zitate mit ein wenig Lebensweisheit, Zeitgeist und Fakten - und fertig ist die Biographie!

Sicher, so würde ein Trendprodukt gemacht werden. Zum Glück ist »Cash – I see a darkness« keines, Reinhard Kleist sei dank! Der Zeichner geht mit hartem, aber sehr feinem und kontrolliertem Strich zu Werke. Ganz in Schwarz und Weiß, wie es für Johnny Cash nicht anders sein könnte. Musik, Drogen, June Carter und Folsom Prison - alles, was zu Johnny gehört, ist da. Zwischen die bekannten Fakten mischen sich Untertöne, die tiefer und an den schlichten Ereignissen vorbei blicken lassen. Johnny Cash auf dem Baumwollfeld mit seinem Bruder, familiäre Szenen, die Schlussequenz, in der ein ganzes Leben rekapituliert wird.

Was Reinhard Kleist dem Leser da sehr behutsam mitteilen möchte, hat mit dem Gefühl zu tun, ein Gefangener zu sein. Immer die eigenen Grenzen sehen, gegen sie anstürmen, sie überwinden, bloß, um eine Weile Ruhe zu finden und sich eigentlich doch nicht vom Fleck zu bewegen. Cash fühlte sich eingesperrt. Zunächst im ländlich-armen Milieu seiner Kindheit, dann in seiner Ehe, zuletzt auf der Bühne und im Drogensumpf. Deshalb konnte er in Folsom Prison singen und dazugehören, obwohl er selbst niemals im Knast gesessen hat.

Als auf den letzten Seiten die Geschichte von Glen Sherley zuende erzählt wird - einem jungen Inhaftierten, den Cash aus dem Gefängnis in seine Show geholt hat - ahnt der Leser einen Bruch. Cash, von der Freiheit besessen, erlebte, wie der aus Folsom befreite Sherley draußen an seiner eigenen Freiheit zugrunde ging. Vielleicht hat es geholfen, dass Cash sich zum Ende seiner Tage nicht mehr ganz so gefangen und eingegrenzt in der Welt fühlte. Denn vielleicht gibt es Vögel, die für den Käfig geboren wurden, und Vögel, die fliegen. Und wer möchte schon in den engen Grenzen eines vergänglichen Trends gefangen sein? Reinhard Kleist offensichtlich nicht.

geschrieben am 31.10.2006 | 493 Wörter | 2648 Zeichen

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