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Typografie kompakt


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Rezension von

Dr. Hermann Joosten

Typografie kompakt Computer, so könnte man definieren, sind jene Geräte, mit denen jeder nach kurzer Einarbeitungszeit wilde und wirre Textwüsten herstellen kann. Oder: Computer sind Geräte, mit denen die Designkatastrophe nur einen Mausklick entfernt ist. Wer dies alles vermeiden möchte, findet in diesem Buch Rat und Regeln. Bollwage behandelt die wesentlichen Regeln der Makro- und Mikrotypografie. Im Einzelnen sind dies: Ränder und Satzspiegel, Ausrichtung, Abstände, Schriftarten und Schriftwirkungen. Für diejenigen, die ihre Geschäftspapiere konsequent im Corporate Design selbst gestalten wollen, bringt der Autor ein eigenes Kapitel mit vielen Beispielen. Das Einführungskapitel gibt eine Übersicht über die Papierformate. Insgesamt ist der Inhalt sehr qualifiziert, didaktisch gut aufbereitet und exzellent gestaltet. Das nachgestellte Adjektiv “kompakt” im Titel heißt: Beschränkung auf das typografisch Wesentliche – wer mehr wissen will, kann den Literaturempfehlungen des Autors folgen. Jedoch gibt es einen Punkt, der Kritik erfordert. Der Buchtitel wird im Allgemeinen vom Verlag bestimmt. So hat wahrscheinlich dieser den Zusatz im Untertitel “... am Computer” zu verantworten. Diesen Zusatz hat der Verlag wohl zur Verkaufsförderung hinzugefügt. Wer darauf Wert legt, wird enttäuscht. Zwar erwähnt Bollwage ab und an QuarkXPress – aber wozu? Hierbei handelt es sich um ein professionelles Satzprogramm – teuer und schwierig. Wer damit arbeitet, braucht die Hinweise wohl kaum, und wer es nicht hat, braucht die Hinweise nicht. Dann z.B. werden dem Leser noch auf drei Seiten “die versteckten Tastenbelegungen” von zwei Schriften auf drei Seiten gezeigt. Das ist nicht nur eine völlige Platzverschwendung, sondern auch ein Ärgernis. Nur scheinbar wird hiermit das Titelversprechen “am Computer” eingelöst. Tatsächlich fehlt alles Wichtige. Zunächst muss man sagen, dass die Tastenbelegungen nicht versteckt sind, weil Verstecken eine aktive Handlung zum Zwecke des Verbergens beinhaltet. Der Leser soll sich dann darüber freuen, dass der Autor ihm die Verstecke verrät. Mit diesem rhetorischen Trick arbeiten inzwischen auch die Computerzeitschriften, indem alles Mögliche erst zum Geheimnis erklärt wird, wodurch der so neugierig gemachte zum Kauf stimuliert wird. Weiter erfährt der Leser nichts darüber, daß die abgedruckte Tasturbelegung nur für Apple-Rechner gilt und die Belegung je nach Betriebssystem unterschiedlich ist. Nutzer anderer Betriebssysteme werden sich sehr wundern, wenn sie den Angaben des Autors folgen. Übrigens ist die abgedruckte Belegung nicht allzu hilfreich, da die reguläre Tastenbelegung nicht mit abgedruckt ist. So sollte der Autor dem Leser doch besser vermitteln, wie er sich die Tastaturbelegung für die Fonts, mit denen er arbeitet, selber ausdrucken kann. Nutzer des Betriebssystems “Windows” können dies z.B. mit dem Programm “Typograf” (www.neuber.com). Zudem sollte der Leser darüber informiert werden, wie man Schriften am Computer verwaltet – es gibt für alle Betriebssysteme Programme dafür. Und nun noch eine Aufzählung, was sonst noch fehlt, um den Zusatz im Untertitel zu rechtfertigen: z. B. eine Einführung in die Schrifttechnologie am Computer und am Drucker, Grundlagen der Fonttechnologie, Belegung (ASCII, ANSI etc.), Bitmap-Fonts, Vektor-Fonts, Truetype- und Postscript-Fonts, Hinweis auf Expert-Fonts, Qualitätsbeurteilung von Schriften, Einsatz von Schriften (z.B. echte und falsche Kursive), Funktion des Adobe-Type-Mangers, Belichtungsprobleme, Schriftkonvertierung zwischen Betriebssystemen, Möglichkeiten zur Schriftbearbeitung und eigener Schriftgestaltung und schlußendlich auch Hinweise auf Editoren und Satzprogramme. Wem es um eine fachlich versierte Beschreibung der Grundlagen der Typografie geht, dem kann dieses Buch uneingeschränkt empfohlen werden. Wer etwas über Schrift am Computer erfahren will, geht leer aus. Hier kann man Autor und Verlag nur raten, den Zusatz “... am Computer” wegzulassen oder das Buch zu erweitern.

Computer, so könnte man definieren, sind jene Geräte, mit denen jeder nach kurzer Einarbeitungszeit wilde und wirre Textwüsten herstellen kann. Oder: Computer sind Geräte, mit denen die Designkatastrophe nur einen Mausklick entfernt ist.

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Wer dies alles vermeiden möchte, findet in diesem Buch Rat und Regeln. Bollwage behandelt die wesentlichen Regeln der Makro- und Mikrotypografie. Im Einzelnen sind dies: Ränder und Satzspiegel, Ausrichtung, Abstände, Schriftarten und Schriftwirkungen. Für diejenigen, die ihre Geschäftspapiere konsequent im Corporate Design selbst gestalten wollen, bringt der Autor ein eigenes Kapitel mit vielen Beispielen. Das Einführungskapitel gibt eine Übersicht über die Papierformate. Insgesamt ist der Inhalt sehr qualifiziert, didaktisch gut aufbereitet und exzellent gestaltet. Das nachgestellte Adjektiv “kompakt” im Titel heißt: Beschränkung auf das typografisch Wesentliche – wer mehr wissen will, kann den Literaturempfehlungen des Autors folgen.

Jedoch gibt es einen Punkt, der Kritik erfordert. Der Buchtitel wird im Allgemeinen vom Verlag bestimmt. So hat wahrscheinlich dieser den Zusatz im Untertitel “... am Computer” zu verantworten. Diesen Zusatz hat der Verlag wohl zur Verkaufsförderung hinzugefügt. Wer darauf Wert legt, wird enttäuscht. Zwar erwähnt Bollwage ab und an QuarkXPress – aber wozu? Hierbei handelt es sich um ein professionelles Satzprogramm – teuer und schwierig. Wer damit arbeitet, braucht die Hinweise wohl kaum, und wer es nicht hat, braucht die Hinweise nicht. Dann z.B. werden dem Leser noch auf drei Seiten “die versteckten Tastenbelegungen” von zwei Schriften auf drei Seiten gezeigt. Das ist nicht nur eine völlige Platzverschwendung, sondern auch ein Ärgernis. Nur scheinbar wird hiermit das Titelversprechen “am Computer” eingelöst. Tatsächlich fehlt alles Wichtige. Zunächst muss man sagen, dass die Tastenbelegungen nicht versteckt sind, weil Verstecken eine aktive Handlung zum Zwecke des Verbergens beinhaltet. Der Leser soll sich dann darüber freuen, dass der Autor ihm die Verstecke verrät. Mit diesem rhetorischen Trick arbeiten inzwischen auch die Computerzeitschriften, indem alles Mögliche erst zum Geheimnis erklärt wird, wodurch der so neugierig gemachte zum Kauf stimuliert wird. Weiter erfährt der Leser nichts darüber, daß die abgedruckte Tasturbelegung nur für Apple-Rechner gilt und die Belegung je nach Betriebssystem unterschiedlich ist. Nutzer anderer Betriebssysteme werden sich sehr wundern, wenn sie den Angaben des Autors folgen. Übrigens ist die abgedruckte Belegung nicht allzu hilfreich, da die reguläre Tastenbelegung nicht mit abgedruckt ist. So sollte der Autor dem Leser doch besser vermitteln, wie er sich die Tastaturbelegung für die Fonts, mit denen er arbeitet, selber ausdrucken kann. Nutzer des Betriebssystems “Windows” können dies z.B. mit dem Programm “Typograf” (www.neuber.com). Zudem sollte der Leser darüber informiert werden, wie man Schriften am Computer verwaltet – es gibt für alle Betriebssysteme Programme dafür. Und nun noch eine Aufzählung, was sonst noch fehlt, um den Zusatz im Untertitel zu rechtfertigen: z. B. eine Einführung in die Schrifttechnologie am Computer und am Drucker, Grundlagen der Fonttechnologie, Belegung (ASCII, ANSI etc.), Bitmap-Fonts, Vektor-Fonts, Truetype- und Postscript-Fonts, Hinweis auf Expert-Fonts, Qualitätsbeurteilung von Schriften, Einsatz von Schriften (z.B. echte und falsche Kursive), Funktion des Adobe-Type-Mangers, Belichtungsprobleme, Schriftkonvertierung zwischen Betriebssystemen, Möglichkeiten zur Schriftbearbeitung und eigener Schriftgestaltung und schlußendlich auch Hinweise auf Editoren und Satzprogramme.

Wem es um eine fachlich versierte Beschreibung der Grundlagen der Typografie geht, dem kann dieses Buch uneingeschränkt empfohlen werden. Wer etwas über Schrift am Computer erfahren will, geht leer aus. Hier kann man Autor und Verlag nur raten, den Zusatz “... am Computer” wegzulassen oder das Buch zu erweitern.

geschrieben am 23.02.2003 | 549 Wörter | 3447 Zeichen

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