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Herausforderung Euro


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Rezension von

Gérard Bökenkamp

Herausforderung Euro Im Gegensatz zu Außenpolitikern sind Wirtschafts- und Finanzpolitiker, was das Schreiben von Memoiren angeht, eher zurückhaltend. Das ist bedauerlich und begrüßenswert ist es, dass Hans Tietmeyer sich entschieden hat seine Erinnerungen zu Papier zu bringen. Das Buch ist tatsächlich keine wirklichen Memoiren sondern es ist zwischen Erinnerungen und Sachbuch angesiedelt. „Herausforderung Euro“ spannt einen Bogen von der Einführung der DM und das System von Bretton-Woods bis zur den aktuellen Problemen der unvollendeten europäischen Einheit unserer Tage. Tietmeyers Darstellung ist immer sachlich und zurückhaltend im Ton. Etwa ein Drittel des Buches widmet sich der Problemlage der siebziger und achtziger Jahre, die die Entscheidung für eine gemeinsame europäische Währung erst verständlich werden lassen. Der Aufwertungsdruck durch den Dollar, das Ende des Systems von Bretton-Woods, das Prinzip der so genannten „Währungsschlange“ und vor allem, wohl einer der wichtigsten Punkte für die Entstehung des Euro, das tiefe Missfallen der Franzosen über die Schwäche des Franc gegenüber der DM werden in diesem Teil beschrieben. Als die Wiedervereinigung kam war der Prozess im Prinzip bereits durch den Delors-Bericht, der auf den Werner-Bericht von 1970 zurückgriff, eingeleitet worden. Die wichtigsten Weichenstellungen waren bereits vor dem Mastrichter Gipfel eingeleitet worden. Auf diesem selbst am 9. und 10. Dezember 1991 ging es im Wesentlich um die Festlegung der Sonderregelung für Großbritannien. Insgesamt beurteilt den folgenden Weg zum Euro als Erfolg, hatten sich doch die stabilitätspolitischen und institutionellen Vorstellungen der Bundesbank mit der Rückendeckung der Bundesregierung durchgesetzt. Mit Sorge betrachtet Tietmeyer jedoch die Entwicklung der Haushalte und die strukturellen Schwächen von Wachstum und Arbeitsmarkt seit der Einführung des Euro und stellt fest: „Der Euro, so erstrebenswert er aus politischen und ökonomischen Gründen ist, wird unsere aufgelaufenen Strukturprobleme nicht lösen, er wird sie aber deutlicher und relevanter machen.“ Das Buch ist wichtig und wird in keiner Bibliographie über den Weg zum Euro fehlen dürfen. Insgesamt ist das Buch zu kurz! Als Staatssekretär im Finanzministerium und Bundesbankpräsident war Tietmeyer eine der bedeutendsten Figuren der deutschen Wirtschaftspolitik. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass seine Kenntnisse und sein Erfahrungsschatz überragend sind. Es wäre sehr wünschenswert gewesen, dass Tietmeyer echte umfassende Memoiren vorgelegt hätte, die aus diesem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Das hat er ebenso wenig getan wie sein einstiger Dienstherr Gerhard Stoltenberg. Tietmeyer ist zu diskret und wohl vor allem zu höflich, um vor dem Leser auszubreiten, wie hart die Auseinandersetzung eigentlich geführt wurde, wie sehr auch persönliche Animositäten im Spiel waren. Über Andeutungen und Verweise auf die Presse und andere Darstellungen geht Tietmeyer nicht hinaus. Eine solche Beschreibung einzufordern ist kein Voyeurismus sondern Interesse an dem eigentlichen Kern des Politischen. Wer etwas mehr von dem Originalton der damaligen Debatten erfahren möchte, dem seien die Memoiren von Margaret Thatcher und John Major empfohlen.

Im Gegensatz zu Außenpolitikern sind Wirtschafts- und Finanzpolitiker, was das Schreiben von Memoiren angeht, eher zurückhaltend. Das ist bedauerlich und begrüßenswert ist es, dass Hans Tietmeyer sich entschieden hat seine Erinnerungen zu Papier zu bringen. Das Buch ist tatsächlich keine wirklichen Memoiren sondern es ist zwischen Erinnerungen und Sachbuch angesiedelt. „Herausforderung Euro“ spannt einen Bogen von der Einführung der DM und das System von Bretton-Woods bis zur den aktuellen Problemen der unvollendeten europäischen Einheit unserer Tage. Tietmeyers Darstellung ist immer sachlich und zurückhaltend im Ton.

Etwa ein Drittel des Buches widmet sich der Problemlage der siebziger und achtziger Jahre, die die Entscheidung für eine gemeinsame europäische Währung erst verständlich werden lassen. Der Aufwertungsdruck durch den Dollar, das Ende des Systems von Bretton-Woods, das Prinzip der so genannten „Währungsschlange“ und vor allem, wohl einer der wichtigsten Punkte für die Entstehung des Euro, das tiefe Missfallen der Franzosen über die Schwäche des Franc gegenüber der DM werden in diesem Teil beschrieben. Als die Wiedervereinigung kam war der Prozess im Prinzip bereits durch den Delors-Bericht, der auf den Werner-Bericht von 1970 zurückgriff, eingeleitet worden. Die wichtigsten Weichenstellungen waren bereits vor dem Mastrichter Gipfel eingeleitet worden. Auf diesem selbst am 9. und 10. Dezember 1991 ging es im Wesentlich um die Festlegung der Sonderregelung für Großbritannien. Insgesamt beurteilt den folgenden Weg zum Euro als Erfolg, hatten sich doch die stabilitätspolitischen und institutionellen Vorstellungen der Bundesbank mit der Rückendeckung der Bundesregierung durchgesetzt. Mit Sorge betrachtet Tietmeyer jedoch die Entwicklung der Haushalte und die strukturellen Schwächen von Wachstum und Arbeitsmarkt seit der Einführung des Euro und stellt fest: „Der Euro, so erstrebenswert er aus politischen und ökonomischen Gründen ist, wird unsere aufgelaufenen Strukturprobleme nicht lösen, er wird sie aber deutlicher und relevanter machen.“

Das Buch ist wichtig und wird in keiner Bibliographie über den Weg zum Euro fehlen dürfen.

Insgesamt ist das Buch zu kurz! Als Staatssekretär im Finanzministerium und Bundesbankpräsident war Tietmeyer eine der bedeutendsten Figuren der deutschen Wirtschaftspolitik. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, dass seine Kenntnisse und sein Erfahrungsschatz überragend sind. Es wäre sehr wünschenswert gewesen, dass Tietmeyer echte umfassende Memoiren vorgelegt hätte, die aus diesem reichen Erfahrungsschatz schöpfen. Das hat er ebenso wenig getan wie sein einstiger Dienstherr Gerhard Stoltenberg.

Tietmeyer ist zu diskret und wohl vor allem zu höflich, um vor dem Leser auszubreiten, wie hart die Auseinandersetzung eigentlich geführt wurde, wie sehr auch persönliche Animositäten im Spiel waren. Über Andeutungen und Verweise auf die Presse und andere Darstellungen geht Tietmeyer nicht hinaus. Eine solche Beschreibung einzufordern ist kein Voyeurismus sondern Interesse an dem eigentlichen Kern des Politischen. Wer etwas mehr von dem Originalton der damaligen Debatten erfahren möchte, dem seien die Memoiren von Margaret Thatcher und John Major empfohlen.

geschrieben am 09.04.2006 | 449 Wörter | 2792 Zeichen

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