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Weltenwanderer, Bd. 6: Bund der Schatten


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Rezension von

Marc-Florian Wendland

Bund der Schatten Nach 3000-jĂ€hrigem Schlaf ist der fĂŒrchterlichste Totenbeschwörer aus seiner Verbannung zurĂŒckgekehrt, den die Welt je gesehen (und wohlweislich verbannt) hat: der Nekromant Albanazar. Rasch rafft er seine einstigen Gefolgsleute, die Asfhar – DĂ€monen des Nekromanten – und eine Armee von untoten Kriegern zusammen, um durch sie Leid und Schrecken zu verbreiten. Sein Begehr ist Rache und die Unterwerfung der ihm bekannten Welt. Einzig der Bund der Schatten, eine geheime (und beinahe) vergessene Vereinigung aller Rassen und ZĂŒnfte, steht dem Nekromanten noch im Wege. Gegen die Übermacht des Nekromanten, auf dessen Seite sich auch die Orks geschlagen haben, erscheint ein Sieg jedoch aussichtslos
 „Bund der Schatten“ ist das wohl ambitionierteste Werk der bisherigen Weltenwanderer-Reihe. Neben der Tatsache, dass es mit 75 Seiten der lĂ€ngste Band ist, finden sich bereits auf den ersten Seiten Indizien dafĂŒr, dass Wolfgang Tanke einen recht umfassenden Kurzroman vorlegt: Dramatis Personae, Prolog, 14 Kapitel und Epilog. Inwiefern sich ein fĂŒr einen ordinĂ€ren Roman ausreichender Plott in die Grenzen eines Kurzromans zwingen lĂ€sst, steht auf einem anderen Blatt. ZunĂ€chst viel der ehrgeizige Anspruch des Autors auf, eine eigene ausladende Welt zu kreieren. Die Geschichte wartet mit den alt bekannten und stets gerne entliehenen Tolkien‘schen Rassen auf: Menschne, Orks, Zwerge und Elfen (wenigstens keine Elben). Hinzu kommt ein einstmals verbannter dunkler Obermotz, Heerscharen von Skelettkriegern und Vögeln in den Diensten des Dunklen, sowie DĂ€monen des Nekromaten (Asfhar), die in ihrer Erscheinung erschreckend an die Totesser des Dunklen Lords Voldemort erinnern. Eine alte Prophezeiung, die die RĂŒckkehr des Dunklen ankĂŒndigt, darf natĂŒrlich nicht fehlen. Zusammengenommen fĂ€llt auf, dass Tanke den klassischsten aller Fantasy-Plotts auswĂ€hlte, diesen jedoch durch individuelle Abwandlungen hier und da zu sprengen versteht. Beispielhaft sei die stille, ja beinahe unspektakulĂ€re RĂŒckkehr des Nekromanten erwĂ€hnt, da seine RĂŒckkehr augenscheinlich von den Völkern vergessen wurde – was mir persönlich einen Schmunzler entlockte. Eine weitere Flucht aus dem Schatten Tolkiens schafft der Autor, indem er die Orks nicht als von Grund auf boshafte Rasse beschreibt, die sich folglich nicht aus freien StĂŒcken auf die Seite des Nekromanten schlugen. Eine interessante Idee. Dennoch gelingt es Tanke zu selten wirklich innovative Fantasy zu prĂ€sentieren. Die Ketten der klassischen High Fantasy-Geschichten geben indes auch nur wenig Spielraum dafĂŒr. Einige logische Ungereimtheiten fielen auf. Da die Orks nicht als dummes Volk dargestellt werden, verwundert es sehr, dass zwei von ihnen durch den Elfenwald wandern, den seit Jahrzehnten kein Ork mehr lebend verlassen hatte. ZufĂ€lligerweise trĂ€gt einer dieser Orks ein Amulett um den Hals, welches vom Kommen des Nekromanten berichtet und das genau zu jener Zeit, in der der Nekromant tatsĂ€chlich zurĂŒckkehrt. Noch deutlicher waren die konzeptionellen Probleme vor der Endschlacht. Nachdem die gesamte Streitmacht des Bundes der Schatten nicht gegen die Heerscharen orkischer und untoter Krieger hatte gewinnen können, besiegt letztlich ein winziger Stoßtrupp aus drei Dutzend KĂ€mpfern die scheinbar unbesiegbare Gefahr. Einen großen Trumpf stellten dabei die elfischen UmhĂ€nge dar, die die KĂ€mpfer vor den Augen ihrer Gegner verbargen. Da stellt sich mir die Frage, warum die an der Schlacht nicht beteiligenden Elfen nicht von Anfang an diese UmhĂ€nge einsetzten, um den Nekromanten unmittelbar anzugreifen? Der Großteil der Geschichte ist jedoch frei von Fehlern dieser Art. Bleibt noch die LĂ€nge der Geschichte zu diskutieren, die fĂŒr einen auf diese Art angelegten Roman deutlich zu kurz ist. Tanke presst einen fĂŒr einen eigenen Weltenroman ausreichenden Stoff in die Rahmenbedingungen eines Kurzromans, was leider deutlich zu Lasten des Inhalts geht. Die Geschichte handelt an zu vielen unausgereiften, lediglich angerissenen und dann wieder vergessenen Orten, was spĂ€testens nach der HĂ€fte des Romans verwirrt und den Lesegenuss beeintrĂ€chtigt. Gleiches gilt fĂŒr die Charaktere, die natĂŒrlich keine Tiefe besitzen (können). Insbesondere der Nekromant und seine Banshee bleiben ohne Leben. Vielleicht hĂ€tte der Autor auf einige kleine Nebengeschichten verzichten sollen und diese signifikanten Charaktere hervorheben sollen. Abschließend möchte ich erwĂ€hnen, dass der Autor eine beeindrucke Welt geschaffen hat, die sich zwar in alt bekannte Formen gießen lĂ€sst, aber genug Individualismus besitzt um detaillierter ausgeformt zu werden, als es in der Weltenwanderer-Reihe möglich ist. Wolfgang Tanke versteht es zu schreiben – zu erzĂ€hlen – ohne zu langweilen, wenngleich der Leser kaum mit den oberflĂ€chlich gestalteten und bleibenden Charakteren leidet und bangt. Der Roman ist in sich schlĂŒssig, einige kleine Ungereimtheiten (die sich in jeder Geschichte finden lassen) fallen nicht ins Gewicht. Dennoch ist die Geschichte eher fĂŒr einen lĂ€ngeren Roman gedacht – und es wĂŒrde mich nicht wundern, wenn der Autor bereits an dessen Vollendung arbeitet.

Nach 3000-jĂ€hrigem Schlaf ist der fĂŒrchterlichste Totenbeschwörer aus seiner Verbannung zurĂŒckgekehrt, den die Welt je gesehen (und wohlweislich verbannt) hat: der Nekromant Albanazar. Rasch rafft er seine einstigen Gefolgsleute, die Asfhar – DĂ€monen des Nekromanten – und eine Armee von untoten Kriegern zusammen, um durch sie Leid und Schrecken zu verbreiten. Sein Begehr ist Rache und die Unterwerfung der ihm bekannten Welt. Einzig der Bund der Schatten, eine geheime (und beinahe) vergessene Vereinigung aller Rassen und ZĂŒnfte, steht dem Nekromanten noch im Wege. Gegen die Übermacht des Nekromanten, auf dessen Seite sich auch die Orks geschlagen haben, erscheint ein Sieg jedoch aussichtslos


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Die Geschichte wartet mit den alt bekannten und stets gerne entliehenen Tolkien‘schen Rassen auf: Menschne, Orks, Zwerge und Elfen (wenigstens keine Elben). Hinzu kommt ein einstmals verbannter dunkler Obermotz, Heerscharen von Skelettkriegern und Vögeln in den Diensten des Dunklen, sowie DĂ€monen des Nekromaten (Asfhar), die in ihrer Erscheinung erschreckend an die Totesser des Dunklen Lords Voldemort erinnern. Eine alte Prophezeiung, die die RĂŒckkehr des Dunklen ankĂŒndigt, darf natĂŒrlich nicht fehlen. Zusammengenommen fĂ€llt auf, dass Tanke den klassischsten aller Fantasy-Plotts auswĂ€hlte, diesen jedoch durch individuelle Abwandlungen hier und da zu sprengen versteht. Beispielhaft sei die stille, ja beinahe unspektakulĂ€re RĂŒckkehr des Nekromanten erwĂ€hnt, da seine RĂŒckkehr augenscheinlich von den Völkern vergessen wurde – was mir persönlich einen Schmunzler entlockte. Eine weitere Flucht aus dem Schatten Tolkiens schafft der Autor, indem er die Orks nicht als von Grund auf boshafte Rasse beschreibt, die sich folglich nicht aus freien StĂŒcken auf die Seite des Nekromanten schlugen. Eine interessante Idee. Dennoch gelingt es Tanke zu selten wirklich innovative Fantasy zu prĂ€sentieren. Die Ketten der klassischen High Fantasy-Geschichten geben indes auch nur wenig Spielraum dafĂŒr.

Einige logische Ungereimtheiten fielen auf. Da die Orks nicht als dummes Volk dargestellt werden, verwundert es sehr, dass zwei von ihnen durch den Elfenwald wandern, den seit Jahrzehnten kein Ork mehr lebend verlassen hatte. ZufĂ€lligerweise trĂ€gt einer dieser Orks ein Amulett um den Hals, welches vom Kommen des Nekromanten berichtet und das genau zu jener Zeit, in der der Nekromant tatsĂ€chlich zurĂŒckkehrt. Noch deutlicher waren die konzeptionellen Probleme vor der Endschlacht. Nachdem die gesamte Streitmacht des Bundes der Schatten nicht gegen die Heerscharen orkischer und untoter Krieger hatte gewinnen können, besiegt letztlich ein winziger Stoßtrupp aus drei Dutzend KĂ€mpfern die scheinbar unbesiegbare Gefahr. Einen großen Trumpf stellten dabei die elfischen UmhĂ€nge dar, die die KĂ€mpfer vor den Augen ihrer Gegner verbargen. Da stellt sich mir die Frage, warum die an der Schlacht nicht beteiligenden Elfen nicht von Anfang an diese UmhĂ€nge einsetzten, um den Nekromanten unmittelbar anzugreifen? Der Großteil der Geschichte ist jedoch frei von Fehlern dieser Art.

Bleibt noch die LĂ€nge der Geschichte zu diskutieren, die fĂŒr einen auf diese Art angelegten Roman deutlich zu kurz ist. Tanke presst einen fĂŒr einen eigenen Weltenroman ausreichenden Stoff in die Rahmenbedingungen eines Kurzromans, was leider deutlich zu Lasten des Inhalts geht. Die Geschichte handelt an zu vielen unausgereiften, lediglich angerissenen und dann wieder vergessenen Orten, was spĂ€testens nach der HĂ€fte des Romans verwirrt und den Lesegenuss beeintrĂ€chtigt. Gleiches gilt fĂŒr die Charaktere, die natĂŒrlich keine Tiefe besitzen (können). Insbesondere der Nekromant und seine Banshee bleiben ohne Leben. Vielleicht hĂ€tte der Autor auf einige kleine Nebengeschichten verzichten sollen und diese signifikanten Charaktere hervorheben sollen.

Abschließend möchte ich erwĂ€hnen, dass der Autor eine beeindrucke Welt geschaffen hat, die sich zwar in alt bekannte Formen gießen lĂ€sst, aber genug Individualismus besitzt um detaillierter ausgeformt zu werden, als es in der Weltenwanderer-Reihe möglich ist. Wolfgang Tanke versteht es zu schreiben – zu erzĂ€hlen – ohne zu langweilen, wenngleich der Leser kaum mit den oberflĂ€chlich gestalteten und bleibenden Charakteren leidet und bangt. Der Roman ist in sich schlĂŒssig, einige kleine Ungereimtheiten (die sich in jeder Geschichte finden lassen) fallen nicht ins Gewicht. Dennoch ist die Geschichte eher fĂŒr einen lĂ€ngeren Roman gedacht – und es wĂŒrde mich nicht wundern, wenn der Autor bereits an dessen Vollendung arbeitet.

geschrieben am 12.10.2010 | 735 Wörter | 4473 Zeichen

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