ISBN | 3831318468 | |
Autor | Uli Auffermann | |
Verlag | Wartberg Verlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 63 | |
Erscheinungsjahr | 2008 | |
Extras | - |
Der „Pott“, die Industrieregion zwischen Ruhr, Emscher und Rhein, zwischen Dortmund und Duisburg erlebte Mitte des vergangenen Jahrhunderts einen der wohl prägendsten Strukturwandel in der Bundesrepublik. Die einschneidenden Veränderungen, die fast alle Bereiche der Kultur, der Wirtschaft und des Alltags der in der Region lebenden Menschen erfassten, lassen den Blick zurück zu einer Reise in eine scheinbar weit entfernte Vergangenheit werden: Maloche auf der Zeche, rauchende Schlote der riesigen Stahlwerke, dies alles sind Bilder, denen man heute im Revier zumeist in museal anmutenden Industrieparks und den Erzählungen der Älteren begegnet.
Die Generation der um 1960 Geborenen erlebte eine wohl einzigartige Kindheit im „Ruhrpott“: Sie verlebte ihre ersten Lebensjahre noch in der Umgebung der großen Industriestätten, doch schon in ihrer Jugend vollzog sich ein rasanter Strukturwandel, der die Montanindustrie unumkehrbar aus den großen Metropolen an der Ruhr hinausfegte. Der Bochumer Journalist Uli Auffermann hat nun mit dem Bildband „Unsere Kindheit in Bochum. Aufgewachsen in den 60er und 70er Jahren“ eine Zusammenstellung von Bildern und Texten vorgelegt, die an eben diese Zeit der strukturellen Veränderungen im Ruhrgebiet erinnert. Ausgehend von der Idee der kollektiven Kindheitserfahrungen der um 1960 in Bochum Geborenen, erzählt er Geschichten und Anekdoten, die in dem Dabeigewesenen Erinnerungen wachrufen, dem interessierten Leser manches Schmunzeln entlocken. Grundlegendes Muster der Bildbandreihe des Wartberg-Verlags, dem der hier vorzustellende Band entstammt, ist eine Verbindung von scheinbar persönlichen Kindheitserinnerungen mit den diese Erinnerungen wachrufenden Bildern. (Siehe hierzu auch die Rezension zu: Ingeborg Rechlin, Regina Söffker: Aufgewachsen in der DDR - Wir vom Jahrgang 1938, Wartberg Verlag 2008.)
Der Blick zurück gerät bei Auffermann nicht selten zu einem schmachtenden Blick in die selige Vergangenheit, in der der Knappe noch unter Tage fuhr und das Geld in der Schwerindustrie hart (und ehrlich) verdient wurde. Trauer erfasst nicht nur die Kumpels der letzten Schicht auf der Zeche Prinz Regent, Trauer erfasst auch den Leser, der das Foto der bedrückten Bergarbeiter unter dem Titel „Die Zechen sterben“ präsentiert bekommt. Aber wo die Zeit das Alte wegfegt, wo die alten Blickfänge der Region verschwinden, da entstehen fast zeitgleich neue prägende Ansichten: Die Konsumtempel des Einkaufszentrums Ruhrpark, das muschelähnliche Audimax der Ruhr- Universität, die moderne Kuppel des Planetariums, dies alles sind von Uli Auffermann in den Blick genommene Hoffnungsschimmer in einer Region, die mit der Montanindustrie auch einen Teil ihrer visuellen Identität verlor.
geschrieben am 11.01.2009 | 382 Wörter | 2388 Zeichen
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