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Das Daimler-Desaster – Vom Vorzeigekonzern zum Sanierungsfall?


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Rezension von

Gérard Bökenkamp

Das Daimler-Desaster – Vom Vorzeigekonzern zum Sanierungsfall? Jürgen Grässlin ist der Sprecher der "Kritischen AktionärInnen Daimler-Chrysler." Dass diese nie Freunde des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp waren, ist kein Geheimnis. Grässlin selbst ist Verfasser einer Schrempp-Biographie, die auch zum persönlichen Zerwürfnis zwischen beiden geführt hat. Das Buch ist eine Abrechnung mit der Firmenpolitik in der Ära Schrempp. Grässlin zieht eine Bilanz dieser Ära und des gescheiterten Versuchs den Daimler-Konzern nach der Fusion mit Chrysler zum führenden Automobilkonzern der Welt zu machen. Grässlin beschreibt die misslungene Fusion mit Chrysler, den gescheiterten Versuch mit Mitsubishi in Asien Fuß zu fassen, den Verfall des Aktienkurses, die Rückschläge bei Technologie und Qualität, die falsche Markenpolitik und die Imageprobleme in Folge von Rüstungsbeteiligungen. Das Kapitel über das "Graumarkt-Desaster" ist das spannendste und brisanteste des Buches. Fahrzeuge jenseits des normalen Betriebsweges zu niedrigeren Preisen zu verkaufen, ist nicht illegal aber dennoch problematisch. Daimler nutzte diese Praxis, um die auf Halde produzierten Wagen doch noch auf den Markt zu bringen und die Absatzschwierigkeiten zu verschleiern. Um dem Image des Unternehmens nicht zu schaden und die an feste Preise gebundenen Vertragshändler nicht zu verärgern, wurde dieser Handel über Dritte abgewickelt. Diese Praxis wird als "Graumarkt" bezeichnet. Folgt man Grässlin, hat Daimler langjährige Zulieferer für diese Praxis nicht nur benutzt, sondern es in einem Fall auch vorgezogen, einen dieser Zwischenhändler mit vorgeschobenen Vorwürfen ins Gefängnis zu schicken, um die eigene legale aber fragwürdige Verkaufspolitik zu vertuschen. Der erstaunte juristische Laie lernt in diesem Kapitel, dass man kein Terrorist oder Drogenbaron sein muss, um ohne Verurteilung für zweieinhalb Jahre im Hochsicherheitsgefängnis Stammheim zu verschwinden. Dass in diesem Fall erst der Bundesgerichtshof dem Betroffenen zu seinem Recht verholfen hat, hinterlässt beim Leser einen mehr als faden Beigeschmack. Grässlin schießt an manchen Stellen über das Ziel hinaus; beispielsweise, wenn er kritisiert, dass auch afrikanische Diktatoren Fahrzeuge aus dem Hause Daimler fahren. Aber selbst, wenn man in Rechnung stellt, dass Grässlin zu jener idealistischen Linken gehört, die gegenüber Großkonzernen wie DaimlerChrysler eine gewisse Voreingenommenheit nicht abstreifen können, bleiben sehr schwerwiegende Vorwürfe im Raum. Allein die Bedeutung von Daimler-Chrysler und der in die Firmenpolitik involvierten Deutschen Bank als Zentrum der "Deutschland AG" macht eine breite Diskussion über die in diesem Buch geäußerten Vorwürfe gegen Deutschlands führende Konzerne und die Stuttgarter Justiz notwendig.

Jürgen Grässlin ist der Sprecher der "Kritischen AktionärInnen Daimler-Chrysler." Dass diese nie Freunde des Vorstandsvorsitzenden Jürgen Schrempp waren, ist kein Geheimnis. Grässlin selbst ist Verfasser einer Schrempp-Biographie, die auch zum persönlichen Zerwürfnis zwischen beiden geführt hat. Das Buch ist eine Abrechnung mit der Firmenpolitik in der Ära Schrempp. Grässlin zieht eine Bilanz dieser Ära und des gescheiterten Versuchs den Daimler-Konzern nach der Fusion mit Chrysler zum führenden Automobilkonzern der Welt zu machen. Grässlin beschreibt die misslungene Fusion mit Chrysler, den gescheiterten Versuch mit Mitsubishi in Asien Fuß zu fassen, den Verfall des Aktienkurses, die Rückschläge bei Technologie und Qualität, die falsche Markenpolitik und die Imageprobleme in Folge von Rüstungsbeteiligungen.

Das Kapitel über das "Graumarkt-Desaster" ist das spannendste und brisanteste des Buches. Fahrzeuge jenseits des normalen Betriebsweges zu niedrigeren Preisen zu verkaufen, ist nicht illegal aber dennoch problematisch. Daimler nutzte diese Praxis, um die auf Halde produzierten Wagen doch noch auf den Markt zu bringen und die Absatzschwierigkeiten zu verschleiern. Um dem Image des Unternehmens nicht zu schaden und die an feste Preise gebundenen Vertragshändler nicht zu verärgern, wurde dieser Handel über Dritte abgewickelt. Diese Praxis wird als "Graumarkt" bezeichnet. Folgt man Grässlin, hat Daimler langjährige Zulieferer für diese Praxis nicht nur benutzt, sondern es in einem Fall auch vorgezogen, einen dieser Zwischenhändler mit vorgeschobenen Vorwürfen ins Gefängnis zu schicken, um die eigene legale aber fragwürdige Verkaufspolitik zu vertuschen. Der erstaunte juristische Laie lernt in diesem Kapitel, dass man kein Terrorist oder Drogenbaron sein muss, um ohne Verurteilung für zweieinhalb Jahre im Hochsicherheitsgefängnis Stammheim zu verschwinden. Dass in diesem Fall erst der Bundesgerichtshof dem Betroffenen zu seinem Recht verholfen hat, hinterlässt beim Leser einen mehr als faden Beigeschmack.

Grässlin schießt an manchen Stellen über das Ziel hinaus; beispielsweise, wenn er kritisiert, dass auch afrikanische Diktatoren Fahrzeuge aus dem Hause Daimler fahren. Aber selbst, wenn man in Rechnung stellt, dass Grässlin zu jener idealistischen Linken gehört, die gegenüber Großkonzernen wie DaimlerChrysler eine gewisse Voreingenommenheit nicht abstreifen können, bleiben sehr schwerwiegende Vorwürfe im Raum. Allein die Bedeutung von Daimler-Chrysler und der in die Firmenpolitik involvierten Deutschen Bank als Zentrum der "Deutschland AG" macht eine breite Diskussion über die in diesem Buch geäußerten Vorwürfe gegen Deutschlands führende Konzerne und die Stuttgarter Justiz notwendig.

geschrieben am 30.01.2006 | 369 Wörter | 2365 Zeichen

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