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Die neue Weltwirtschaftskrise


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Rezension von

Bianka Walmroth-Capek

Die neue Weltwirtschaftskrise Im Vorwort für die deutsche Ausgabe bezieht der Autor Stellung: Die deutsche Regierung muss jetzt handeln. Das in Europa eingezogene Depressionsklima können nur alle europäischen Volkswirtschaften gemeinsam besiegen. Deshalb muss auch Deutschland Milliarden aufwenden, um die Wirtschaft zu stimulieren. Das Buch ist eine analytische Abhandlung. Zentrale Zusammenhänge werden verständlich erklärt. Warum kam es in so verschiedenen Volkswirtschaften zur Katastrophe? Wie sollten die betroffenen Länder jetzt reagieren? Wie ist für die Zukunft vorzubeugen? Die erste Auflage von “Die neue Wirtschaftskrise” entstand 1999 als Reaktion auf die Asienkrise. Die gegenwärtige Krise ist nach Meinung von Krugman sogar noch verheerender. Als Erklärungsmodell für zentrale Begriffe der Marktwirtschaft wie Rezession, Inflation usw. nutzt er ein Beispiel von einer Babysitting-Kooperative. Aus den Fehlern der Weltwirtschaftskrise von 1929 hatten die Länder und Ökonomen gelernt. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es nur milde Rezessionen. Die Mitte der 70er beginnende Inflation war Mitte der 80er gebannt. Als 1987 die Börse zusammenbrach, blieb die reale Wirtschaft dank geeigneter schneller Gegenmaßnahmen der Amerikanischen Notenbank davon unberührt. Die technische Revolution, die ins Informationszeitalter führte, galt lange als Retter der Wirtschaft. Die Informationstechnologie änderte die gesamte Wirtschaft radikal. Dieses Fortschrittsgefühl und der durch die neuen Techniken erzielte Wohlstand führten zu großem Optimismus. Positiv stimmte auch erst einmal die Globalisierung. Nachdem sich diverse Faktoren für die Länder der Dritten Welt geändert hatten, war es günstig geworden, dort zu produzieren. Waren die Löhne in den neuen Industriebetrieben westlicher Firmen auch niedrig, so war doch spürbar weniger Armut vorhanden als noch vor nicht allzu langer Zeit. Der Autor weist außerdem auf die Ähnlichkeiten der Tequila-Krise mit der jetzigen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise hin. Bis in die 1970er Jahre hinein gab es in Mexiko kaum Wachstum, aber auch keine Krisen. Als dann neue Ölvorkommen entdeckt wurden, wurden hohe Kredite im Ausland aufgenommen. Mexiko galt für ausländische Investoren als sicherer Anlageplatz, der Aufschwung war fieberhaft. Als das Land plötzlich das Vertrauen der Investoren verlor und es bergab ging, zog es die anderen lateinamerikanischen Länder mit. Argentinien geriet an den Rand des Bankrotts. Die Hintergründe und möglichen Ursachen lotet der Autor detailreich aus und stellt fest: Wir haben aus der Krise in Lateinamerika die falschen Schlussfolgerungen gezogen. Die Rettungsstrategie, die bei dieser Krise spontan entworfen wurde und die funktionierte, kann bei derselben Situation in einem asiatischen Land nicht angewendet werden. Genau diese Strategie wurde dann aber bei der Asienkrise probiert und blieb erfolglos. Krugman schildert, wie Japans Wirtschaft nach langer Aufwärtsentwicklung schließlich in die Liquiditätsfalle geriet. Japanische Banken prüften die Bonität ihrer Kreditnehmer lange Zeit nicht genau. So konnten sich Spekulationsblasen bei Grundstückspreisen und Aktienkursen bilden. Als schließlich Grundstückspreise und Aktienkurse wieder zu fallen begonnen, führte das zu einer Depression, die die ganzen 90er Jahre anhielt. Selbst die Senkung der Zinssätze konnte diese Depression nicht beheben. Die Investitionsnachfrage blieb gering. Erst die Nachfrage nach Gütern aus dem Ausland ab 2003 besserte die Wirtschaftslage. Anfang der 90er bekämpften die westlichen Industrieländer eine Rezession, die Zinsen waren daher auf niedrigem Niveau. So sahen sich die Geldgeber nach besseren Anlagemöglichkeiten um. Investmentfonds bezeichneten die boomenden Länder in Südostasien nun nicht mehr als “Dritte-Welt-Länder”. Sie nannten sie “emerging markets” (aufstrebende Märkte); dies wirkte sich positiv auf die Wahrnehmung der Anleger aus. Viele der in Thailand angelegten Mittel gingen nicht nur in Bauprojekte, sie dienten der Spekulation. Die angelegten Gelder kamen aus der Privatwirtschaft, aber der Staat bürgte praktisch dafür. Vor allem aus Japan floss viel Geld nach Thailand, zumeist in Finanzierungsgesellschaften. Diese hatten nicht die Sicherheitsgarantien von Banken vorzuweisen, aber politische Beziehungen. Inhaber dieser Gesellschaften waren Verwandte von Regierungsmitgliedern. Als dann die Krise kam, wirkte sie sich sogar auf Südkorea aus, obwohl es mit den zuerst betroffenen Ländern güterwirtschaftlich kaum verflochten war. Grund war die Panik bei den Anlegern. Denn alle betroffenen Länder bekamen Geld aus demselben Fonds, aus dem nun alle ihr Geld abzogen. Ob in den einzelnen Ländern die Wirtschaft gut oder schlecht geführt war, spielte daher bei der Krise keine Rolle mehr. Ein wichtiges Kapitel ist das über die Arbeitsweise und Bedeutung von Hedgefonds. In den 90er Jahren gab es so viele davon und einige arbeiteten mit solchen Geldsummen, dass Schwierigkeiten bei den Geschäften der Hedgefonds für eine Krise an den Finanzmärkten sorgte. Auch auf das Vorgehen von Spekulanten geht Krugman ein. Er schildert Soros´ Angriff auf Großbritanniens Pfund. In einem weiteren Kapitel erklärt er, wie unter der Ägide von Alan Greenspan erst die Aktien- und dann die Häuserblase entstand. Der Autor analysiert die Hintergründe für das Entstehen der Blasen. Es folgt noch ein Exkurs über das moderne Bankwesen und das “Schattenbanksystem”. Nach Krugmans Ansicht liegt der Kern des Problems in der fehlenden Regulierung des Schattenbankensystems. Diese Banken boten ihren Kunden z.B. keine Schutzmaßnahmen wie die Einlagensicherung. Als in den USA die Immobilienblase platzte, löste das den Zusammenbruch des Schattenbankensystems aus. Krugman weist auf die Ähnlichkeiten zu den Finanzkrisen in Asien 1997 und 1998 hin. In beiden Fällen folgte der Abbau von Fremdfinanzierung der gleichen Logik. Zum Wachstum des Schattenbankensystems hat sich noch ein anderer Wandel im Finanzsystem vollzogen: die finanzielle Globalisierung. Zu Beginn der Krise gab es in jedem Land Investoren, die starke finanzielle Interessen in anderen Ländern hatten. Der Autor sieht Depressionssymptome, im Kern die Nachfrageschwäche. Zur Behebung müssen die Kredite wieder zum Fließen gebracht werden und die Nachfrage muss gestärkt werden. Außerdem braucht es einen ausreichend großen fiskalischen Stimulus. Paul Krugman schreibt so detailreich wie verständlich, dafür ist er mit seinen zahlreichen Publikationen bekannt. Im Vergleich zu Ulrich Schäfers “Der Crash des Kapitalismus” bietet er statt Polemik Hintergrundwissen. Die Beschreibungen der einzelnen Krisen sind bei Krugman akademisch belegt, Schäfer interessiert ausschließlich die Schuld im moralischen Sinne. Bei den jeweiligen Krisen lotet Krugman eine Fülle von Faktoren aus. Auch die Hinweise auf die Ähnlichkeiten der Mechanismen ist sehr lehrreich. Sucht der Leser eine Darstellung des deutschen Anteils der Krise, wird er hier allerdings nicht fündig. Krugman geht von den US-amerikanischen Verhältnissen aus, wenn er nicht speziell die Krisen wo auch immer auf dem Globus betrachtet. Ein Register hilft dem Leser bei der Orientierung. Einen schnellen Überblick bietet das Buch in seinem Detailreichtum nicht. Aber bei diesem Thema ist es nicht möglich, fundiert einen schnellen Überblick zu geben. Dafür wird der Leser anschaulich über die komplexen Sachverhalte aufgeklärt.

Im Vorwort für die deutsche Ausgabe bezieht der Autor Stellung: Die deutsche Regierung muss jetzt handeln. Das in Europa eingezogene Depressionsklima können nur alle europäischen Volkswirtschaften gemeinsam besiegen. Deshalb muss auch Deutschland Milliarden aufwenden, um die Wirtschaft zu stimulieren. Das Buch ist eine analytische Abhandlung. Zentrale Zusammenhänge werden verständlich erklärt. Warum kam es in so verschiedenen Volkswirtschaften zur Katastrophe? Wie sollten die betroffenen Länder jetzt reagieren? Wie ist für die Zukunft vorzubeugen?

Die erste Auflage von “Die neue Wirtschaftskrise” entstand 1999 als Reaktion auf die Asienkrise. Die gegenwärtige Krise ist nach Meinung von Krugman sogar noch verheerender. Als Erklärungsmodell für zentrale Begriffe der Marktwirtschaft wie Rezession, Inflation usw. nutzt er ein Beispiel von einer Babysitting-Kooperative.

Aus den Fehlern der Weltwirtschaftskrise von 1929 hatten die Länder und Ökonomen gelernt. Nach dem zweiten Weltkrieg gab es nur milde Rezessionen. Die Mitte der 70er beginnende Inflation war Mitte der 80er gebannt. Als 1987 die Börse zusammenbrach, blieb die reale Wirtschaft dank geeigneter schneller Gegenmaßnahmen der Amerikanischen Notenbank davon unberührt. Die technische Revolution, die ins Informationszeitalter führte, galt lange als Retter der Wirtschaft.

Die Informationstechnologie änderte die gesamte Wirtschaft radikal. Dieses Fortschrittsgefühl und der durch die neuen Techniken erzielte Wohlstand führten zu großem Optimismus. Positiv stimmte auch erst einmal die Globalisierung. Nachdem sich diverse Faktoren für die Länder der Dritten Welt geändert hatten, war es günstig geworden, dort zu produzieren. Waren die Löhne in den neuen Industriebetrieben westlicher Firmen auch niedrig, so war doch spürbar weniger Armut vorhanden als noch vor nicht allzu langer Zeit.

Der Autor weist außerdem auf die Ähnlichkeiten der Tequila-Krise mit der jetzigen globalen Finanz- und Wirtschaftskrise hin. Bis in die 1970er Jahre hinein gab es in Mexiko kaum Wachstum, aber auch keine Krisen. Als dann neue Ölvorkommen entdeckt wurden, wurden hohe Kredite im Ausland aufgenommen. Mexiko galt für ausländische Investoren als sicherer Anlageplatz, der Aufschwung war fieberhaft. Als das Land plötzlich das Vertrauen der Investoren verlor und es bergab ging, zog es die anderen lateinamerikanischen Länder mit. Argentinien geriet an den Rand des Bankrotts. Die Hintergründe und möglichen Ursachen lotet der Autor detailreich aus und stellt fest: Wir haben aus der Krise in Lateinamerika die falschen Schlussfolgerungen gezogen. Die Rettungsstrategie, die bei dieser Krise spontan entworfen wurde und die funktionierte, kann bei derselben Situation in einem asiatischen Land nicht angewendet werden. Genau diese Strategie wurde dann aber bei der Asienkrise probiert und blieb erfolglos.

Krugman schildert, wie Japans Wirtschaft nach langer Aufwärtsentwicklung schließlich in die Liquiditätsfalle geriet. Japanische Banken prüften die Bonität ihrer Kreditnehmer lange Zeit nicht genau. So konnten sich Spekulationsblasen bei Grundstückspreisen und Aktienkursen bilden. Als schließlich Grundstückspreise und Aktienkurse wieder zu fallen begonnen, führte das zu einer Depression, die die ganzen 90er Jahre anhielt. Selbst die Senkung der Zinssätze konnte diese Depression nicht beheben. Die Investitionsnachfrage blieb gering. Erst die Nachfrage nach Gütern aus dem Ausland ab 2003 besserte die Wirtschaftslage.

Anfang der 90er bekämpften die westlichen Industrieländer eine Rezession, die Zinsen waren daher auf niedrigem Niveau. So sahen sich die Geldgeber nach besseren Anlagemöglichkeiten um. Investmentfonds bezeichneten die boomenden Länder in Südostasien nun nicht mehr als “Dritte-Welt-Länder”. Sie nannten sie “emerging markets” (aufstrebende Märkte); dies wirkte sich positiv auf die Wahrnehmung der Anleger aus. Viele der in Thailand angelegten Mittel gingen nicht nur in Bauprojekte, sie dienten der Spekulation. Die angelegten Gelder kamen aus der Privatwirtschaft, aber der Staat bürgte praktisch dafür. Vor allem aus Japan floss viel Geld nach Thailand, zumeist in Finanzierungsgesellschaften. Diese hatten nicht die Sicherheitsgarantien von Banken vorzuweisen, aber politische Beziehungen. Inhaber dieser Gesellschaften waren Verwandte von Regierungsmitgliedern. Als dann die Krise kam, wirkte sie sich sogar auf Südkorea aus, obwohl es mit den zuerst betroffenen Ländern güterwirtschaftlich kaum verflochten war. Grund war die Panik bei den Anlegern. Denn alle betroffenen Länder bekamen Geld aus demselben Fonds, aus dem nun alle ihr Geld abzogen. Ob in den einzelnen Ländern die Wirtschaft gut oder schlecht geführt war, spielte daher bei der Krise keine Rolle mehr.

Ein wichtiges Kapitel ist das über die Arbeitsweise und Bedeutung von Hedgefonds. In den 90er Jahren gab es so viele davon und einige arbeiteten mit solchen Geldsummen, dass Schwierigkeiten bei den Geschäften der Hedgefonds für eine Krise an den Finanzmärkten sorgte. Auch auf das Vorgehen von Spekulanten geht Krugman ein. Er schildert Soros´ Angriff auf Großbritanniens Pfund.

In einem weiteren Kapitel erklärt er, wie unter der Ägide von Alan Greenspan erst die Aktien- und dann die Häuserblase entstand. Der Autor analysiert die Hintergründe für das Entstehen der Blasen. Es folgt noch ein Exkurs über das moderne Bankwesen und das “Schattenbanksystem”. Nach Krugmans Ansicht liegt der Kern des Problems in der fehlenden Regulierung des Schattenbankensystems. Diese Banken boten ihren Kunden z.B. keine Schutzmaßnahmen wie die Einlagensicherung. Als in den USA die Immobilienblase platzte, löste das den Zusammenbruch des Schattenbankensystems aus. Krugman weist auf die Ähnlichkeiten zu den Finanzkrisen in Asien 1997 und 1998 hin. In beiden Fällen folgte der Abbau von Fremdfinanzierung der gleichen Logik. Zum Wachstum des Schattenbankensystems hat sich noch ein anderer Wandel im Finanzsystem vollzogen: die finanzielle Globalisierung. Zu Beginn der Krise gab es in jedem Land Investoren, die starke finanzielle Interessen in anderen Ländern hatten.

Der Autor sieht Depressionssymptome, im Kern die Nachfrageschwäche. Zur Behebung müssen die Kredite wieder zum Fließen gebracht werden und die Nachfrage muss gestärkt werden. Außerdem braucht es einen ausreichend großen fiskalischen Stimulus.

Paul Krugman schreibt so detailreich wie verständlich, dafür ist er mit seinen zahlreichen Publikationen bekannt. Im Vergleich zu Ulrich Schäfers “Der Crash des Kapitalismus” bietet er statt Polemik Hintergrundwissen. Die Beschreibungen der einzelnen Krisen sind bei Krugman akademisch belegt, Schäfer interessiert ausschließlich die Schuld im moralischen Sinne. Bei den jeweiligen Krisen lotet Krugman eine Fülle von Faktoren aus. Auch die Hinweise auf die Ähnlichkeiten der Mechanismen ist sehr lehrreich. Sucht der Leser eine Darstellung des deutschen Anteils der Krise, wird er hier allerdings nicht fündig. Krugman geht von den US-amerikanischen Verhältnissen aus, wenn er nicht speziell die Krisen wo auch immer auf dem Globus betrachtet. Ein Register hilft dem Leser bei der Orientierung.

Einen schnellen Überblick bietet das Buch in seinem Detailreichtum nicht. Aber bei diesem Thema ist es nicht möglich, fundiert einen schnellen Überblick zu geben. Dafür wird der Leser anschaulich über die komplexen Sachverhalte aufgeklärt.

geschrieben am 02.04.2009 | 1030 Wörter | 6366 Zeichen

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