ISBN | 3833212071 | |
Autoren | Dafydd ab Hugh , Brad Linweaver | |
Verlag | Dino Entertainment | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 316 | |
Erscheinungsjahr | 2005 | |
Extras | - |
âKnee-Deep in the Deadâ basiert auf id-Softwares klassischem PC-Ego-Shooter âDoomâ, welcher Mitte der 90er Jahre nicht nur bei der âBundesprĂŒfstelle fĂŒr jugendgefĂ€hrdende Schriftenâ fĂŒr Aufsehen sorgte. Nach gut 10 Jahre liegt der 1995 erschienene Roman nun endlich auch in deutscher Ăbersetzung vor.
Marine Corporal Flynn âFlyâ Taggert hat die Arschkarte gezogen. Auf Grund eines insubordinativen Verhaltens -tĂ€tlicher Angriff auf einen Vorgesetzten- spendiert man ihm eine hĂŒbsche Zelle auf einem der kleinen Marsmonde, auf Phobos, wĂ€hrend der Rest seines alten Teams den Auftrag hat, den merkwĂŒrdigen FunksprĂŒchen und dem anschlieĂenden Schweigen des Phobos-Stationspersonals nachzugehen.
Das dumpfe BrĂŒten in der Zelle und die Spielchen mit seinen leicht beschrĂ€nkten WĂ€chtern haben ein Ende als beĂ€ngstigende GerĂ€usche aus den FunkgerĂ€ten der beiden Wachen tönen und klar wird, dass sich etwas Böses in der Station breit gemacht hat.
Kaum hat sich Fly aus seiner Zelle befreit und eine kleine Pistole beschafft, taumeln ihm die ersten Zombies -formerly known as âStationspersonal und alte Kameradenâ- entgegen. Dann tauchen die gröĂeren âDĂ€monenâ auf. Kurz bevor er vollends seinen Verstand verliert entdeckt er an WĂ€nden und TĂŒren das Zeichen âA.S.â mit darunter gekritzelten Richtungspfeilen. Sollte Arlene Sanders, sein ehemaliger One-Night-Stand, die toughe KampfgefĂ€hrtin vergangener Tage tatsĂ€chlich noch leben?
Er beschlieĂt, den Hinweisen zu folgen, und gerĂ€t metzelnd und meuchelnd immer tiefer in ein bizarres Labyrinth aus GĂ€ngen, GeheimtĂŒren und RĂ€umen. Je weiter er eindringt, desto mĂ€chtiger und zahlreicher werden die Monster, was jedoch glĂŒcklicherweise auch fĂŒr Taggerts Waffen gilt -eine Pumpgun hier, ein Raketenwerfer da und der Tag ist gerettet. Plötzlich -einem Transporter sei Dank- befindet er sich nicht mehr auf Phobos, sondern auf dem Schwestermond Daimos, welcher sich allerdings nicht mehr im Marsorbit befindet. Und langsam dĂ€mmert ihm, dass hinter dem Ăberfall auf die Station ein perfider Verstand stecken muss und dass er selbst wahrscheinlich nicht mehr als die sprichwörtliche Ratte im Labyrinth darstellt ... und dann trifft er A.S..
âKnee-Deep in the Deadâ! Kann ein Buch mit solchem Titel gut sein? Ja, es kann!
Auf der stilistischen Ebene und vom ErzĂ€hltempo her erinnert es mich stark an Marcel Prousts âA la recherche du temps perduâ, wĂ€hrend die Geschichte um Liebe und Tod eine Magie ausstrahlt, wie ich sie bisher nur in Thomas Manns âDer Zauberbergâ gefunden habe ... und nun genug der Scherze.
Das Buch ist kompromisslos schnell, trieft von Zynismus, ironischen Seitenhieben und sarkastischen EinwĂŒrfen. Nicht wohlkonstruierte SatzzusammenhĂ€nge oder eine originelle Handlung, sondern ein lebendiger, schnodderiger Tonfall, der sich unter anderem in der ausgiebigen Verwendung von KlammereinschĂŒben Ă€uĂert, sind das herausragende Merkmal einer Geschichte, die nicht immer logisch ist, bei der man aber merkt, dass sich die Autoren bemĂŒht haben (mit Erfolg), einem platten, sinnfreien Ballerspiel etwas Tiefe zu verleihen, ohne dabei sich oder das Genre sonderlich ernst zu nehmen.
Ăberraschend vielschichtig erweist sich die Figur des Flynn âFlyâ Taggert, die Identifikationsfigur und das Alter Ego des Lesers. In kurzen Momenten der Kontemplation lĂ€sst er Episoden seinen Lebens Revue passieren und erhĂ€lt dadurch eine Vergangenheit und -vor allem- plausible Motive fĂŒr das ZerstĂŒckeln fieser Monster.
Die zweite Figur -Arlene âArne Saknussemâ Sanders- bleibt demgegenĂŒber blass. Zum einen dient sie lediglich als Katalysator fĂŒr Flys Heldentaten, gibt seinem Handeln eine Richtung, zum anderen fungiert sie in der zweiten HĂ€lfte des Buches als Kommunikationspartner, um so eine Monotonie des autistischen Vor-sich-hin-Metzelns durch unterhaltsame Dialoge zu vermeiden.
Eine weitere StĂ€rke des Romans liegt in der Darstellung der ursprĂŒnglichen Spielsituationen. Hier beweisen Dafydd ab Hugh und Brad Linweaver in der Beschreibung der Umgebung und der MonstrositĂ€ten soviel SpielnĂ€he, dass jedem Doom-Fan ein warmer Schauer des Wiedererkennens ĂŒber den RĂŒcken laufen dĂŒrfte, selbst wenn er das Spiel schon vor zehn Jahren in das Dunkel seines Disketten-Archivs verbannte.
Fazit: Ein Roman fĂŒr alle Fans des kultigen Ego-Shooters von id-Software -sofern sie denn in der Lage sind, lĂ€ngere und zusammenhĂ€ngende Texte zu lesen- und jeden BĂŒcherwurm, der auf zynisch-coole SprĂŒche steht und nicht allzu viel Wert auf eine originelle Handlung legt. PrĂ€dikat: Besonders Alienverachtend.
geschrieben am 24.04.2005 | 649 Wörter | 3996 Zeichen
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