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Letzte Fahrt mit Marilyn


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Informationen zum Buch
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  Extras

Rezension von

Caroline Dietz

Letzte Fahrt mit Marilyn Zwei grundverschiedene Brüder, viele Fragen und eine Frau. Erst während des Lesens von Philip Nußbaums zweitem Roman bemerkt man, dass dieser in einer völlig anderen Zeit spielt – den 90ern. Diese Dekade kann eigentlich noch gar nicht so lange her sein, denkt man. Doch tatsächlich sind es fast 20 Jahre. Nicht ein einziges Mal muss im Roman jemand im Internet etwas googeln, und auch kein Handy klingelt und nicht einer der Protagonisten kommt auf die Idee, sich mithilfe einer App zu orten. Unglaublich, und trotzdem funktioniert der Mikrokosmos den Philip Nußbaum da kreiert hat, ohne Probleme. Man wird mit einem beinah nostalgischen Gefühl zurückgelassen. Der Leser begleitet den Mittzwanziger Chris, der chronisch pleite ist und die meisten Tage damit verbringt, durch die Stadt zu schlendern und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Durch einen eher unglücklichen Umstand finden er und sein chaotischer Bruder Pi wieder zueinander, und die beiden verbindet von nun an etwas mehr als die Verwandtschaft... Nußbaum gelingt es sehr gut, das Lebensgefühl der 90er wiederzubeleben, ohne dabei irgendwie zu behaupten, dass es ohne digitales Zubehör besser sei. Das Gefühl beschleicht einen trotzdem und grade deshalb ist es einfacher, sich auf Chris' und Pis scheinbar schwierige Beziehung zu konzentrieren. Blut ist nicht immer dicker als Wasser, in dem Fall ist es aber beständiger. Man hat Mitleid mit beiden Brüdern, wenn sie ihrem selbstgebastelten Dilemma nachgeben, anstatt dem Sonnenuntergang entgegenfahren. Es werden viele Fragen aufgeworfen, die den Leser auch nach der Lektüre noch beschäftigen. Außerdem sind Chris' innere Monologe, in denen er sich selbst für seine cleveren Pointen gratuliert, sehr unterhaltsam. Am Ende werden zwar Herzen verloren und gebrochen, aber Geschwisterliebe wiederentdeckt. Dass das auch einen neuen Anfang bedeuten kann, hinterlässt beim Leser ein wehmütiges, aber hoffnungsvolles Gefühl. Nostalgie-Momente kommen dann nur noch auf, wenn Chris stundenlang ziellos durch die Gegend fährt, weil Benzin damals noch keine 2 € gekostet hat... Insgesamt ein sehr angenehmes Buch für den Sommer, nicht nur für lange Autofahrten mit oder ohne Marilyn.

Zwei grundverschiedene Brüder, viele Fragen und eine Frau.

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Erst während des Lesens von Philip Nußbaums zweitem Roman bemerkt man, dass dieser in einer völlig anderen Zeit spielt – den 90ern. Diese Dekade kann eigentlich noch gar nicht so lange her sein, denkt man. Doch tatsächlich sind es fast 20 Jahre. Nicht ein einziges Mal muss im Roman jemand im Internet etwas googeln, und auch kein Handy klingelt und nicht einer der Protagonisten kommt auf die Idee, sich mithilfe einer App zu orten. Unglaublich, und trotzdem funktioniert der Mikrokosmos den Philip Nußbaum da kreiert hat, ohne Probleme. Man wird mit einem beinah nostalgischen Gefühl zurückgelassen.

Der Leser begleitet den Mittzwanziger Chris, der chronisch pleite ist und die meisten Tage damit verbringt, durch die Stadt zu schlendern und seinen Gedanken freien Lauf zu lassen. Durch einen eher unglücklichen Umstand finden er und sein chaotischer Bruder Pi wieder zueinander, und die beiden verbindet von nun an etwas mehr als die Verwandtschaft...

Nußbaum gelingt es sehr gut, das Lebensgefühl der 90er wiederzubeleben, ohne dabei irgendwie zu behaupten, dass es ohne digitales Zubehör besser sei. Das Gefühl beschleicht einen trotzdem und grade deshalb ist es einfacher, sich auf Chris' und Pis scheinbar schwierige Beziehung zu konzentrieren. Blut ist nicht immer dicker als Wasser, in dem Fall ist es aber beständiger. Man hat Mitleid mit beiden Brüdern, wenn sie ihrem selbstgebastelten Dilemma nachgeben, anstatt dem Sonnenuntergang entgegenfahren. Es werden viele Fragen aufgeworfen, die den Leser auch nach der Lektüre noch beschäftigen. Außerdem sind Chris' innere Monologe, in denen er sich selbst für seine cleveren Pointen gratuliert, sehr unterhaltsam. Am Ende werden zwar Herzen verloren und gebrochen, aber Geschwisterliebe wiederentdeckt. Dass das auch einen neuen Anfang bedeuten kann, hinterlässt beim Leser ein wehmütiges, aber hoffnungsvolles Gefühl. Nostalgie-Momente kommen dann nur noch auf, wenn Chris stundenlang ziellos durch die Gegend fährt, weil Benzin damals noch keine 2 € gekostet hat... Insgesamt ein sehr angenehmes Buch für den Sommer, nicht nur für lange Autofahrten mit oder ohne Marilyn.

geschrieben am 03.06.2013 | 329 Wörter | 1862 Zeichen

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