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Philosophische Semiotik: Sprache: Band 2: Die Bedeutungsdimensionen: Das freie Spiel der Bedeutungen


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Rezension von

Daniel Bigalke

Philosophische Semiotik: Sprache: Band 2: Die Bedeutungsdimensionen: Das freie Spiel der Bedeutungen In seinen 24 Thesen zur deutschen Sprachpolitik (2004) meinte der deutsche Sozialphilosoph Johannes Heinrichs einst, dass Sprachpflege immer auch bewusste Sprachpolitik ist. Bei der Aufgabe der „Sprachpflege“ für unsere Muttersprache - wie für alle gewachsenen Muttersprachen – handele es sich nicht um eine fachphilologische Aufgabe im Sinne der Pflege eines Denkmals, sondern um eine ausgesprochen sprachpolitische Aufgabe. Das größte und wichtigste nationale Kulturprojekt bilde gerade zur Zeit die Erhaltung und kreative Weiterentwicklung der deutschen Sprache. Und dies heißt nicht Denkmalpflege in erster Linie durch fachliche Philologie, sondern diese Erhaltung der Sprache ist für Heinrichs Sache aller, die ihre Muttersprache lieben und unsere Muttersprache als das verbindende Medium, die „Währung“ aller sonstigen spezifisch nationalen Kulturen betrachten. Bekannt wurde Heinrichs wesentlich durch seine im Buch „Revolution der Demokratie“ (2003) benannten vier Sphären Wirtschaft, Politik, Kultur und Grundwerte, die er als Subsysteme eines jeden, besonders aber des staatlich organisierten sozialen Organismus betrachtet. Der Mensch erkenne sich nur als Wirkender und in einem Beziehungsgefüge zu anderen Elementen. Die politisch-soziale Ordnung müsse sich aus dem Gesichtspunkt der handelnden Freiheitssubjekte selbst ergeben, um Ordnung der Freiheit zu sein. Hier benennt er auch der Selbstbezug als Selbsterkenntnis-durch-Fremderkenntnis: Das „Du“ sei Reflexions-Spiegel, worin das „Ich“ sich tiefer erkenne. Das Du ist bei Heinrichs die Welle der Freiheit. Der Mensch ist Selbtsreflexions- und damit Freiheitswesen in Interaktion mit Natur und Dingen. Alle Elemente sind Vermittlungsinstanzen der Selbstreflexion des Ich. Das Ausweichen vor dem eigenen Denken aber sei heute in Mode. Da Denken aber immer auch durch Sprache beeinflusst wird, sich beide determinieren, ist das vorliegende Buch eine sehr begrüßenswerte Publikation, die einige Jahre später die Thesen des Autors zur notwendigen deutschen Sprachpolitik nochmals bekräftigt und das Phänomen „Sprache“ sehr konkret unter die Lupe nimmt. In dieser Schrift entfaltet der Autor die Sprache so detailliert, wie schon lange kein Philosoph mehr. Insbesondere geht es in diesem Band 2 um die „Bedeutungsdimension“ der Sprache. Schon der Begriff der Semantik lässt sich – typisch für Heinrichs - ohne Reflexionstheorie nicht präzise fassen und von den drei anderen Dimensionen abgrenzen: Semantik sei die Sprachdimension der Objektivierung, der Projektion der sprachlichen Bedeutungen auf die Leinwand des mentalen Gedächtnisses. Nicht das Zeigen (wie in der Sigmatik, Bd. 1), sondern das Wörterbuch steht typisch für diese Dimension. Doch bildet sich das Lexikon aus der Freiheit der individuellen wie kollektiven Subjektivität und ihrer „Kategorien“ (als Reflexionsbestimmungen) heraus. Und diese der Semantik eigentümliche Subjekt-Objekt-Dialektik reicht noch tiefer: Dass allein diese Subjektivität der Kategorien die Wirklichkeit sprachlich erschließen kann, bildet die reflexionstheoretische Pointe. Den uns im Prinzip durchaus bekannten Wortarten und der gesamten Gliederung des Wortschatzes liegt für Heinrichs eine universale Logik zugrunde, ganz unbeschadet der großen, erst auf diesem Hintergrund richtig interessanten muttersprachlichen Unterschiede. Es wird schließlich im vorliegenden Buch gezeigt, dass die Systematik der zusammengesetzten Prädikation, besonders der Konjunktionalsätze, der „modernen“ Junktorenlogik nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen ist. Das Problem bei der Computerlinguistik stellen selbstverständlich nicht die Rechner dar. Diese könnten im Gegenteil unsere großen Helfer bei all den erforderlichen Differenzierungen und ihrer Kombinatorik werden. Das Problem liegt für den Autoren allein bei der gedanklich korrekten Programmierung, die der tatsächlichen, gelebten Logik der Sprache angemessenen sein muss! Solange aber der einseitig technologische und mathematisierende Pfad unter Vernachlässigung dieser vollzogenen Reflexionslogik beschritten wird, befinde man sich auf einem Irrweg. Prof. Dr. Roland Duhamel, Vorsitzender des belgischen Germanistenverbandes und Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache meinte zum Buch: “Hier ist das Sprachdenken der Zukunft im Entstehen begriffen. Was Leibniz und Herder noch als fernes Ziel vorschwebte, liegt demnächst vor: die vollständige Ausformulierung der allen Sprachen zugrundeliegenden Strukturen. Wo die bisherigen Semiotiken zurückgeschreckt sind, vor dem komplexeren Zeichensystem der Sprache, nimmt Johannes Heinrichs den Faden auf.“ Wer also die Tiefendiemension der Semantik als Spezifikum der menschlichen Sprache kennenlernen möchte, sollte dringend zum vorliegenden Werk greifen und zugleich die Folgewerke dieser Serie im Blick behalten.

In seinen 24 Thesen zur deutschen Sprachpolitik (2004) meinte der deutsche Sozialphilosoph Johannes Heinrichs einst, dass Sprachpflege immer auch bewusste Sprachpolitik ist. Bei der Aufgabe der „Sprachpflege“ für unsere Muttersprache - wie für alle gewachsenen Muttersprachen – handele es sich nicht um eine fachphilologische Aufgabe im Sinne der Pflege eines Denkmals, sondern um eine ausgesprochen sprachpolitische Aufgabe. Das größte und wichtigste nationale Kulturprojekt bilde gerade zur Zeit die Erhaltung und kreative Weiterentwicklung der deutschen Sprache. Und dies heißt nicht Denkmalpflege in erster Linie durch fachliche Philologie, sondern diese Erhaltung der Sprache ist für Heinrichs Sache aller, die ihre Muttersprache lieben und unsere Muttersprache als das verbindende Medium, die „Währung“ aller sonstigen spezifisch nationalen Kulturen betrachten.

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Bekannt wurde Heinrichs wesentlich durch seine im Buch „Revolution der Demokratie“ (2003) benannten vier Sphären Wirtschaft, Politik, Kultur und Grundwerte, die er als Subsysteme eines jeden, besonders aber des staatlich organisierten sozialen Organismus betrachtet. Der Mensch erkenne sich nur als Wirkender und in einem Beziehungsgefüge zu anderen Elementen. Die politisch-soziale Ordnung müsse sich aus dem Gesichtspunkt der handelnden Freiheitssubjekte selbst ergeben, um Ordnung der Freiheit zu sein. Hier benennt er auch der Selbstbezug als Selbsterkenntnis-durch-Fremderkenntnis: Das „Du“ sei Reflexions-Spiegel, worin das „Ich“ sich tiefer erkenne. Das Du ist bei Heinrichs die Welle der Freiheit. Der Mensch ist Selbtsreflexions- und damit Freiheitswesen in Interaktion mit Natur und Dingen. Alle Elemente sind Vermittlungsinstanzen der Selbstreflexion des Ich. Das Ausweichen vor dem eigenen Denken aber sei heute in Mode. Da Denken aber immer auch durch Sprache beeinflusst wird, sich beide determinieren, ist das vorliegende Buch eine sehr begrüßenswerte Publikation, die einige Jahre später die Thesen des Autors zur notwendigen deutschen Sprachpolitik nochmals bekräftigt und das Phänomen „Sprache“ sehr konkret unter die Lupe nimmt. In dieser Schrift entfaltet der Autor die Sprache so detailliert, wie schon lange kein Philosoph mehr. Insbesondere geht es in diesem Band 2 um die „Bedeutungsdimension“ der Sprache.

Schon der Begriff der Semantik lässt sich – typisch für Heinrichs - ohne Reflexionstheorie nicht präzise fassen und von den drei anderen Dimensionen abgrenzen: Semantik sei die Sprachdimension der Objektivierung, der Projektion der sprachlichen Bedeutungen auf die Leinwand des mentalen Gedächtnisses. Nicht das Zeigen (wie in der Sigmatik, Bd. 1), sondern das Wörterbuch steht typisch für diese Dimension. Doch bildet sich das Lexikon aus der Freiheit der individuellen wie kollektiven Subjektivität und ihrer „Kategorien“ (als Reflexionsbestimmungen) heraus. Und diese der Semantik eigentümliche Subjekt-Objekt-Dialektik reicht noch tiefer: Dass allein diese Subjektivität der Kategorien die Wirklichkeit sprachlich erschließen kann, bildet die reflexionstheoretische Pointe. Den uns im Prinzip durchaus bekannten Wortarten und der gesamten Gliederung des Wortschatzes liegt für Heinrichs eine universale Logik zugrunde, ganz unbeschadet der großen, erst auf diesem Hintergrund richtig interessanten muttersprachlichen Unterschiede. Es wird schließlich im vorliegenden Buch gezeigt, dass die Systematik der zusammengesetzten Prädikation, besonders der Konjunktionalsätze, der „modernen“ Junktorenlogik nicht nur ebenbürtig, sondern überlegen ist.

Das Problem bei der Computerlinguistik stellen selbstverständlich nicht die Rechner dar. Diese könnten im Gegenteil unsere großen Helfer bei all den erforderlichen Differenzierungen und ihrer Kombinatorik werden. Das Problem liegt für den Autoren allein bei der gedanklich korrekten Programmierung, die der tatsächlichen, gelebten Logik der Sprache angemessenen sein muss! Solange aber der einseitig technologische und mathematisierende Pfad unter Vernachlässigung dieser vollzogenen Reflexionslogik beschritten wird, befinde man sich auf einem Irrweg.

Prof. Dr. Roland Duhamel, Vorsitzender des belgischen Germanistenverbandes und Vorstandsmitglied des Vereins Deutsche Sprache meinte zum Buch: “Hier ist das Sprachdenken der Zukunft im Entstehen begriffen. Was Leibniz und Herder noch als fernes Ziel vorschwebte, liegt demnächst vor: die vollständige Ausformulierung der allen Sprachen zugrundeliegenden Strukturen. Wo die bisherigen Semiotiken zurückgeschreckt sind, vor dem komplexeren Zeichensystem der Sprache, nimmt Johannes Heinrichs den Faden auf.“

Wer also die Tiefendiemension der Semantik als Spezifikum der menschlichen Sprache kennenlernen möchte, sollte dringend zum vorliegenden Werk greifen und zugleich die Folgewerke dieser Serie im Blick behalten.

geschrieben am 25.10.2008 | 631 Wörter | 4184 Zeichen

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