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Echtzeitalter


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Rezension von

Kilian Kneisel

Echtzeitalter Was braucht es für ein erfolgreiches Computerspiel? Darauf gibt es sicherlich vielfältige Antwortmöglichkeiten. Aber: Wie misst man den Erfolg von Computerspielen. Klar, an Verkaufszahlen. Aber diese haben nur den kurzfristigen Erfolg im Auge. Die Begeisterung ebbt in der Regel recht schnell wieder ab. Um langfristige Aussagen treffen zu können, sind andere Wege und Mittel notwendig. Wie häufig wird ein Spiel z.B. online gespielt, auch Jahre nach seiner Veröffentlichung? Eine Spielereihe, welche sich seit über zwei Dekaden regen Interesses erfreut, ist Age of Empire. Hier wählt man unterschiedliche Völker aus unterschiedlichen Epochen und Kulturkreisen und versucht, durch geschicktes – meist kriegerisches – Agieren die Gegenspieler zu besiegen. In diesem Spiel findet der Protagonist – Till – seine heimliche Passion. Aber der Reihe nach. Till besucht das Marianum, die berühmteste Privatschule des Landes. Hier durchlebt der Protagonist seine Jugend, ein klassischer Coming-of-Age Roman. Von Dolinar, dem Klassenvorstand, tyrannisiert verbringt er eher schlecht als recht sein Leben zwischen gelben Reclam-Ausgaben und Französischstunden. Flucht aus diesen Umständen bietet einzig die Informatik-AG, welche Till auch nicht unbedingt nur zum Vertiefen seiner Kenntnisse im Programmieren nutzt. Vielmehr bieten sich diese Stunden dazu an, seine Fähigkeiten in oben genannten Spiel zu schulen. Es ist genau dieser Zwiespalt, der das Buch so interessant macht: Wie fügt sich ein Jugendlicher in den Dualismus vom altbackenen Selbstverständnis einer bildungsbürgerlichen Elite und der modernen, digitalen Welt ein? Daneben hat Till noch mit so etwas Alltäglichem wie den Gefühlen in der Pubertät und besonderen Ereignissen, wie dem Tod des Vaters, zu tun. Ein ständiges Auf und Ab. Schachinger gelingt es, die doch sehr elitäre Situation menschlich zu schildern. Sprachlich formuliert er zunächst sehr komplex, man muss sich wirklich einlesen. Dann finden sich aber viele sprachliche Perlen, auch intertextuelle Bezüge in die Gaming-Welt kommen nicht zu kurz. Pointiert werden Zustände charakterisiert, so z.B. das Bildungssystem, indem Dolinar sich über die Formulierung „Sinn machen“ im Unterschied zu „Sinn ergeben“ echauffiert. Eine Welt, in der es sehr schwierig ist, ein individualistischer Teenager zu sein, der seinen eigenen Interessen nachgehen will. Für viele Schüler äußert sich die Rebellion gegen dieses starre System darin, dass sie auf einen marmornen Löwen spucken oder die weißen Wände mit Kakao verschmutzen. Also recht sinnlose Rebellionsversuche und Aufbegehren. Till findet nach einigem Hin und Her seinen eigenen modus vivendi, er nimmt als einer der besten Spieler an Turnieren teil und findet sein privates Glück. Es bleibt zu wünschen, dass Dolinar nur eine fiktive Figur bleibt, dass Jugendliche nicht anhand von Vorurteilen in Schubladen einsortiert werden. Ein wirklich gelungener Roman, der nach einiger Eingewöhnungszeit vor allem durch seine Sprache überzeugt.

Was braucht es für ein erfolgreiches Computerspiel? Darauf gibt es sicherlich vielfältige Antwortmöglichkeiten. Aber: Wie misst man den Erfolg von Computerspielen. Klar, an Verkaufszahlen. Aber diese haben nur den kurzfristigen Erfolg im Auge. Die Begeisterung ebbt in der Regel recht schnell wieder ab. Um langfristige Aussagen treffen zu können, sind andere Wege und Mittel notwendig. Wie häufig wird ein Spiel z.B. online gespielt, auch Jahre nach seiner Veröffentlichung?

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Eine Spielereihe, welche sich seit über zwei Dekaden regen Interesses erfreut, ist Age of Empire. Hier wählt man unterschiedliche Völker aus unterschiedlichen Epochen und Kulturkreisen und versucht, durch geschicktes – meist kriegerisches – Agieren die Gegenspieler zu besiegen. In diesem Spiel findet der Protagonist – Till – seine heimliche Passion. Aber der Reihe nach.

Till besucht das Marianum, die berühmteste Privatschule des Landes. Hier durchlebt der Protagonist seine Jugend, ein klassischer Coming-of-Age Roman. Von Dolinar, dem Klassenvorstand, tyrannisiert verbringt er eher schlecht als recht sein Leben zwischen gelben Reclam-Ausgaben und Französischstunden. Flucht aus diesen Umständen bietet einzig die Informatik-AG, welche Till auch nicht unbedingt nur zum Vertiefen seiner Kenntnisse im Programmieren nutzt. Vielmehr bieten sich diese Stunden dazu an, seine Fähigkeiten in oben genannten Spiel zu schulen. Es ist genau dieser Zwiespalt, der das Buch so interessant macht: Wie fügt sich ein Jugendlicher in den Dualismus vom altbackenen Selbstverständnis einer bildungsbürgerlichen Elite und der modernen, digitalen Welt ein? Daneben hat Till noch mit so etwas Alltäglichem wie den Gefühlen in der Pubertät und besonderen Ereignissen, wie dem Tod des Vaters, zu tun. Ein ständiges Auf und Ab.

Schachinger gelingt es, die doch sehr elitäre Situation menschlich zu schildern. Sprachlich formuliert er zunächst sehr komplex, man muss sich wirklich einlesen. Dann finden sich aber viele sprachliche Perlen, auch intertextuelle Bezüge in die Gaming-Welt kommen nicht zu kurz. Pointiert werden Zustände charakterisiert, so z.B. das Bildungssystem, indem Dolinar sich über die Formulierung „Sinn machen“ im Unterschied zu „Sinn ergeben“ echauffiert.

Eine Welt, in der es sehr schwierig ist, ein individualistischer Teenager zu sein, der seinen eigenen Interessen nachgehen will. Für viele Schüler äußert sich die Rebellion gegen dieses starre System darin, dass sie auf einen marmornen Löwen spucken oder die weißen Wände mit Kakao verschmutzen. Also recht sinnlose Rebellionsversuche und Aufbegehren.

Till findet nach einigem Hin und Her seinen eigenen modus vivendi, er nimmt als einer der besten Spieler an Turnieren teil und findet sein privates Glück. Es bleibt zu wünschen, dass Dolinar nur eine fiktive Figur bleibt, dass Jugendliche nicht anhand von Vorurteilen in Schubladen einsortiert werden. Ein wirklich gelungener Roman, der nach einiger Eingewöhnungszeit vor allem durch seine Sprache überzeugt.

geschrieben am 01.02.2024 | 428 Wörter | 2571 Zeichen

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