ISBN | 3100024931 | |
Autor | Judith Hermann | |
Verlag | S. Fischer | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 192 | |
Erscheinungsjahr | 2016 | |
Extras | - |
Nachdem Judith Hermann zuletzt ihren ersten Roman veröffentlicht hatte (Aller Liebe Anfang, 2014), folgt nunmehr wieder ein Band mit ErzĂ€hlungen. Mit diesen wurde Herrmann auch bekannt und berĂŒhmt, nachdem 1998 das Werk âSommerhaus, spĂ€terâ und dann 2003 der ErzĂ€hlungsband âNichts als Gespensterâ erschienen und begeistert aufgenommen waren. Mit der filmischen Umsetzung, die im Jahr 2007 erfolgt war, erhielten die Geschichten noch einmal eine unerwartete zusĂ€tzliche Belebung. Nun also der ErzĂ€hlungsband âLettiparkâ, der seinen Titel von einer der insgesamt siebzehn kurzen Geschichten erhalten hat. Ob das so glĂŒcklich gewĂ€hlt wurde, mag jeder Leser selbst beurteilen, aber man hĂ€tte hier auch gut einen Metatitel finden können. Denn die zahlreichen Geschichten kreisen alle um Ă€hnliche Themen in natĂŒrlich unterschiedlichen Schattierungen: Begegnungen zwischen Menschen und die darin immer auch liegenden Abschiede, mal voneinander, mal von Dingen, mal von Ăberzeugungen. PrĂ€gend ist zudem, auch dies ist schon in frĂŒheren BĂŒchern von Herrmann leicht auszumachen, dass die handelnden Personen nicht gerade die GlĂŒcklichsten und ĂberschwĂ€nglichsten sind. Nein, es sind stille, oft verzagte Menschen, hinter deren scheinbar einfach zu bestimmender Fassade aber AbgrĂŒnde und ganze Welten verborgen sind, die zu entdecken nicht jedem vergönnt ist. In ihren Interaktionen, die mitunter auch in emotionale Sprachlosigkeit mĂŒnden, schaffen die Personen miteinander aber auch ortsbezogen mitunter Momente temporĂ€rer Endlosigkeit, die sich dann vor dem Leser wie ein Teppich ausbreitet, um dann mit dem nĂ€chsten Federstrich wieder in sich zusammenzufallen. Mitunter wĂ€hlt Herrmann auch literarische Kniffe, Ă€hnlich dem Buch im Buch, wenn sie die Begegnung mehrerer Menschen davon dominieren lĂ€sst, dass einer der Menschen von seinen eigenen Begegnungen schwĂ€rmt und die anderen ĂŒber die Echtheit dieser ErzĂ€hlungen zweifeln. Zudem ist wieder einmal erstaunlich, wie die Protagonisten der jeweils recht knappen Geschichten auf so engem Raum so viel schweigen, staunen und gewĂ€hren lassen können, allesamt Prachtexemplare der typisch Herrmann'schen PassivitĂ€t der Figuren, die auch zu mehreren wunderbar einsam sein können. Zwischendrin blitzen aber auch nette Referenzen auf, die den Schalk erkennen lassen, den Judith Herrmann fĂŒr meinen Geschmack gerne auch öfter ausleben könnte, etwa wenn eine kleine Verneigung vor James KrĂŒss und der Möwe Alexandra erfolgt. Es ist natĂŒrlich so, dass man den Stil von Judith Herrmann mögen muss, dieses reduzierte, scheinbar gefĂŒhlsarme Wirken der Figuren und Szenen. Aber wenn man sich darauf einlassen kann, entwickeln die Geschichten einen unwiderstehlichen Sog, der auch diesen ErzĂ€hlband zu einem schönen LektĂŒreerlebnis werden lĂ€sst.
geschrieben am 03.07.2016 | 389 Wörter | 2445 Zeichen
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