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Ein untadeliger Mann


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Informationen zum Buch
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  Extras

Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Ein untadeliger Mann Jane Gardam, Jahrgang 1928, schrieb ihr erstes Buch, ein Kinderbuch (A long way from Verona), im Alter von vierzig Jahren und gewann bereits damit den Phoenix Award. Dazu wurde sie, dies zudem als einzige Schriftstellerin bislang, zweimal mit dem Whitbread/Costa Prize ausgezeichnet (für The Hollow Land, 1981, sowie The Queen of the Tambourine, 1991). Mit Old Filth stand sie auf der Shortlist des Orange Prize und im Jahr 2015 erschien Old Filth nun erstmals in deutscher Übersetzung unter dem Titel Ein untadeliger Mann. Es ist wirklich erstaunlich, dass diese Autorin in Deutschland bislang so wenig Aufmerksamkeit erfahren hat, denn es ist ein Vergnügen den Roman zu lesen. Das ist natürlich auch der Leistung der Übersetzerin Isabel Bogdan zu verdanken, aber den Charakter eines Buches kann auch eine Übersetzung nicht wesentlich verändern. Die Umbenennung des Werks in „Ein untadeliger Mann“ gibt den Protagonisten Edward Feathers gut wieder: er ist, jedenfalls äußerlich, bis ins hohe Alter ein Mann mit Manieren, gutem Aussehen, noch besserem, stilsicheren und unerschütterlichen Benehmenskodex, der im Zweifel eher zu Zurückhaltung und Understatement tendiert als seiner Umwelt am Ende noch sein persönliches Befinden aufzuoktroyieren. Man erfährt zunächst, dass er ein berühmter Anwalt und Richter in Hongkong gewesen ist und nunmehr mit seiner Frau Betty in England einen Altersruhesitz bezogen hat. Betty aber stirbt nach einer Weile und etwas gerät in Feathers in Bewegung, nämlich seine bewegte Vergangenheit, der er sich bis heute emotional nicht gestellt hat. Der Leser wird dann auf eine spannende Zeitreise in Feathers‘ Vergangenheit mitgenommen und erfährt so nicht nur vieles über dessen Schicksal, sondern erhält wie nebenbei auch noch einen Einblick in den sukzessiven Untergang des British Empire im Laufe des 20. Jahrhunderts. Dass dieser Roman über die Raj-Waise Feathers nun gerade 2015 erscheint, dem Jahr, in welchem Rudyard Kipling, einer der berühmtesten Raj-Waisen, jubilarisch geehrt wurde, passt perfekt. Immerhin wird auf Kipling im Buch durchaus Bezug genommen. Neben dem üblen Schicksal des als nach England zu einer Pflegefamilie verschickten Jungen erfährt man allerlei über den Werdegang des Jungen, der es irgendwie geschafft hat, von vielen Menschen gemocht und unterstützt zu werden, obwohl er selbst zu tiefgehender Emotionalität nicht mehr in der Lage war. Diese Unterstützung wird manchmal nur mittelbar angedeutet, etwa nach dem Diebstahl des Adressbuches durch Albert Loss während einer zermürbenden Schifffahrt Richtung Colombo, und man kann sich als Leser über die Unwissenheit des Protagonisten fast schon amüsieren. Feathers muss sich am Ende eingestehen, dass er die psychisch heftig auf ihn einwirkenden Erlebnisse bewältigen muss und lässt dies auch geschehen. In seiner Art und in seinem Tempo. Dabei macht er ganz unerwartete Begegnungen und Erfahrungen, insbesondere diejenige, dass es sich mit anderen doch leichter leben und die Sorgen teilen lässt. Am Ende lässt er sich zu einer fast übermütigen Aktion hinreißen und verschafft auf diese Weise sowohl sich als auch dem Leser ein bewegendes Ende. Das Buch ist von einer ganz subtilen Schönheit, einer fast altmodischen sprachlichen Konsequenz, die dem Protagonisten, aber auch den erzählten Umständen bestens zupass kommt. Selbst die Knalleffekte und belastenden Passagen des Buches kommen in ruhigem Tonfall daher und betonen den angenehmen Charakter des Romans. Das Lektüreerlebnis ist nachhaltig, man kann sich in die Zeiten und Orte gut hineinversetzen und vermisst die im Buch beschriebene Vergangenheit am Ende irgendwie gar nicht.

Jane Gardam, Jahrgang 1928, schrieb ihr erstes Buch, ein Kinderbuch (A long way from Verona), im Alter von vierzig Jahren und gewann bereits damit den Phoenix Award. Dazu wurde sie, dies zudem als einzige Schriftstellerin bislang, zweimal mit dem Whitbread/Costa Prize ausgezeichnet (für The Hollow Land, 1981, sowie The Queen of the Tambourine, 1991). Mit Old Filth stand sie auf der Shortlist des Orange Prize und im Jahr 2015 erschien Old Filth nun erstmals in deutscher Übersetzung unter dem Titel Ein untadeliger Mann. Es ist wirklich erstaunlich, dass diese Autorin in Deutschland bislang so wenig Aufmerksamkeit erfahren hat, denn es ist ein Vergnügen den Roman zu lesen. Das ist natürlich auch der Leistung der Übersetzerin Isabel Bogdan zu verdanken, aber den Charakter eines Buches kann auch eine Übersetzung nicht wesentlich verändern.

weitere Rezensionen von Dr. Benjamin Krenberger


Die Umbenennung des Werks in „Ein untadeliger Mann“ gibt den Protagonisten Edward Feathers gut wieder: er ist, jedenfalls äußerlich, bis ins hohe Alter ein Mann mit Manieren, gutem Aussehen, noch besserem, stilsicheren und unerschütterlichen Benehmenskodex, der im Zweifel eher zu Zurückhaltung und Understatement tendiert als seiner Umwelt am Ende noch sein persönliches Befinden aufzuoktroyieren. Man erfährt zunächst, dass er ein berühmter Anwalt und Richter in Hongkong gewesen ist und nunmehr mit seiner Frau Betty in England einen Altersruhesitz bezogen hat. Betty aber stirbt nach einer Weile und etwas gerät in Feathers in Bewegung, nämlich seine bewegte Vergangenheit, der er sich bis heute emotional nicht gestellt hat. Der Leser wird dann auf eine spannende Zeitreise in Feathers‘ Vergangenheit mitgenommen und erfährt so nicht nur vieles über dessen Schicksal, sondern erhält wie nebenbei auch noch einen Einblick in den sukzessiven Untergang des British Empire im Laufe des 20. Jahrhunderts.

Dass dieser Roman über die Raj-Waise Feathers nun gerade 2015 erscheint, dem Jahr, in welchem Rudyard Kipling, einer der berühmtesten Raj-Waisen, jubilarisch geehrt wurde, passt perfekt. Immerhin wird auf Kipling im Buch durchaus Bezug genommen. Neben dem üblen Schicksal des als nach England zu einer Pflegefamilie verschickten Jungen erfährt man allerlei über den Werdegang des Jungen, der es irgendwie geschafft hat, von vielen Menschen gemocht und unterstützt zu werden, obwohl er selbst zu tiefgehender Emotionalität nicht mehr in der Lage war. Diese Unterstützung wird manchmal nur mittelbar angedeutet, etwa nach dem Diebstahl des Adressbuches durch Albert Loss während einer zermürbenden Schifffahrt Richtung Colombo, und man kann sich als Leser über die Unwissenheit des Protagonisten fast schon amüsieren. Feathers muss sich am Ende eingestehen, dass er die psychisch heftig auf ihn einwirkenden Erlebnisse bewältigen muss und lässt dies auch geschehen. In seiner Art und in seinem Tempo. Dabei macht er ganz unerwartete Begegnungen und Erfahrungen, insbesondere diejenige, dass es sich mit anderen doch leichter leben und die Sorgen teilen lässt. Am Ende lässt er sich zu einer fast übermütigen Aktion hinreißen und verschafft auf diese Weise sowohl sich als auch dem Leser ein bewegendes Ende.

Das Buch ist von einer ganz subtilen Schönheit, einer fast altmodischen sprachlichen Konsequenz, die dem Protagonisten, aber auch den erzählten Umständen bestens zupass kommt. Selbst die Knalleffekte und belastenden Passagen des Buches kommen in ruhigem Tonfall daher und betonen den angenehmen Charakter des Romans. Das Lektüreerlebnis ist nachhaltig, man kann sich in die Zeiten und Orte gut hineinversetzen und vermisst die im Buch beschriebene Vergangenheit am Ende irgendwie gar nicht.

geschrieben am 09.03.2016 | 542 Wörter | 3107 Zeichen

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