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Empfindliche Wahrheit


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Empfindliche Wahrheit „Empfindliche Wahrheit“ spielt – einmal wieder – im Geheimdienst und Ministeriumsilieu und ist ein handwerklich sehr gut gemachter Krimi. Von Le CarrĂ© erwartet man diesbezĂŒglich natĂŒrlich auch nichts anderes, auch das Sujet ist nicht wirklich ĂŒberraschend. Das Thema ist diesmal eine interessante Spielart der Moderne, nĂ€mlich das Institut der Public-Private-Partnership bezogen auf militĂ€rische bzw. geheimdienstliche TĂ€tigkeiten. Ein solcher Einsatz findet in Gibraltat statt, wo der Roman beginnt. Vor Ort ist ein Abgesandter des britischen Außenministeriums, Deckname Paul, der erst kurz vor der Mitte des Romans wieder und dann unter seinem echten Namen auftritt – ein schöner Kniff, um den Leser zum munteren Mitdenken zu verleiten, dazu ein kleiner Trupp britischer Elitesoldaten, außerdem eine paramilitĂ€rische Einheit, die den Amerikanern zugeordnet ist, aber die von einer privaten Organisation gelenkt wird. Auf diese Weise werden die Handelnden formal der völkerrechtlichen Verantwortlichkeit zunĂ€chst entzogen bzw. die Staaten sind auf den ersten Blick nicht fĂŒr deren Tun verantwortlich, so die ErlĂ€uterung des im Hintergrund die FĂ€den spinnenden Jay Crispin. Nach dem Eingangskapitel in Gibralter schwenkt die Perspektive zu Toby Bell, dem eigentlichen Protagonisten des Romans. Dieser arbeitet im Außenministerium als persönlicher Referent des Staatsministers Fergus Quinn, der den genannten Einsatz abgesegnet hat, kann sich aber mit dessen EigentĂŒmlichkeiten nicht so recht arrangieren. Er erfĂ€hrt im Laufe der Zeit immer neue Ungereimtheiten ĂŒber Quinn, ĂŒber dessen Vergangenheit, seine Bekanntschaft zu Crispin und vermutet UnbotmĂ€ĂŸiges. Er lĂ€sst sich dann zu einem Schritt hinreißen, der seine Zukunft im Ministerium aufs Spiel setzt. Parallel wird Paul alias Sir Christopher Probyn von dem damaligen FĂŒhrer der Elitesoldaten Jeb auf einem Jahrmarkt wieder entdeckt, sodass Probyn mit der damaligen Operation erneut konfrontiert wird. Jeb erlĂ€utert ihm den wahren, nĂ€mlich fehlgeschlagenen Ausgang der Operation „Wildlife“ samt Kollateralschaden und Probyn beschließt, zusammen mit Jeb die Wahrheit zu Papier zu bringen. Zeitgleich nimmt Probyn zu Bell Kontakt auf und sie setzen die jeweiligen Teile ihrer Erkenntnisse zu einem vorlĂ€ufigen Puzzel zusammen. Jeb erscheint dann nicht zu einem vereinbarten Treffen, Probyn versucht auf eigene Faust, seine Version im Außenministerium zu Gehör zu bringen. Dass er damit grandios scheitert, war nicht nur dramaturgisch zu erwarten, sondern ist auch eine Befriedigung fĂŒr den Leser, denn Probyns Charakter ist so unstet und beeinflussbar, dass er einen wenig zufriedenstellenden Helden abgegeben hĂ€tte. Also muss sich Bell der Sache annehmen, weiß, dass er in ein ziemlich großes Wespennest stechen wird, wenn er nach all seinen Recherchen den Whistleblower geben wird, bekommt verbale und körperliche Hindernisse in den Weg gestellt und sein ehemaliger Ausbilder Oakley spielt am Ende auch noch eine bedeutende Rolle, obwohl Bell und der Leser ihn schon abgeschrieben haben. Das Ende ist eine interessante Variante, die dem Leser viel interpretatorischen Spielraum lĂ€sst, die aber auch realistisch erscheint. Insgesamt ein spannendes Buch, manchmal mit sprachlichen SchwĂ€chen, die aber auch auf die Übersetzung bzw. die schwierige Umsetzung des angelsĂ€chsischen Geheimdienst- und MinisteriumsgefĂŒges auf deutsches VerstĂ€ndnis zurĂŒckgehen können.

„Empfindliche Wahrheit“ spielt – einmal wieder – im Geheimdienst und Ministeriumsilieu und ist ein handwerklich sehr gut gemachter Krimi. Von Le CarrĂ© erwartet man diesbezĂŒglich natĂŒrlich auch nichts anderes, auch das Sujet ist nicht wirklich ĂŒberraschend. Das Thema ist diesmal eine interessante Spielart der Moderne, nĂ€mlich das Institut der Public-Private-Partnership bezogen auf militĂ€rische bzw. geheimdienstliche TĂ€tigkeiten. Ein solcher Einsatz findet in Gibraltat statt, wo der Roman beginnt. Vor Ort ist ein Abgesandter des britischen Außenministeriums, Deckname Paul, der erst kurz vor der Mitte des Romans wieder und dann unter seinem echten Namen auftritt – ein schöner Kniff, um den Leser zum munteren Mitdenken zu verleiten, dazu ein kleiner Trupp britischer Elitesoldaten, außerdem eine paramilitĂ€rische Einheit, die den Amerikanern zugeordnet ist, aber die von einer privaten Organisation gelenkt wird. Auf diese Weise werden die Handelnden formal der völkerrechtlichen Verantwortlichkeit zunĂ€chst entzogen bzw. die Staaten sind auf den ersten Blick nicht fĂŒr deren Tun verantwortlich, so die ErlĂ€uterung des im Hintergrund die FĂ€den spinnenden Jay Crispin. Nach dem Eingangskapitel in Gibralter schwenkt die Perspektive zu Toby Bell, dem eigentlichen Protagonisten des Romans. Dieser arbeitet im Außenministerium als persönlicher Referent des Staatsministers Fergus Quinn, der den genannten Einsatz abgesegnet hat, kann sich aber mit dessen EigentĂŒmlichkeiten nicht so recht arrangieren. Er erfĂ€hrt im Laufe der Zeit immer neue Ungereimtheiten ĂŒber Quinn, ĂŒber dessen Vergangenheit, seine Bekanntschaft zu Crispin und vermutet UnbotmĂ€ĂŸiges. Er lĂ€sst sich dann zu einem Schritt hinreißen, der seine Zukunft im Ministerium aufs Spiel setzt. Parallel wird Paul alias Sir Christopher Probyn von dem damaligen FĂŒhrer der Elitesoldaten Jeb auf einem Jahrmarkt wieder entdeckt, sodass Probyn mit der damaligen Operation erneut konfrontiert wird. Jeb erlĂ€utert ihm den wahren, nĂ€mlich fehlgeschlagenen Ausgang der Operation „Wildlife“ samt Kollateralschaden und Probyn beschließt, zusammen mit Jeb die Wahrheit zu Papier zu bringen. Zeitgleich nimmt Probyn zu Bell Kontakt auf und sie setzen die jeweiligen Teile ihrer Erkenntnisse zu einem vorlĂ€ufigen Puzzel zusammen. Jeb erscheint dann nicht zu einem vereinbarten Treffen, Probyn versucht auf eigene Faust, seine Version im Außenministerium zu Gehör zu bringen. Dass er damit grandios scheitert, war nicht nur dramaturgisch zu erwarten, sondern ist auch eine Befriedigung fĂŒr den Leser, denn Probyns Charakter ist so unstet und beeinflussbar, dass er einen wenig zufriedenstellenden Helden abgegeben hĂ€tte. Also muss sich Bell der Sache annehmen, weiß, dass er in ein ziemlich großes Wespennest stechen wird, wenn er nach all seinen Recherchen den Whistleblower geben wird, bekommt verbale und körperliche Hindernisse in den Weg gestellt und sein ehemaliger Ausbilder Oakley spielt am Ende auch noch eine bedeutende Rolle, obwohl Bell und der Leser ihn schon abgeschrieben haben. Das Ende ist eine interessante Variante, die dem Leser viel interpretatorischen Spielraum lĂ€sst, die aber auch realistisch erscheint. Insgesamt ein spannendes Buch, manchmal mit sprachlichen SchwĂ€chen, die aber auch auf die Übersetzung bzw. die schwierige Umsetzung des angelsĂ€chsischen Geheimdienst- und MinisteriumsgefĂŒges auf deutsches VerstĂ€ndnis zurĂŒckgehen können.

geschrieben am 06.07.2014 | 477 Wörter | 2996 Zeichen

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