ISBN | 3833214465 | |
Autor | Scott McGough | |
Verlag | Panini | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 348 | |
Erscheinungsjahr | 2007 | |
Extras | broschierte Ausgabe |
Um seine Heimat vor phyrexianischen Okkupatoren zu schützen, versetzte der Weltenwanderer Teferi vor Jahrhunderten die beiden Kontinente Shiv und Zhalfir auf eine andere Existenzebene. Nun drohen die beiden Landmassen, in das Gefüge der Welt Dominaria zurückzustürzen und sie dabei zu vernichten. Ein weiteres Problem – oder vielmehr Rätsel – stellen mysteriöse Zeitrisse dar, die ursächlich für den Mana-Verlust ganzer Landstriche zu sein scheinen.
Zusammen mit einer alten Freundin, der Magier-Ingenieurin Jhoira, und vier von ihr ausgesuchten Kämpfern reist Teferi zunächst nach Keld, in der Hoffnung, von der Weltenwanderin Freyalise, der es einst gelang, den mächtigen Wolkenwald in das Land “einzupassen”, hilfreiche Ratschläge zu erhalten. Zu seinem Leidwesen erweist sich die Magierin jedoch als schroff abweisend und fast schon bösartig. Dennoch muss die Gruppe nicht unverrichteter Dinge abziehen, denn dank einiger Überzeugungskraft kann Teferi die Keldonen-Elfin Radha, deren Feuermagie unerklärlicherweise selbst in mana-freien Gebieten zu funktionieren scheint, für ihre Sache gewinnen.
Von Keld führt ihre Reise weiter nach Urborg, wo sie weiteren, starken Beistand zu gewinnen hoffen, sich ihnen jedoch nur der ängstliche, aber geniale Tüftler Venser anschließt.
Nun, da Teferi die Gruppe komplett glaubt, will er das “Shiv & Zhalfir”-Problem endlich angehen, denn die Zeit drängt. Vorher muss lediglich noch Nicol Bolas, der ältesten aller Drachen, besiegt werden; und der ist selbst für einen Weltenwanderer eine ziemlich große Nummer.
Vielen Magic-Lesern dürfte Scott McGough als Autor des formidablen Kamigawa-Zyklus’ in Erinnerung sein. Um es kurz und schmerzvoll zu machen: Zeitspirale erreicht zu keinem Zeitpunkt die Qualität der Geschichten um Toshi Umezawa und Prinzessin Michiko!
Das liegt nicht daran, dass es der Story an phantastischem Hintergrund mangelte, denn dieser ist, obgleich er nicht ganz an die Originalität des asiatischen Kamigawa-Settings heranreicht, bunt und komplex genug, um den unterschiedlichsten Spielarten von Fantasy – angefangen bei klassischer Sword & Sorcery über High bis hin zu Science Fantasy – Raum zu bieten. Die Ursachen für die unbefriedigende Qualität liegen allein in den schwachen Charakteren und einer zusammengestückelt wirkenden Handlung.
Aus den Reihen der Protagonisten sind nur drei Figuren erwähnenswert, da sich der Rest des Ensembles – die Shivaner – und Viashino-Krieger, Freyalise, Venser, u.a. – höchstens aus besseren (oder schlechteren) Stichwortgebern bzw. Sidekicks zusammensetzt.
Der Reihenfolge ihres Auftrittes nach ist an erster Stelle Jhoira zu nennen, die “Mutter” des Teams, das ausgelagerte Ich und Über-Ich Teferis, eine Gutmenschin ohne erkennbare Ecken, eine nette und todlangweilige Zeitgenossin.
Der Nächste in der Runde ist der Weltenwanderer selbst, der vom Autor zwar mit großem Tamtam als allmächtig, allwissend, geradezu göttlich und überhaupt ganz, ganz toll, stark und cool eingeführt wird – so wie Weltenwanderer eben sind-, dessen Verhalten sich im Verlauf der Handlung jedoch zunehmend kindlich und irrational erweist und dessen göttlicher Nimbus einen (Zeit)riss nach dem anderen bekommt. Dieses macht ihn zwar einerseits prinzipiell interessanter als Jhoira – gerade in Verbindung mit seiner kleinen Prise Amoralität-, hinterlässt andererseits aber den nervenden Eindruck von Inkonsistenz.
Die Dritte im Bunde ist Radha: ein wahrer Kotzbrocken! Egozentrisch, egoistisch, verantwortungsnegierend, triebgesteuert, mit der taktischen Finesse eine Reblaus. Repräsentiert Jhoria das Über-Ich, so kommt sie dem Es am nächsten. Das Problem dieses Charakters ist der Mangel an sympathischen Eigenschaften, der eine Identifikation mit ihr nahezu unmöglich macht.
So unterschiedlich diese Figuren auf den ersten Blick auch sind, so haben sie doch etwas gemeinsam: sie sind zu schwach, eindimensional oder widersprüchlich, um eine Geschichte tragen zu können.
Die Story selbst ist mit “Magic” vollgepackt bis obenhin, mit allerlei Arten von Mana, putzigen, gefährlichen und/oder göttlichen Wesen, die in deutlich unterschiedlichen Gegenden ihr Wesen bzw. Unwesen treiben. Damit drängt sich unwillkürlich der Eindruck auf, es gehe dem Autor in erster Linie um den belletristischen Kniefall vor den Sammelkarten-Fans und nicht um das Erzählen einer sich logisch und natürlich entwickelnden Geschichte. So erscheinen das nicht plausibel begründete Hin – und Hergereise Teferis, seine “Das weiß ich auch nicht so genau”-Attitüde oder Radhas obsessives Kriegsspielen nebensächlich und tragen wenig Erhellendes zum Hintergrund – den Zeitrissen, der Struktur des Multiversums, dem Shiv-Problem – explizit dieser Magic-Story bei.
Auch jene, die sich angesichts des Roman-Titels eine originelle, verschachtelte Zeitreisegeschichte versprochen haben (es soll solche geben, munkelt man), machten ganz und gar dicke Backen, insbesondere da die Lösung zentraler Fragen geradezu beiläufig abgehandelt wird.
Dass der Roman dennoch leidlich Spaß macht, liegt im Wesentlichen an McGoughs nach wie vor lockerem und relativ bildhaftem Stil.
Fazit: Ein ambivalenter Roman: origineller Hintergrund und phantasievolle Details auf der einen Seite, schwache Charaktere und eine wenig stringente Handlung auf der anderen.
geschrieben am 16.05.2007 | 737 Wörter | 4553 Zeichen
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