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Cavalcare la tigre: Den Tiger reiten


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Rezension von

Daniel Bigalke

Cavalcare la tigre: Den Tiger reiten Der Philosoph Julius Evola (1898-1974) gilt als bedeutendster antimoderner Denker und Theoretiker jener Tradition, die einen harmonischen politischen und gesellschaftlichen Aufbau erstrebte. Er widmete sich der Esoterik und Philosophie und schrieb zahlreiche Aufsätze. Insbesondere seine als kulturanalytisch beschriebene Theorie mit ihren vorchristlichen Mythen und Lebensgesetzen wurde als sein Markenzeichen immer mehr zur politischen Forderung erhoben. Evola hat ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen. Es besteht aus 25 Büchern 300 längeren Essays und über 1000 Zeitungsaufsätzen. Der Verlag Zeitenwende hat mit dem vorliegenden Buch ein 1953 erschienenes Hauptwerk Evolas vorgelegt, das mit einer Forderung an den geneigten Leser herantritt. Für Evola ist die Moderne, "die Welt, in der Gott tot ist". Das Buch richtet sich deshalb an einen ganz bestimmten Menschentypus, an einen „anders seienden Menschen“, der sich der Tradition zugehörig wisse. Den Ritt auf dem Tiger überlebt für Evola nur dieser Mensch. Er ist selbstlos und wunschlos. Er denkt und handelt unbeeindruckt und bleibt von Erfolg und Misserfolg, Lust und Schmerz unberührt. Diese Lebenssicht aus der altindischen Bhagavadgita deutet an, dass es sich um einen Weg der überpersönlichen Vervollkommnung handelt, der mit Berufsoutsidertum oder Verweigerer aus Gewissensgründen nichts zu tun hat. Evola schreibt deshalb zum besseren Verständnis dieser Haltung über Martin Heidegger, Aldous Huxley, Ernst Jünger, Henry Miller, Friedrich Nietzsche und Jean-Paul Sartre, über den Existenzialismus, über Dadaismus und Surrealismus, über Drogen und Musik. Seine Erkenntnis: Man müsse jegliches nach außen gerichtetes Ziel fallenlassen, da eine in der Auflösung befindliche Epoche diese Ziele verunmögliche. Kurz: Das, worauf ich keinen Einfluss nehmen kann, darf auch auf mich keinen Einfluss nehmen. Dieser evolianische Weg geht davon aus, dass die gelebte Apoliteia weder Verteidigung und Trauer noch Beweinung den äußeren Missständen in Gesellschaft und Politik gegenüber benötigt. Der traditionsbewusste Typus Mensch könne nach der nüchternen Lageanalyse als seine Norm nur noch die Abgelöstheit erkennen. So wirkt der Ritt auf dem Tiger als Handbuch für junge Menschen, um herauszufinden, was unter den philosophischen Strömungen der Gegenwart zählt und was man ignorieren kann. Evola nimmt es dazu für sich in Anspruch, einen Menschen definiert zu haben, der einen höheren Grad an Reife erlangt hat. Gleichwohl treten auf dem Wege dorthin auch ältere buddhistische Begriffe hervor, die Mittel aufzeigen, wie der auf dem Tiger reitende Mensch nicht an Äußerlichkeiten haftet. Da für Evola die tiefe Antimodernität bereits ein Kennzeichen der ausgehenden (letzten) Moderne ist, versteht sich das Nicht-Haften am Gegenwärtigen und die damit erlangte innere Unverwundbarkeit als ein Weg, in widriger Zeit siegreich zu sein. Insgesamt hat der Verlag Zeitenwende hier ein sehr wichtiges Buch vorgelegt, dessen philosophische Aussagekraft eine stoische Ruhe für diejenigen, die nicht glauben, vermittelt. Evola befindet sich hier auf der Höhe seines Schaffens. Man erkennt Ansätze von Spinozas amor intellectualis oder Nietzsches amor fati (Liebe zum eigenen Schicksal). Die beschriebene authentische Freiheit klammert nicht an der Gegenwart, sondern hat die sich in der Zukunft abzeichnenden Kräfte im Blick. Schließt sich ein Kreis, beginnt ein anderer, und der Punkt, in dem ein laufender Vorgang in seine letzte Phase eintritt, ist zugleich der Punkt, in dem er die Gegenrichtung einschlägt. Trifft dies zu, so hat sich er Tigerritt gelohnt und man kann gestärkt in die neue Zeit eintreten.

Der Philosoph Julius Evola (1898-1974) gilt als bedeutendster antimoderner Denker und Theoretiker jener Tradition, die einen harmonischen politischen und gesellschaftlichen Aufbau erstrebte. Er widmete sich der Esoterik und Philosophie und schrieb zahlreiche Aufsätze. Insbesondere seine als kulturanalytisch beschriebene Theorie mit ihren vorchristlichen Mythen und Lebensgesetzen wurde als sein Markenzeichen immer mehr zur politischen Forderung erhoben. Evola hat ein sehr umfangreiches Werk hinterlassen. Es besteht aus 25 Büchern 300 längeren Essays und über 1000 Zeitungsaufsätzen.

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Der Verlag Zeitenwende hat mit dem vorliegenden Buch ein 1953 erschienenes Hauptwerk Evolas vorgelegt, das mit einer Forderung an den geneigten Leser herantritt. Für Evola ist die Moderne, "die Welt, in der Gott tot ist". Das Buch richtet sich deshalb an einen ganz bestimmten Menschentypus, an einen „anders seienden Menschen“, der sich der Tradition zugehörig wisse. Den Ritt auf dem Tiger überlebt für Evola nur dieser Mensch. Er ist selbstlos und wunschlos. Er denkt und handelt unbeeindruckt und bleibt von Erfolg und Misserfolg, Lust und Schmerz unberührt. Diese Lebenssicht aus der altindischen Bhagavadgita deutet an, dass es sich um einen Weg der überpersönlichen Vervollkommnung handelt, der mit Berufsoutsidertum oder Verweigerer aus Gewissensgründen nichts zu tun hat. Evola schreibt deshalb zum besseren Verständnis dieser Haltung über Martin Heidegger, Aldous Huxley, Ernst Jünger, Henry Miller, Friedrich Nietzsche und Jean-Paul Sartre, über den Existenzialismus, über Dadaismus und Surrealismus, über Drogen und Musik.

Seine Erkenntnis: Man müsse jegliches nach außen gerichtetes Ziel fallenlassen, da eine in der Auflösung befindliche Epoche diese Ziele verunmögliche. Kurz: Das, worauf ich keinen Einfluss nehmen kann, darf auch auf mich keinen Einfluss nehmen. Dieser evolianische Weg geht davon aus, dass die gelebte Apoliteia weder Verteidigung und Trauer noch Beweinung den äußeren Missständen in Gesellschaft und Politik gegenüber benötigt.

Der traditionsbewusste Typus Mensch könne nach der nüchternen Lageanalyse als seine Norm nur noch die Abgelöstheit erkennen. So wirkt der Ritt auf dem Tiger als Handbuch für junge Menschen, um herauszufinden, was unter den philosophischen Strömungen der Gegenwart zählt und was man ignorieren kann. Evola nimmt es dazu für sich in Anspruch, einen Menschen definiert zu haben, der einen höheren Grad an Reife erlangt hat. Gleichwohl treten auf dem Wege dorthin auch ältere buddhistische Begriffe hervor, die Mittel aufzeigen, wie der auf dem Tiger reitende Mensch nicht an Äußerlichkeiten haftet. Da für Evola die tiefe Antimodernität bereits ein Kennzeichen der ausgehenden (letzten) Moderne ist, versteht sich das Nicht-Haften am Gegenwärtigen und die damit erlangte innere Unverwundbarkeit als ein Weg, in widriger Zeit siegreich zu sein.

Insgesamt hat der Verlag Zeitenwende hier ein sehr wichtiges Buch vorgelegt, dessen philosophische Aussagekraft eine stoische Ruhe für diejenigen, die nicht glauben, vermittelt. Evola befindet sich hier auf der Höhe seines Schaffens. Man erkennt Ansätze von Spinozas amor intellectualis oder Nietzsches amor fati (Liebe zum eigenen Schicksal). Die beschriebene authentische Freiheit klammert nicht an der Gegenwart, sondern hat die sich in der Zukunft abzeichnenden Kräfte im Blick. Schließt sich ein Kreis, beginnt ein anderer, und der Punkt, in dem ein laufender Vorgang in seine letzte Phase eintritt, ist zugleich der Punkt, in dem er die Gegenrichtung einschlägt. Trifft dies zu, so hat sich er Tigerritt gelohnt und man kann gestärkt in die neue Zeit eintreten.

geschrieben am 21.08.2010 | 523 Wörter | 3138 Zeichen

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