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Laotse für Manager


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Rezension von

Lesefreund

Laotse für Manager Laotse für Manager. Das klingt einleuchtend. Ein weiterer Philosoph wird mitsamt seinem Werk betrachtet und seine Ideen und Gedanken für das Management unserer Tage fruchtbar gemacht. Laotse für Manager. Das klingt nach angewandter Philosophie im besten Sinne, nach praktischer Umsetzung theoretischer Gehalte. Ein solches Konzept ist absolut lobenswert und nur zu begrüßen. Doch es gibt auch Schwierigkeiten: Kann man einem Denker und Philosophen mit einer überblickhaften Darstellung seines Werks tatsächlich gerecht werden? Eine schwierige Frage. Auf der anderen Seite will Schwanfelders eben keine philosophische Monographie sein, sondern ein Buch für die (Managament-)Praxis, das auf Laotse mehr Bezug nimmt als ihn im Einzelnen zu reflektieren. Werner Schwanfelder, der sich in vorangegangenen Titeln bereits mit den Lehren des Konfuzius, des Sun Tzu sowie mit denen des Buddha befasst hatte, um sie im Bereich des Managements anwendbar zu machen, hat sich mit diesem Band an eine besonders schwierige Aufgabe gemacht – er will nun auch Laotse, eine lediglich legendenhaft fassbare Figur, sowie dessen Werk, das Tao-Te-King, gleichsam als Schatz für das moderne Management heben und seinen Lesern dadurch ein Mehr an Wissen und praktischem Können für ihre täglichen Angelegenheiten vermitteln. Ob Laotse tatsächlich gelebt hat, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen, da die Überlieferungslage zu seiner Person denkbar schlecht ist. Es wird angenommen, dass er als Gelehrter im alten China um die Zeit zwischen 600 und 300 vor Christus gewirkt haben soll. Wann genau, ist nicht eindeutig auszumachen. Weiterhin ist folglich nicht einmal sicher, ob das Tao-Te-King tatsächlich von Laotse selbst stammt oder nicht vielmehr die Schriften-Kompilation einer der vielen Schulen ist, die es damals gab. Es sei erwähnt, dass sich die Begriffe Tao (etwa: der gute Weg) und Te (etwa: die vorbildhafte sittliche Haltung) zum Teil auch in Konfuzius' Schrift „Lun-yü" (Gespräche) wiederfinden. Was bedeuten Tao und Te nun? Auf diese Frage geht Schwanfelder nur sehr bruchstückhaft ein. Stattdessen nimmt er den Leser mit einigen Geschichten und Erzählungen ein, die zwar das Anekdotische der Überlieferung im Falle Laotses deutlich werden lassen, doch eine klare Begriffsbestimmung nicht fördern. Dass diese andererseits nicht ohne Weiteres möglich ist, wird augenscheinlich, wenn man einen ersten Blick in das Tao-Te-King – oder besser: in die deutsche Übersetzung des Tao-Te-King bei Schwanfelder – wirft. Der Autor zitiert unter der Überschrift „Kernbegriffe der Philosophie bei Laotse" wie folgt: „Sein und Nichtsein erzeugen einander. Schwierig und leicht stützen einander. Lang und gut bestimmen einander. Hoch und niedrig sind abhängig voneinander. Vorher und nachher folgen einander. Daher handelt der Meister, ohne irgendetwas zu tun, und lehrt, ohne irgendetwas zu sagen. Die Dinge erscheinen, und er lässt sie kommen; die Dinge verschwinden, und er lässt sie gehen." [Tao-Te-King, 1. Buch, 2. Kapitel] Wie dieser Ausschnitt zeigt, ist Laotse alles andere als leicht zu verstehen. Die Eingänglichkeit eines cartesischen „Ich denke, also bin ich." oder eines sokratischen „Ich weiß, dass ich nichts weiß." sucht man hier vergebens. Sicherlich sind auch die Argumentationsmuster von Descartes und Sokrates hinter der Oberfläche ihrer berühmten Aussprüche ebenfalls keine einfache Angelegenheit, doch hat man mit diesen wenigstens einen Fingerzeig, um weiterfühlen zu können. Laotse hingegen ist in gewisser Weise eher geheimnisvoll als einleuchtend, was sich mit dem abendländischen Anspruch nach Klarheit und Deutlichkeit des Denkens nur bedingt in Einklang bringen lässt. Es scheint vielmehr umgekehrt zu sein, nämlich dass Laotse die Unklarheit der Dinge sowie die Undeutlichkeit der Vorgänge in der Natur für den Menschen nicht nur akzeptiert, sondern auf diese Grundannahme überhaupt erst seine Gedanken und Argumente aufbaut. Der Meister erscheint bei Laotse als passiv. Er lässt die Dinge geschehen. Ganz anders der moderne Manager: Er veranlasst, dass Dinge geschehen. Die Zurückhaltung bzw. Demut des alten chinesichen Meisters geht dem Macher unserer Tage eher ab. Kann dieser folglich überhaupt etwas von Laotse lernen? Er kann. Ein wichtiger Begriff ist bei Laotse das „wu wei" – das „Nicht-Tun" bzw. das „Ohne-Tun". Es geht dabei nicht um das Nichtstun, sondern um das gezielte Unterlassen falscher oder überflüssiger Handlungen, die zwar wohl Aktivität bedeuten würden, sich jedoch in Anbetracht des Ergebnisses als bedeutugnslos herausstellen. Mit Hilfe des „wu wei" kann demnach zumindest ein Teil der taoistischen Demut gezielt in die Handbücher des modernen Managements übernommen werden: Nicht das Machen ist entscheidend, sondern das Ergebnis. Wer etwas gezielt unterlässt, steht am Ende möglicherweise besser da als der unentwegt Aktive. Denn der Aktive ist auch passiv, sofern er ein Ergebnis nicht erreicht. Und der vermeintlich Passive ist aktiv, insofern er sein Ergebnis erreicht. Doch das gezielte Unterlassen des Falschen ist angesichts einer hochkomplexen Welt kein leichtes Unterfangen. Dies erfordert wohl ein hohes Maß an Wissen und Einsicht. Was Schwanfelder mit seinem Laotse-Buch unternimmt, ist der Versuch, ein wichtiges Werk der Geistesgeschichte für unsere Zeit zu aufzubereiten und unter Management-Gesichtspunkten zu deuten. Die zum Teil paradox anmutende Ausdrucksweise Laotses macht es für den Leser jedoch nicht gerade leicht, den Sinn seiner Sprüche einerseits zu erfassen und dann in einem zweiten Schritt mit Schwanfelder zu verstehen. Somit ist argumentative Schlüssigkeit nur bedingt gegeben, was nicht zuletzt der teilweise enigmatischen Ausdrucksweise des Tao-Te-King anzulasten ist. Insgesamt ist somit ein Buch entstanden, das unter der Chiffre Laotse nützliche und gute Einsichten vermittelt und dem Leser vorbildhafte Verhaltensempfehlungen an die Hand gibt. Bei aller Eile des Tagesgeschäfts kann es für den modernen Manager überaus hilfreich sein, den eigenen Geist einmal an Laotse zu schulen. Die Vieldeutigkeit des Tao-Te-King wird dabei manchen guten Denkanstoß geben können.

Laotse für Manager. Das klingt einleuchtend. Ein weiterer Philosoph wird mitsamt seinem Werk betrachtet und seine Ideen und Gedanken für das Management unserer Tage fruchtbar gemacht. Laotse für Manager. Das klingt nach angewandter Philosophie im besten Sinne, nach praktischer Umsetzung theoretischer Gehalte. Ein solches Konzept ist absolut lobenswert und nur zu begrüßen. Doch es gibt auch Schwierigkeiten: Kann man einem Denker und Philosophen mit einer überblickhaften Darstellung seines Werks tatsächlich gerecht werden? Eine schwierige Frage. Auf der anderen Seite will Schwanfelders eben keine philosophische Monographie sein, sondern ein Buch für die (Managament-)Praxis, das auf Laotse mehr Bezug nimmt als ihn im Einzelnen zu reflektieren.

Werner Schwanfelder, der sich in vorangegangenen Titeln bereits mit den Lehren des Konfuzius, des Sun Tzu sowie mit denen des Buddha befasst hatte, um sie im Bereich des Managements anwendbar zu machen, hat sich mit diesem Band an eine besonders schwierige Aufgabe gemacht – er will nun auch Laotse, eine lediglich legendenhaft fassbare Figur, sowie dessen Werk, das Tao-Te-King, gleichsam als Schatz für das moderne Management heben und seinen Lesern dadurch ein Mehr an Wissen und praktischem Können für ihre täglichen Angelegenheiten vermitteln. Ob Laotse tatsächlich gelebt hat, lässt sich nicht zweifelsfrei feststellen, da die Überlieferungslage zu seiner Person denkbar schlecht ist. Es wird angenommen, dass er als Gelehrter im alten China um die Zeit zwischen 600 und 300 vor Christus gewirkt haben soll. Wann genau, ist nicht eindeutig auszumachen. Weiterhin ist folglich nicht einmal sicher, ob das Tao-Te-King tatsächlich von Laotse selbst stammt oder nicht vielmehr die Schriften-Kompilation einer der vielen Schulen ist, die es damals gab. Es sei erwähnt, dass sich die Begriffe Tao (etwa: der gute Weg) und Te (etwa: die vorbildhafte sittliche Haltung) zum Teil auch in Konfuzius' Schrift „Lun-yü" (Gespräche) wiederfinden.

Was bedeuten Tao und Te nun? Auf diese Frage geht Schwanfelder nur sehr bruchstückhaft ein. Stattdessen nimmt er den Leser mit einigen Geschichten und Erzählungen ein, die zwar das Anekdotische der Überlieferung im Falle Laotses deutlich werden lassen, doch eine klare Begriffsbestimmung nicht fördern. Dass diese andererseits nicht ohne Weiteres möglich ist, wird augenscheinlich, wenn man einen ersten Blick in das Tao-Te-King – oder besser: in die deutsche Übersetzung des Tao-Te-King bei Schwanfelder – wirft. Der Autor zitiert unter der Überschrift „Kernbegriffe der Philosophie bei Laotse" wie folgt:

„Sein und Nichtsein erzeugen einander. Schwierig und leicht stützen einander. Lang und gut bestimmen einander. Hoch und niedrig sind abhängig voneinander. Vorher und nachher folgen einander. Daher handelt der Meister, ohne irgendetwas zu tun, und lehrt, ohne irgendetwas zu sagen. Die Dinge erscheinen, und er lässt sie kommen; die Dinge verschwinden, und er lässt sie gehen." [Tao-Te-King, 1. Buch, 2. Kapitel]

Wie dieser Ausschnitt zeigt, ist Laotse alles andere als leicht zu verstehen. Die Eingänglichkeit eines cartesischen „Ich denke, also bin ich." oder eines sokratischen „Ich weiß, dass ich nichts weiß." sucht man hier vergebens. Sicherlich sind auch die Argumentationsmuster von Descartes und Sokrates hinter der Oberfläche ihrer berühmten Aussprüche ebenfalls keine einfache Angelegenheit, doch hat man mit diesen wenigstens einen Fingerzeig, um weiterfühlen zu können. Laotse hingegen ist in gewisser Weise eher geheimnisvoll als einleuchtend, was sich mit dem abendländischen Anspruch nach Klarheit und Deutlichkeit des Denkens nur bedingt in Einklang bringen lässt. Es scheint vielmehr umgekehrt zu sein, nämlich dass Laotse die Unklarheit der Dinge sowie die Undeutlichkeit der Vorgänge in der Natur für den Menschen nicht nur akzeptiert, sondern auf diese Grundannahme überhaupt erst seine Gedanken und Argumente aufbaut. Der Meister erscheint bei Laotse als passiv. Er lässt die Dinge geschehen. Ganz anders der moderne Manager: Er veranlasst, dass Dinge geschehen. Die Zurückhaltung bzw. Demut des alten chinesichen Meisters geht dem Macher unserer Tage eher ab. Kann dieser folglich überhaupt etwas von Laotse lernen? Er kann. Ein wichtiger Begriff ist bei Laotse das „wu wei" – das „Nicht-Tun" bzw. das „Ohne-Tun". Es geht dabei nicht um das Nichtstun, sondern um das gezielte Unterlassen falscher oder überflüssiger Handlungen, die zwar wohl Aktivität bedeuten würden, sich jedoch in Anbetracht des Ergebnisses als bedeutugnslos herausstellen. Mit Hilfe des „wu wei" kann demnach zumindest ein Teil der taoistischen Demut gezielt in die Handbücher des modernen Managements übernommen werden: Nicht das Machen ist entscheidend, sondern das Ergebnis. Wer etwas gezielt unterlässt, steht am Ende möglicherweise besser da als der unentwegt Aktive. Denn der Aktive ist auch passiv, sofern er ein Ergebnis nicht erreicht. Und der vermeintlich Passive ist aktiv, insofern er sein Ergebnis erreicht. Doch das gezielte Unterlassen des Falschen ist angesichts einer hochkomplexen Welt kein leichtes Unterfangen. Dies erfordert wohl ein hohes Maß an Wissen und Einsicht.

Was Schwanfelder mit seinem Laotse-Buch unternimmt, ist der Versuch, ein wichtiges Werk der Geistesgeschichte für unsere Zeit zu aufzubereiten und unter Management-Gesichtspunkten zu deuten. Die zum Teil paradox anmutende Ausdrucksweise Laotses macht es für den Leser jedoch nicht gerade leicht, den Sinn seiner Sprüche einerseits zu erfassen und dann in einem zweiten Schritt mit Schwanfelder zu verstehen. Somit ist argumentative Schlüssigkeit nur bedingt gegeben, was nicht zuletzt der teilweise enigmatischen Ausdrucksweise des Tao-Te-King anzulasten ist. Insgesamt ist somit ein Buch entstanden, das unter der Chiffre Laotse nützliche und gute Einsichten vermittelt und dem Leser vorbildhafte Verhaltensempfehlungen an die Hand gibt. Bei aller Eile des Tagesgeschäfts kann es für den modernen Manager überaus hilfreich sein, den eigenen Geist einmal an Laotse zu schulen. Die Vieldeutigkeit des Tao-Te-King wird dabei manchen guten Denkanstoß geben können.

geschrieben am 17.03.2008 | 887 Wörter | 5254 Zeichen

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