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Schmerzpsychotherapie


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Dr. Hermann Joosten

Schmerzpsychotherapie Das Werk gibt einen sehr weitreichenden Überblick über alle Bereiche, welche für den psychotherapeutischen Zugang zur Schmerzbehandlung notwendig sind. Dass dieses Buch in der sechsten Auflage erscheinen kann, spricht für eine große Akzeptanz. Einige Kapitel beschreiben den somatischen Forschungsstand (Physiologie, Biochemie und Neurologie), andere Kulturgeschichte und Chronifizierung des Schmerzes. Differenzielle Faktoren werden ausführlich dargestellt (Alter, Geschlecht, Schmerz bei Kindern). Das Kapitel „Schmerz bei Migranten“ bezieht sich aber leider nur auf ein Land. Wünschenswert wäre hier eine Erweiterung auf andere Länder bzw. Kulturen. Ausführlich dargestellt werden die Diagnostik und die psychotherapeutischen Behandlungsmethoden. Hier fehlt allerdings ein ausführliches Kapitel über psychodynamische Diagnostik und zur biografischen Anamnese, denn insbesondere bei einem „somatisch unerklärlichen Schmerzsyndrom“ muss man neben den Begrenztheiten der somatischen Diagnostik auch daran denken, dass frühere psychische Traumata in späterer Zeit zu scheinbar unerklärlichen Schmerzzuständen führen können. Dies gilt auch für die weitere Lebensgeschichte, in der z. B. Enttäuschungen und Demütigungen durch Somatisierung zum Schmerz werden, der verstanden werden will. Ähnliches gilt für die psychiatrische Diagnostik und Nosologie, welche keine Aufnahme im Werk gefunden hat, denn Schmerzsymptome gibt es auch beispielsweise bei Psychosen und bei der psychosenahen chronifizierten Hypochondrie. Ähnliches gilt für Schmerzsyndrome bei z. B. Folteropfern. Ausgewählte Erkrankungen werden ausführlich vorgestellt. Hierbei werden die psychodynamischen Modelle und Konzepte jedoch ausgelassen. Dies fällt besonders auf bei den Ausführungen zu einzelnen Erkrankungen. Gerade bei Kopf- und Rückenschmerz ist der Zusammenhang mit konflikthafter Depression, Aggression, Angst und zwanghafter Persönlichkeitsstruktur sehr zu bedenken. Zur Behandlung wäre sicherlich eine orientierende Übersicht über medikamentöse Interventionen hilfreich. Sehr dankenswert ist der Artikel über den Medikamentenmissbrauch, denn dies ist in der Praxis ein häufiges Problem, leider auch durch eine Verschreibungspraxis in Verschränkung mit einem Verschreibungsbegehren. Am Ende des Buches findet sich ein Kapitel, das durchaus an den Anfang gehörte: eine Reflexion der Praxis der psychologischen Schmerztherapie, geschrieben von einer Patientin. Fragebögen, Schmerztagebücher und personelle Engpässe verführen zu einer kognitiven Abarbei-tung von Fällen, und die innere Konfliktnot, die Lebensgeschichte und das Selbstwertgefühl der Patienten finden kein antwortendes Gegenüber mehr. So weist sie auf die Gefahr einer Psychologisierung von Schmerzen hin, welche sicherlich dann besonders groß ist, wenn die innere und äußere Lebenswirklichkeit der Schmerzpatienten einem Diagnostik- und Behandlungsschema zum Opfer fällt. Dies gilt besonders für Kliniken, in denen die unzureichenden Stellenpläne kaum Platz lassen für die Individualität des Patienten. Mit den genannten Einschränkungen kann das Buch sehr empfohlen werden.

Das Werk gibt einen sehr weitreichenden Überblick über alle Bereiche, welche für den psychotherapeutischen Zugang zur Schmerzbehandlung notwendig sind. Dass dieses Buch in der sechsten Auflage erscheinen kann, spricht für eine große Akzeptanz.

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Einige Kapitel beschreiben den somatischen Forschungsstand (Physiologie, Biochemie und Neurologie), andere Kulturgeschichte und Chronifizierung des Schmerzes. Differenzielle Faktoren werden ausführlich dargestellt (Alter, Geschlecht, Schmerz bei Kindern). Das Kapitel „Schmerz bei Migranten“ bezieht sich aber leider nur auf ein Land. Wünschenswert wäre hier eine Erweiterung auf andere Länder bzw. Kulturen.

Ausführlich dargestellt werden die Diagnostik und die psychotherapeutischen Behandlungsmethoden. Hier fehlt allerdings ein ausführliches Kapitel über psychodynamische Diagnostik und zur biografischen Anamnese, denn insbesondere bei einem „somatisch unerklärlichen Schmerzsyndrom“ muss man neben den Begrenztheiten der somatischen Diagnostik auch daran denken, dass frühere psychische Traumata in späterer Zeit zu scheinbar unerklärlichen Schmerzzuständen führen können. Dies gilt auch für die weitere Lebensgeschichte, in der z. B. Enttäuschungen und Demütigungen durch Somatisierung zum Schmerz werden, der verstanden werden will. Ähnliches gilt für die psychiatrische Diagnostik und Nosologie, welche keine Aufnahme im Werk gefunden hat, denn Schmerzsymptome gibt es auch beispielsweise bei Psychosen und bei der psychosenahen chronifizierten Hypochondrie. Ähnliches gilt für Schmerzsyndrome bei z. B. Folteropfern.

Ausgewählte Erkrankungen werden ausführlich vorgestellt. Hierbei werden die psychodynamischen Modelle und Konzepte jedoch ausgelassen. Dies fällt besonders auf bei den Ausführungen zu einzelnen Erkrankungen. Gerade bei Kopf- und Rückenschmerz ist der Zusammenhang mit konflikthafter Depression, Aggression, Angst und zwanghafter Persönlichkeitsstruktur sehr zu bedenken.

Zur Behandlung wäre sicherlich eine orientierende Übersicht über medikamentöse Interventionen hilfreich. Sehr dankenswert ist der Artikel über den Medikamentenmissbrauch, denn dies ist in der Praxis ein häufiges Problem, leider auch durch eine Verschreibungspraxis in Verschränkung mit einem Verschreibungsbegehren.

Am Ende des Buches findet sich ein Kapitel, das durchaus an den Anfang gehörte: eine Reflexion der Praxis der psychologischen Schmerztherapie, geschrieben von einer Patientin. Fragebögen, Schmerztagebücher und personelle Engpässe verführen zu einer kognitiven Abarbei-tung von Fällen, und die innere Konfliktnot, die Lebensgeschichte und das Selbstwertgefühl der Patienten finden kein antwortendes Gegenüber mehr. So weist sie auf die Gefahr einer Psychologisierung von Schmerzen hin, welche sicherlich dann besonders groß ist, wenn die innere und äußere Lebenswirklichkeit der Schmerzpatienten einem Diagnostik- und Behandlungsschema zum Opfer fällt. Dies gilt besonders für Kliniken, in denen die unzureichenden Stellenpläne kaum Platz lassen für die Individualität des Patienten.

Mit den genannten Einschränkungen kann das Buch sehr empfohlen werden.

geschrieben am 02.04.2010 | 389 Wörter | 2723 Zeichen

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