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Das Rote Buch


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Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
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  Extras

Rezension von

Daniel Bigalke

Das Rote Buch Kein Mensch hat ein augenblickliches Bewusstsein von allem, was er jemals erlernte, obschon es unbewusst in ihm liegt, um bei geeigneter Frage in sein Bewusstsein zu treten. Der Geist erkennt, das Sein ist, aber nur das Leben lebt. Selbst Menschen von immer rechenbereiter Nüchternheit werden sich wenigstens aus ihrer Jugend erinnern, dass es ein Erwachen gibt, wo die Seele sich wie aus schützenden Mutterarmen an das Licht gerissen glaubt und wo Anklänge in Träumen an diese Situation „zurückerinnern“. Der Psychologe C. G. Jung war sein Leben lang Gnostiker, jemand, der mit spiritueller Beherztheit und intellektueller Disziplin sich der Erkenntnis seelischer und träumender Wirklichkeit aufgrund von unmittelbarer Erfahrung und persönlicher Offenbarung verschrieben hatte. Jung erforschte stets sein Bewusstsein, seine Träume und Erinnerungen. Gemäß seiner Neigung zur Selbstanalyse entschloss er sich deshalb zu Lebzeiten zu einem riesigen Prozess eines Selbstexperimentes. Seit fast 50 Jahren weiß man von der Existenz des Ergebnisses dieses Prozesses: Das „Rote Buch“. Jetzt ist das Vermächtnis des Schweizer Philosophen und Psychologen veröffentlicht worden – ein psychologisches Meisterwerk in literarischer Form. Die Erben hielten das Buch unter Verschluss, zuletzt in einem Banktresor. Es handelt sich um eine komplexe Abhandlung versehen mit Kaligraphien und Zeichnungen, welche die Träume und Fantasien des Analytikers wiedergeben. Jung erklärt darin die Wiederkehr Gottes in Form der Seele und geht zugleich von einem kollektiven Unbewussten aus als gemeinsames psychisches Erbe. So postuliert er eine universale Struktur der Psyche der Menschheit. Mit Ludwig Klages wissen wir, dass das träumende Bewusstsein eine Spielart des Wachsenden ist, dass wir Geträumtes während wir träumen für wirklich halten. Es ist das Merkmal der Traumstimmung, ein Gefühl des Fernseins zu haben. Jung nahm seine Träume und Fantasien sehr ernst – auch nach dem Prozess des eigentlichen Träumens. Er zeichnete sie im „Roten Buch“ auf. Das Ergebnis ist dieses in Form einer mittelalterlich illuminierten Handschrift gestaltete Buch. C. G. Jungs handgeschriebenes und gemaltes einzigartiges Vermächtnis ist Ausdruck einer Überschneidung von psychologischen und künstlerischen Experimenten, in welchen er wiederum selbstanalytisch das Wesen der Selbsterkenntnis, das Wesen der Seele, die Beziehung zwischen Denken und Träumen sowie das Verhältnis zwischen innerer und äußerer Männlichkeit analysiert. Dargeboten wird das Rote Buch von Jung als ein in rotes Leder gebundenes Buch, welches später als Auseinandersetzung mit dem Unbewussten bekannt wurde. Der Inhalt besteht konkret zum Teil aus Texten, Imaginationen (Wachphantasien) und Reflexionen darüber, zum Teil mit vom Autor selbst gemalten Bildern. Als Generalthema tritt die Suche des Autors nach seiner eigenen Seele auf und der Versuch, die zeitgenössische spirituelle Erschlaffung gestärkt zu überwinden. Erreicht wird dies dadurch, dass die Wiedergeburt eines neuen Götterbildes in der Seele möglich gemacht wird. Das Unbewusste wird dabei als die Quelle der abschließenden Weisheit gesehen. Im Gegensatz zu den zumeist wissenschaftlichen Werken, in welchen sich Jung an den Regeln der distanzierten Betrachtungsweise orientiert, dokumentiert das Rote Buch subjektive Imaginationen, persönliche Eindrücke und Emotionen, an denen er 16 Jahre schrieb und malte. Der Wert des Werkes aber wird erst jetzt vollends deutlich: Das Rote Buch ist für das Verständnis von Jungs neuem Psychotherapiemodell von größter Bedeutung. Das Vorliegen mythischer Phantasien betrachtete er beispielsweise am Anfang als Anzeichen, dass die Schichten des Unterbewussten sich lösen - und als Hinweis auf Schizophrenie. Durch das Selbstexperiment des Roten Buches änderte sich diese Haltung fundamental: Es galt ihm nicht mehr das Vorliegen eines Inhalts als entscheidend, sondern die eigene Haltung, die das Individuum selbst dazu einnimmt und vor allem, ob der Betreffende solch ein unterbewusstes Material oder den Stoff des Traumes subjektiv in seine Weltsicht konstruktiv integrieren kann. Jung gelang dies. So gewann er seine Seele wieder und schuf dabei eine neue Psychologie. Dieser gesamte Prozess, der Weg dorthin, liegt nun in einer beeindruckenden und ästhetisch hochwertigen Schmuckausgabe vor. – Man kann sagen: Das Selbstexperiment ist geglückt!

Kein Mensch hat ein augenblickliches Bewusstsein von allem, was er jemals erlernte, obschon es unbewusst in ihm liegt, um bei geeigneter Frage in sein Bewusstsein zu treten. Der Geist erkennt, das Sein ist, aber nur das Leben lebt. Selbst Menschen von immer rechenbereiter Nüchternheit werden sich wenigstens aus ihrer Jugend erinnern, dass es ein Erwachen gibt, wo die Seele sich wie aus schützenden Mutterarmen an das Licht gerissen glaubt und wo Anklänge in Träumen an diese Situation „zurückerinnern“.

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Der Psychologe C. G. Jung war sein Leben lang Gnostiker, jemand, der mit spiritueller Beherztheit und intellektueller Disziplin sich der Erkenntnis seelischer und träumender Wirklichkeit aufgrund von unmittelbarer Erfahrung und persönlicher Offenbarung verschrieben hatte. Jung erforschte stets sein Bewusstsein, seine Träume und Erinnerungen. Gemäß seiner Neigung zur Selbstanalyse entschloss er sich deshalb zu Lebzeiten zu einem riesigen Prozess eines Selbstexperimentes.

Seit fast 50 Jahren weiß man von der Existenz des Ergebnisses dieses Prozesses: Das „Rote Buch“. Jetzt ist das Vermächtnis des Schweizer Philosophen und Psychologen veröffentlicht worden – ein psychologisches Meisterwerk in literarischer Form. Die Erben hielten das Buch unter Verschluss, zuletzt in einem Banktresor. Es handelt sich um eine komplexe Abhandlung versehen mit Kaligraphien und Zeichnungen, welche die Träume und Fantasien des Analytikers wiedergeben.

Jung erklärt darin die Wiederkehr Gottes in Form der Seele und geht zugleich von einem kollektiven Unbewussten aus als gemeinsames psychisches Erbe. So postuliert er eine universale Struktur der Psyche der Menschheit. Mit Ludwig Klages wissen wir, dass das träumende Bewusstsein eine Spielart des Wachsenden ist, dass wir Geträumtes während wir träumen für wirklich halten. Es ist das Merkmal der Traumstimmung, ein Gefühl des Fernseins zu haben. Jung nahm seine Träume und Fantasien sehr ernst – auch nach dem Prozess des eigentlichen Träumens. Er zeichnete sie im „Roten Buch“ auf. Das Ergebnis ist dieses in Form einer mittelalterlich illuminierten Handschrift gestaltete Buch. C. G. Jungs handgeschriebenes und gemaltes einzigartiges Vermächtnis ist Ausdruck einer Überschneidung von psychologischen und künstlerischen Experimenten, in welchen er wiederum selbstanalytisch das Wesen der Selbsterkenntnis, das Wesen der Seele, die Beziehung zwischen Denken und Träumen sowie das Verhältnis zwischen innerer und äußerer Männlichkeit analysiert.

Dargeboten wird das Rote Buch von Jung als ein in rotes Leder gebundenes Buch, welches später als Auseinandersetzung mit dem Unbewussten bekannt wurde. Der Inhalt besteht konkret zum Teil aus Texten, Imaginationen (Wachphantasien) und Reflexionen darüber, zum Teil mit vom Autor selbst gemalten Bildern. Als Generalthema tritt die Suche des Autors nach seiner eigenen Seele auf und der Versuch, die zeitgenössische spirituelle Erschlaffung gestärkt zu überwinden. Erreicht wird dies dadurch, dass die Wiedergeburt eines neuen Götterbildes in der Seele möglich gemacht wird. Das Unbewusste wird dabei als die Quelle der abschließenden Weisheit gesehen.

Im Gegensatz zu den zumeist wissenschaftlichen Werken, in welchen sich Jung an den Regeln der distanzierten Betrachtungsweise orientiert, dokumentiert das Rote Buch subjektive Imaginationen, persönliche Eindrücke und Emotionen, an denen er 16 Jahre schrieb und malte. Der Wert des Werkes aber wird erst jetzt vollends deutlich: Das Rote Buch ist für das Verständnis von Jungs neuem Psychotherapiemodell von größter Bedeutung. Das Vorliegen mythischer Phantasien betrachtete er beispielsweise am Anfang als Anzeichen, dass die Schichten des Unterbewussten sich lösen - und als Hinweis auf Schizophrenie. Durch das Selbstexperiment des Roten Buches änderte sich diese Haltung fundamental: Es galt ihm nicht mehr das Vorliegen eines Inhalts als entscheidend, sondern die eigene Haltung, die das Individuum selbst dazu einnimmt und vor allem, ob der Betreffende solch ein unterbewusstes Material oder den Stoff des Traumes subjektiv in seine Weltsicht konstruktiv integrieren kann.

Jung gelang dies. So gewann er seine Seele wieder und schuf dabei eine neue Psychologie. Dieser gesamte Prozess, der Weg dorthin, liegt nun in einer beeindruckenden und ästhetisch hochwertigen Schmuckausgabe vor. – Man kann sagen: Das Selbstexperiment ist geglückt!

geschrieben am 10.10.2009 | 619 Wörter | 3770 Zeichen

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