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Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts


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Rezension von

Nicolai Hannig

Die Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts Die Weltgeschichte hat in den letzten Jahren merklich an Stärke und Reputation gewonnen. Lange Zeit umgab sie ein Schleier des Unseriösen, den vor allem die wissenschaftliche Zunft gewebt hatte. Mit einigen Mammutwerken von angesehenen Historikern oder neuen wissenschaftlichen Zeitschriften gewinnt das globale Geschichtspanorama nun wieder Teile seines alten Renommees zurück und holt damit eine Entwicklung nach, die sich in England oder Amerika schon längst vollzogen hat. Ein solches Großprojekt hat nun der Konstanzer Neuzeithistoriker Jürgen Osterhammel realisiert und dabei mit dem 19. Jahrhundert die dynamische Epoche der kommunikativen Globalisierung, Verwissenschaftlichung und Industrialisierung, aber auch der politischen Ideologien, des Nationalismus und der imperialen Expansion Europas zum Gegenstand gewählt. Dieses dichte Jahrhundert allein erstmal zu gliedern, ist schon eine enorme Herausforderung, auch wenn man dafür ein Format von mehr als 1500 Seiten wählt. Osterhammel gelingt es aber, sich die Breite seines Themas auf bemerkenswerte Weise zurechtzulegen. Unter scheinbar allgemeinen Chiffren wie „Wissen“, „Netze“, „Hierarchien“, „Revolutionen“, „Frontiers“, „Lebensstandards“ oder „Zeit“ entschlüsselt er die Strukturen seines weit mehr als 100 Jahre umfassenden Untersuchungszeitraumes. Dabei entpuppen sich seine Kategorien als die Schlüsselbegriffe des 19. Jahrhunderts, mit denen sich viele der vermeintlich gegensätzlichen Entwicklungen der verschiedenen Kontinente zusammenführen lassen. Jeden dieser Aspekte kann er somit in globaler Perspektive vergleichen, Transferbeziehungen kann er aufzeigen, Verflechtungen nachzeichnen. In Sprüngen von Kontinent zu Kontinent, von vorzeitlich anmutenden Dörfern zu hoch entwickelten urbanen Zentren, von Droschken zu Eisenbahnen zerlegt er für den Leser die teils gewaltige Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. In vieler Hinsicht erscheinen die vielen Jahre vor dem Ersten Weltkrieg insbesondere in Europa, trotz ihres Krimkrieges, Italienischen, Deutsch-dänischen, Deutschen oder Deutsch-französischen Krieges, als eine recht friedliche Zeit, vergleicht man sie mit dem 20. Jahrhundert. Die Thesenbildung, über die sich solche Phänomene prägnant erfassen ließen, gerät dabei manchmal etwas in den Hintergrund, so zum Beispiel wenn Osterhammel über die Besonderheiten des westlichen Übergangs von ständischen zu bürgerlichen Gesellschaften oder die Eigenarten japanischer Industrialisierung berichtet. Letztlich misslingt es der Narration aber nur an einigen wenigen Stellen, sich von den stets präsenten unterschwellig betonten Besonderheiten Europas zu lösen und so den Rest der Welt zur Kontrastfolie zu degradieren. Der Leser kann damit in Osterhammels großem Wurf in jedem Fall das finden, was er finden möchte: Eine Enzyklopädie, ein Handbuch, aber vor allem auch ein liebevolles Portrait wohl einer der aufregendsten Epochen der Menschheitsgeschichte.

Die Weltgeschichte hat in den letzten Jahren merklich an Stärke und Reputation gewonnen. Lange Zeit umgab sie ein Schleier des Unseriösen, den vor allem die wissenschaftliche Zunft gewebt hatte. Mit einigen Mammutwerken von angesehenen Historikern oder neuen wissenschaftlichen Zeitschriften gewinnt das globale Geschichtspanorama nun wieder Teile seines alten Renommees zurück und holt damit eine Entwicklung nach, die sich in England oder Amerika schon längst vollzogen hat. Ein solches Großprojekt hat nun der Konstanzer Neuzeithistoriker Jürgen Osterhammel realisiert und dabei mit dem 19. Jahrhundert die dynamische Epoche der kommunikativen Globalisierung, Verwissenschaftlichung und Industrialisierung, aber auch der politischen Ideologien, des Nationalismus und der imperialen Expansion Europas zum Gegenstand gewählt.

Dieses dichte Jahrhundert allein erstmal zu gliedern, ist schon eine enorme Herausforderung, auch wenn man dafür ein Format von mehr als 1500 Seiten wählt. Osterhammel gelingt es aber, sich die Breite seines Themas auf bemerkenswerte Weise zurechtzulegen. Unter scheinbar allgemeinen Chiffren wie „Wissen“, „Netze“, „Hierarchien“, „Revolutionen“, „Frontiers“, „Lebensstandards“ oder „Zeit“ entschlüsselt er die Strukturen seines weit mehr als 100 Jahre umfassenden Untersuchungszeitraumes. Dabei entpuppen sich seine Kategorien als die Schlüsselbegriffe des 19. Jahrhunderts, mit denen sich viele der vermeintlich gegensätzlichen Entwicklungen der verschiedenen Kontinente zusammenführen lassen. Jeden dieser Aspekte kann er somit in globaler Perspektive vergleichen, Transferbeziehungen kann er aufzeigen, Verflechtungen nachzeichnen. In Sprüngen von Kontinent zu Kontinent, von vorzeitlich anmutenden Dörfern zu hoch entwickelten urbanen Zentren, von Droschken zu Eisenbahnen zerlegt er für den Leser die teils gewaltige Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen. In vieler Hinsicht erscheinen die vielen Jahre vor dem Ersten Weltkrieg insbesondere in Europa, trotz ihres Krimkrieges, Italienischen, Deutsch-dänischen, Deutschen oder Deutsch-französischen Krieges, als eine recht friedliche Zeit, vergleicht man sie mit dem 20. Jahrhundert.

Die Thesenbildung, über die sich solche Phänomene prägnant erfassen ließen, gerät dabei manchmal etwas in den Hintergrund, so zum Beispiel wenn Osterhammel über die Besonderheiten des westlichen Übergangs von ständischen zu bürgerlichen Gesellschaften oder die Eigenarten japanischer Industrialisierung berichtet. Letztlich misslingt es der Narration aber nur an einigen wenigen Stellen, sich von den stets präsenten unterschwellig betonten Besonderheiten Europas zu lösen und so den Rest der Welt zur Kontrastfolie zu degradieren. Der Leser kann damit in Osterhammels großem Wurf in jedem Fall das finden, was er finden möchte: Eine Enzyklopädie, ein Handbuch, aber vor allem auch ein liebevolles Portrait wohl einer der aufregendsten Epochen der Menschheitsgeschichte.

geschrieben am 19.05.2009 | 380 Wörter | 2557 Zeichen

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