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Medienmetropole Hamburg: Mediale Öffentlichkeiten 1930-1960


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Rezension von

Nicolai Hannig

Medienmetropole Hamburg: Mediale Öffentlichkeiten 1930-1960 Große Metropolen sind für die Entwicklung der Medienlandschaft von großer Bedeutung. Zeitungsverlage wählen in den Großstädten häufig ihren Firmensitz, Redaktionen überregionaler Zeitungen lassen sich dort nieder und Rundfunkanstalten richten hier ihre Aufnahmestudios ein. Auch die ersten Massenpublika ließen sich im ausgehenden 19. Jahrhundert zunächst in den Metropolen erschließen, Radiogeräte verkauften sich, bevor sie in den 30er Jahren auch die Landbevölkerung erreichten, anfangs fast ausschließlich in der Großstadt. Daher liegt es nahe, auch in Zeiten globaler Orientierungen, den Blick der Mediengeschichte einmal gezielt auf die einzelne „Medienmetropole“ zu richten. Der Hamburger Historiker Karl Christian Führer hat dafür mit Hamburg eine Metropole gewählt, die im Europa des 20. Jahrhunderts wohl zu den wirkmächtigsten Impulsgebern medialer Entwicklungen zu zählen ist. Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ließen sich hier Medienkonzerne nieder, deren Periodika zweifelsohne zu den bekanntesten deutschen Blättern zu zählen sind. Erinnert sei beispielsweise an den Springer-Konzern mit seinen Blättern Bild, Welt und vielen anderen Publikumszeitschriften, an Rudolf Augsteins Spiegel, an den Stern mit seinem Chefredakteur Henri Nannen und seinem Verleger Gerd Bucerius oder an die Zeit, die sich von einem nationalen rechts-konservativen Blatt zu einer heute renommierten bürgerlich-liberalen Wochenzeitung entwickelte. Nicht zu vergessen ist der Hamburger Rundfunk, dessen öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt NWDR in den frühen 50er Jahren die größte in der ganzen Bundesrepublik mit den meisten Hörern war. Um diese Fülle wichtiger Zeitungen, Zeitschriften und Radiosender zu bündeln, wählt Führer einen stark schematischen Zugriff, der einerseits die Zeit der Weimarer Republik, der NS-Zeit, der ersten Nachkriegs- und schließlich der 50er Jahre unterteilt und andererseits die Mediengattungen Zeitung, Zeitschrift und Radio von einander trennt. Diese Herangehensweise vermag sicherlich dem gerade für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts charakteristischen Auftreten der Massenmedien als mediale Ensembles kaum gerecht zu werden. Doch eine weniger schematische Annäherung an das komplexe Feld der medialen Öffentlichkeiten von 1930-1960 wäre wohl kaum realisierbar gewesen. Methodisch wählt Führer einen überwiegend sozialgeschichtlichen Zugriff, der sich vornehmlich der Bedeutung und Nutzung von Massenmedien im Alltagsleben der Großstadtbewohner zuwendet. Auf diese Weise gelingt es dem Hamburger Historiker beispielsweise das oftmals postulierte Bild der Nationalsozialisten als „Meister der Propaganda“ zurechtzurücken und eine deutliche Negativbilanz der NS-Propaganda aufzumachen. Die gewünschte umfassende mediale Durchdringung der Gesellschaft gelang letztlich wohl nur über die Tageszeitungen. In seiner Geschichte der deutschen Medienmetropole Hamburg gelingt es Karl Christian Führer zwei Kontrapunkte zur bisherigen Mediengeschichtsschreibung zu setzen. Zum einen konzentriert er seine Studie trotz immer lauterer Forderungen nach einer globalen oder zumindest transnationalen Ausrichtung auf eine einzelne Medienmetropole. Zum anderen wählt er einen Zugang, der endlich auch der Wirkmacht der Tageszeitung in historischer Perspektive gerecht wird. Denn Führer zeigt eindrucksvoll, welch zentrale Stellung doch die Tageszeitung im Gefüge der modernen Massenmedien einnahm und dass sie keineswegs nur ein Überbleibsel des 19. Jahrhunderts war, das die Moderne kaum mehr entscheidend prägen konnte.

Große Metropolen sind für die Entwicklung der Medienlandschaft von großer Bedeutung. Zeitungsverlage wählen in den Großstädten häufig ihren Firmensitz, Redaktionen überregionaler Zeitungen lassen sich dort nieder und Rundfunkanstalten richten hier ihre Aufnahmestudios ein. Auch die ersten Massenpublika ließen sich im ausgehenden 19. Jahrhundert zunächst in den Metropolen erschließen, Radiogeräte verkauften sich, bevor sie in den 30er Jahren auch die Landbevölkerung erreichten, anfangs fast ausschließlich in der Großstadt. Daher liegt es nahe, auch in Zeiten globaler Orientierungen, den Blick der Mediengeschichte einmal gezielt auf die einzelne „Medienmetropole“ zu richten.

Der Hamburger Historiker Karl Christian Führer hat dafür mit Hamburg eine Metropole gewählt, die im Europa des 20. Jahrhunderts wohl zu den wirkmächtigsten Impulsgebern medialer Entwicklungen zu zählen ist. Vor allem in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ließen sich hier Medienkonzerne nieder, deren Periodika zweifelsohne zu den bekanntesten deutschen Blättern zu zählen sind. Erinnert sei beispielsweise an den Springer-Konzern mit seinen Blättern Bild, Welt und vielen anderen Publikumszeitschriften, an Rudolf Augsteins Spiegel, an den Stern mit seinem Chefredakteur Henri Nannen und seinem Verleger Gerd Bucerius oder an die Zeit, die sich von einem nationalen rechts-konservativen Blatt zu einer heute renommierten bürgerlich-liberalen Wochenzeitung entwickelte. Nicht zu vergessen ist der Hamburger Rundfunk, dessen öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt NWDR in den frühen 50er Jahren die größte in der ganzen Bundesrepublik mit den meisten Hörern war.

Um diese Fülle wichtiger Zeitungen, Zeitschriften und Radiosender zu bündeln, wählt Führer einen stark schematischen Zugriff, der einerseits die Zeit der Weimarer Republik, der NS-Zeit, der ersten Nachkriegs- und schließlich der 50er Jahre unterteilt und andererseits die Mediengattungen Zeitung, Zeitschrift und Radio von einander trennt. Diese Herangehensweise vermag sicherlich dem gerade für die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts charakteristischen Auftreten der Massenmedien als mediale Ensembles kaum gerecht zu werden. Doch eine weniger schematische Annäherung an das komplexe Feld der medialen Öffentlichkeiten von 1930-1960 wäre wohl kaum realisierbar gewesen. Methodisch wählt Führer einen überwiegend sozialgeschichtlichen Zugriff, der sich vornehmlich der Bedeutung und Nutzung von Massenmedien im Alltagsleben der Großstadtbewohner zuwendet. Auf diese Weise gelingt es dem Hamburger Historiker beispielsweise das oftmals postulierte Bild der Nationalsozialisten als „Meister der Propaganda“ zurechtzurücken und eine deutliche Negativbilanz der NS-Propaganda aufzumachen. Die gewünschte umfassende mediale Durchdringung der Gesellschaft gelang letztlich wohl nur über die Tageszeitungen.

In seiner Geschichte der deutschen Medienmetropole Hamburg gelingt es Karl Christian Führer zwei Kontrapunkte zur bisherigen Mediengeschichtsschreibung zu setzen. Zum einen konzentriert er seine Studie trotz immer lauterer Forderungen nach einer globalen oder zumindest transnationalen Ausrichtung auf eine einzelne Medienmetropole. Zum anderen wählt er einen Zugang, der endlich auch der Wirkmacht der Tageszeitung in historischer Perspektive gerecht wird. Denn Führer zeigt eindrucksvoll, welch zentrale Stellung doch die Tageszeitung im Gefüge der modernen Massenmedien einnahm und dass sie keineswegs nur ein Überbleibsel des 19. Jahrhunderts war, das die Moderne kaum mehr entscheidend prägen konnte.

geschrieben am 01.02.2009 | 462 Wörter | 3093 Zeichen

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