ISBN | 3862315371 | |
Autor | Robert Musil | |
Verlag | Der Audio Verlag (DAV) | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | - | |
Erscheinungsjahr | 2015 | |
Extras | - |
Das reicht fĂŒr Jahre
Epochal. Ein Meisterwerk. Eines der wichtigsten StĂŒcke deutscher Literaturgeschichte. Ein fantastisches Erlebnis der Kunst. Wovon ist die Rede? Von Robert Musils Mann ohne Eigenschaften - allerdings erst spĂ€ter. Jene einleitende Charakteristik verweist auf Wolfram Berger, einen österreichischen Schauspieler, der die Lesung des Avantgarde-Klassikers ĂŒbernommen hat und damit nicht minder groĂ gefeiert werden darf als der 1942 verstorbene Landsmann Bergers auch.
Nicht nur sein nihilistischer, alpenlĂ€ndischer SchmĂ€h, seine nasale GekĂŒnsteltheit, sein rechtschaffenes Timbre und die atomar genau gestellte Taktierung von Pause und Einsatz, sondern darĂŒber hinaus die FĂ€higkeit, jene Verve ĂŒber sechzig Stunden an den Tag zu legen. Sich in eine der dadaistischsten, progressivsten oder wie auch immer verrĂŒcktesten Literaturvorlagen zu stĂŒrzen und tage-, wochen-, vielleicht monatelang im Aufnahmestudio zu stehen. Das ist hervorragend gelungen, der ErzĂ€hler ist der Beobachter und der Sprecher macht es ihm nach. Berger wandelt mit durch die Fantasien der spĂ€ten K-und-K-Monarchie, verwandelt sich in den Protagonisten Paul Arnheim, geht schwanger mit den anderen Charakteren wie Moosbrugger oder von Bordwehr. Ist immer auf der Höhe in einem Roman, der keine Höhe kennt, noch nicht einmal eine Tiefe, sondern nur das fragmentarische Aneinanderreihen subversiver, modern exaltierter und gesellschaftlich unkorrekter GedankensprĂŒnge. Die Geschichte zur Entstehung dieses letztlich unvollendeten (aber mit reichlich Inhalt servierten) Werkes ist ein Roman an sich. Vorschusszahlungen, Teilmanuskripte, Editierungen, GlĂ€ttungen, Neubearbeitung - vor und nach dem Tod von Robert Musil. Am Ende steht ein Fanal, ein mitteleuropĂ€ischer Ulysses, ein Grande der versagten Grandezza, ein Epigone der zerstörten Welt. Musil hat schwer beeindruckend vorgelegt, nicht jeder stĂŒrzt sich auf diesen Roman wie auf einen Pagetunrer. Wenn Berger aber anfĂ€ngt zu sprechen, ganz und gar der ErzĂ€hler dieser tausenden von Buchseiten wird, dann ist man gebannt. Von der heiteren Gelassenheit des Vortragens, von der SouverĂ€nitĂ€t der Expression, von der GröĂe menschlicher Kunst.
geschrieben am 04.09.2015 | 296 Wörter | 1911 Zeichen
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