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Der Mann ohne Eigenschaften


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Rezension von

Ragan Tanger

Der Mann ohne Eigenschaften Das reicht für Jahre Epochal. Ein Meisterwerk. Eines der wichtigsten Stücke deutscher Literaturgeschichte. Ein fantastisches Erlebnis der Kunst. Wovon ist die Rede? Von Robert Musils Mann ohne Eigenschaften - allerdings erst später. Jene einleitende Charakteristik verweist auf Wolfram Berger, einen österreichischen Schauspieler, der die Lesung des Avantgarde-Klassikers übernommen hat und damit nicht minder groß gefeiert werden darf als der 1942 verstorbene Landsmann Bergers auch. Nicht nur sein nihilistischer, alpenländischer Schmäh, seine nasale Gekünsteltheit, sein rechtschaffenes Timbre und die atomar genau gestellte Taktierung von Pause und Einsatz, sondern darüber hinaus die Fähigkeit, jene Verve über sechzig Stunden an den Tag zu legen. Sich in eine der dadaistischsten, progressivsten oder wie auch immer verrücktesten Literaturvorlagen zu stürzen und tage-, wochen-, vielleicht monatelang im Aufnahmestudio zu stehen. Das ist hervorragend gelungen, der Erzähler ist der Beobachter und der Sprecher macht es ihm nach. Berger wandelt mit durch die Fantasien der späten K-und-K-Monarchie, verwandelt sich in den Protagonisten Paul Arnheim, geht schwanger mit den anderen Charakteren wie Moosbrugger oder von Bordwehr. Ist immer auf der Höhe in einem Roman, der keine Höhe kennt, noch nicht einmal eine Tiefe, sondern nur das fragmentarische Aneinanderreihen subversiver, modern exaltierter und gesellschaftlich unkorrekter Gedankensprünge. Die Geschichte zur Entstehung dieses letztlich unvollendeten (aber mit reichlich Inhalt servierten) Werkes ist ein Roman an sich. Vorschusszahlungen, Teilmanuskripte, Editierungen, Glättungen, Neubearbeitung - vor und nach dem Tod von Robert Musil. Am Ende steht ein Fanal, ein mitteleuropäischer Ulysses, ein Grande der versagten Grandezza, ein Epigone der zerstörten Welt. Musil hat schwer beeindruckend vorgelegt, nicht jeder stürzt sich auf diesen Roman wie auf einen Pagetunrer. Wenn Berger aber anfängt zu sprechen, ganz und gar der Erzähler dieser tausenden von Buchseiten wird, dann ist man gebannt. Von der heiteren Gelassenheit des Vortragens, von der Souveränität der Expression, von der Größe menschlicher Kunst.

Das reicht für Jahre

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Epochal. Ein Meisterwerk. Eines der wichtigsten Stücke deutscher Literaturgeschichte. Ein fantastisches Erlebnis der Kunst. Wovon ist die Rede? Von Robert Musils Mann ohne Eigenschaften - allerdings erst später. Jene einleitende Charakteristik verweist auf Wolfram Berger, einen österreichischen Schauspieler, der die Lesung des Avantgarde-Klassikers übernommen hat und damit nicht minder groß gefeiert werden darf als der 1942 verstorbene Landsmann Bergers auch.

Nicht nur sein nihilistischer, alpenländischer Schmäh, seine nasale Gekünsteltheit, sein rechtschaffenes Timbre und die atomar genau gestellte Taktierung von Pause und Einsatz, sondern darüber hinaus die Fähigkeit, jene Verve über sechzig Stunden an den Tag zu legen. Sich in eine der dadaistischsten, progressivsten oder wie auch immer verrücktesten Literaturvorlagen zu stürzen und tage-, wochen-, vielleicht monatelang im Aufnahmestudio zu stehen. Das ist hervorragend gelungen, der Erzähler ist der Beobachter und der Sprecher macht es ihm nach. Berger wandelt mit durch die Fantasien der späten K-und-K-Monarchie, verwandelt sich in den Protagonisten Paul Arnheim, geht schwanger mit den anderen Charakteren wie Moosbrugger oder von Bordwehr. Ist immer auf der Höhe in einem Roman, der keine Höhe kennt, noch nicht einmal eine Tiefe, sondern nur das fragmentarische Aneinanderreihen subversiver, modern exaltierter und gesellschaftlich unkorrekter Gedankensprünge. Die Geschichte zur Entstehung dieses letztlich unvollendeten (aber mit reichlich Inhalt servierten) Werkes ist ein Roman an sich. Vorschusszahlungen, Teilmanuskripte, Editierungen, Glättungen, Neubearbeitung - vor und nach dem Tod von Robert Musil. Am Ende steht ein Fanal, ein mitteleuropäischer Ulysses, ein Grande der versagten Grandezza, ein Epigone der zerstörten Welt. Musil hat schwer beeindruckend vorgelegt, nicht jeder stürzt sich auf diesen Roman wie auf einen Pagetunrer. Wenn Berger aber anfängt zu sprechen, ganz und gar der Erzähler dieser tausenden von Buchseiten wird, dann ist man gebannt. Von der heiteren Gelassenheit des Vortragens, von der Souveränität der Expression, von der Größe menschlicher Kunst.

geschrieben am 04.09.2015 | 296 Wörter | 1882 Zeichen

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