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Aristoteles: Oikonomika II


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Aristoteles: Oikonomika II '77 Tricks zur Steigerung der Staatseinnahmen' - so hat der Herausgeber Kai Brodersen das kleine Werk aus der Antike überschrieben. Und tatsächlich, mit der als 'Oikonomika II' bekannten Schrift liegt denn auch keine theoretische Abhandlung über das Funktionieren von Wirtschaft oder etwa eine deskriptive Schrift zum antiken Handelswesen vor, sondern eine Zusammenstellung kleinerer und größerer Geldbeschaffungs-Maßnahmen aus der Zeit der griechischen Poleis, die zwischen Gaunerei, pfiffigem Betrug und eiskalter Erpressung rangieren. Von dem aus Makedonien stammenden Aristoteles sind neben den großen philosophischen Schriften wie etwa der 'Nikomachischen Ethik', der 'Metaphysik' oder der 'Politik' zwar auch Schriften bekannt, die eher als Materialsammlungen denn als Abhandlungen gelten können, doch spielen diese - wie etwa im Fall der Verfassungsfragmente 'Athenaion politeia', welche die athenische Staatsordnung sowie deren Institutionen beschreiben - gegenüber den großen Anhandlungen eher eine Nebenrolle für die Aristotelische Wissensarbeit; sie sind Materialgrundlage oder ggf. Ausgangspunkt für Untersuchungen, jedoch nicht deren Ziel oder Ergebnis. Aus diesem Grund hat man immer wieder angenommen, dass Texte wie der vorliegende allenfalls aus der Hand von Schülern des Aristoteles stammen und von ihm selbst höchstens begutachtet oder für weitere Untersuchungen verwendet wurden. Wie Brodersen in seiner Einführung, die aus 22 Klein-Kapiteln besteht, schreibt, sind die 'Oikonomika II' und deren unbekannter Verfasser sogar immer wieder ob ihrer inhaltlichen Plattheit regelrecht beschimpft worden. So ist die Grundaussage der Oikonomika zur Steigerung der Staatseinnahmen denn auch recht einfach: Es muss mehr Geld eingenommen werden als ausgegeben wird. Wer hätte das gedacht. Das Besondere an der kleinen Schrift ist jedoch die Art, wie sie diese monetäre Grundeinsicht vermittelt. Die inhaltliche Darstellungsweise der 'Oikonomika II' ist die Vermittlung über das historische Beispiel, also die Überlieferung einzelner Begebenheiten oder Handlungsweisen von mehr oder minder bedeutenden Persönlichkeiten. Da ist beispielsweise Kondalos, ein Statthalter des Königs Mausolos, der mit seinem Mausoleum noch heute jedermann mittelbar bekannt ist. Dieser Kondalos war nun in ständiger Geldnot - zumindest verlangte es ihn ständig nach Geld. In seinem Herrschaftsbereich in Kleinasien pflegten die Lykier ihr Haar lang zu tragen. Um sich von ihnen Geld zu verschaffen, behauptete Kondalos einfach, dass Mausolos ihn beauftragt hätte, sie alle kahl zu scheren, damit man Haare für Perücken habe. Gnädig, wie er sich gab, war Kondalos aber bereit, den Lykiern ihre Haare für eine bestimmte Pro-Kopf-Summe zu lassen und stattdessen Haare aus einem anderen Gebiet kommen zu lassen. Daraufhin zahlten die Lykier willig den festgesetzten Betrag, so dass Kondalos gleichsam aus dem Nichts zu neuen Einnahmen kam. Diese und viele weitere Überlieferungen von 'Liquiditätsförderungen', wie etwa die Einführung einer Abgabe auf den Transport von Toten oder das Freikaufen von Geiseln, die ihn Wahrheit bereits um ihr Leben gebracht worden waren, sind es, welche den kleinen Band von Brodersen zu einem Lese-Erlebnis machen, das seine Leser sowohl heiter als auch nachdenklich stimmt. Da viele 'Kniffe' zur Steigerung der Staatseinnahmen auf Zwang beruhen und nicht in jedem Fall von so ausgesuchter Pfiffigkeit wie die des Kondalos sind, können sie für die heutige Finanzpolitik - hoffentlich - nur bedingt als historische Inspirationsquelle dienen. Was Brodersens Ausgabe über die Text-Auswahl hinaus interessant macht, sind die Literaturhinweise am Ende des Bandes - welche angesichts des kleinen Umfangs der Schrift und der Nicht-Verfasserschaft des Aristoteles doch sehr umfangreich ausfallen - sowie das Register mit geographischen und Personennamen und den zwei Karten im Anhang, welche zum einen die antike Mittelmeerwelt und zum anderen das griechische West-Kleinasien dieser Zeit mit den wichtigen Zentren und Inseln darstellen. So ist Brodersens kleine Ausgabe insgesamt eine lesenswerte Mischung aus antiker Überlieferung und überzeitlicher Schlauheit. Wer Beispiele für die Aufbesserung der eignen zeitgenössischen Haushalts-Kasse sucht, möge sich hier - im Rahmen des Erlaubten! - die eine oder andere Anregung suchen. Ein Schalk, wer dabei vom Schildbürger zum Schelm wird.

'77 Tricks zur Steigerung der Staatseinnahmen' - so hat der Herausgeber Kai Brodersen das kleine Werk aus der Antike überschrieben. Und tatsächlich, mit der als 'Oikonomika II' bekannten Schrift liegt denn auch keine theoretische Abhandlung über das Funktionieren von Wirtschaft oder etwa eine deskriptive Schrift zum antiken Handelswesen vor, sondern eine Zusammenstellung kleinerer und größerer Geldbeschaffungs-Maßnahmen aus der Zeit der griechischen Poleis, die zwischen Gaunerei, pfiffigem Betrug und eiskalter Erpressung rangieren.

Von dem aus Makedonien stammenden Aristoteles sind neben den großen philosophischen Schriften wie etwa der 'Nikomachischen Ethik', der 'Metaphysik' oder der 'Politik' zwar auch Schriften bekannt, die eher als Materialsammlungen denn als Abhandlungen gelten können, doch spielen diese - wie etwa im Fall der Verfassungsfragmente 'Athenaion politeia', welche die athenische Staatsordnung sowie deren Institutionen beschreiben - gegenüber den großen Anhandlungen eher eine Nebenrolle für die Aristotelische Wissensarbeit; sie sind Materialgrundlage oder ggf. Ausgangspunkt für Untersuchungen, jedoch nicht deren Ziel oder Ergebnis.

Aus diesem Grund hat man immer wieder angenommen, dass Texte wie der vorliegende allenfalls aus der Hand von Schülern des Aristoteles stammen und von ihm selbst höchstens begutachtet oder für weitere Untersuchungen verwendet wurden. Wie Brodersen in seiner Einführung, die aus 22 Klein-Kapiteln besteht, schreibt, sind die 'Oikonomika II' und deren unbekannter Verfasser sogar immer wieder ob ihrer inhaltlichen Plattheit regelrecht beschimpft worden. So ist die Grundaussage der Oikonomika zur Steigerung der Staatseinnahmen denn auch recht einfach: Es muss mehr Geld eingenommen werden als ausgegeben wird. Wer hätte das gedacht. Das Besondere an der kleinen Schrift ist jedoch die Art, wie sie diese monetäre Grundeinsicht vermittelt.

Die inhaltliche Darstellungsweise der 'Oikonomika II' ist die Vermittlung über das historische Beispiel, also die Überlieferung einzelner Begebenheiten oder Handlungsweisen von mehr oder minder bedeutenden Persönlichkeiten. Da ist beispielsweise Kondalos, ein Statthalter des Königs Mausolos, der mit seinem Mausoleum noch heute jedermann mittelbar bekannt ist. Dieser Kondalos war nun in ständiger Geldnot - zumindest verlangte es ihn ständig nach Geld. In seinem Herrschaftsbereich in Kleinasien pflegten die Lykier ihr Haar lang zu tragen. Um sich von ihnen Geld zu verschaffen, behauptete Kondalos einfach, dass Mausolos ihn beauftragt hätte, sie alle kahl zu scheren, damit man Haare für Perücken habe. Gnädig, wie er sich gab, war Kondalos aber bereit, den Lykiern ihre Haare für eine bestimmte Pro-Kopf-Summe zu lassen und stattdessen Haare aus einem anderen Gebiet kommen zu lassen. Daraufhin zahlten die Lykier willig den festgesetzten Betrag, so dass Kondalos gleichsam aus dem Nichts zu neuen Einnahmen kam.

Diese und viele weitere Überlieferungen von 'Liquiditätsförderungen', wie etwa die Einführung einer Abgabe auf den Transport von Toten oder das Freikaufen von Geiseln, die ihn Wahrheit bereits um ihr Leben gebracht worden waren, sind es, welche den kleinen Band von Brodersen zu einem Lese-Erlebnis machen, das seine Leser sowohl heiter als auch nachdenklich stimmt. Da viele 'Kniffe' zur Steigerung der Staatseinnahmen auf Zwang beruhen und nicht in jedem Fall von so ausgesuchter Pfiffigkeit wie die des Kondalos sind, können sie für die heutige Finanzpolitik - hoffentlich - nur bedingt als historische Inspirationsquelle dienen.

Was Brodersens Ausgabe über die Text-Auswahl hinaus interessant macht, sind die Literaturhinweise am Ende des Bandes - welche angesichts des kleinen Umfangs der Schrift und der Nicht-Verfasserschaft des Aristoteles doch sehr umfangreich ausfallen - sowie das Register mit geographischen und Personennamen und den zwei Karten im Anhang, welche zum einen die antike Mittelmeerwelt und zum anderen das griechische West-Kleinasien dieser Zeit mit den wichtigen Zentren und Inseln darstellen. So ist Brodersens kleine Ausgabe insgesamt eine lesenswerte Mischung aus antiker Überlieferung und überzeitlicher Schlauheit. Wer Beispiele für die Aufbesserung der eignen zeitgenössischen Haushalts-Kasse sucht, möge sich hier - im Rahmen des Erlaubten! - die eine oder andere Anregung suchen. Ein Schalk, wer dabei vom Schildbürger zum Schelm wird.

geschrieben am 28.09.2007 | 605 Wörter | 3780 Zeichen

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