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Die Suche nach Sicherheit


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Rezension von

Nicolai Hannig

Die Suche nach Sicherheit Für den Marburger Historiker Eckart Conze ist die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland die Geschichte einer Suche nach Sicherheit. Das menschliche Grundbedürfnis nach Sicherheit ist für seine rund 1000 Seiten starke Gesamtdarstellung der rote Faden der jüngsten Politikgeschichte. Der Aktualitätsbezug dieser Perspektive ist dabei kaum zu übersehen. Die Sorgen um den internationalen Terrorismus, Klimawandel und Datenklau dominieren gegenwärtig die politischen Diskussionen nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Daher dürfte es durchaus nachvollziebar erscheinen, dass diese gegenwärtigen Dispositionen Pate gestanden haben bei diesem Mammutwerk des Marburger Professors für Neuere Geschichte. In insgesamt acht großen Teilen und einem weiteren Kapitel über die Bundesrepublik im 21. Jahrhundert begibt sich Conze in streng chronologischer Ordnung auf seine Reise durch die Zeit von 1945 bis in die Gegenwart. Souverän bündelt er dabei sein Hauptthema, die Politikgeschichte, lässt es aber auch in kultur-, wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Bereichen nicht an klugem Urteil mangeln. Dennoch drängt sich freilich die Frage nach dem Erkenntnispotential seiner großen Leitlinie „Sicherheit“ auf. Vermag dieser eine Rahmen die gesamte bundesrepublikanische Geschichte plausibel und differenziert zu durchdringen? Im Gegensatz zu anderen etablierten Überblicksdarstellungen scheint Conzes Entwurf zunächst wesentlich näher an der aktuellen Forschung. Denn vor allem Perspektiven moderner Politikgeschichte sollen das Fundament der Arbeit bilden. Diese treten jedoch nicht immer so markant hervor, dass sich Conzes „Suche nach Sicherheit“ deutlich von den Bundesrepublikgeschichten anderer Autoren hervorheben ließe. Medien- oder religionsgeschichtliche Perspektiven bleiben ebenso wie Fragen des Lobbyismus eher skizzenhaft, obwohl einzelne Studien hier bereits die Verflechtungen mit der politischen Kultur aufgezeigt haben. Das Entstehen einer kritischen Öffentlichkeit im Ausgang der 50er Jahre hätte beispielsweise eine gute Grundlage zur Erklärung gesellschaftlicher Wandlungsprozesse in den 60er Jahren, aber zugleich auch eine wichtige Projektionsfläche geboten, Sicherheitsfragen oder -bedürfnisse in Beziehung zum Strukturwandel der Öffentlichkeit (Habermas) zu setzen. Keineswegs aber vermögen diese Einwände den Gesamtwert des Buches zu schmälern. Denn gerade in der Anbindung an forschungsnahe Fragestellungen und Konzepte sollte die Zukunft moderner Überblickswerke liegen. Die Geschichte der Bundesrepublik kennt mittlerweile zahlreiche solcher Gesamtdarstellungen. Die übergeordneten Zusammenhänge sind – zumindest bis in die 70er Jahre – gut erforscht. Daher vermag kaum eines der vielen Konkurrenzprodukte zu Conzes Entwurf eine ähnlich originelle Perspektive aufzubieten. Conzes Entscheidung, die großen Linien unter gegenwartsbezogenen Prämissen zu betrachten, war daher die richtige und findet hoffentlich noch einige Nachahmer.

Für den Marburger Historiker Eckart Conze ist die Geschichte der Bundesrepublik Deutschland die Geschichte einer Suche nach Sicherheit. Das menschliche Grundbedürfnis nach Sicherheit ist für seine rund 1000 Seiten starke Gesamtdarstellung der rote Faden der jüngsten Politikgeschichte. Der Aktualitätsbezug dieser Perspektive ist dabei kaum zu übersehen. Die Sorgen um den internationalen Terrorismus, Klimawandel und Datenklau dominieren gegenwärtig die politischen Diskussionen nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Welt. Daher dürfte es durchaus nachvollziebar erscheinen, dass diese gegenwärtigen Dispositionen Pate gestanden haben bei diesem Mammutwerk des Marburger Professors für Neuere Geschichte.

In insgesamt acht großen Teilen und einem weiteren Kapitel über die Bundesrepublik im 21. Jahrhundert begibt sich Conze in streng chronologischer Ordnung auf seine Reise durch die Zeit von 1945 bis in die Gegenwart. Souverän bündelt er dabei sein Hauptthema, die Politikgeschichte, lässt es aber auch in kultur-, wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Bereichen nicht an klugem Urteil mangeln. Dennoch drängt sich freilich die Frage nach dem Erkenntnispotential seiner großen Leitlinie „Sicherheit“ auf. Vermag dieser eine Rahmen die gesamte bundesrepublikanische Geschichte plausibel und differenziert zu durchdringen? Im Gegensatz zu anderen etablierten Überblicksdarstellungen scheint Conzes Entwurf zunächst wesentlich näher an der aktuellen Forschung. Denn vor allem Perspektiven moderner Politikgeschichte sollen das Fundament der Arbeit bilden. Diese treten jedoch nicht immer so markant hervor, dass sich Conzes „Suche nach Sicherheit“ deutlich von den Bundesrepublikgeschichten anderer Autoren hervorheben ließe. Medien- oder religionsgeschichtliche Perspektiven bleiben ebenso wie Fragen des Lobbyismus eher skizzenhaft, obwohl einzelne Studien hier bereits die Verflechtungen mit der politischen Kultur aufgezeigt haben. Das Entstehen einer kritischen Öffentlichkeit im Ausgang der 50er Jahre hätte beispielsweise eine gute Grundlage zur Erklärung gesellschaftlicher Wandlungsprozesse in den 60er Jahren, aber zugleich auch eine wichtige Projektionsfläche geboten, Sicherheitsfragen oder -bedürfnisse in Beziehung zum Strukturwandel der Öffentlichkeit (Habermas) zu setzen.

Keineswegs aber vermögen diese Einwände den Gesamtwert des Buches zu schmälern. Denn gerade in der Anbindung an forschungsnahe Fragestellungen und Konzepte sollte die Zukunft moderner Überblickswerke liegen. Die Geschichte der Bundesrepublik kennt mittlerweile zahlreiche solcher Gesamtdarstellungen. Die übergeordneten Zusammenhänge sind – zumindest bis in die 70er Jahre – gut erforscht. Daher vermag kaum eines der vielen Konkurrenzprodukte zu Conzes Entwurf eine ähnlich originelle Perspektive aufzubieten. Conzes Entscheidung, die großen Linien unter gegenwartsbezogenen Prämissen zu betrachten, war daher die richtige und findet hoffentlich noch einige Nachahmer.

geschrieben am 11.03.2010 | 377 Wörter | 2594 Zeichen

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