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Vergessene Völker


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Rezension von

Adrian Witt

Vergessene Völker Zwischen 1500 und 1200 v. Chr. erlebte der östliche Mittelmeerraum eine Blütephase, als mehrere Hochkulturen der Frühantike in intensivem Austausch miteinander standen: die Ägypter am oberen Nil, die Hethiter in Kleinasien, die Minoer auf Kreta, die Mykener auf dem griechischem Festland und einige andere Kulturen Vorderasiens. Doch die kulturelle Blüte, die durch den intensiven Handel und politischen Austausch begünstigt wurde, nahm mit dem Erscheinen der Seevölker auf der Weltbühne der Geschichte ein jähes Ende. Der Reihe nach fielen die einst mächtigen spätbronzezeitlichen Kulturen dem Ansturm der Seevölker zum Opfer, während es zumindest den Ägyptern unter Pharao Ramses III. im Jahr 1177 v. Chr. gelang, den marodierenden Horden unter hohen eigenen Verlusten Einhalt zu gebieten. Wer die Seevölker einst waren und woher sie stammten, darüber wird bis heute in der Wissenschaft immer wieder diskutiert. So wird angenommen, dass sich die Seevölker aus unterschiedlichen Gruppen aus verschiedenen mediterranen Regionen und unterschiedlichen Kulturen zusammensetzten, die über einen längeren Zeitraum hinweg in die bestehende politische und kulturelle Ordnung des östlichen Mittelmeerraums der Bronzezeit eindrangen und die gesamte Region ins Chaos stürzten. Und man ist sich auch weitgehend einig darüber, dass das Erscheinen der Seevölker und ihr Beitrag zum Übergang in die sogenannten „dunklen Jahrhunderte“, die zwischen dem 12. und 8. vorchristlichen Jahrhundert vorherrschten, auf eine Abfolge von mehreren katastrophalen Ereignisse zurückging. So ist nach den Historikern Eric H. Cline (2014), Carol Bell (2006) und Colin Renfrew (1979) das plötzliche Erscheinen der Seevölker als Teil einer komplexen Entwicklung zurückzuführen, die den Übergang der späten Bronzezeit in die frühe Eisenzeit markiert und die in einer Kombination von Naturkatastrophen wie Erdbeben, lang anhaltenden Dürreperioden infolge klimatischer Veränderungen, Migration und der Störung von Handelswegen der spätbronzezeitlichen Kulturen sowie darauf folgender Invasionen zu einem Systemkollaps in den verschiedenen Kulturen, wie der Ägypter, Assyrer, Hethiter, Kanaaniter, Minoer, Mykener, usw., führte. Sie alle stehen stellvertretend für eine Vielzahl von Kulturen und Völker, die im Laufe der Geschichte entstanden und wieder verschwunden sind und von denen, mit wenigen Ausnahmen, heute häufig nur noch kleinere Artefakte und Hinterlassenschaften zu finden sind, die Archäologen in aller Welt in mühsamer Kleinarbeit zu Tage fördern. Ihnen und all jenen Kulturen und Völker, die inzwischen der Vergessenheit anheimgefallen sind, ist die kürzlich im wbg Theiss Verlag erschienene Publikation „Vergessene Völker“ des renommierten britischen Historikers Philip Matyszak gewidmet. In dieser erhalten interessierte Leser einen wissenschaftlich fundierten Überblick über 40 verschiedene Völker der antiken Welt, die im Zeitraum zwischen 2700 v. Chr. bis 550 n. Chr. im Nahen und Mittleren Osten sowie in Europa gelebt haben. Dabei handelt es sich um Völker, die uns, auch wenn sie überwiegend vergessen sind, bis heute direkt oder indirekt prägen. Oder aber es geht um Völker, von denen wir uns noch an kleinere Einzelheiten erinnern, während der Rest ihrer Kultur verschwunden ist. Einige dieser Völker, wie die Samariter, die Aramäer oder die Philister, kennt man vielleicht aus der Bibel. Doch wo lebten sie, was zeichnete sie aus, wie haben sie sich gegen andere Zivilisationen ihrer Zeit behauptet und warum überdauerten sie nicht? Andere wiederum wurden vom makedonischen König Alexander dem Großen auf seinem Zug gegen Persien nahezu vollständig ausgelöscht, während Völker wie die Etrusker, Latiner oder Picener vom aufstrebenden römischen Stadtstaat ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. allmählich assimiliert wurden. Doch was wissen wir heute noch von den Baktrern oder den Sarmaten, außer, dass sie große Reiter waren? Oder von den verlorenen Stämmen Israel oder den Samaritanern, außer dass vielleicht einer von ihnen einer alten Erzählung nach barmherzig war? Zusammengefasst auf 288 Seiten, denen neben den umfangreichen textuellen Inhalten auch 144 Illustrationen und 40 farbige Karten entnommen werden können, widmet sich der Historiker Philip Matyszak in seiner Publikation über vergessene Völker vier verschiedenen Zeitperioden, die im ersten Kapitel mit den ersten Zivilisationen im Zeitraum von 2700 bis 1200 v. Chr. ihren Anfang nimmt, sich im zweiten Kapitel vom Aufstieg Assyriens bis zum Reich von Alexander dem Großen von 1200 v. Chr. bis 323 v. Chr. fortsetzt, im dritten Kapitel über den Aufstieg Roms von 753. v. Chr. bis 235 n. Chr. handelt und schließlich im vierten Kapitel die Zeit zwischen 235 bis 550 n. Chr. und damit die Periode über den Fall des weströmischen Reiches thematisiert. Hierzu werden vom Autor im Porträt-Format jeweils auf mehreren Seiten im ersten Kapitel die Akkader, die Amoriter, die Kanaaniter, die Emaiter, die Hethiter, den Hyksos sowie die Seevölker vorgestellt. Im zweiten Kapitel der Publikation stehen wiederum die verschollenen Stämme Israels, die Aramäer, die Philister, die Dorer, die Phryger, die Illyrer, die Lyder, die Sikeler, die Meder, die Chaldäer, die Kuschiten und die Baktrer im Mittelpunkt einer eingehenden und wissenschaftlich fundierten Untersuchung, während im dritten Kapitel auf die Thraker, die Epiroten, die Sabiner, die Samaritaner, die Garamanten und Numider, die Sarmaten, die Nabatäer, die Keltiberer, die Galater, die Arverner, die Catuvellauner, die Icener, die Bataver, die Daker eingegangen wird. Im vierten und letzten Kapitel der Publikation stehen dagegen mit den Alanen, den Vandalen, den Westgoten, den Ostgoten, den Alemannen, den Jüten und den Hephtaliten jene Völker im Fokus, die die Völkerwanderung am Ende der Antike wesentlich geprägt haben und die an der kulturellen und politischen Neugestaltung Europas zu Beginn des Frühmittelalters entscheidend beteiligt waren. Mit der Publikation „Vergessene Völker“ des renommierten britischen Historikers Philip Matyszak ist im wbg Theiss Verlag ein beeindruckendes wissenschaftlich fundiertes Werk erschienen, mit dessen Hilfe sich interessierte Leser mit 40 nahezu vollständig vergessenen Völker näher befassen können, die einst von der Bronzezeit bis zum Übergang ins Frühmittelalter im Nahen und Mittleren Osten sowie in Europa gelebt haben. Die Fülle an Details und Informationen, die sich den einzelnen Porträt-Formaten entnehmen lassen, sowie die visuelle Aufbereitung einer mitunter komplexen historischen Thematik, kann dabei ebenso überzeugen, wie die Qualität und Lesefreundlichkeit der verschiedenen Texte, die selbst junge geschichtsinteressierte Leser verstehen dürften.

Zwischen 1500 und 1200 v. Chr. erlebte der östliche Mittelmeerraum eine Blütephase, als mehrere Hochkulturen der Frühantike in intensivem Austausch miteinander standen: die Ägypter am oberen Nil, die Hethiter in Kleinasien, die Minoer auf Kreta, die Mykener auf dem griechischem Festland und einige andere Kulturen Vorderasiens. Doch die kulturelle Blüte, die durch den intensiven Handel und politischen Austausch begünstigt wurde, nahm mit dem Erscheinen der Seevölker auf der Weltbühne der Geschichte ein jähes Ende.

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Der Reihe nach fielen die einst mächtigen spätbronzezeitlichen Kulturen dem Ansturm der Seevölker zum Opfer, während es zumindest den Ägyptern unter Pharao Ramses III. im Jahr 1177 v. Chr. gelang, den marodierenden Horden unter hohen eigenen Verlusten Einhalt zu gebieten. Wer die Seevölker einst waren und woher sie stammten, darüber wird bis heute in der Wissenschaft immer wieder diskutiert. So wird angenommen, dass sich die Seevölker aus unterschiedlichen Gruppen aus verschiedenen mediterranen Regionen und unterschiedlichen Kulturen zusammensetzten, die über einen längeren Zeitraum hinweg in die bestehende politische und kulturelle Ordnung des östlichen Mittelmeerraums der Bronzezeit eindrangen und die gesamte Region ins Chaos stürzten. Und man ist sich auch weitgehend einig darüber, dass das Erscheinen der Seevölker und ihr Beitrag zum Übergang in die sogenannten „dunklen Jahrhunderte“, die zwischen dem 12. und 8. vorchristlichen Jahrhundert vorherrschten, auf eine Abfolge von mehreren katastrophalen Ereignisse zurückging. So ist nach den Historikern Eric H. Cline (2014), Carol Bell (2006) und Colin Renfrew (1979) das plötzliche Erscheinen der Seevölker als Teil einer komplexen Entwicklung zurückzuführen, die den Übergang der späten Bronzezeit in die frühe Eisenzeit markiert und die in einer Kombination von Naturkatastrophen wie Erdbeben, lang anhaltenden Dürreperioden infolge klimatischer Veränderungen, Migration und der Störung von Handelswegen der spätbronzezeitlichen Kulturen sowie darauf folgender Invasionen zu einem Systemkollaps in den verschiedenen Kulturen, wie der Ägypter, Assyrer, Hethiter, Kanaaniter, Minoer, Mykener, usw., führte.

Sie alle stehen stellvertretend für eine Vielzahl von Kulturen und Völker, die im Laufe der Geschichte entstanden und wieder verschwunden sind und von denen, mit wenigen Ausnahmen, heute häufig nur noch kleinere Artefakte und Hinterlassenschaften zu finden sind, die Archäologen in aller Welt in mühsamer Kleinarbeit zu Tage fördern. Ihnen und all jenen Kulturen und Völker, die inzwischen der Vergessenheit anheimgefallen sind, ist die kürzlich im wbg Theiss Verlag erschienene Publikation „Vergessene Völker“ des renommierten britischen Historikers Philip Matyszak gewidmet. In dieser erhalten interessierte Leser einen wissenschaftlich fundierten Überblick über 40 verschiedene Völker der antiken Welt, die im Zeitraum zwischen 2700 v. Chr. bis 550 n. Chr. im Nahen und Mittleren Osten sowie in Europa gelebt haben. Dabei handelt es sich um Völker, die uns, auch wenn sie überwiegend vergessen sind, bis heute direkt oder indirekt prägen. Oder aber es geht um Völker, von denen wir uns noch an kleinere Einzelheiten erinnern, während der Rest ihrer Kultur verschwunden ist. Einige dieser Völker, wie die Samariter, die Aramäer oder die Philister, kennt man vielleicht aus der Bibel. Doch wo lebten sie, was zeichnete sie aus, wie haben sie sich gegen andere Zivilisationen ihrer Zeit behauptet und warum überdauerten sie nicht? Andere wiederum wurden vom makedonischen König Alexander dem Großen auf seinem Zug gegen Persien nahezu vollständig ausgelöscht, während Völker wie die Etrusker, Latiner oder Picener vom aufstrebenden römischen Stadtstaat ab dem 5. Jahrhundert v. Chr. allmählich assimiliert wurden. Doch was wissen wir heute noch von den Baktrern oder den Sarmaten, außer, dass sie große Reiter waren? Oder von den verlorenen Stämmen Israel oder den Samaritanern, außer dass vielleicht einer von ihnen einer alten Erzählung nach barmherzig war? Zusammengefasst auf 288 Seiten, denen neben den umfangreichen textuellen Inhalten auch 144 Illustrationen und 40 farbige Karten entnommen werden können, widmet sich der Historiker Philip Matyszak in seiner Publikation über vergessene Völker vier verschiedenen Zeitperioden, die im ersten Kapitel mit den ersten Zivilisationen im Zeitraum von 2700 bis 1200 v. Chr. ihren Anfang nimmt, sich im zweiten Kapitel vom Aufstieg Assyriens bis zum Reich von Alexander dem Großen von 1200 v. Chr. bis 323 v. Chr. fortsetzt, im dritten Kapitel über den Aufstieg Roms von 753. v. Chr. bis 235 n. Chr. handelt und schließlich im vierten Kapitel die Zeit zwischen 235 bis 550 n. Chr. und damit die Periode über den Fall des weströmischen Reiches thematisiert. Hierzu werden vom Autor im Porträt-Format jeweils auf mehreren Seiten im ersten Kapitel die Akkader, die Amoriter, die Kanaaniter, die Emaiter, die Hethiter, den Hyksos sowie die Seevölker vorgestellt. Im zweiten Kapitel der Publikation stehen wiederum die verschollenen Stämme Israels, die Aramäer, die Philister, die Dorer, die Phryger, die Illyrer, die Lyder, die Sikeler, die Meder, die Chaldäer, die Kuschiten und die Baktrer im Mittelpunkt einer eingehenden und wissenschaftlich fundierten Untersuchung, während im dritten Kapitel auf die Thraker, die Epiroten, die Sabiner, die Samaritaner, die Garamanten und Numider, die Sarmaten, die Nabatäer, die Keltiberer, die Galater, die Arverner, die Catuvellauner, die Icener, die Bataver, die Daker eingegangen wird. Im vierten und letzten Kapitel der Publikation stehen dagegen mit den Alanen, den Vandalen, den Westgoten, den Ostgoten, den Alemannen, den Jüten und den Hephtaliten jene Völker im Fokus, die die Völkerwanderung am Ende der Antike wesentlich geprägt haben und die an der kulturellen und politischen Neugestaltung Europas zu Beginn des Frühmittelalters entscheidend beteiligt waren.

Mit der Publikation „Vergessene Völker“ des renommierten britischen Historikers Philip Matyszak ist im wbg Theiss Verlag ein beeindruckendes wissenschaftlich fundiertes Werk erschienen, mit dessen Hilfe sich interessierte Leser mit 40 nahezu vollständig vergessenen Völker näher befassen können, die einst von der Bronzezeit bis zum Übergang ins Frühmittelalter im Nahen und Mittleren Osten sowie in Europa gelebt haben. Die Fülle an Details und Informationen, die sich den einzelnen Porträt-Formaten entnehmen lassen, sowie die visuelle Aufbereitung einer mitunter komplexen historischen Thematik, kann dabei ebenso überzeugen, wie die Qualität und Lesefreundlichkeit der verschiedenen Texte, die selbst junge geschichtsinteressierte Leser verstehen dürften.

geschrieben am 14.12.2023 | 954 Wörter | 5756 Zeichen

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