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Tassilo III. von Bayern: Macht und Ohnmacht im 8. Jahrhundert


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Rezension von

Philipp Öhrlein

Tassilo III. von Bayern: Macht und Ohnmacht im 8. Jahrhundert Tassilo III. spielt – abgesehen von der Auseinandersetzung vieler weiterer Interessierter mit dieser historischen Gestalt – insbesondere in bayerischen Universitäten im Rahmen der Landesgeschichte und bei der Beschäftigung mit Karl dem Großen eine bedeutende Rolle. Jedoch steht hierbei zu 95 Prozent alleinig die Absetzung des letzten bayerischen Agilolfingerfürsten durch eben jenen Kaiser im Mittelpunkt. Zu oft werden dabei Themen wie Tassilos Herrschaftsverständnis, das in großem Maße durch die Herkunft und das ganze Selbstverständnis seiner Familie bestimmt wurde, Tassilos Kirchenpolitik, seine noch heute erfahrbaren kirchlich-historischen Errungenschaften und viele weitere Ansätze vernachlässigt. Ganz anders im vorliegenden Aufsatzband, der alle Referate eines Symposions zu Tassilo III. vom 14./15. Mai 2004 beinhaltet: zwar findet sich auch hier ein Beitrag zur Absetzung Tassilos durch Karl den Großen (immerhin näherte sich das Symposion der Person Tassilos III. aus dem Blickwinkel des Konflikts zwischen ihm und dem Kaiser). Jedoch wurde dieser von Matthias Becher, dem Spezialisten auf diesem Gebiet schlechthin, in einem von Leichtigkeit, bissiger Ironie und auf den Punkte gebrachten Sach- und Forschungskompetenz bestimmten Stil verfasst, der dem Leser beinahe das Gefühl vermittelt, die Geschichte über die gewaltsame Absetzung zum ersten Mal zu lesen. Selten wurde Geschichte so unbeschwert und zugleich fundiert und problembewusst erzählt – nie zuvor wurden dem Verfasser dieser Zeilen durch das Lesen eines historischen Textes derartig Lachtränen in die Augen getrieben. Angrenzend an dieses Thema, beschäftigt sich Carmen Rob-Santers Beitrag mit der karolingischen Geschichtsschreibung (und der Darstellung des Feindes darin) im Allgemeinen. Mit Franz-Reiner Erkens Beitrag findet sich ein hervorragender Aufsatz zu Tassilos Herrschaftsverständnis, das sich u.a. in dessen Titulatur ausdrückt, der hier besondere Aufmerksamkeit zukommt. Des Weiteren beinhaltet der Band beispielsweise Aufsätze zur Forschungsgeschichte des berühmten Tassilokelches, zur Bedeutung der Bildung in der späten Agilolfingerzeit sowie zum Verhältnis Bayerns zu den angrenzenden Territorien im 8. Jahrhundert. Schließlich wird neben weiteren Betrachtungen – z.B. zu Tassilos Klostergründung Mattsee – in Christian Lohmers Abhandlung sogar ein Blick auf den „Mythos Agilolfinger“ in der Zeit nach den Bayernherzögen geworfen, in dessen Teilkapitel „Tassilo heute“ allerlei interessante bis skurrile Beispiele dafür dargebracht werden, wie aktuell Tassilo auch heute noch ist und wie weit die Verehrung für den tragischen Bayernfürsten bis in die Gegenwart reicht. Der festgebundene Band, der mit 26 teils farbigen Abbildungen versehen ist, ermöglicht es dem Leser, ein umfassendes Bild von Tassilo III. von Bayern und dessen Spannungsverhältnis zu den Karolingern zu erlangen. In seiner vielseitigen Betrachtung und der Kürze und Aktualität seiner einzelnen Beiträge ist er ohne Konkurrenz.

Tassilo III. spielt – abgesehen von der Auseinandersetzung vieler weiterer Interessierter mit dieser historischen Gestalt – insbesondere in bayerischen Universitäten im Rahmen der Landesgeschichte und bei der Beschäftigung mit Karl dem Großen eine bedeutende Rolle. Jedoch steht hierbei zu 95 Prozent alleinig die Absetzung des letzten bayerischen Agilolfingerfürsten durch eben jenen Kaiser im Mittelpunkt. Zu oft werden dabei Themen wie Tassilos Herrschaftsverständnis, das in großem Maße durch die Herkunft und das ganze Selbstverständnis seiner Familie bestimmt wurde, Tassilos Kirchenpolitik, seine noch heute erfahrbaren kirchlich-historischen Errungenschaften und viele weitere Ansätze vernachlässigt.

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Ganz anders im vorliegenden Aufsatzband, der alle Referate eines Symposions zu Tassilo III. vom 14./15. Mai 2004 beinhaltet: zwar findet sich auch hier ein Beitrag zur Absetzung Tassilos durch Karl den Großen (immerhin näherte sich das Symposion der Person Tassilos III. aus dem Blickwinkel des Konflikts zwischen ihm und dem Kaiser). Jedoch wurde dieser von Matthias Becher, dem Spezialisten auf diesem Gebiet schlechthin, in einem von Leichtigkeit, bissiger Ironie und auf den Punkte gebrachten Sach- und Forschungskompetenz bestimmten Stil verfasst, der dem Leser beinahe das Gefühl vermittelt, die Geschichte über die gewaltsame Absetzung zum ersten Mal zu lesen. Selten wurde Geschichte so unbeschwert und zugleich fundiert und problembewusst erzählt – nie zuvor wurden dem Verfasser dieser Zeilen durch das Lesen eines historischen Textes derartig Lachtränen in die Augen getrieben.

Angrenzend an dieses Thema, beschäftigt sich Carmen Rob-Santers Beitrag mit der karolingischen Geschichtsschreibung (und der Darstellung des Feindes darin) im Allgemeinen. Mit Franz-Reiner Erkens Beitrag findet sich ein hervorragender Aufsatz zu Tassilos Herrschaftsverständnis, das sich u.a. in dessen Titulatur ausdrückt, der hier besondere Aufmerksamkeit zukommt. Des Weiteren beinhaltet der Band beispielsweise Aufsätze zur Forschungsgeschichte des berühmten Tassilokelches, zur Bedeutung der Bildung in der späten Agilolfingerzeit sowie zum Verhältnis Bayerns zu den angrenzenden Territorien im 8. Jahrhundert. Schließlich wird neben weiteren Betrachtungen – z.B. zu Tassilos Klostergründung Mattsee – in Christian Lohmers Abhandlung sogar ein Blick auf den „Mythos Agilolfinger“ in der Zeit nach den Bayernherzögen geworfen, in dessen Teilkapitel „Tassilo heute“ allerlei interessante bis skurrile Beispiele dafür dargebracht werden, wie aktuell Tassilo auch heute noch ist und wie weit die Verehrung für den tragischen Bayernfürsten bis in die Gegenwart reicht.

Der festgebundene Band, der mit 26 teils farbigen Abbildungen versehen ist, ermöglicht es dem Leser, ein umfassendes Bild von Tassilo III. von Bayern und dessen Spannungsverhältnis zu den Karolingern zu erlangen. In seiner vielseitigen Betrachtung und der Kürze und Aktualität seiner einzelnen Beiträge ist er ohne Konkurrenz.

geschrieben am 08.12.2010 | 406 Wörter | 2588 Zeichen

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