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Margaret Thatcher – The Grocer's Daughter


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Rezension von

Gérard Albert Bökenkamp

Margaret Thatcher – The Grocer's Daughter Dies ist der erste Teil eines brillanten Opus Magnum über die kontroverse und zugleich ein Zeitalter prägende Premierministerin. In „The Grocer's Daughter“ zeichnet Campbell den Aufstieg der geborenen Margaret Roberts von der Tochter des methodistischen Lebensmittelhändlers und Lokalpolitikers bis zur Machtübernahme 1979 nach. Campbell beschreibt, wie aus dem Mädchen einer südenglischen Kleinstadt die Eiserne Lady wurde. Es gehört zu den Ironien der europäischen Nachkriegsgeschichte, dass die erste Frau, die eine westliche Demokratie anführte, eine Konservative war, deren ideologischen Fundament nicht in der modernen Frauenbewegung, sondern in den Moralvorstellungen des Viktorianischen Zeitalters lag. Damit brach sie einerseits ganz persönlich mit den Traditionen dieses Zeitalters, um sie auf der anderen Seite neu zu beleben. Dieses Paradox versucht Campbell in seiner Biographie aufzulösen. Campbell sucht nach den psychologischen Ursachen ihrer Aggressivität und Angriffslust, mit denen sich Thatcher das höchste Amt im Staate erkämpfte. Er sieht den Antrieb in einer späten Rebellion gegenüber der Enge des methodistischen Elternhauses. Politik war für Thatcher – aus Campbells Sicht – auch ein Akt der persönlichen Befreiung aus den äußeren und inneren Zwängen ihrer Herkunft, deren Werten sie sich jedoch zutiefst verpflichtet fühlte. Diese Ambivalenz zwischen persönlichem Ausbruch und ideeller Verpflichtung ist für Campbell ein zentrales Thema ihres Lebens. Campbell zufolge hat diese Ambivalenz ihren Ursprung im Verhältnis zu ihrem Vater, dem Ladenbesitzer und Lokalpolitiker Alfred Roberts. Er verkörperte alles, wofür Thatcher später politisch kämpfen sollte, freies Unternehmertum und die vom Methodismus bestimmten protestantischen Werte. Schon als junges Mädchen lernte sie über ihn die Politik auf lokaler Ebene kennen. Als Chemiestudentin war sie engagiert für den Jugendverband der Konservativen. Die Hochzeit mit dem wohlhabenden Dennis Thatcher stützte ihr politisches Engagement finanziell und privat. Vor allem sicherte es ihr die Unabhängigkeit von ihrem Elternhaus, zu dem sie eine persönliche Distanz aufbaute. Auf der anderen Seite vergaß Thatcher nie, woher sie kam: „Ihre Leute“, die englische Mittelschicht, blieben immer ihr ideeller und politischer Bezugspunkt. Dort lagen nicht nur ihre Wurzeln, der Lebensstil der englischen Mittelschicht blieb auch ihr politisches Ideal und Modell für die Zukunft Großbritanniens. Thatcher bediente nicht nur die Wünsche und Vorurteile ihrer Anhängerschaft wie viele andere Politiker der Konservativen, sie selbst teilte sie. Eine der ersten dokumentierten, politischen Forderungen der glühenden Churchill-Anhängerin betraf die Wiedereinführung der Prügelstrafe für jugendliche Gewalttäter. Anders als Thatcher selbst es darstellte, war der Marktliberalismus eine Kredenz späterer Jahre. Thatcher war eine Frau, die von der Praxis her dachte und an Wissenschaft vor allem ihres Gebrauchswertes wegen interessiert war. Campbell bezweifelt, dass Thatcher die Theorien des Monetarismus wirklich verstand. Im Gegensatz zu ihrem politischen Ziehvater Keith Joseph, der ein wirklicher Intellektueller war, besaß Thatcher jedoch die Fähigkeit die Ideen, die an den wirtschaftsliberalen Denkfabriken wie dem IAE und dem CPS ausgearbeitet wurden, politisch durchzusetzen. Die Bezeichnung Eiserne Lady entstand in der Oppositionszeit. Eigentlich von der sowjetischen Soldatenzeitung „Roter Stern“ zur Abwertung der Kalten Kriegerin in die Welt gesetzt, erwies sich dieses Bild als imagetechnischer Glücksfall. Das Image der Eisernen Lady erlaubte die Widersprüche der konservativen Politikerin in einem archetypischen Bild aufzulösen. Thatchers Werdegang und Auftreten vereinigten nicht länger unvereinbare Gegensätze, wie Weiblichkeit und Führungskraft, sondern bildeten die Zutaten für die Schaffung des Bildes einer politischen Revolutionärin. Campbells Buch ist eine hervorragende Biographie in bester britischer Tradition. Wie jede gute Lebensbeschreibung konzentriert sie sich auf die inneren Widersprüche der Protagonistin. Campbell zeigt insbesondere das Zusammenspiel von privaten und politischen Lebensumständen mit der Persönlichkeit Thatchers auf.

Dies ist der erste Teil eines brillanten Opus Magnum über die kontroverse und zugleich ein Zeitalter prägende Premierministerin. In „The Grocer's Daughter“ zeichnet Campbell den Aufstieg der geborenen Margaret Roberts von der Tochter des methodistischen Lebensmittelhändlers und Lokalpolitikers bis zur Machtübernahme 1979 nach. Campbell beschreibt, wie aus dem Mädchen einer südenglischen Kleinstadt die Eiserne Lady wurde.

Es gehört zu den Ironien der europäischen Nachkriegsgeschichte, dass die erste Frau, die eine westliche Demokratie anführte, eine Konservative war, deren ideologischen Fundament nicht in der modernen Frauenbewegung, sondern in den Moralvorstellungen des Viktorianischen Zeitalters lag. Damit brach sie einerseits ganz persönlich mit den Traditionen dieses Zeitalters, um sie auf der anderen Seite neu zu beleben.

Dieses Paradox versucht Campbell in seiner Biographie aufzulösen. Campbell sucht nach den psychologischen Ursachen ihrer Aggressivität und Angriffslust, mit denen sich Thatcher das höchste Amt im Staate erkämpfte. Er sieht den Antrieb in einer späten Rebellion gegenüber der Enge des methodistischen Elternhauses. Politik war für Thatcher – aus Campbells Sicht – auch ein Akt der persönlichen Befreiung aus den äußeren und inneren Zwängen ihrer Herkunft, deren Werten sie sich jedoch zutiefst verpflichtet fühlte. Diese Ambivalenz zwischen persönlichem Ausbruch und ideeller Verpflichtung ist für Campbell ein zentrales Thema ihres Lebens.

Campbell zufolge hat diese Ambivalenz ihren Ursprung im Verhältnis zu ihrem Vater, dem Ladenbesitzer und Lokalpolitiker Alfred Roberts. Er verkörperte alles, wofür Thatcher später politisch kämpfen sollte, freies Unternehmertum und die vom Methodismus bestimmten protestantischen Werte. Schon als junges Mädchen lernte sie über ihn die Politik auf lokaler Ebene kennen. Als Chemiestudentin war sie engagiert für den Jugendverband der Konservativen. Die Hochzeit mit dem wohlhabenden Dennis Thatcher stützte ihr politisches Engagement finanziell und privat. Vor allem sicherte es ihr die Unabhängigkeit von ihrem Elternhaus, zu dem sie eine persönliche Distanz aufbaute.

Auf der anderen Seite vergaß Thatcher nie, woher sie kam: „Ihre Leute“, die englische Mittelschicht, blieben immer ihr ideeller und politischer Bezugspunkt. Dort lagen nicht nur ihre Wurzeln, der Lebensstil der englischen Mittelschicht blieb auch ihr politisches Ideal und Modell für die Zukunft Großbritanniens. Thatcher bediente nicht nur die Wünsche und Vorurteile ihrer Anhängerschaft wie viele andere Politiker der Konservativen, sie selbst teilte sie. Eine der ersten dokumentierten, politischen Forderungen der glühenden Churchill-Anhängerin betraf die Wiedereinführung der Prügelstrafe für jugendliche Gewalttäter.

Anders als Thatcher selbst es darstellte, war der Marktliberalismus eine Kredenz späterer Jahre. Thatcher war eine Frau, die von der Praxis her dachte und an Wissenschaft vor allem ihres Gebrauchswertes wegen interessiert war. Campbell bezweifelt, dass Thatcher die Theorien des Monetarismus wirklich verstand. Im Gegensatz zu ihrem politischen Ziehvater Keith Joseph, der ein wirklicher Intellektueller war, besaß Thatcher jedoch die Fähigkeit die Ideen, die an den wirtschaftsliberalen Denkfabriken wie dem IAE und dem CPS ausgearbeitet wurden, politisch durchzusetzen.

Die Bezeichnung Eiserne Lady entstand in der Oppositionszeit. Eigentlich von der sowjetischen Soldatenzeitung „Roter Stern“ zur Abwertung der Kalten Kriegerin in die Welt gesetzt, erwies sich dieses Bild als imagetechnischer Glücksfall. Das Image der Eisernen Lady erlaubte die Widersprüche der konservativen Politikerin in einem archetypischen Bild aufzulösen. Thatchers Werdegang und Auftreten vereinigten nicht länger unvereinbare Gegensätze, wie Weiblichkeit und Führungskraft, sondern bildeten die Zutaten für die Schaffung des Bildes einer politischen Revolutionärin.

Campbells Buch ist eine hervorragende Biographie in bester britischer Tradition. Wie jede gute Lebensbeschreibung konzentriert sie sich auf die inneren Widersprüche der Protagonistin. Campbell zeigt insbesondere das Zusammenspiel von privaten und politischen Lebensumständen mit der Persönlichkeit Thatchers auf.

geschrieben am 12.08.2007 | 561 Wörter | 3669 Zeichen

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