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Berlin 2323


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Rezension von

Christopher Bünte

Berlin 2323 In einer fernen Zukunft. Berlin ist am Boden. DJs heizen der Menge auf den Straßen ein. 24 Stunden täglich Dauerberieselung. Der Rest besteht aus Hinterhöfen, Müll und Hundekacke. Über allem schwebt ein Tyrann, der den Stadtstaat an außerirdische Eroberer verschachern will. Autor Robert Feldhoff will in seinem Comic Berlin 2323 richtig loslegen und ausflippen. Leider kommt er nicht einmal vom Start weg. In Berlin ist die Hölle los. Die Zukunft hat der Hauptstadt übel mitgespielt. Im Jahre 2323 ist die Metropole zu einem überdimensionalen Karnevalverein verkommen. Die halbe Galaxis feiert hier ein munteres Stelldichein. Nach der Party wird unter der Siegessäule gebumst, wenn sich kein anderes Plätzchen findet. Und der amtierende Bürgenmeister - ein fetter Despot namens Quentin - schwebt in einer Sänfte über den Dingen. Er trägt zum allgemeinen Unwohlsein bei, indem er die Invasion der gefürchteten Schwarzen Magier vorbereitet. Von den Feiernden kümmert das allerdings niemanden so richtig. Zum Glück gibt es Scilla und ihre Freunde. Die Blondine mit der großen Oberweite gehört zu einer Untergrundorganisation, die das fiese Stadtoberhaupt ausschalten will. Mit dabei ist Ratte, ein tätowierter Revolverheld, und Indigo, ein Pavian-Alien, der verflucht große Ähnlichkeit mit Klaus Meine von den Scorpions hat. Angeführt wird die Möchtegern-Guerilla-Truppe von dem rechtmäßigen Bürgermeister, der in den Untergrund fliehen musste und sein Amt zurück haben will. Die Fronten sind soweit geklärt. Was folgt, ist eine Hetzjagd vorbei an den Touristenmagneten der Stadt. Vom Brandenburger Tor geht es nach Schloß Sanssouci und weiter in den japanischen Garten. Weil wir aber einen Comic und keinen Reiseführer lesen wollen, wurden die Sehenswürdigkeiten für das Jahr 2323 billig aufgepeppt. Der Plenarsaal des Reichstages hat sich in ein Pornokino verwandelt, im Funkturm befindet sich ein Bordell, und das Stadion des Hertha BSC schwebt - getragen von mehreren Ballons - über dem Erdboden. Carlsens neues Produkt macht optisch einiges her. Wie schon zuvor der französische Comic-Roman Jenseits der Zeit erscheint auch Berlin 2323 in einem neuartigen Format. Hardcover, dickes Papier, einhundert Prozent Farbe und eine handliche Größe (17,5cm x 24,5cm) lenken den Blick im Laden auf sich. Der Zeichner Dirk Schulz - Designer, Grafiker und Schöpfer von Indigo, Chiq und Chloe und Parasiten - beschert dem Leser abwechslungsreiche Seitenaufteilungen. Volle, runde Bildwelten und eine tolle Kolorierung zeichnen den Band aus. Die optischen Qualitäten alleine machen Berlin 2323 leider noch zu keinem Lesevergnügen. Autor Robert Feldhoff, hauptberuflich Chef der SF-Romanreihe Perry Rhodan, hätte sich ein bisschen mehr ins Zeug legen sollen. Zusammenhanglos stehen die Elemente der Geschichte nebeneinander, nur verbunden durch einen harmlosen Plot, der nicht gerade vor Einfallsreichtum sprüht. Wie der Welt so fehlt auch den Figuren ein ausgearbeiteter Hintergrund, der ihren Charakter formen und der Geschichte mehr Tiefe verleihen könnte. Stattdessen werden sie zu Stichwortgebern und Handlungstreibern degradiert. Eine Identifizierung seitens des Lesers bleib da selbstverständlich aus. Offensichtlich sind auch Feldhoff diese Mängel aufgefallen. Statt einer gründlichen Überholung hat er jedoch einen schnellen Anstrich vorgezogen. Damit der Leser nicht ins Grübeln gerät und seiner eigenen Langeweile gewahr wird, wechseln sich die schnöden Themen des Bandes kontinuierlich miteinander ab: Sehenswürdigkeiten, Sex, Gewalt und Party. Herausgekommen ist ein geistloses Hochglanzprodukt von der Stange. Wem das reicht, der kann bei Berlin 2323 guten Gewissens zugreifen. Allen anderen sei geraten: Finger weg!

In einer fernen Zukunft. Berlin ist am Boden. DJs heizen der Menge auf den Straßen ein. 24 Stunden täglich Dauerberieselung. Der Rest besteht aus Hinterhöfen, Müll und Hundekacke. Über allem schwebt ein Tyrann, der den Stadtstaat an außerirdische Eroberer verschachern will. Autor Robert Feldhoff will in seinem Comic Berlin 2323 richtig loslegen und ausflippen. Leider kommt er nicht einmal vom Start weg.

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#
rezensiert seit
Buchtitel
4
31.10.2006
5
02.07.2006

In Berlin ist die Hölle los. Die Zukunft hat der Hauptstadt übel mitgespielt. Im Jahre 2323 ist die Metropole zu einem überdimensionalen Karnevalverein verkommen. Die halbe Galaxis feiert hier ein munteres Stelldichein. Nach der Party wird unter der Siegessäule gebumst, wenn sich kein anderes Plätzchen findet. Und der amtierende Bürgenmeister - ein fetter Despot namens Quentin - schwebt in einer Sänfte über den Dingen. Er trägt zum allgemeinen Unwohlsein bei, indem er die Invasion der gefürchteten Schwarzen Magier vorbereitet. Von den Feiernden kümmert das allerdings niemanden so richtig.

Zum Glück gibt es Scilla und ihre Freunde. Die Blondine mit der großen Oberweite gehört zu einer Untergrundorganisation, die das fiese Stadtoberhaupt ausschalten will. Mit dabei ist Ratte, ein tätowierter Revolverheld, und Indigo, ein Pavian-Alien, der verflucht große Ähnlichkeit mit Klaus Meine von den Scorpions hat. Angeführt wird die Möchtegern-Guerilla-Truppe von dem rechtmäßigen Bürgermeister, der in den Untergrund fliehen musste und sein Amt zurück haben will.

Die Fronten sind soweit geklärt. Was folgt, ist eine Hetzjagd vorbei an den Touristenmagneten der Stadt. Vom Brandenburger Tor geht es nach Schloß Sanssouci und weiter in den japanischen Garten. Weil wir aber einen Comic und keinen Reiseführer lesen wollen, wurden die Sehenswürdigkeiten für das Jahr 2323 billig aufgepeppt. Der Plenarsaal des Reichstages hat sich in ein Pornokino verwandelt, im Funkturm befindet sich ein Bordell, und das Stadion des Hertha BSC schwebt - getragen von mehreren Ballons - über dem Erdboden.

Carlsens neues Produkt macht optisch einiges her. Wie schon zuvor der französische Comic-Roman Jenseits der Zeit erscheint auch Berlin 2323 in einem neuartigen Format. Hardcover, dickes Papier, einhundert Prozent Farbe und eine handliche Größe (17,5cm x 24,5cm) lenken den Blick im Laden auf sich. Der Zeichner Dirk Schulz - Designer, Grafiker und Schöpfer von Indigo, Chiq und Chloe und Parasiten - beschert dem Leser abwechslungsreiche Seitenaufteilungen. Volle, runde Bildwelten und eine tolle Kolorierung zeichnen den Band aus.

Die optischen Qualitäten alleine machen Berlin 2323 leider noch zu keinem Lesevergnügen. Autor Robert Feldhoff, hauptberuflich Chef der SF-Romanreihe Perry Rhodan, hätte sich ein bisschen mehr ins Zeug legen sollen. Zusammenhanglos stehen die Elemente der Geschichte nebeneinander, nur verbunden durch einen harmlosen Plot, der nicht gerade vor Einfallsreichtum sprüht. Wie der Welt so fehlt auch den Figuren ein ausgearbeiteter Hintergrund, der ihren Charakter formen und der Geschichte mehr Tiefe verleihen könnte. Stattdessen werden sie zu Stichwortgebern und Handlungstreibern degradiert. Eine Identifizierung seitens des Lesers bleib da selbstverständlich aus.

Offensichtlich sind auch Feldhoff diese Mängel aufgefallen. Statt einer gründlichen Überholung hat er jedoch einen schnellen Anstrich vorgezogen. Damit der Leser nicht ins Grübeln gerät und seiner eigenen Langeweile gewahr wird, wechseln sich die schnöden Themen des Bandes kontinuierlich miteinander ab: Sehenswürdigkeiten, Sex, Gewalt und Party. Herausgekommen ist ein geistloses Hochglanzprodukt von der Stange. Wem das reicht, der kann bei Berlin 2323 guten Gewissens zugreifen. Allen anderen sei geraten: Finger weg!

geschrieben am 05.01.2006 | 527 Wörter | 3186 Zeichen

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