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Also sprach Metzelder zu Mertesacker...


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Rezension von

Ragan Tanger

Also sprach Metzelder zu Mertesacker... Mit Beckenbauer auf Toilette In den 1980er und 1990er Jahren war ein Profifußballer mit Abitur (Thomas Helmer zum Beispiel) so selten wie ein Papagei im deutschen Eichenwald. Grundsätzlich hat sich daran nicht viel geändert (die Fachabiturienten gelten ja nicht) und darüber hinaus weiß man mittlerweile hinlänglich, dass auch ein Profisportler mit Matura (Thomas Helmer zum Beispiel) genau so unklug durchs mediale Leben wandeln kann, wie ein Lothar Matthäus. Was Thomas Helmer (zum Beispiel) momentan bei Sport 1, dem Sender für Sportgames und Sport 1 Girls (nicht für Abiturienten), abzieht hat Kreisliga-Niveau oder noch weniger. Von daher Vorsicht, wenn der Titel allzu viel verspricht, wie es Moritz Rinkes "Also sprach Metzelder zu Mertesacker" eindeutig tut. Doch der Leser hat Glück, denn Rinke ist nicht nur Mitglied der Autorennationalmannschaft und somit in beiden Bereichen vom Fach, sondern schafft auch eine akademisch-proletische Mischung aus Essays, Novellen, Dramen und Kurzgeschichten, dass jeder Deutsch-Leistungskurs seine Freude daran haben würde. Königlicher Moment natürlich der, in dem just das passiert, was der Titel suggeriert. Metze und Merte auf dem Lago Maggiore im Boot, Mario Gomez mit einem Boot voller Gurken im Blick (Spiel gegen Österreich-Reminiszenz!), sinnieren über Aristoteles und Laotse – großartig, niveauvoll und mit wenigen Worten ganz viel erreicht. Eine Attitüde, die dem Autor gut zu bekommen scheint, wie die Eingangsgeschichte attestiert. Dort berichtet er neben dem schwedischen Filmkindheld Fimpen, der bei der WM 1974 in Deutschland als Kinostar groß rauskam, davon, dass er abseits von seiner Leidenschaft für Fußball, ein schüchterner Bube war, der nicht allzu viele Worte brauchte. So beschenkt uns Rinke auch mit zahlreichen Dialogen, die mit weniger auskommen und von der Gestalt des Raumes, der verbalen Illustration des Autors leben, wenn Uli Hoeneß mit umgehängter Meisterschale (solange sie noch im Besitz ist) im Uefacup-Endspiel beiwohnt oder Lothar Matthäus im Hotelzimmer neben seiner Blondine mit Puppen spielt. Ein Schelm, wer doppelbödig dabei denkt. Das Buch ist in gewisser Reise chronologisch aufgebaut, begleitet es doch den Autor vom Kinobesuch in den 1970er Jahren (Fimpen! Und Ronnie Hellström), dem gleichen Toilettenhäuschen, das Beckenbauer im Jahr 2000 besaß (beschiß kann man hier nicht sagen, oder?), um dann ausführlich und fröhlich sich den Großereignissen WM 2006, EM 2008, WM 2010 und dem Nebenerzeugnis Frauen-WM 2011 (entsprechend kurz und fad) und dem Spaßereignis Autorennationalmannschaft zu widmen. Die WM 2006 beginnt eigentlich schon 2004 mit der Trainerfindungskomission und einem herrlich aufgelegten Otto Rehhagel auf Sylt, der sich nach dem EM-Titel mit den Hellenen Gotto nennt. Natürlich sind diese Dialoge fiktiv, aber sie wirken tatsächlich wie eine Blaupause, wie eine richtig deutliche Slowmotion bei einem Foul, das man nicht umhin kommt, sie für voll zu nehmen. Als Poolwächter im Quartier der deutschen Mannschaft hat Rinke dann den richtigen Inside-Job bei der WM im eigenen Lande. Bei der EM 2008 begeistert er mit den schon zitierten Dialogdramen (und Mario Gomesss, wie Kuranyi ihn nennt, als Gurkengott) und die WM 2010 schießt prosaisch den Vogel ab, denn sie wird von Angela Merkel als Briefschreiberin an ihren Schweini Revue passiert; abgesehen vom Sonderbrief für Migration an Mesut Özil, den sie mit Angelt Merkut unterschreibt – herrlich! Fazit: Die beständige Mischung schriftstellerischer Momente, das fußballerische Know-How, der leidenschaftliche Blick des Fans und der intelligente Blick des Analysten und Journalisten ergeben eine surreale, immer komische, bisweilen langatmige und dennoch häufig unterhaltende Mischung. Ein Spiel auf hohem Niveau, was 4:3 ausgehen könnte. Höhepunkt: Yogi (so geschrieben) Löw und seine Ansprache an die Viererkette vor dem EM-Halbfinale 2008, in dem er die Jivamukti-Methode als das! Mittel vor dem wichtigen Spiel überhaupt preist. Atmen und spielen. Lachen und lesen.

Mit Beckenbauer auf Toilette

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In den 1980er und 1990er Jahren war ein Profifußballer mit Abitur (Thomas Helmer zum Beispiel) so selten wie ein Papagei im deutschen Eichenwald. Grundsätzlich hat sich daran nicht viel geändert (die Fachabiturienten gelten ja nicht) und darüber hinaus weiß man mittlerweile hinlänglich, dass auch ein Profisportler mit Matura (Thomas Helmer zum Beispiel) genau so unklug durchs mediale Leben wandeln kann, wie ein Lothar Matthäus. Was Thomas Helmer (zum Beispiel) momentan bei Sport 1, dem Sender für Sportgames und Sport 1 Girls (nicht für Abiturienten), abzieht hat Kreisliga-Niveau oder noch weniger. Von daher Vorsicht, wenn der Titel allzu viel verspricht, wie es Moritz Rinkes "Also sprach Metzelder zu Mertesacker" eindeutig tut.

Doch der Leser hat Glück, denn Rinke ist nicht nur Mitglied der Autorennationalmannschaft und somit in beiden Bereichen vom Fach, sondern schafft auch eine akademisch-proletische Mischung aus Essays, Novellen, Dramen und Kurzgeschichten, dass jeder Deutsch-Leistungskurs seine Freude daran haben würde. Königlicher Moment natürlich der, in dem just das passiert, was der Titel suggeriert. Metze und Merte auf dem Lago Maggiore im Boot, Mario Gomez mit einem Boot voller Gurken im Blick (Spiel gegen Österreich-Reminiszenz!), sinnieren über Aristoteles und Laotse – großartig, niveauvoll und mit wenigen Worten ganz viel erreicht. Eine Attitüde, die dem Autor gut zu bekommen scheint, wie die Eingangsgeschichte attestiert. Dort berichtet er neben dem schwedischen Filmkindheld Fimpen, der bei der WM 1974 in Deutschland als Kinostar groß rauskam, davon, dass er abseits von seiner Leidenschaft für Fußball, ein schüchterner Bube war, der nicht allzu viele Worte brauchte.

So beschenkt uns Rinke auch mit zahlreichen Dialogen, die mit weniger auskommen und von der Gestalt des Raumes, der verbalen Illustration des Autors leben, wenn Uli Hoeneß mit umgehängter Meisterschale (solange sie noch im Besitz ist) im Uefacup-Endspiel beiwohnt oder Lothar Matthäus im Hotelzimmer neben seiner Blondine mit Puppen spielt. Ein Schelm, wer doppelbödig dabei denkt.

Das Buch ist in gewisser Reise chronologisch aufgebaut, begleitet es doch den Autor vom Kinobesuch in den 1970er Jahren (Fimpen! Und Ronnie Hellström), dem gleichen Toilettenhäuschen, das Beckenbauer im Jahr 2000 besaß (beschiß kann man hier nicht sagen, oder?), um dann ausführlich und fröhlich sich den Großereignissen WM 2006, EM 2008, WM 2010 und dem Nebenerzeugnis Frauen-WM 2011 (entsprechend kurz und fad) und dem Spaßereignis Autorennationalmannschaft zu widmen.

Die WM 2006 beginnt eigentlich schon 2004 mit der Trainerfindungskomission und einem herrlich aufgelegten Otto Rehhagel auf Sylt, der sich nach dem EM-Titel mit den Hellenen Gotto nennt. Natürlich sind diese Dialoge fiktiv, aber sie wirken tatsächlich wie eine Blaupause, wie eine richtig deutliche Slowmotion bei einem Foul, das man nicht umhin kommt, sie für voll zu nehmen. Als Poolwächter im Quartier der deutschen Mannschaft hat Rinke dann den richtigen Inside-Job bei der WM im eigenen Lande. Bei der EM 2008 begeistert er mit den schon zitierten Dialogdramen (und Mario Gomesss, wie Kuranyi ihn nennt, als Gurkengott) und die WM 2010 schießt prosaisch den Vogel ab, denn sie wird von Angela Merkel als Briefschreiberin an ihren Schweini Revue passiert; abgesehen vom Sonderbrief für Migration an Mesut Özil, den sie mit Angelt Merkut unterschreibt – herrlich!

Fazit:

Die beständige Mischung schriftstellerischer Momente, das fußballerische Know-How, der leidenschaftliche Blick des Fans und der intelligente Blick des Analysten und Journalisten ergeben eine surreale, immer komische, bisweilen langatmige und dennoch häufig unterhaltende Mischung. Ein Spiel auf hohem Niveau, was 4:3 ausgehen könnte. Höhepunkt: Yogi (so geschrieben) Löw und seine Ansprache an die Viererkette vor dem EM-Halbfinale 2008, in dem er die Jivamukti-Methode als das! Mittel vor dem wichtigen Spiel überhaupt preist. Atmen und spielen. Lachen und lesen.

geschrieben am 27.04.2012 | 591 Wörter | 3440 Zeichen

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