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beck´sche Reihe: Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?: Wie die Wissenschaft die Zeit erklärt


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Ragan Tanger

Was macht die Zeit, wenn sie vergeht?: Wie die Wissenschaft die Zeit erklärt Zu wenig Zeit gehabt? „Was hat die Zeit mit uns gemacht“ ist ein richtig schöner, melancholisch großer Song vom 2010er Album Stark wie zwei, mit dem sich Udo Lindenberg seinerzeit wieder an die Spitze der deutschen Charts katapultierte. Im Song fabuliert der Sänger über das Phlegma der Zeit, welches Liebe und andere Schönheiten des Daseins aufgrund seiner fortlaufenden Struktur zermalmt – übrig bleibt einzig die Erinnerung an bessere, genau, Zeiten. Diese psychomentalen Absurditäten des Lebens sind aber nur der eine, rein subjektive Faktor des Themas Zeit, der biophysikalische ein anderer. Genau jenen untersucht der emeritierte Mathematikprofessor Werner Kinnebrock in seinem kleineren, populärwissenschaftlichen Handbuch „Was macht die Zeit, wenn Sie vergeht?“. Recht schnell offenbart uns der Autor, dass Zeit auch ohne die emotionalen Traumata unserer Sozialkultur eine rein subjektive, anthropozentrische Sache ist, die einzig und allein einen Betrachter, einen Zähler braucht, damit sie überhaupt vergehen kann. Vor allen Dingen an Einsteins Relativitätstheorie lässt sich die Inkonstanz der Zeit ausmachen, Kinnebrock schreibt, nicht immer schnell nachvollziehbar, warum Zeit dehnbar ist, langsamer und schneller verlaufen kann und theoretisch auch Zeitreisen möglich sind. Dabei benutzt er immer wieder die gleiche Formel: Stellen Sie sich einmal vor, sie säßen in einem Raumschiff, dass Lichtgeschwindigkeit fliegen könnte (obwohl das eigentlich nicht geht). Ans sich macht das ja Spaß, aber auf Dauer sind das zu viele Vorstellungen im Buch und zu wenig handhabbare Erklärungen. Weitaus störender fällt aber der theologische Hintergrund des Autors auf. Natürlich soll jeder glauben, was und wie er es möchte, nur macht das gerade im Hinblick auf Zeitvorstellungen natürlich schon einen Unterschied, ob man sich eben gewahr wird, dass das Jahr 2012 eine christliche Angelegenheit und somit letztlich eine mythische, erfundene und nicht natürliche ist. Dieser Unterschied kommt leider nicht wirklich heraus. Ebenso verwundern die Fragen nach dem „rätselhaften“ Gehirn der Pflanzen und deren chronobiologischen Taktungen. Dies ist eben gar nicht rätselhaft und seit über vier Jahrzehnten biophysische Grundlage, ebenso der 25-Stunden-Rhthmus des Menschen, den Kinnebrock zwar vorstellt, aber nicht nachdrücklich legitimiert und nachvollziehbar macht. Insgesamt werden in dem Werk unheimlich viele tolle Fässer aufgemacht; das muss man dem Autor attestieren. Zeitgeschichte, Kalenderwesen, Relativität, Urknall, Zeitquanten und sogar Nahtoderlebnisse: doch irgendwie klopft das Buch bei all dem nur sanft an die Türe, öffnet sie nicht, durchbricht sie nicht. Beispielhaft der Satz: „Alle wichtigen Gesetze der Physik bleiben unangetastet, wenn man die Zeit umkehrt.“ Hallo!? Theoretisch ist das also möglich; nun denn: warum und was steht dem entgegen? Über ein Nachfolgewerk mit den entsprechenden Antworten, Dekonstruktionen und Neuentdeckungen würde man sich sicher mehr freuen.

Zu wenig Zeit gehabt?

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„Was hat die Zeit mit uns gemacht“ ist ein richtig schöner, melancholisch großer Song vom 2010er Album Stark wie zwei, mit dem sich Udo Lindenberg seinerzeit wieder an die Spitze der deutschen Charts katapultierte. Im Song fabuliert der Sänger über das Phlegma der Zeit, welches Liebe und andere Schönheiten des Daseins aufgrund seiner fortlaufenden Struktur zermalmt – übrig bleibt einzig die Erinnerung an bessere, genau, Zeiten. Diese psychomentalen Absurditäten des Lebens sind aber nur der eine, rein subjektive Faktor des Themas Zeit, der biophysikalische ein anderer. Genau jenen untersucht der emeritierte Mathematikprofessor Werner Kinnebrock in seinem kleineren, populärwissenschaftlichen Handbuch „Was macht die Zeit, wenn Sie vergeht?“.

Recht schnell offenbart uns der Autor, dass Zeit auch ohne die emotionalen Traumata unserer Sozialkultur eine rein subjektive, anthropozentrische Sache ist, die einzig und allein einen Betrachter, einen Zähler braucht, damit sie überhaupt vergehen kann. Vor allen Dingen an Einsteins Relativitätstheorie lässt sich die Inkonstanz der Zeit ausmachen, Kinnebrock schreibt, nicht immer schnell nachvollziehbar, warum Zeit dehnbar ist, langsamer und schneller verlaufen kann und theoretisch auch Zeitreisen möglich sind. Dabei benutzt er immer wieder die gleiche Formel: Stellen Sie sich einmal vor, sie säßen in einem Raumschiff, dass Lichtgeschwindigkeit fliegen könnte (obwohl das eigentlich nicht geht). Ans sich macht das ja Spaß, aber auf Dauer sind das zu viele Vorstellungen im Buch und zu wenig handhabbare Erklärungen.

Weitaus störender fällt aber der theologische Hintergrund des Autors auf. Natürlich soll jeder glauben, was und wie er es möchte, nur macht das gerade im Hinblick auf Zeitvorstellungen natürlich schon einen Unterschied, ob man sich eben gewahr wird, dass das Jahr 2012 eine christliche Angelegenheit und somit letztlich eine mythische, erfundene und nicht natürliche ist. Dieser Unterschied kommt leider nicht wirklich heraus. Ebenso verwundern die Fragen nach dem „rätselhaften“ Gehirn der Pflanzen und deren chronobiologischen Taktungen. Dies ist eben gar nicht rätselhaft und seit über vier Jahrzehnten biophysische Grundlage, ebenso der 25-Stunden-Rhthmus des Menschen, den Kinnebrock zwar vorstellt, aber nicht nachdrücklich legitimiert und nachvollziehbar macht.

Insgesamt werden in dem Werk unheimlich viele tolle Fässer aufgemacht; das muss man dem Autor attestieren. Zeitgeschichte, Kalenderwesen, Relativität, Urknall, Zeitquanten und sogar Nahtoderlebnisse: doch irgendwie klopft das Buch bei all dem nur sanft an die Türe, öffnet sie nicht, durchbricht sie nicht. Beispielhaft der Satz: „Alle wichtigen Gesetze der Physik bleiben unangetastet, wenn man die Zeit umkehrt.“ Hallo!? Theoretisch ist das also möglich; nun denn: warum und was steht dem entgegen? Über ein Nachfolgewerk mit den entsprechenden Antworten, Dekonstruktionen und Neuentdeckungen würde man sich sicher mehr freuen.

geschrieben am 16.03.2012 | 420 Wörter | 2575 Zeichen

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