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Torpedo 1


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Rezension von

Christopher Bünte

Torpedo 1 Wer nur für fünf Cent Ahnung hat, was in den Regalen hiesiger Comicdealer steht, der weiß, dass auch Erwachsene gerne Comics lesen. Völljährig zu sein und Bildergeschichten zu mögen, wurde in den Fünfzigern vielleicht noch als eine Charakterschwäche getadelt. Heute ist es alltäglich. Trotzdem hat man es als erwachsener Comicleser manchmal nicht leicht, Material zu finden, das dem eigenen Gusto entspricht. Zum Glück gibt es Cross Cult. Das kleine, aber feine Label aus Asperg nimmt die Wünsche des älteren Lesepublikums aufs Korn. Die Verleger scheinen es sich auf die Fahne geschrieben zu haben, gleichsam gute Unterhaltung, anspruchsvolle Geschichten und tolles Artwork zu bringen. Mit der Veröffentlichung des ersten Bandes von »Torpedo« - pünktlich zur Frankfurter Buchmesse 2006 - bleiben sie ihrer Linie treu. Dabei sind die Geschichten um den Mafiakiller Luca Torelli, genannt »Der Torpedo«, keine Neuheit mehr, sondern schon über fünfundzwanzig Jahre alt. 1980 erschien die erste Episode in dem spanischen Magazin »Creepy«. Daraus entwickelte sich in den Folgejahren eine Serie, die 1986 zu höchsten Ehren gelangte und in Angoulême den Preis für das Beste Album abräumte. Auf deutsch erschien »Torpedo« zuletzt 1988 bis 1991 bei Carlsen, zunächst als Album, dann als Taschenbuch. Die Reihe blieb unvollendet und geriet allmählich in Vergessenheit. Inzwischen sind einzelne Ausgaben kaum noch zu bekommen. Freunde des brutalen Mafiakillers dürfen nun aufatmen. Bei Cross Cult erscheint in fünf Bänden das Gesamtwerk. Der erste Band enthält fünfzehn »Torpedo«-Episoden in Schwarzweiß, die jeweils zwischen sechs und zehn Seiten lang sind. Schauplatz der Handlung ist New York im Jahr 1936. Hauptfigur Luca Torelli ist ein eleganter Killer der Mafia, gerade kultiviert genug, um zu wissen, dass in Spanien Bürgerkrieg herrscht. Er ist ein vornehmer Schlächter im Nadelstreifenanzug, ein hartgesottener Killer, wie er im Buche steht. An seiner Seite wird dem Leser von Episode zu Episode das ganze bestehende Repertoire an Mafia-Stereotypen vorgeführt. Die Anziehungskraft der »Torpedo«-Storys geht dabei nicht so sehr von den einzelnen Plots aus. Sie sind ein wenig absehbar, wie zu erwarten bei Kompositionen aus Stereotypen. Der Leser erlebt, wie Torpedo gut bezahlte Aufträge erledigt. Manchmal macht er sich selbst zum Auftraggeber, hin und wieder gibt es Rückblenden in seine Vergangenheit. Immer geht es hart zur Sache, blutig und gnadenlos. Vielleicht rührt die Anziehungskraft dieser Serie von dem non-charmanten Charakter Luca Torelli selbst her. Torpedo ist alles andere als der perfekte Schwiegersohn. Kein Saubermann, kein aalglatter Held, sondern ein Mistkerl. Er zögert nicht, seinen besten Freund oder seine Lieblingshure zu ermorden. Er schießt einem Mann in den Rücken, tötet einen Polizisten und vergreift sich an einer verheirateten Frau, weil sie ihn nicht bezahlen kann. Als Leser fühlt man sich merkwürdig angezogen und abgestoßen zugleich. Damit reiht sich Torpedo ein in die Reihe schräger Hauptfiguren bei Cross Cult, die nicht im Mainstream liegen, sondern Ecken und Kanten haben. Gut so, denn als erwachsener Leser wünscht man sich erwachsene Charaktere. Und man muss ja nicht jeden sympathisch finden. Text: Enrique Sánchez Abuli Zeichnungen: Jordi Bernet

Wer nur für fünf Cent Ahnung hat, was in den Regalen hiesiger Comicdealer steht, der weiß, dass auch Erwachsene gerne Comics lesen. Völljährig zu sein und Bildergeschichten zu mögen, wurde in den Fünfzigern vielleicht noch als eine Charakterschwäche getadelt. Heute ist es alltäglich. Trotzdem hat man es als erwachsener Comicleser manchmal nicht leicht, Material zu finden, das dem eigenen Gusto entspricht. Zum Glück gibt es Cross Cult. Das kleine, aber feine Label aus Asperg nimmt die Wünsche des älteren Lesepublikums aufs Korn. Die Verleger scheinen es sich auf die Fahne geschrieben zu haben, gleichsam gute Unterhaltung, anspruchsvolle Geschichten und tolles Artwork zu bringen. Mit der Veröffentlichung des ersten Bandes von »Torpedo« - pünktlich zur Frankfurter Buchmesse 2006 - bleiben sie ihrer Linie treu.

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Dabei sind die Geschichten um den Mafiakiller Luca Torelli, genannt »Der Torpedo«, keine Neuheit mehr, sondern schon über fünfundzwanzig Jahre alt. 1980 erschien die erste Episode in dem spanischen Magazin »Creepy«. Daraus entwickelte sich in den Folgejahren eine Serie, die 1986 zu höchsten Ehren gelangte und in Angoulême den Preis für das Beste Album abräumte. Auf deutsch erschien »Torpedo« zuletzt 1988 bis 1991 bei Carlsen, zunächst als Album, dann als Taschenbuch. Die Reihe blieb unvollendet und geriet allmählich in Vergessenheit. Inzwischen sind einzelne Ausgaben kaum noch zu bekommen. Freunde des brutalen Mafiakillers dürfen nun aufatmen. Bei Cross Cult erscheint in fünf Bänden das Gesamtwerk. Der erste Band enthält fünfzehn »Torpedo«-Episoden in Schwarzweiß, die jeweils zwischen sechs und zehn Seiten lang sind.

Schauplatz der Handlung ist New York im Jahr 1936. Hauptfigur Luca Torelli ist ein eleganter Killer der Mafia, gerade kultiviert genug, um zu wissen, dass in Spanien Bürgerkrieg herrscht. Er ist ein vornehmer Schlächter im Nadelstreifenanzug, ein hartgesottener Killer, wie er im Buche steht. An seiner Seite wird dem Leser von Episode zu Episode das ganze bestehende Repertoire an Mafia-Stereotypen vorgeführt. Die Anziehungskraft der »Torpedo«-Storys geht dabei nicht so sehr von den einzelnen Plots aus. Sie sind ein wenig absehbar, wie zu erwarten bei Kompositionen aus Stereotypen. Der Leser erlebt, wie Torpedo gut bezahlte Aufträge erledigt. Manchmal macht er sich selbst zum Auftraggeber, hin und wieder gibt es Rückblenden in seine Vergangenheit. Immer geht es hart zur Sache, blutig und gnadenlos.

Vielleicht rührt die Anziehungskraft dieser Serie von dem non-charmanten Charakter Luca Torelli selbst her. Torpedo ist alles andere als der perfekte Schwiegersohn. Kein Saubermann, kein aalglatter Held, sondern ein Mistkerl. Er zögert nicht, seinen besten Freund oder seine Lieblingshure zu ermorden. Er schießt einem Mann in den Rücken, tötet einen Polizisten und vergreift sich an einer verheirateten Frau, weil sie ihn nicht bezahlen kann. Als Leser fühlt man sich merkwürdig angezogen und abgestoßen zugleich. Damit reiht sich Torpedo ein in die Reihe schräger Hauptfiguren bei Cross Cult, die nicht im Mainstream liegen, sondern Ecken und Kanten haben. Gut so, denn als erwachsener Leser wünscht man sich erwachsene Charaktere. Und man muss ja nicht jeden sympathisch finden.

Text: Enrique Sánchez Abuli

Zeichnungen: Jordi Bernet

geschrieben am 31.10.2006 | 486 Wörter | 2804 Zeichen

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