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Zwischen den Attentaten


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Rezension von

Johanna Götzendorfer

Zwischen den Attentaten Aravind Adiga führt den Leser mit „Zwischen den Attentaten“ in das kulturell fremde, an Geschichten und Schicksalen reiche, von Standesunterschieden und tief verwurzelter sozialer Ungerechtigkeit geprägte Indien, genauer gesagt in die fiktive Stadt Kittur. Kittur, gelegen an Indiens Südwestküste, ist der Prototyp einer indischen Stadt: Voller sozialer Extreme, unterschiedlicher moderner und traditioneller Lebensansichten, der (nicht immer friedlichen) Koexistenz verschiedener Religionen, einer Vielzahl an verschiedenen Sprachen und Dialekten, und nicht zuletzt einer Fülle an Einwohnern, deren jeder – zumindest erscheint es nach der Lektüre so – ein beachtenswertes Schicksal, eine beachtenswerte Geschichte zu erzählen hat. Kurz, „Zwischen den Attentaten“ zeigt ein Potpourri aus unterschiedlichen Protagonisten, deren Lebensgeschichten kaum unähnlicher sein könnte. Einzig, eine Art Ohnmacht, das Wissen, nicht gegen ihr Schicksal ankämpfen zu können, scheint sie alle zu einen. Der Leser scheint Kittur zuerst als absolut durchschnittlicher Pauschaltourist kennen zu lernen, denn jedem Kapitel setzt Adiga eine kurze, Reiseführer-ähnliche Beschreibung der jeweiligen Sehenswürdigkeit voran. Doch jede Sehenswürdigkeit, jeder Tempel, jedes Viertel, jedes Kino wird zum Lebensmittelpunkt oder Lebensumfeld eines seiner Protagonisten: So etwa George D´Souza, der nach seinem sozialen Abstieg zum Moskitomann die erniedrigende Aufgabe hat, in den Vierteln der Reichen eine Moskitoplage mit der chemischen Keule zu verhindern, um so von einer reichen Hausbesitzerin als neuer Gärtner entdeckt zu werden und diese Chance zum Aufstieg abermals vertut. Oder der Schüler Shankara, der sich – als „Mischling“ eines Brahmanen-Vaters und einer niedrigkastigen Mutter – bar jeder Identität fühlt und diesem Gefühl des Verlorenseins und der Nichtdazugehörigkeit nur durch den Bau einer Bombe Ausdruck zu verleihen mag. Adiga verortet seine Geschichten zeitlich gesehen in den 80ern, in der Zeit zwischen den Attentaten auf Indira und Rajiv Gandhi. Er kritisiert das in Indien noch immer stark verankerte Kastenwesen, das zu sehr starken sozialen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten führt, er prangert die stets präsente Korruption an und führt auf, unter welchen Bedingungen Menschen in Indien ihr Dasein unter schlimmster Armut führen müssen. Gleichzeitig wird in den jeweiligen Schicksalen auch deutlich, dass selbst unter unwürdigsten Verhältnissen noch immer Freude, Liebe, Hilfsbereitschaft und Schönheit zu finden sind.

Aravind Adiga führt den Leser mit „Zwischen den Attentaten“ in das kulturell fremde, an Geschichten und Schicksalen reiche, von Standesunterschieden und tief verwurzelter sozialer Ungerechtigkeit geprägte Indien, genauer gesagt in die fiktive Stadt Kittur.

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Kittur, gelegen an Indiens Südwestküste, ist der Prototyp einer indischen Stadt:

Voller sozialer Extreme, unterschiedlicher moderner und traditioneller Lebensansichten, der (nicht immer friedlichen) Koexistenz verschiedener Religionen, einer Vielzahl an verschiedenen Sprachen und Dialekten, und nicht zuletzt einer Fülle an Einwohnern, deren jeder – zumindest erscheint es nach der Lektüre so – ein beachtenswertes Schicksal, eine beachtenswerte Geschichte zu erzählen hat. Kurz, „Zwischen den Attentaten“ zeigt ein Potpourri aus unterschiedlichen Protagonisten, deren Lebensgeschichten kaum unähnlicher sein könnte. Einzig, eine Art Ohnmacht, das Wissen, nicht gegen ihr Schicksal ankämpfen zu können, scheint sie alle zu einen.

Der Leser scheint Kittur zuerst als absolut durchschnittlicher Pauschaltourist kennen zu lernen, denn jedem Kapitel setzt Adiga eine kurze, Reiseführer-ähnliche Beschreibung der jeweiligen Sehenswürdigkeit voran. Doch jede Sehenswürdigkeit, jeder Tempel, jedes Viertel, jedes Kino wird zum Lebensmittelpunkt oder Lebensumfeld eines seiner Protagonisten:

So etwa George D´Souza, der nach seinem sozialen Abstieg zum Moskitomann die erniedrigende Aufgabe hat, in den Vierteln der Reichen eine Moskitoplage mit der chemischen Keule zu verhindern, um so von einer reichen Hausbesitzerin als neuer Gärtner entdeckt zu werden und diese Chance zum Aufstieg abermals vertut.

Oder der Schüler Shankara, der sich – als „Mischling“ eines Brahmanen-Vaters und einer niedrigkastigen Mutter – bar jeder Identität fühlt und diesem Gefühl des Verlorenseins und der Nichtdazugehörigkeit nur durch den Bau einer Bombe Ausdruck zu verleihen mag.

Adiga verortet seine Geschichten zeitlich gesehen in den 80ern, in der Zeit zwischen den Attentaten auf Indira und Rajiv Gandhi. Er kritisiert das in Indien noch immer stark verankerte Kastenwesen, das zu sehr starken sozialen Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten führt, er prangert die stets präsente Korruption an und führt auf, unter welchen Bedingungen Menschen in Indien ihr Dasein unter schlimmster Armut führen müssen. Gleichzeitig wird in den jeweiligen Schicksalen auch deutlich, dass selbst unter unwürdigsten Verhältnissen noch immer Freude, Liebe, Hilfsbereitschaft und Schönheit zu finden sind.

geschrieben am 25.08.2009 | 340 Wörter | 2183 Zeichen

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