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"Faust" nach Johann W. von Goethe, neu erzählt von Barbara Kindermann


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  • 21018 Aufrufe

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Rezension von

Verena Hillenbrand

"Faust" nach Johann W. von Goethe, neu erzählt von Barbara Kindermann „Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.“ Wer kennt sie nicht? Die Tragödie des Gelehrten Heinrich Faust, der nach vollkommener Erkenntnis strebt, der die Welt begreifen, höhere Gesetze und Regeln ergründen will und dafür einen Pakt mit dem Teufel Mephistopheles eingeht, dem Geist, „der stets verneint“. Bereits 1808 wurde „der Tragödie erster Teil“ von Johann Wolfang von Goethe veröffentlicht und ist seitdem sowohl in der Welt- als auch in der Schulliteratur kaum wegzudenken. Dies mag wohl ein Grund der Autorin Barbara Kindermann gewesen sein, sich näher mit dem Werk zu befassen. Seit 1995 schreibt sie kanonische Literatur in kindgerechte Schreibweisen um und wird hierbei durch renommierte Bilderbuch-Illustratoren unterstützt, wie zum Beispiel in diesem Fall von Klaus Ensikat. „Faust“ erzählt eine gekürzte Version von Goethes Fassung, die auch kursiv gedruckte Spuren des Originals enthält. In Kindermanns neuer Version fordert der Teufel den „lieben Gott“ heraus, in dem er ihm erklärt, dass er den fleißigen Doktor Faust auf seine dunkle Seite locken kann. Dieser ist zwar fleißig, jedoch unzufrieden, weil er trotz vielen Lernens nicht zur Erkenntnis gelangt. Daher geht er mit dem Teufel einen Pakt ein, in dem Mephisto ihm die schönen Seiten des Lebens zeigen möchte. Gelingt ihm dies, muss ihm Faust nach seinem Ableben in der Hölle dienen. Gemeinsam machen die beiden sich auf zu ihrem Abenteuer, bei dem Mephisto durch seine Zaubereien ein Trinkgelage aufrührt und Faust jung gehext wird. Anschließend lernt er Gretchen kennen und verliebt sich in sie. Die beiden beginnen heimlich eine Beziehung, doch ihr Bruder Valentin, der davon hört, ist mit der unehelichen Liaison nicht einverstanden, da dies nicht zeitgemäß ist. Im Kampf mit Faust stirbt er und Faust und Mephisto fliehen vor den Konsequenzen. Auf ihrer Flucht gelangen sie in die Walpurgisnacht, eine Feier aller Hexen und Zauberwesen. Da erfährt Faust, dass Gretchen im Kerker sitzt, da sie ein Kind von ihm erwartet und dies aus Angst umgebracht hat. Faust möchte seine Geliebte retten und dringt in das Verlies ein, doch als diese erkennt, dass Faust sich mit dem Teufel eingelassen hat, ergibt sie sich ihrem Schicksal und steht für ihre Schuld ein. Sie bleibt im Gefängnis und Faust und Mephisto fliehen. Gretchen wird für ihre Standhaftigkeit belohnt und gelangt durch die Schulderkenntnis trotz allen Übels in den Himmel. Hier trifft sie nach vielen Jahren auch Faust wieder, der die Wette gegen Mephisto gewonnen hat. Auch wenn es keine Nacherzählung sein soll, kann der Gedanke nicht verdrängt werden, dass hier versucht wurde, viele wichtige Perspektiven des großen Fauststoffes auf wenigen Seiten „kindgerecht“ zusammenzufassen. Dadurch wirkt die Geschichte kompliziert. Zudem kommen Aspekte, wie die Gelehrtentragödie und die Geschichte um Gretchen zu kurz. Erstere hätte man auch in Hinblick auf die Rezipienten näher vertiefen können und nicht so komprimiert zusammenfassen müssen, denn die Erkenntnis- und Lebenshungertragödie Fausts ist auch für Kinder der heutigen Zeit begreifbar und verständlich. Zudem machen diese Gesichtspunkte die Tragödie um Faust aus. Wird man diesen Blickwinkeln nicht gerecht, handelt es sich nicht um die Geschichte des wahren Faust. Man hätte das Bilderbuch ausführlicher gestalten oder einige Aspekte der Weltfahrt kürzen sollen, um dann die ausgewählten Stationen zu vertiefen. Somit muss bei der inhaltlichen Betrachtungsweise ein großer Abstrich gemacht werden. Positiv sind jedoch die vielen Originalstellen zu nennen, die in den Text eingebaut wurden und daher an Goethes Werk erinnern. Auch kindgerechte sprachliche Formulierungen sind hervorzuheben. Die Bilder Ensikats sollen im Text-Bild-Verbund eine neue Wirkung hervorrufen, indem sie die Kinder noch mehr ansprechen. So findet sich auf jeder Doppelseite eine Zeichnung, die kongruent zum Geschriebenen einen Aspekt des Inhalts wiederspiegelt. Die Bilder sind meist farbig, jedoch mit dunklen Kolorierungen versehen, die eine düstere Grundstimmung darstellen. Ein Buch zum Alleinlesen ist Kindermanns „Faust“ nicht – denn wie sollen Kinder mit Bildern zurecht kommen, auf denen sich die Figuren selbst erhängen? Von daher sollte das Bilderbuch gemeinsam mit Eltern oder anderen Personen gelesen und besprochen werden. Es ist richtig, dass auch die großen Werke der Weltliteratur bereits Kindern näher gebracht werden sollen und sie diese nicht erst in der Oberstufe kennen lernen sollen, doch es stellt sie sich Frage, in welchem Maß der Veränderung dies geschehen darf? Es gibt viele Bearbeitungen des bekannten Fauststoffes, die mehr auf die elementaren oben genannten Inhalte eingehen und die Kinder aufgrund kindgerechter Illustationen auch alleine lesen können. Und es gibt auch Klassikertexte für Kinder, die von Kindermann unheimlich liebevoll und kindgerecht bearbeitet wurden (vgl. Wilhelm Tell). Doch dieses Bilderbuch muss meines Erachtens nach einem eingehenden Vergleich mit dem Original sowie einer Bilderbuchanalyse als Endergebnis als eher schlechte Adaption des Klassikers bezeichnet werden. Gründe liegen zum einen in den eher gruseligen, düsteren Zeichnungen. Zum anderen misslingt der Versuch, zu viele inhaltliche Betrachtungen auf 30 Seiten komprimiert zusammenzufassen, was kompliziert erscheinen mag und zudem nur eine oberflächliche Bearbeitung ermöglicht. Als Fazit muss leider festgehalten werden, dass das Buch sich nicht in die Reihe ausgewählter Klassiker für Kinder einreihen kann und es wohl kaum den Anspruch einer Hinführung zum Faust-Original besitzt.

„Da steh ich nun, ich armer Tor! Und bin so klug als wie zuvor.“

weitere Rezensionen von Verena Hillenbrand


Wer kennt sie nicht? Die Tragödie des Gelehrten Heinrich Faust, der nach vollkommener Erkenntnis strebt, der die Welt begreifen, höhere Gesetze und Regeln ergründen will und dafür einen Pakt mit dem Teufel Mephistopheles eingeht, dem Geist, „der stets verneint“.

Bereits 1808 wurde „der Tragödie erster Teil“ von Johann Wolfang von Goethe veröffentlicht und ist seitdem sowohl in der Welt- als auch in der Schulliteratur kaum wegzudenken.

Dies mag wohl ein Grund der Autorin Barbara Kindermann gewesen sein, sich näher mit dem Werk zu befassen. Seit 1995 schreibt sie kanonische Literatur in kindgerechte Schreibweisen um und wird hierbei durch renommierte Bilderbuch-Illustratoren unterstützt, wie zum Beispiel in diesem Fall von Klaus Ensikat.

„Faust“ erzählt eine gekürzte Version von Goethes Fassung, die auch kursiv gedruckte Spuren des Originals enthält. In Kindermanns neuer Version fordert der Teufel den „lieben Gott“ heraus, in dem er ihm erklärt, dass er den fleißigen Doktor Faust auf seine dunkle Seite locken kann. Dieser ist zwar fleißig, jedoch unzufrieden, weil er trotz vielen Lernens nicht zur Erkenntnis gelangt. Daher geht er mit dem Teufel einen Pakt ein, in dem Mephisto ihm die schönen Seiten des Lebens zeigen möchte. Gelingt ihm dies, muss ihm Faust nach seinem Ableben in der Hölle dienen.

Gemeinsam machen die beiden sich auf zu ihrem Abenteuer, bei dem Mephisto durch seine Zaubereien ein Trinkgelage aufrührt und Faust jung gehext wird. Anschließend lernt er Gretchen kennen und verliebt sich in sie. Die beiden beginnen heimlich eine Beziehung, doch ihr Bruder Valentin, der davon hört, ist mit der unehelichen Liaison nicht einverstanden, da dies nicht zeitgemäß ist. Im Kampf mit Faust stirbt er und Faust und Mephisto fliehen vor den Konsequenzen. Auf ihrer Flucht gelangen sie in die Walpurgisnacht, eine Feier aller Hexen und Zauberwesen.

Da erfährt Faust, dass Gretchen im Kerker sitzt, da sie ein Kind von ihm erwartet und dies aus Angst umgebracht hat. Faust möchte seine Geliebte retten und dringt in das Verlies ein, doch als diese erkennt, dass Faust sich mit dem Teufel eingelassen hat, ergibt sie sich ihrem Schicksal und steht für ihre Schuld ein. Sie bleibt im Gefängnis und Faust und Mephisto fliehen. Gretchen wird für ihre Standhaftigkeit belohnt und gelangt durch die Schulderkenntnis trotz allen Übels in den Himmel. Hier trifft sie nach vielen Jahren auch Faust wieder, der die Wette gegen Mephisto gewonnen hat.

Auch wenn es keine Nacherzählung sein soll, kann der Gedanke nicht verdrängt werden, dass hier versucht wurde, viele wichtige Perspektiven des großen Fauststoffes auf wenigen Seiten „kindgerecht“ zusammenzufassen. Dadurch wirkt die Geschichte kompliziert. Zudem kommen Aspekte, wie die Gelehrtentragödie und die Geschichte um Gretchen zu kurz. Erstere hätte man auch in Hinblick auf die Rezipienten näher vertiefen können und nicht so komprimiert zusammenfassen müssen, denn die Erkenntnis- und Lebenshungertragödie Fausts ist auch für Kinder der heutigen Zeit begreifbar und verständlich. Zudem machen diese Gesichtspunkte die Tragödie um Faust aus. Wird man diesen Blickwinkeln nicht gerecht, handelt es sich nicht um die Geschichte des wahren Faust. Man hätte das Bilderbuch ausführlicher gestalten oder einige Aspekte der Weltfahrt kürzen sollen, um dann die ausgewählten Stationen zu vertiefen. Somit muss bei der inhaltlichen Betrachtungsweise ein großer Abstrich gemacht werden. Positiv sind jedoch die vielen Originalstellen zu nennen, die in den Text eingebaut wurden und daher an Goethes Werk erinnern. Auch kindgerechte sprachliche Formulierungen sind hervorzuheben.

Die Bilder Ensikats sollen im Text-Bild-Verbund eine neue Wirkung hervorrufen, indem sie die Kinder noch mehr ansprechen. So findet sich auf jeder Doppelseite eine Zeichnung, die kongruent zum Geschriebenen einen Aspekt des Inhalts wiederspiegelt. Die Bilder sind meist farbig, jedoch mit dunklen Kolorierungen versehen, die eine düstere Grundstimmung darstellen. Ein Buch zum Alleinlesen ist Kindermanns „Faust“ nicht – denn wie sollen Kinder mit Bildern zurecht kommen, auf denen sich die Figuren selbst erhängen? Von daher sollte das Bilderbuch gemeinsam mit Eltern oder anderen Personen gelesen und besprochen werden.

Es ist richtig, dass auch die großen Werke der Weltliteratur bereits Kindern näher gebracht werden sollen und sie diese nicht erst in der Oberstufe kennen lernen sollen, doch es stellt sie sich Frage, in welchem Maß der Veränderung dies geschehen darf? Es gibt viele Bearbeitungen des bekannten Fauststoffes, die mehr auf die elementaren oben genannten Inhalte eingehen und die Kinder aufgrund kindgerechter Illustationen auch alleine lesen können. Und es gibt auch Klassikertexte für Kinder, die von Kindermann unheimlich liebevoll und kindgerecht bearbeitet wurden (vgl. Wilhelm Tell).

Doch dieses Bilderbuch muss meines Erachtens nach einem eingehenden Vergleich mit dem Original sowie einer Bilderbuchanalyse als Endergebnis als eher schlechte Adaption des Klassikers bezeichnet werden. Gründe liegen zum einen in den eher gruseligen, düsteren Zeichnungen. Zum anderen misslingt der Versuch, zu viele inhaltliche Betrachtungen auf 30 Seiten komprimiert zusammenzufassen, was kompliziert erscheinen mag und zudem nur eine oberflächliche Bearbeitung ermöglicht. Als Fazit muss leider festgehalten werden, dass das Buch sich nicht in die Reihe ausgewählter Klassiker für Kinder einreihen kann und es wohl kaum den Anspruch einer Hinführung zum Faust-Original besitzt.

geschrieben am 14.04.2009 | 827 Wörter | 4772 Zeichen

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Rezension von

Kilian Kneisel

"Faust" nach Johann W. von Goethe, neu erzählt von Barbara Kindermann Gott und der Teufel gehen eine Wette ein, ein Wissbegieriger verbündet sich mit dem Teufel, wird verjüngt, verliebt sich in ein junges Mädchen und fertig ist der Stoff für eines der größten Werke, das die Literatur hervorgebracht hat. Barbara Kindermann hat diese Geschichte neu erzählt. Ein gewagtes Vorhaben, ebenso wie der Anspruch, den Text kindergerecht zu bearbeiten. Klaus Ensikat lieferte die Bilder hierfür. Nicht nur Faust, sondern auch andere große Werke der Weltliteratur hat der Kindermann-Verlag für Kinder herausgegeben, immer in einem schön illustrierten Hardcover-Format. Und so geht es dann auch los. Anstatt Goethes hochtrabenden Worten wird das ganze kindergerecht verpackt. „Der Widerstreit zwischen Gott und dem Teufel, dem Guten und dem Bösen, ist uralt, und auch diese Geschichte handelt davon. Doch fangen wir von vorne an.“ Auf knapp 30 Seiten wird die Geschichte von Faust Schritt für Schritt nacherzählt. Der Tragödie zweiter Teil wird komplett ausgespart, nur am Ende wird Faust kindsgerecht erlöst und das Gute gewinnt. Originalzitate finden sich auch im Text, die kursiv hervorgehoben sind. Der so stark geraffte Text ist reichlich illustriert. Die Bilder sind liebevoll gestaltet, viele Details lassen sich bei genauerem Hinsehen erkennen. Teilweise ist die Darstellungsart aber nicht unbedingt für jüngere Kinder geeignet. Da sich in dem Buch aber sehr viele Bilder finden, wird es nicht schwer sein, das eine oder andere Bild beim Zeigen zu übergehen. Eine wirklich gelungene Adaption eines Klassikers der Weltliteratur. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene werden sicherlich gerne dieses Buch immer wieder durchblättern und ansehen. Den Kindern wird so auf eine anschauliche und interessante Weise ein Einstieg in die Literatur geboten. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht nur gerne zu diesem Buch greifen.

Gott und der Teufel gehen eine Wette ein, ein Wissbegieriger verbündet sich mit dem Teufel, wird verjüngt, verliebt sich in ein junges Mädchen und fertig ist der Stoff für eines der größten Werke, das die Literatur hervorgebracht hat.

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Barbara Kindermann hat diese Geschichte neu erzählt. Ein gewagtes Vorhaben, ebenso wie der Anspruch, den Text kindergerecht zu bearbeiten. Klaus Ensikat lieferte die Bilder hierfür. Nicht nur Faust, sondern auch andere große Werke der Weltliteratur hat der Kindermann-Verlag für Kinder herausgegeben, immer in einem schön illustrierten Hardcover-Format.

Und so geht es dann auch los. Anstatt Goethes hochtrabenden Worten wird das ganze kindergerecht verpackt. „Der Widerstreit zwischen Gott und dem Teufel, dem Guten und dem Bösen, ist uralt, und auch diese Geschichte handelt davon. Doch fangen wir von vorne an.“ Auf knapp 30 Seiten wird die Geschichte von Faust Schritt für Schritt nacherzählt. Der Tragödie zweiter Teil wird komplett ausgespart, nur am Ende wird Faust kindsgerecht erlöst und das Gute gewinnt. Originalzitate finden sich auch im Text, die kursiv hervorgehoben sind.

Der so stark geraffte Text ist reichlich illustriert. Die Bilder sind liebevoll gestaltet, viele Details lassen sich bei genauerem Hinsehen erkennen. Teilweise ist die Darstellungsart aber nicht unbedingt für jüngere Kinder geeignet. Da sich in dem Buch aber sehr viele Bilder finden, wird es nicht schwer sein, das eine oder andere Bild beim Zeigen zu übergehen.

Eine wirklich gelungene Adaption eines Klassikers der Weltliteratur. Nicht nur Kinder, auch Erwachsene werden sicherlich gerne dieses Buch immer wieder durchblättern und ansehen. Den Kindern wird so auf eine anschauliche und interessante Weise ein Einstieg in die Literatur geboten. Bleibt nur zu hoffen, dass sie nicht nur gerne zu diesem Buch greifen.

geschrieben am 09.11.2009 | 276 Wörter | 1564 Zeichen

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