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Weltmacht Indien – Die neue Herausforderung des Westens.


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Rezension von

Gérard Bökenkamp

Weltmacht Indien – Die neue Herausforderung des Westens. Olaf Ihlau war Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und Ressortleiter beim Spiegel. Das Buch gründet sich auf persönliche Erfahrungen und Erlebnissen des Autors aus nahezu drei Jahrzehnten. Das Buch beginnt mit einem Einblick in die aufstrebende Hightech-Macht Indien. In der indischen Metropole Bangalore arbeiten inzwischen mehr Software-Entwickler als im kalifornischen Silicon Valley. Wer in den Vereinigten Staaten eine telefonische Auskunft benötigt und meint, seine Auskunft von Andy oder Nancy von neben an zu erhalten, hat mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den Mitarbeiter eines indischen Callcenters am Apparat. Dann entwirft Ihlau ein buntes, verwirrendes, teils erschreckendes Bild des gegenwärtigen und vergangenen Indien jenseits der Glitzerwelt der Metropolen. Er erzählt von Provinzen mit einer Einwohnerschaft so groß wie die der Bundesrepublik, die nachts in fast völliger Dunkelheit liegen, weil es kaum Stromversorgung gibt. Er berichtet von den „Kriegen“ zwischen den Kasten und ethnischen und religiösen Gruppen, von den Sekten mit ihren für den westlichen Betrachter merkwürdigen und oft grausamen Ritualen. Ihlau betrachtet auch den Konflikt der „feindlichen Brüder“ Indien und Pakistan um Kaschmir. Die Gefahr einer nuklearen Auseinandersetzung schwebt wie ein Damoklesschwert über der Region. Trotz allem hat sich nach Einschätzung des Autors die indische Demokratie als überaus stabil erwiesen. Das BSP von China ist zwar doppelt so groß wie das von Indien und die Volkswirtschaft Chinas zieht noch immer zehnmal so viele Direktinvestitionen an. Indiens Bevölkerung wächst jedoch schneller und altert nicht so schnell wie die Chinas. In den kommenden fünfzehn Jahren werde der Elefant den Drachen im Wirtschaftswachstum überflügeln, so seine Prognose. Dabei ist der neue Wirtschaftsgigant für die Amerikaner und Europäer sowohl Herausforderung als auch Chance. Auf der einen Seite drohen die Europäer im internationalen Konkurrenzkampf weiter Arbeitsplätze und ihren technologischen Vorsprung zu verlieren. Auf der anderen Seite bietet Indiens Aufstieg die Möglichkeit, sich aus der Abhängigkeit des chinesischen Wachstumsmarktes zu befreien, mit Indien ein demokratisches Gegengewicht zum autoritären China aufzubauen und sowohl ökonomisch als auch politisch zum Partner zu gewinnen. Im Zuge der Globalisierungsdiskussion ist China zu einem Zauberwort geworden, mit dem Hoffnungen und Befürchtungen über die Zukunft verbunden sind. Ihlau versteht es, dem an allgemeinen politischen Fragen interessierten Leser die Bedeutung Indiens klar zu machen. Sein spannendes, gut geschriebenes Buch kann helfen seinen Blick zu weiten und sich vom Chinazentrismus zu lösen.

Olaf Ihlau war Korrespondent der Süddeutschen Zeitung und Ressortleiter beim Spiegel. Das Buch gründet sich auf persönliche Erfahrungen und Erlebnissen des Autors aus nahezu drei Jahrzehnten. Das Buch beginnt mit einem Einblick in die aufstrebende Hightech-Macht Indien. In der indischen Metropole Bangalore arbeiten inzwischen mehr Software-Entwickler als im kalifornischen Silicon Valley. Wer in den Vereinigten Staaten eine telefonische Auskunft benötigt und meint, seine Auskunft von Andy oder Nancy von neben an zu erhalten, hat mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit den Mitarbeiter eines indischen Callcenters am Apparat.

Dann entwirft Ihlau ein buntes, verwirrendes, teils erschreckendes Bild des gegenwärtigen und vergangenen Indien jenseits der Glitzerwelt der Metropolen. Er erzählt von Provinzen mit einer Einwohnerschaft so groß wie die der Bundesrepublik, die nachts in fast völliger Dunkelheit liegen, weil es kaum Stromversorgung gibt. Er berichtet von den „Kriegen“ zwischen den Kasten und ethnischen und religiösen Gruppen, von den Sekten mit ihren für den westlichen Betrachter merkwürdigen und oft grausamen Ritualen. Ihlau betrachtet auch den Konflikt der „feindlichen Brüder“ Indien und Pakistan um Kaschmir. Die Gefahr einer nuklearen Auseinandersetzung schwebt wie ein Damoklesschwert über der Region.

Trotz allem hat sich nach Einschätzung des Autors die indische Demokratie als überaus stabil erwiesen. Das BSP von China ist zwar doppelt so groß wie das von Indien und die Volkswirtschaft Chinas zieht noch immer zehnmal so viele Direktinvestitionen an. Indiens Bevölkerung wächst jedoch schneller und altert nicht so schnell wie die Chinas. In den kommenden fünfzehn Jahren werde der Elefant den Drachen im Wirtschaftswachstum überflügeln, so seine Prognose. Dabei ist der neue Wirtschaftsgigant für die Amerikaner und Europäer sowohl Herausforderung als auch Chance. Auf der einen Seite drohen die Europäer im internationalen Konkurrenzkampf weiter Arbeitsplätze und ihren technologischen Vorsprung zu verlieren. Auf der anderen Seite bietet Indiens Aufstieg die Möglichkeit, sich aus der Abhängigkeit des chinesischen Wachstumsmarktes zu befreien, mit Indien ein demokratisches Gegengewicht zum autoritären China aufzubauen und sowohl ökonomisch als auch politisch zum Partner zu gewinnen.

Im Zuge der Globalisierungsdiskussion ist China zu einem Zauberwort geworden, mit dem Hoffnungen und Befürchtungen über die Zukunft verbunden sind. Ihlau versteht es, dem an allgemeinen politischen Fragen interessierten Leser die Bedeutung Indiens klar zu machen. Sein spannendes, gut geschriebenes Buch kann helfen seinen Blick zu weiten und sich vom Chinazentrismus zu lösen.

geschrieben am 27.12.2006 | 373 Wörter | 2323 Zeichen

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