Navigation

Seiten der Rubrik "Bücher"


Google Anzeigen

Anzeigen

Bücher

Diebe und Vampire


Statistiken
  • 5787 Aufrufe

Informationen zum Buch
  ISBN
  Autor
  Verlag
  Sprache
  Seiten
  Erscheinungsjahr
  Extras

Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Diebe und Vampire Es fällt ein bisschen schwer, über das Buch ausgewogen zu urteilen. Das liegt an Stil und Inhalt, denn die Autorin kann sich nicht so ganz entscheiden, was sie dem Leser hier präsentieren will. Ein Roman wäre weniger zusammengestückelt, eine Hommage an die große Alice Munro (z.B. deren Zitat sie sei eine „schreibende Hausfrau“) hätte sich nicht nur in Verbeugungen und augenzwinkernden Zitaten erschöpft und ein Buch über ein Buch im Buch ist auch eine Kunstform, die schon oft probiert wurde, aber auch hier nicht entflammen kann. Protagonistin ist die junge Deutsche Alice, die zu Beginn, als Studentin, mit ihrem wesentlich älteren Liebhaber, einem Chirurgen, einen Urlaub in Mexiko verbringt. Dort trifft sie auf die „Meisterin“, deren wahren Namen man nicht erfährt. Sie bewundert deren Schaffen und Werke, aber ist entsetzt von der straffen Disziplin, mit der die Meisterin sich jeden Tag zum Schreiben zurückzieht. Alice würde auch gerne schreiben, aber sie traut sich nicht so recht. Darüber jammert und greint sie und ist auch sonst eine ziellose, unzufriedene, selbstverliebte und oftmals heillos unsympathische „Heldin“ des Romans, der man manchmal regelrecht wünscht, sie würde so richtig auf der Nase landen. Stattdessen macht das Buch später einen zeitlichen Schwenk, etwa 15 Jahre, und man trifft Alice als gerade frisch getrennte Noch-Ehefrau wieder, die zwar kommerziellen Erfolg als Schriftstellerin hatte – ironischerweise mit einem Buch, das anleitet, Bücher zu schreiben – aber immer noch nicht schreibt bzw. nichts sonstiges zu Wege gebracht hat. Trotzdem wird sie auf ein Schriftstellertreffen, wieder in Mexiko, eingeladen, und muss sich dort mit den Launen und Leider der anderen Schriftsteller auseinander setzen. Den etwas arg offenen Schlusspunkt des Buches bildet dann eine kurze Episode, von der man nicht weiß, ob sie nun wahr oder erdichtet war. Dieser Schluss bildet zwar wiederum gekonnt eine Brücke zu den zuvor verpackten Metathemen, aber rettet das Buch in meinen Augen nicht. Die Meisterin erläutert Alice z.B., dass alle Schriftsteller Vampire und Diebe seien und man sich bei anderen bedienen müsse, um Leben zu Geschichte werden zu lassen. Aber das wird meiner Meinung nach viel zu wenig vertieft bzw. nicht entschlossen genug ausgearbeitet. Auch so wunderbare Fragen wie „Gibt es überhaupt nicht erzähltes Leben?“ oder „Hat der Schriftsteller ein eigenes Leben?“, deren Beantwortung ganze Bücher füllen könnte, werden hier nur angerissen, aber verpuffen in der Seichtigkeit des Lebens und Tuns von Alice. Schade drum. Ich hatte die Audio CD zur Verfügung. Diese wurde von Doris Dörrie selbst eingespielt. Das war vielleicht nicht die beste Idee. Denn neben den schon oben genannten inhaltlichen Aspekten, an denen man zweifelnd hängenbleibt, ist das Sprachrepertoire von Dörrie sehr begrenzt. Insbesondere ihr Hang dazu, Vokale extra lang zu sprechen, wenn Betonungen stattfinden sollen, ist auf Dauer dermaßen nervig, dass es fast schon von der eigentlichen Geschichte ablenkt. Insgesamt ist mein Fazit also durchwachsen. An etlichen Stellen blitzt auf, was Dörrie eigentlich kann, aber weder Thema noch handelnde Figuren haben mich vom Hocker gerissen.

Es fällt ein bisschen schwer, über das Buch ausgewogen zu urteilen. Das liegt an Stil und Inhalt, denn die Autorin kann sich nicht so ganz entscheiden, was sie dem Leser hier präsentieren will. Ein Roman wäre weniger zusammengestückelt, eine Hommage an die große Alice Munro (z.B. deren Zitat sie sei eine „schreibende Hausfrau“) hätte sich nicht nur in Verbeugungen und augenzwinkernden Zitaten erschöpft und ein Buch über ein Buch im Buch ist auch eine Kunstform, die schon oft probiert wurde, aber auch hier nicht entflammen kann.

weitere Rezensionen von Dr. Benjamin Krenberger


Protagonistin ist die junge Deutsche Alice, die zu Beginn, als Studentin, mit ihrem wesentlich älteren Liebhaber, einem Chirurgen, einen Urlaub in Mexiko verbringt. Dort trifft sie auf die „Meisterin“, deren wahren Namen man nicht erfährt. Sie bewundert deren Schaffen und Werke, aber ist entsetzt von der straffen Disziplin, mit der die Meisterin sich jeden Tag zum Schreiben zurückzieht. Alice würde auch gerne schreiben, aber sie traut sich nicht so recht. Darüber jammert und greint sie und ist auch sonst eine ziellose, unzufriedene, selbstverliebte und oftmals heillos unsympathische „Heldin“ des Romans, der man manchmal regelrecht wünscht, sie würde so richtig auf der Nase landen. Stattdessen macht das Buch später einen zeitlichen Schwenk, etwa 15 Jahre, und man trifft Alice als gerade frisch getrennte Noch-Ehefrau wieder, die zwar kommerziellen Erfolg als Schriftstellerin hatte – ironischerweise mit einem Buch, das anleitet, Bücher zu schreiben – aber immer noch nicht schreibt bzw. nichts sonstiges zu Wege gebracht hat. Trotzdem wird sie auf ein Schriftstellertreffen, wieder in Mexiko, eingeladen, und muss sich dort mit den Launen und Leider der anderen Schriftsteller auseinander setzen. Den etwas arg offenen Schlusspunkt des Buches bildet dann eine kurze Episode, von der man nicht weiß, ob sie nun wahr oder erdichtet war.

Dieser Schluss bildet zwar wiederum gekonnt eine Brücke zu den zuvor verpackten Metathemen, aber rettet das Buch in meinen Augen nicht. Die Meisterin erläutert Alice z.B., dass alle Schriftsteller Vampire und Diebe seien und man sich bei anderen bedienen müsse, um Leben zu Geschichte werden zu lassen. Aber das wird meiner Meinung nach viel zu wenig vertieft bzw. nicht entschlossen genug ausgearbeitet. Auch so wunderbare Fragen wie „Gibt es überhaupt nicht erzähltes Leben?“ oder „Hat der Schriftsteller ein eigenes Leben?“, deren Beantwortung ganze Bücher füllen könnte, werden hier nur angerissen, aber verpuffen in der Seichtigkeit des Lebens und Tuns von Alice. Schade drum.

Ich hatte die Audio CD zur Verfügung. Diese wurde von Doris Dörrie selbst eingespielt. Das war vielleicht nicht die beste Idee. Denn neben den schon oben genannten inhaltlichen Aspekten, an denen man zweifelnd hängenbleibt, ist das Sprachrepertoire von Dörrie sehr begrenzt. Insbesondere ihr Hang dazu, Vokale extra lang zu sprechen, wenn Betonungen stattfinden sollen, ist auf Dauer dermaßen nervig, dass es fast schon von der eigentlichen Geschichte ablenkt.

Insgesamt ist mein Fazit also durchwachsen. An etlichen Stellen blitzt auf, was Dörrie eigentlich kann, aber weder Thema noch handelnde Figuren haben mich vom Hocker gerissen.

geschrieben am 05.10.2015 | 485 Wörter | 2714 Zeichen

Kommentare lesen Kommentar schreiben

Kommentare zur Rezension (0)

Platz für Anregungen und Ergänzungen