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Moon Knight, Bd. 1: Im Reich der Toten


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Rezension von

Frank Drehmel

Im Reich der Toten Der 1975 im Marvel-Universum in „Werewolf by Night“ debütierte Held „Moonknight“ blickt nicht nur – wie so viele Figuren aus der zweiten Reihe von Heroen - auf nunmehr 40 Jahre unstetiger Veröffentlichungshistorie zurück, sondern gehörte schnell zu Marvels ambivalentesten Charakteren. Der Begriff „Borderline-Persönlichkeit“ kennzeichnet den im „zivilen“ Leben als Marc Spector bekannten Söldner und Kämpfer wohl am besten, manifestier(t)en sich in ihm doch soziopathische Tendenzen, dissoziative Symptome sowie antisoziales und selbstzerstörerisches Verhalten. Nachdem Marc Spector, gänzlich dem Wahnsinn verfallen, von der Bildfläche verschwand, rückte ihn der britische Autor Warren Ellis, in dessen Œuvre sich neben zahlreichen anderen, eher traditionellen Superhelden-Serien auch „Transmetropolitan“, „The Authority“ und „Planetary“ finden, 2014 erneut in den Fokus des (neuen) Marvel-Universums. Der vorliegenden Sammelband enthält mit Ausgabe1 bis 6 der aktuellen „Moon Knight“-Reihe Ellis' kompletten sechsteiligen Serien-Run. Obwohl Marc Spektors mentale Verfassung nach wie vor als labil angesehen werden muss, kehrt er zurück in die Straßen New Yorks, um als Avatar des ägyptischen Mondgottes Khonshu in einem von vier Aspekten seines Gottes Vergeltung an jenen zu üben, die nächtlichen Reisenden Leid zufügen. Gewandet in einen schneeweißen Anzug und weiße Maske lässt er sich als Mr. Knight in einer weißen Stretch-Limousine durch die Nacht chauffieren, um seine Mission zu erfüllen, sei es, indem er einen wahnsinnigen Killer zur Strecke bringt, der seinen Opfern Körperteile entfernt, um sie sich selbst buchstäblich einzuverleiben, sei es, indem er einen Attentäter erledigt, der jene tötet, die ihn einst verrieten. Doch nicht nur irdischen Schurken gilt seine Aufmerksamkeit, auch ephemere Wesen wie Geister und das kaum fassbare Böse müssen Moon Knight und sein Arsenal göttlicher Waffen und Rüstungen fürchten. Und Spector sich nicht zu schade, sich mit den Straßen-Gangs anzulegen, nur um entführtes, unschuldiges Kind zu retten. Ähnlich dem Silver Surfer war Moon Knight für mich immer ein Held, der sich vorderst – aber nicht nur - durch die visuelle Inszenierung, die schlichte Eleganz seiner „Rüstung“, seines Auftretens aus der Masse der bunten Spandex-Helden und verschnörkelten, Hi-Tech-Waffen starrenden Cowboys abhob. Insofern weckte das neue Figuren- und Design-Konzept – weißer Smoking mit Hemd, Krawatte, einfacher weißer „Sturmhaube“ - zumindest bei mir Vorbehalte. Allerdings dauerte es nur wenige Seiten, bis mich der neue Moon Knight in seinen Bann zog, sowohl visuell, als auch inhaltlich: Der weiße Anzug wirkt gerade im Zusammenspiel mit den nächtlichen, düsteren Umgebungen oder dem farb- und formenrauschhaften Traumszenario aus der vierten Geschichte, „Sleep“, genauso elegant wie frühere Umsetzungen und strotzt geradezu und widersprüchlicherweise vor aristokratischem Understatement. Zudem: die alte Rüstung mit dem wehenden weißen Umhang ist nicht tot; im Gegenteil; das Arsenal des Helden hält Gewandungen bereit, die Neil Gainmans „Sandman“ würdig wären. Ansonsten ist das atmosphärisch stimmige Artwork klassisch gehalten, wobei eine eher vertikale Seitenaufteilung gewählt wird und auch innovative Ideen wie in „Sniper“ Raum finden. Storyseitig erfindet Warren Ellis die Figur zwar nicht gänzlich neu, jedoch gibt er dem alten Hintergrund – angefangen beim Mondgott Khonshu bis hin zu Spectors geistiger Auszeit – einen deutlich modernen, zeitgemäßen Anstrich. Nach wie vor ist Moon Knight ein ambivalenter Held, den die Dämonen der Vergangenheit einzuholen drohen, der trotz alledem aber rational agiert und seine Mittel – finanzielle wie physische – überlegt und mit Bedacht einsetzt und in dieser Hinsicht und im Spiel mit den Ängsten seiner Gegner DC's Batman ähnelt. Obgleich die sechs Geschichten dieses Sammelbands jeweils für sich alleine stehen, ein breites Spektrum unterschiedlicher Szenarien bzw. Themen bis hin zum cthuloiden Horror abdecken und nur durch zart-rosa Fäden verbunden sind, dienen sie alle doch dem Zweck, die Figur und ihren Hintergrund, ihre Mythologie ohne große Brüche mit der Vergangenheit neu und facettenreicher zu definieren. Fazit: Ein cooler, ein menschlicher, makelbehafteter Held in sechs sehr unterschiedlichen, lebhaft-schnellen - jedoch nie hektischen - Geschichten, die gleichermaßen stimmungsvoll wie dynamisch visualisiert sind. Ein durch und durch gelungener Neuanfang.

Der 1975 im Marvel-Universum in „Werewolf by Night“ debütierte Held „Moonknight“ blickt nicht nur – wie so viele Figuren aus der zweiten Reihe von Heroen - auf nunmehr 40 Jahre unstetiger Veröffentlichungshistorie zurück, sondern gehörte schnell zu Marvels ambivalentesten Charakteren. Der Begriff „Borderline-Persönlichkeit“ kennzeichnet den im „zivilen“ Leben als Marc Spector bekannten Söldner und Kämpfer wohl am besten, manifestier(t)en sich in ihm doch soziopathische Tendenzen, dissoziative Symptome sowie antisoziales und selbstzerstörerisches Verhalten.

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Nachdem Marc Spector, gänzlich dem Wahnsinn verfallen, von der Bildfläche verschwand, rückte ihn der britische Autor Warren Ellis, in dessen Œuvre sich neben zahlreichen anderen, eher traditionellen Superhelden-Serien auch „Transmetropolitan“, „The Authority“ und „Planetary“ finden, 2014 erneut in den Fokus des (neuen) Marvel-Universums. Der vorliegenden Sammelband enthält mit Ausgabe1 bis 6 der aktuellen „Moon Knight“-Reihe Ellis' kompletten sechsteiligen Serien-Run.

Obwohl Marc Spektors mentale Verfassung nach wie vor als labil angesehen werden muss, kehrt er zurück in die Straßen New Yorks, um als Avatar des ägyptischen Mondgottes Khonshu in einem von vier Aspekten seines Gottes Vergeltung an jenen zu üben, die nächtlichen Reisenden Leid zufügen.

Gewandet in einen schneeweißen Anzug und weiße Maske lässt er sich als Mr. Knight in einer weißen Stretch-Limousine durch die Nacht chauffieren, um seine Mission zu erfüllen, sei es, indem er einen wahnsinnigen Killer zur Strecke bringt, der seinen Opfern Körperteile entfernt, um sie sich selbst buchstäblich einzuverleiben, sei es, indem er einen Attentäter erledigt, der jene tötet, die ihn einst verrieten. Doch nicht nur irdischen Schurken gilt seine Aufmerksamkeit, auch ephemere Wesen wie Geister und das kaum fassbare Böse müssen Moon Knight und sein Arsenal göttlicher Waffen und Rüstungen fürchten. Und Spector sich nicht zu schade, sich mit den Straßen-Gangs anzulegen, nur um entführtes, unschuldiges Kind zu retten.

Ähnlich dem Silver Surfer war Moon Knight für mich immer ein Held, der sich vorderst – aber nicht nur - durch die visuelle Inszenierung, die schlichte Eleganz seiner „Rüstung“, seines Auftretens aus der Masse der bunten Spandex-Helden und verschnörkelten, Hi-Tech-Waffen starrenden Cowboys abhob. Insofern weckte das neue Figuren- und Design-Konzept – weißer Smoking mit Hemd, Krawatte, einfacher weißer „Sturmhaube“ - zumindest bei mir Vorbehalte. Allerdings dauerte es nur wenige Seiten, bis mich der neue Moon Knight in seinen Bann zog, sowohl visuell, als auch inhaltlich:

Der weiße Anzug wirkt gerade im Zusammenspiel mit den nächtlichen, düsteren Umgebungen oder dem farb- und formenrauschhaften Traumszenario aus der vierten Geschichte, „Sleep“, genauso elegant wie frühere Umsetzungen und strotzt geradezu und widersprüchlicherweise vor aristokratischem Understatement. Zudem: die alte Rüstung mit dem wehenden weißen Umhang ist nicht tot; im Gegenteil; das Arsenal des Helden hält Gewandungen bereit, die Neil Gainmans „Sandman“ würdig wären. Ansonsten ist das atmosphärisch stimmige Artwork klassisch gehalten, wobei eine eher vertikale Seitenaufteilung gewählt wird und auch innovative Ideen wie in „Sniper“ Raum finden.

Storyseitig erfindet Warren Ellis die Figur zwar nicht gänzlich neu, jedoch gibt er dem alten Hintergrund – angefangen beim Mondgott Khonshu bis hin zu Spectors geistiger Auszeit – einen deutlich modernen, zeitgemäßen Anstrich. Nach wie vor ist Moon Knight ein ambivalenter Held, den die Dämonen der Vergangenheit einzuholen drohen, der trotz alledem aber rational agiert und seine Mittel – finanzielle wie physische – überlegt und mit Bedacht einsetzt und in dieser Hinsicht und im Spiel mit den Ängsten seiner Gegner DC's Batman ähnelt.

Obgleich die sechs Geschichten dieses Sammelbands jeweils für sich alleine stehen, ein breites Spektrum unterschiedlicher Szenarien bzw. Themen bis hin zum cthuloiden Horror abdecken und nur durch zart-rosa Fäden verbunden sind, dienen sie alle doch dem Zweck, die Figur und ihren Hintergrund, ihre Mythologie ohne große Brüche mit der Vergangenheit neu und facettenreicher zu definieren.

Fazit: Ein cooler, ein menschlicher, makelbehafteter Held in sechs sehr unterschiedlichen, lebhaft-schnellen - jedoch nie hektischen - Geschichten, die gleichermaßen stimmungsvoll wie dynamisch visualisiert sind. Ein durch und durch gelungener Neuanfang.

geschrieben am 27.09.2015 | 621 Wörter | 3841 Zeichen

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