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Das kolumnistische Manifest: Das Beste aus 1001 Kolumnen


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  Extras

Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Das kolumnistische Manifest: Das Beste aus 1001 Kolumnen AnlĂ€sslich seiner nunmehr ĂŒber 1000 Kolumnen hat Axel Hacke das „kolumnistische Manifest“ zusammengestellt, eine Auswahl aus ebendiesen 1001 Kolumnen. Dieses ist sowohl in Buchform erschienen als auch als Hörbuch - ich könnte jetzt nicht sagen, welche Form mir dabei besser gefĂ€llt. Denn Hacke als Vorleser ist ebenso kurzweilig wie die EigenlektĂŒre vieler seiner Texte. Die vorliegende Besprechung betrifft aber das Hörbuch. Insgesamt 5 CDs in schönem Karton mit einleitendem Booklet erwarten den KĂ€ufer. Die Einleitung beantwortet an einer Stelle schon proaktiv eine Frage, die auch ich mir immer gestellt habe: warum schreibt Hacke keine Romane? Gewohnt selbstkritisch antwortet er gleich selbst: „weil ich es nicht kann“. Das ist eine ehrliche, aber auch bedauerliche Antwort. Persönlich wĂŒrde ich mir von Hacke z.B. viel mehr politische Kolumnen wĂŒnschen, denn seine Kolumne „Wladimir und die LangschlĂ€fer“ - in der er selbstverstĂ€ndlich keinen Vergleich zwischen Putin und Hitler zieht - ist von herrlichem beißendem, lakonischem Spott. Klar, Kinder und KuriositĂ€ten kann er auch, vielleicht noch viel besser, als geschulter und prĂ€ziser Beobachter der kleinen Besonderheiten im Allgemeinen oder umgekehrt der GemeinplĂ€tze im vermeintlich Besonderen. Aber Hacke hĂ€tte auch das unbestreitbare Talent, Politsatire zu schreiben. Vielleicht kommt diese Richtung mit zunehmendem Alter noch hinzu. Die Kolumnen werden teilweise thematisch sortiert und somit en bloque zusammengetragen. Das gelingt mal besser, mal schlechter, ist aber auch keine ganz leichte Aufgabe angesichts der vielen verschiedenen Themen, die sich im Lauf der Jahrzehnte angesammelt haben. Bedauerlich ist allerdings meiner Ansicht nach das abrupte Ende der fĂŒnften CD nach der letzten Kolumne, die sich dem Winter als letzte der vier Jahreszeiten widmet: danach gibt es weder einen abschließenden erzĂ€hlenden Ausklang von Hacke selbst noch ist das Ende gerade dieser Kolumne gut geeignet, die letzte CD auch zu beschließen. NatĂŒrlich empfiehlt Hacke in der Einleitung, man möge die Kolumnen kreuz und quer konsumieren. Aber das geht natĂŒrlich bei einem Buch deutlich leichter als bei CDs, die man wechseln muss. Hier hĂ€tte ich mir jedenfalls ein anderes Ende gewĂŒnscht. Inhaltlich ist es - was Hacke auch selbst immer wieder einrĂ€umt - natĂŒrlich so, dass hier ein Panoptikum der Kolumnen abgebildet wird, die sich qualitativ nicht alle gleichen, sodass man durchaus mit der einen oder anderen - oder mehreren - unzufrieden sein mag. Aber der Gesamteindruck ist ganz hervorragend und zum anderen werden wunderschöne Erinnerungen wach, jedenfalls bei den Lesern/Hörern, die Hacke schon seit lĂ€ngerem schĂ€tzen, oder neuerdings „folgen“, und deshalb all die Klassiker mit TrĂ€nen in den Augen (Vorsicht also bei der Nutzung der CDs im Auto) noch einmal anhören werden: Jesus Beuys, BĂŒgĂ€ln, Sie sind ja soooo wichtig oder die Heino Kolumne Holla Hia Hia (welche zwangslĂ€ufig wieder zum Wunsch nach mehr politischen Kolumnen fĂŒhrt). Was ich persönlich an Hacke so schĂ€tze ist sein gewaltiges Talent fĂŒr das Detail. Er kann sich zunĂ€chst auf Kleinigkeiten fokussieren, diese dann aber in einen neuen Kontext stellen, sodass Dinge auf einmal entlarvt werden oder durch den neuen Kontext so ins Absurde verkehrt werden, dass es nur noch komisch sein kann. Ein Paradebeispiel ist dafĂŒr etwa die Kolumne „Wurst“, in der er den Sendungswahn von Apologeten biologischer ErnĂ€hrung beschreibt, der aber auf dem RĂŒcken der Kinder einer Betreuungseinrichtung ausgetragen wird und der bei Hacke Wurst-Fessattacken als Gegenreaktion auslöst. Grandios, wie hier eigenkritisches Beobachten mit fremdkritischer Analyse spielerisch verknĂŒpft werden, um daraus wieder eine kleine, kĂŒnstlerisch wertvolle Kolumne zu gestalten. Nicht umsonst hat Loriot einmal unerwartet einen Auftritt bei einer Laudatio fĂŒr Hacke gehabt. Der Humor und die Beobachtungsgabe, der sĂŒffisante Blick auf uns Deutsche mit der gleichzeitigen Erkenntnis doch selbst Teil dieser Gesellschaft und ihrer Macken zu sein, ist beiden durchaus gemein. Auch deshalb wird die LektĂŒre / das Zuhören fĂŒr viele ein StĂŒck Selbstreflektion mit sich bringen - und hoffentlich ein StĂŒck Gelassenheit und viele viele Lacher.

AnlĂ€sslich seiner nunmehr ĂŒber 1000 Kolumnen hat Axel Hacke das „kolumnistische Manifest“ zusammengestellt, eine Auswahl aus ebendiesen 1001 Kolumnen. Dieses ist sowohl in Buchform erschienen als auch als Hörbuch - ich könnte jetzt nicht sagen, welche Form mir dabei besser gefĂ€llt. Denn Hacke als Vorleser ist ebenso kurzweilig wie die EigenlektĂŒre vieler seiner Texte. Die vorliegende Besprechung betrifft aber das Hörbuch. Insgesamt 5 CDs in schönem Karton mit einleitendem Booklet erwarten den KĂ€ufer.

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Die Einleitung beantwortet an einer Stelle schon proaktiv eine Frage, die auch ich mir immer gestellt habe: warum schreibt Hacke keine Romane? Gewohnt selbstkritisch antwortet er gleich selbst: „weil ich es nicht kann“. Das ist eine ehrliche, aber auch bedauerliche Antwort. Persönlich wĂŒrde ich mir von Hacke z.B. viel mehr politische Kolumnen wĂŒnschen, denn seine Kolumne „Wladimir und die LangschlĂ€fer“ - in der er selbstverstĂ€ndlich keinen Vergleich zwischen Putin und Hitler zieht - ist von herrlichem beißendem, lakonischem Spott. Klar, Kinder und KuriositĂ€ten kann er auch, vielleicht noch viel besser, als geschulter und prĂ€ziser Beobachter der kleinen Besonderheiten im Allgemeinen oder umgekehrt der GemeinplĂ€tze im vermeintlich Besonderen. Aber Hacke hĂ€tte auch das unbestreitbare Talent, Politsatire zu schreiben. Vielleicht kommt diese Richtung mit zunehmendem Alter noch hinzu.

Die Kolumnen werden teilweise thematisch sortiert und somit en bloque zusammengetragen. Das gelingt mal besser, mal schlechter, ist aber auch keine ganz leichte Aufgabe angesichts der vielen verschiedenen Themen, die sich im Lauf der Jahrzehnte angesammelt haben. Bedauerlich ist allerdings meiner Ansicht nach das abrupte Ende der fĂŒnften CD nach der letzten Kolumne, die sich dem Winter als letzte der vier Jahreszeiten widmet: danach gibt es weder einen abschließenden erzĂ€hlenden Ausklang von Hacke selbst noch ist das Ende gerade dieser Kolumne gut geeignet, die letzte CD auch zu beschließen. NatĂŒrlich empfiehlt Hacke in der Einleitung, man möge die Kolumnen kreuz und quer konsumieren. Aber das geht natĂŒrlich bei einem Buch deutlich leichter als bei CDs, die man wechseln muss. Hier hĂ€tte ich mir jedenfalls ein anderes Ende gewĂŒnscht.

Inhaltlich ist es - was Hacke auch selbst immer wieder einrĂ€umt - natĂŒrlich so, dass hier ein Panoptikum der Kolumnen abgebildet wird, die sich qualitativ nicht alle gleichen, sodass man durchaus mit der einen oder anderen - oder mehreren - unzufrieden sein mag. Aber der Gesamteindruck ist ganz hervorragend und zum anderen werden wunderschöne Erinnerungen wach, jedenfalls bei den Lesern/Hörern, die Hacke schon seit lĂ€ngerem schĂ€tzen, oder neuerdings „folgen“, und deshalb all die Klassiker mit TrĂ€nen in den Augen (Vorsicht also bei der Nutzung der CDs im Auto) noch einmal anhören werden: Jesus Beuys, BĂŒgĂ€ln, Sie sind ja soooo wichtig oder die Heino Kolumne Holla Hia Hia (welche zwangslĂ€ufig wieder zum Wunsch nach mehr politischen Kolumnen fĂŒhrt).

Was ich persönlich an Hacke so schĂ€tze ist sein gewaltiges Talent fĂŒr das Detail. Er kann sich zunĂ€chst auf Kleinigkeiten fokussieren, diese dann aber in einen neuen Kontext stellen, sodass Dinge auf einmal entlarvt werden oder durch den neuen Kontext so ins Absurde verkehrt werden, dass es nur noch komisch sein kann. Ein Paradebeispiel ist dafĂŒr etwa die Kolumne „Wurst“, in der er den Sendungswahn von Apologeten biologischer ErnĂ€hrung beschreibt, der aber auf dem RĂŒcken der Kinder einer Betreuungseinrichtung ausgetragen wird und der bei Hacke Wurst-Fessattacken als Gegenreaktion auslöst. Grandios, wie hier eigenkritisches Beobachten mit fremdkritischer Analyse spielerisch verknĂŒpft werden, um daraus wieder eine kleine, kĂŒnstlerisch wertvolle Kolumne zu gestalten.

Nicht umsonst hat Loriot einmal unerwartet einen Auftritt bei einer Laudatio fĂŒr Hacke gehabt. Der Humor und die Beobachtungsgabe, der sĂŒffisante Blick auf uns Deutsche mit der gleichzeitigen Erkenntnis doch selbst Teil dieser Gesellschaft und ihrer Macken zu sein, ist beiden durchaus gemein. Auch deshalb wird die LektĂŒre / das Zuhören fĂŒr viele ein StĂŒck Selbstreflektion mit sich bringen - und hoffentlich ein StĂŒck Gelassenheit und viele viele Lacher.

geschrieben am 22.03.2015 | 614 Wörter | 3685 Zeichen

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