ISBN | 3036957014 | |
Autor | David Nicholls | |
Verlag | Kein & Aber | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | 544 | |
Erscheinungsjahr | 2014 | |
Extras | - |
Der Roman âDrei auf Reisenâ ist zwar keine Fortsetzung des Titels âZwei an einem Tagâ, aber David Nicholls beweist auch in diesem Werk, dass er sich ganz hervorragend darauf versteht, das Zwischenmenschliche und Allzumenschliche in ganz normalen Beziehungen herauszuarbeiten und dies dem Leser dann in dramatischer, teilweise tragischer und doch sehr amĂŒsanter Weise zu prĂ€sentieren. Im vorliegenden Roman ist die Familie Petersen der Gegenstand des Interesses, bestehend aus Vater Douglas, Mutter Connie und Sohn Albie. Douglas wird von seiner Frau Connie eines Nachts geweckt und nach fast 25 Ehejahren teilt sie ihm den Entschluss mit, ihn wohl verlassen zu wollen. Albie ist 17 Jahre alt und verlĂ€sst demnĂ€chst das elterliche Nest, um ein Fotografiestudium zu beginnen. Er hĂ€ngt sehr an seiner Mutter, steht aber mit seinem Vater nahezu auf KriegsfuĂ und das, wie sich im Lauf der LektĂŒre zeigt, schon seit frĂŒhester Kindheit. Douglas ist ein akribischer und dröger Wissenschaftler und emotional und im realen Leben somit ein ziemliches GegenstĂŒck zu Connie, die ein eher wildes Leben als KĂŒnstlerin gefĂŒhrt hat, bevor sie auf einer Party Douglas vorgestellt wurde und die beiden sich halb gefördert, halb zufĂ€llig gut verstehen und dann ein Paar werden. Das erste Kind der beiden stirbt kurz nach der Geburt, dann kommt Albie zur Welt und Douglas merkt schnell, dass Albie sich ganz der Mutter zuwendet. Zahlreiche Pannen und Katastrophen zwischen ihm und Albie werden nach und nach erzĂ€hlt, die Douglas eigentlich als sehr unsympathischen, egoistischen Menschen erscheinen lassen. Gleichzeitig hĂ€ngt er aber sehr an seiner Familie.
Die nun bevorstehende Europareise soll nun alles wieder ins rechte Lot bringen: Douglas will Connie zurĂŒckerobern und sein VerhĂ€ltnis zu Albie verbessern. Er hat die Reise akribisch geplant und schon das ist der erste groĂe Fehler, wie sich schnell herausstellt. Das Konfliktpotential ist riesig und kulminiert schnellstmöglich. Albie trifft eine StraĂenkĂŒnstlerin in Paris, mit der er sich auf Anhieb versteht und mit der er dann in Amsterdam, der nĂ€chsten Station der Reise, nach einem weiteren Eklat mit Douglas einfach durchbrennt. Douglas und Connie setzen die Reise frustriert fort, aber in MĂŒnchen beschlieĂen sie, nach England zurĂŒckzukehren. Auf dem Flughafen setzt sich Douglas aber in den Kopf, seinen verschwundenen Sohn aufzuspĂŒren. Wie er dies angeht, was dabei alles schief geht und wie er ihn am Ende doch findet, ist sehr unterhaltsam geschrieben, wenngleich einige LĂ€ngen dabei sind. Am Ende trifft sich die ganze Familie wieder in Barcelona, aber unter ganz anderen UmstĂ€nden als sie Douglas sich gewĂŒnscht hĂ€tte. Das Ende der Geschichte ist dann sehr konsequent, was das Buch zu einem erfreulichen Abschluss fĂŒhrt, der hier natĂŒrlich offen bleiben muss.
Das Buch bietet dem Leser viel und hat trotz der scheinbar seichten Story beachtliche QualitĂ€ten. Familiendrama und mittelbares Coming-of-age, nĂ€mlich von Albie, werden geschickt miteinander verwoben. Zusammengehalten wird die Story durch viel Humor, sprachliche Raffinesse und geschickte Verlagerung der erzĂ€hlten Zeiten. Man kann mit Douglas leiden und sich ĂŒber ihn in Grund und Boden schĂ€men, man kann seine Verzweiflung nachempfinden, seine Wut aber ebenso. Man fragt sich mehrfach, wie so grundverschiedene Menschen wie Douglas und Connie eine so lange Beziehung ĂŒberhaupt durchstehen konnten, erkennt dann aber oft genug durch die RĂŒckblenden, wie sich im Alltag auch solche gewaltigen WidersprĂŒche vereinbaren lieĂen oder schlicht durch die Notwendigkeit des Faktischen ĂŒbertĂŒncht wurden. Der ErzĂ€hlstil lĂ€sst die LektĂŒre flott vorangehen und nur manchmal kann man ganze Passagen schlicht ĂŒberlesen. Insgesamt ist dieser Roman ein vergnĂŒgliches Erlebnis, als UrlaubslektĂŒre geradezu prĂ€destiniert.
geschrieben am 01.03.2015 | 567 Wörter | 3310 Zeichen
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