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Intrige


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Intrige Man kann das Werk natürlich nicht wie ein Sachbuch lesen, also um herauszufinden, was es mit der Dreyfus-Affäre wirklich auf sich hatte. Aber man kann sich den dabei handelnden Persönlichkeiten, ihren Motiven und Motivationen durchaus pragmatisch annähern bzw. sich von Harris dazu anleiten lassen, zu denken, wie es hätte gewesen sein können. Protagonist ist aber nicht Dreyfus selbst, sondern als Ich-Erzähler fungiert der Offizier Marie-Georges Picquart. Aus dessen Sicht erfährt der Leser die Dreyfus-Affäre, die Versuche der Aufklärung bis hin zur Wiederaufnahme des Verfahrens und Dreyfus‘ später Rehabilitation. Daneben entsteht aber auch ein Sitten- und Gesellschaftsbild der Epoche, inklusive der Paranoia vor den Deutschen und dem Antisemitismus dieser Tage, ebenso wie eine erstaunlich präzise Auseinandersetzung mit den militärischen und historischen Umständen dieser Zeit versucht wird. Beginnend mit der publikumswirksamen öffentlichen Degradierung des jüdischen Hauptmanns Dreyfus verfolgt der Leser sodann den weiteren Gang der Dinge zusammen mit dem in den Geheimdienst versetzten Picquart. Dieser übernimmt, nunmehr als jüngster Oberstleutnant der französischen Armee, eine muffige Behörde und als er beginnt, an der Dreyfus-Verurteilung zu zweifeln, bringt er nicht nur die damit befassten Mitarbeiter der eigenen Behörde, sondern auch sukzessive die höchsten Militärrepräsentanten gegen sich auf. Geleitet von den eigenen hohen Idealen und überzeugt davon, das Richtige zu tun, verstrickt sich Picquart immer mehr in die Geschichte, macht sie fast zu seiner eigenen und wird letzten Endes nach einigen Ermittlungserfolgen nach Nordafrika abgeschoben und gewissermaßen kaltgestellt. Auf eigene Faust reist Picquart dann nach Paris und versucht, seine Version der Dinge an die richtigen Leute zu bringen, damit das Ganze nicht totgeschwiegen wird und der arme Dreyfus nicht in seiner Isolationshaft auf einer tropischen Insel dem Ende entgegenvegetiert. Tatsächlich kommt es zur Wiederaufnahme des Prozesses, ebenso aber zur Inhaftierung Picquarts, später sogar zu seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst. Das Wiederaufnahmeverfahren gegen Dreyfus endet erstaunlich und am Ende wird Picquart wieder verhaftet, diesmal dann wegen Geheimnisverrats, nicht ohne zuvor die eigentlich auf seiner Seite stehenden Dreyfus-Anhänger durch Hochmut zu vergrätzen. Das Ende des Romans entspricht den geschichtlichen Abläufen, aber dennoch gelingt Harris von Anfang bis Ende eine spannende Geschichte, deren Sog man sich kaum entziehen kann. Die dabei vom Protagonisten und Dreyfus zu verkraftenden Hindernisse und Rückschläge sind heftig und man fragt sich doch das ein oder andere Mal, wie die beiden jeweils so lange und unter solchen Haftbedingungen ohne ernsthaften psychischen Schaden überleben konnten. Eine weitere außerordentliche Leistung von Harris ist es, das mannigfaltige Tableau an Handelnden so gut in den Roman zu verweben, dass man nie innerlich die Frage stellen muss: Wer war das nochmal? Zudem erfährt man nebenbei, wie intensiv damals Kunst und Politik noch ineinander verwoben waren, nämlich durch Zolas Auftritt vor Gericht. Ein ähnliches Szenario wäre heute kaum noch vorstellbar. Insgesamt ein toller Roman, sehr spannend, sehr zu empfehlen.

Man kann das Werk natürlich nicht wie ein Sachbuch lesen, also um herauszufinden, was es mit der Dreyfus-Affäre wirklich auf sich hatte. Aber man kann sich den dabei handelnden Persönlichkeiten, ihren Motiven und Motivationen durchaus pragmatisch annähern bzw. sich von Harris dazu anleiten lassen, zu denken, wie es hätte gewesen sein können.

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Protagonist ist aber nicht Dreyfus selbst, sondern als Ich-Erzähler fungiert der Offizier Marie-Georges Picquart. Aus dessen Sicht erfährt der Leser die Dreyfus-Affäre, die Versuche der Aufklärung bis hin zur Wiederaufnahme des Verfahrens und Dreyfus‘ später Rehabilitation. Daneben entsteht aber auch ein Sitten- und Gesellschaftsbild der Epoche, inklusive der Paranoia vor den Deutschen und dem Antisemitismus dieser Tage, ebenso wie eine erstaunlich präzise Auseinandersetzung mit den militärischen und historischen Umständen dieser Zeit versucht wird. Beginnend mit der publikumswirksamen öffentlichen Degradierung des jüdischen Hauptmanns Dreyfus verfolgt der Leser sodann den weiteren Gang der Dinge zusammen mit dem in den Geheimdienst versetzten Picquart. Dieser übernimmt, nunmehr als jüngster Oberstleutnant der französischen Armee, eine muffige Behörde und als er beginnt, an der Dreyfus-Verurteilung zu zweifeln, bringt er nicht nur die damit befassten Mitarbeiter der eigenen Behörde, sondern auch sukzessive die höchsten Militärrepräsentanten gegen sich auf. Geleitet von den eigenen hohen Idealen und überzeugt davon, das Richtige zu tun, verstrickt sich Picquart immer mehr in die Geschichte, macht sie fast zu seiner eigenen und wird letzten Endes nach einigen Ermittlungserfolgen nach Nordafrika abgeschoben und gewissermaßen kaltgestellt. Auf eigene Faust reist Picquart dann nach Paris und versucht, seine Version der Dinge an die richtigen Leute zu bringen, damit das Ganze nicht totgeschwiegen wird und der arme Dreyfus nicht in seiner Isolationshaft auf einer tropischen Insel dem Ende entgegenvegetiert. Tatsächlich kommt es zur Wiederaufnahme des Prozesses, ebenso aber zur Inhaftierung Picquarts, später sogar zu seinem Ausscheiden aus dem Militärdienst. Das Wiederaufnahmeverfahren gegen Dreyfus endet erstaunlich und am Ende wird Picquart wieder verhaftet, diesmal dann wegen Geheimnisverrats, nicht ohne zuvor die eigentlich auf seiner Seite stehenden Dreyfus-Anhänger durch Hochmut zu vergrätzen.

Das Ende des Romans entspricht den geschichtlichen Abläufen, aber dennoch gelingt Harris von Anfang bis Ende eine spannende Geschichte, deren Sog man sich kaum entziehen kann. Die dabei vom Protagonisten und Dreyfus zu verkraftenden Hindernisse und Rückschläge sind heftig und man fragt sich doch das ein oder andere Mal, wie die beiden jeweils so lange und unter solchen Haftbedingungen ohne ernsthaften psychischen Schaden überleben konnten. Eine weitere außerordentliche Leistung von Harris ist es, das mannigfaltige Tableau an Handelnden so gut in den Roman zu verweben, dass man nie innerlich die Frage stellen muss: Wer war das nochmal? Zudem erfährt man nebenbei, wie intensiv damals Kunst und Politik noch ineinander verwoben waren, nämlich durch Zolas Auftritt vor Gericht. Ein ähnliches Szenario wäre heute kaum noch vorstellbar. Insgesamt ein toller Roman, sehr spannend, sehr zu empfehlen.

geschrieben am 29.03.2014 | 459 Wörter | 2814 Zeichen

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