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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

So was von da In Fernsehsendungen sah man einen gescheit sprechenden, gut aussehenden jungen Mann, Tino Hanekamp, der mit leuchtenden Augen sein Buch promotete und dabei berichtete, dass ihm sein Lektor ja zahlreiche Szenen sogar gekürzt habe, dabei seien die doch tatsächlich so und noch verrückter passiert. Und dann wird der Roman auch noch vielfach angepriesen, als toller Kiez-Roman etc. Dementsprechend gespannt und mit einiger Erwartung ging ich also an die „Lektüre“ des Hörbuchs - und wurde schon vom Sprecher enttäuscht. Die Lesung durch Florian von Manteuffel ist zu keinem Zeitpunkt angenehm. Die Sprechvarianz ist gering, die nölende Rotzigkeit, die dem Protagonisten Oskar Wrobel und etlichen anderen Charakteren stimmlich verliehen wird, passt überhaupt nicht zum Versuch des Autors, die Figur halbwegs vielschichtig zu beschreiben und auch sonst finden Sprecher und teilweise vorhandene Dynamik des Buches kaum zueinander. Insofern war das Hörbuch schon akustisch kein Genuss. Inhaltlich war es das leider auch nicht. Wie die letzte Nacht eines Clubs in Hamburg in derart epischer Breite erzählt werden kann, ohne dass abgesehen vom Vorleben des Oskar wirklich erwähnenswerte Dinge passieren, ist mir wirklich schleierhaft. Jede Schulabschlussparty leidet unter denselben Organisationsschwierigkeiten, die hier großspurig und angeblich legendär beschrieben werden, jede Feiercombo erlebt irgendwann den rauschbeseelten Zustand zwischen Allmacht und Absturz und auch die Macht der Erkenntnis ist im Suff bzw. im Drogenmix nicht stärker als in normalem Zustand, außer dass es demjenigen momentan so vorkommt. Der beschriebene Club ist einfach nur eine Feierhölle mehr, die zufällig am Folgetag der Abrissbirne preisgegeben wird, die von Menschen mit zuviel Schulden betrieben wird, deren Leben irgendwie am Scheideweg steht oder auch nicht, langweilig. Selbst Oskars Liebes- und Lebensprobleme sind dermaßen spätpubertär-alltäglich und so was von unausgereift, dass nicht einmal da Spannung aufkommen will. Handlungsbögen sind vorhersehbar, Wiederholungen machen den Stoff keineswegs lustiger oder interessanter, die literarische Vielfältigkeit ist dürftig und nur manchmal deutet der Autor in kleinen Sprüchen oder Wendungen an, dass er eigentlich zu mehr imstande wäre (z.B. „er verspürte einen Würgereiz - in den Händen“, als sich Oskar wieder einmal aufregte). Ansonsten wird gesoffen, gekokst, gevögelt, Klischees werden mit Lust bedient und nur manchmal kommt dem Helden eine notwendige Erkenntnis wie die, dass das Vergnügungsbusiness auf dem Rücken der herkömmlich arbeitenden Bevölkerung aufbaut - wehe den Denkenden! Aber natürlich liest Oskar zuhause auf dem Lokus Marc Aurel, man muss ja der Clubszene den wichtigen künstlerischen Touch verpassen, damit das Abschießen einen höheren Sinn ergibt. Und nicht einmal das herbeigesehnte Ende zur Auflösung der fast schon selbstzerstörerischen Beziehung zwischen Oskar und Mathilda ist versöhnlich, sondern genauso hölzern und nicht nachvollziehbar wie die vielen langen Minuten der Beschreibung angeblich spannenden Daseins zuvor. Wer stilvoll über Drogenkonsum lesen will, sollte zu David Foster Wallace und anderen Autoren greifen. Die in diesem Buch / Hörbuch erfolgte Selbstbeweihräucherung emotional unausgereifter junger Menschen mittels ihrer Partykultur ist hingegen nicht weiter erwähnenswert.

In Fernsehsendungen sah man einen gescheit sprechenden, gut aussehenden jungen Mann, Tino Hanekamp, der mit leuchtenden Augen sein Buch promotete und dabei berichtete, dass ihm sein Lektor ja zahlreiche Szenen sogar gekürzt habe, dabei seien die doch tatsächlich so und noch verrückter passiert. Und dann wird der Roman auch noch vielfach angepriesen, als toller Kiez-Roman etc. Dementsprechend gespannt und mit einiger Erwartung ging ich also an die „Lektüre“ des Hörbuchs - und wurde schon vom Sprecher enttäuscht. Die Lesung durch Florian von Manteuffel ist zu keinem Zeitpunkt angenehm. Die Sprechvarianz ist gering, die nölende Rotzigkeit, die dem Protagonisten Oskar Wrobel und etlichen anderen Charakteren stimmlich verliehen wird, passt überhaupt nicht zum Versuch des Autors, die Figur halbwegs vielschichtig zu beschreiben und auch sonst finden Sprecher und teilweise vorhandene Dynamik des Buches kaum zueinander.

weitere Rezensionen von Dr. Benjamin Krenberger


Insofern war das Hörbuch schon akustisch kein Genuss.

Inhaltlich war es das leider auch nicht. Wie die letzte Nacht eines Clubs in Hamburg in derart epischer Breite erzählt werden kann, ohne dass abgesehen vom Vorleben des Oskar wirklich erwähnenswerte Dinge passieren, ist mir wirklich schleierhaft. Jede Schulabschlussparty leidet unter denselben Organisationsschwierigkeiten, die hier großspurig und angeblich legendär beschrieben werden, jede Feiercombo erlebt irgendwann den rauschbeseelten Zustand zwischen Allmacht und Absturz und auch die Macht der Erkenntnis ist im Suff bzw. im Drogenmix nicht stärker als in normalem Zustand, außer dass es demjenigen momentan so vorkommt. Der beschriebene Club ist einfach nur eine Feierhölle mehr, die zufällig am Folgetag der Abrissbirne preisgegeben wird, die von Menschen mit zuviel Schulden betrieben wird, deren Leben irgendwie am Scheideweg steht oder auch nicht, langweilig. Selbst Oskars Liebes- und Lebensprobleme sind dermaßen spätpubertär-alltäglich und so was von unausgereift, dass nicht einmal da Spannung aufkommen will. Handlungsbögen sind vorhersehbar, Wiederholungen machen den Stoff keineswegs lustiger oder interessanter, die literarische Vielfältigkeit ist dürftig und nur manchmal deutet der Autor in kleinen Sprüchen oder Wendungen an, dass er eigentlich zu mehr imstande wäre (z.B. „er verspürte einen Würgereiz - in den Händen“, als sich Oskar wieder einmal aufregte). Ansonsten wird gesoffen, gekokst, gevögelt, Klischees werden mit Lust bedient und nur manchmal kommt dem Helden eine notwendige Erkenntnis wie die, dass das Vergnügungsbusiness auf dem Rücken der herkömmlich arbeitenden Bevölkerung aufbaut - wehe den Denkenden! Aber natürlich liest Oskar zuhause auf dem Lokus Marc Aurel, man muss ja der Clubszene den wichtigen künstlerischen Touch verpassen, damit das Abschießen einen höheren Sinn ergibt. Und nicht einmal das herbeigesehnte Ende zur Auflösung der fast schon selbstzerstörerischen Beziehung zwischen Oskar und Mathilda ist versöhnlich, sondern genauso hölzern und nicht nachvollziehbar wie die vielen langen Minuten der Beschreibung angeblich spannenden Daseins zuvor.

Wer stilvoll über Drogenkonsum lesen will, sollte zu David Foster Wallace und anderen Autoren greifen. Die in diesem Buch / Hörbuch erfolgte Selbstbeweihräucherung emotional unausgereifter junger Menschen mittels ihrer Partykultur ist hingegen nicht weiter erwähnenswert.

geschrieben am 30.10.2012 | 463 Wörter | 2893 Zeichen

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