ISBN | 3867177818 | |
Autor | Jonas Jonasson | |
Verlag | DHV Der Hörverlag | |
Sprache | deutsch | |
Seiten | - | |
Erscheinungsjahr | 2011 | |
Extras | - |
Manchmal wird ein Buch erst durch den richtigen Vorleser so richtig gut, selbst wenn es schon vorher nicht zu verachten war. Auch in diesem Fall kann man das mit Fug und Recht sagen, denn Otto Sander als Sprecher versteht es in seiner leicht lakonischen und immer wieder spöttischen Art so wunderbar, dem Charakter des Allan Karlsson das verschmitzte, erfahrene und dennoch neugierige Leben einzuhauchen, das der Figur nicht nur gerecht wird, sondern sie im Kopf des Hörers regelrecht agieren lässt.
Es dürfte nur noch wenige Menschen in Deutschland geben, die das Buch nicht kennen oder nicht von ihm gehört haben. Die wochenlange Präsenz auf der Bestsellerliste zeigt, dass schon das Druckwerk von einem beispiellosen Erfolg im Buchjahr 2012 gekrönt war, das Hörbuch nicht minder. Dennoch kurz ein Inhaltsauszug: Allan Karlsson beschließt an seinem 100. Geburtstag, das Seniorenheim, in das er einquartiert wurde, nachdem er, wie man spät erfährt, sein eigentliches kleines Wohnhaus in die Luft gejagt hat, zu verlassen, zunächst erst einmal, um der Feier samt lokalen Honorationen zu entgehen. Er hangelt sich aus dem Fenster aus dem Haus, überquert mit der einem 100jährigen innewohnenden Geschwindigkeit und Behändigkeit den Garten, die Friedhofsmauer und gelangt zum Reisezentrum der kleinen schwedischen Stadt. Er will den nächsten Bus nehmen, soll aber gleichzeitig auf einen mysteriösen Koffer eines jungen Mannes in Rockerkluft der Vereinigung „Never again“ aufpassen, während dieser seine Notdurft verrichten muss. Das tut er dann auch, aber anders als dem jungen Mann lieb ist: Allan nimmt den Koffer, gefüllt mit Drogenmillionen, einfach mit in den Bus und damit beginnt eine spannende Verfolgungsjagd auf Allan und seine zukünftigen Mitstreiter, sowohl durch die Mitglieder der Bande „Never again“ als auch durch die Polizei. Allerlei Mutmaßungen, Irrwege, Verwechslungen und krasse Zufälle führen den Hörer fortan durch eine wunderbar skurrile Geschichte, die zahlreiche brüllend komische Einzelszenen enthält, selbst wenn dabei Menschen den Tod finden, so etwa ein „Never again“-Mitglied, das in Elefantenkot ausrutscht und dann unter dem zugehörigen Elefanten begraben wird, natürlich auf ein geistesgegenwärtiges „Sitz“-Kommando von Allan. Letztendlich ist die Bildung der Gefährtengruppe rund um Allan höchst künstlich, aber das tut dem Hörspaß keinen Abbruch, denn auch die übrige Lebensgeschichte Allans, die immer wieder in Einschüben erzählt wird, lässt rasch keinen Zweifel daran, dass hier eben mal die Weltgeschichte auf die Schippe genommen wird.
Allan, der Selfmade-Sprengmeister aus Schweden, trifft so ziemlich jeden ranghohen Politiker seit dem spanischen Bürgerkrieg, beginnend mit Generalissimo Franco, dem er en passant das Leben rettet, später Stalin, Truman, Mao, Kim, De Gaulle etc. Dazu hilft er Oppenheimer bei der Fertigstellung der Atombombe, später der russischen Gegenseite, die ihn zum Dank ins Gulag verfrachtet, und auch als Aussteiger in Indonesien spielt Allan irgendwie kräftig an der Weltgeschichte mit. Die Unbekümmertheit, mit der er dabei das Leben annimmt und gestaltet, sorgt immer wieder für die nötige Prise Bodenhaftung bei all den wahrlich phantastischen Erlebnissen des schwedischen Globetrotters. Und natürlich nimmt die Sache ein gutes Ende, denn eigentlich wurde Allan samt Gefolge wegen Mordes gesucht. Man laviert sich, wieder einmal, geschickt aus der Sache, rettet nebenbei den ermittelnden Polizeibeamten vor einer ernsten Lebenskrise und verbringt, samt Elefant, fortan den Lebensabend auf Bali.
Ich habe selten so ein unterhaltsames Hörbuch konsumieren dürfen, Witz und Charme der Erzählung korrelieren wunderbar mit den historisch durchaus anspruchsvollen Streifzügen des Autors durch fast 70 Jahre Menschheitsgeschichte. Und die ein oder andere Lebensweisheit hat Allan auch immer wieder parat, jedenfalls stets die Empfehlung zu mehr Gelassenheit.
geschrieben am 23.10.2012 | 567 Wörter | 3354 Zeichen
Kommentare zur Rezension (0)
Platz für Anregungen und Ergänzungen