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Hummer unter der Bettdecke


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Rezension von

Matthias Pierre Lubinsky

Hummer unter der Bettdecke Der Wiener Dandy-Architekt Adolf Loos (1870-1933) sah sich als Nachhilfelehrer für seine Österreicher berufen. Von Hauptberuf Architekt, verfasste er unzählige Kolumnen, um den Landsleuten bessere Manieren beizubringen. Seine Themenfelder waren hauptsächlich Fragen der Kleidung und des Äußeren, die geschmackvolle Wohnungseinrichtung und Allgemeineres und Spezielleres zur Architektur. In diese Bereiche hat der Wiener Metro-Verlag entsprechend seine in jeweils gleicher Aufmachung erschienenen Büchlein aufgeteilt: »Warum ein Mann gut angezogen sein soll«, »Wie man eine Wohnung einrichten soll«, »Warum Architektur keine Kunst ist« und »Maßgeschneidert modern« heißen die Titel der bisherigen gebundenen und mit einem Lesebändchen versehenen Büchlein. Nun gesellt der Verlag einen Band über Kulinarisches hinzu: In »Hummer unter der Bettdecke« geht es um Themen wie gutes Essen, Nachsalzen oder die Pflichten der Frau des Hauses. Wie nicht anders zu erwarten, sind auch diese Stückchen von Adolf Loos wiederum voller Ironie – manchmal gar Spott. So schreibt der Kulturkritiker in »Die Frau und das Haus«: »Die deutschen Ehemänner (…) werden mit Befriedigung vernehmen, dass es ihre französischen, englischen und amerikanischen Collegen nicht so gut haben. Ja, ja, ganz besonders die Amerikanerinnen! Man kennt ja diese Sippe. Den ganzen Tag liegen sie im Schaukelstuhl und rauchen Cigarretten. Und was kriegen auch die armen Männer dort zu essen? Statt des guten, weichen, fünf Stunden lang ausgekochten Rindfleisches müssen diese armen Leute alle Tage Steak essen! Beefsteak, Vealsteak, Muttonchops, Coteletts, und andere nur so auf den Rost hingeworfene, in fünf Minuten gebratene Fleischfetzen!« Wie in den anderen Bänden auch, stammen die kurzen Texte zumeist aus Zeitungen oder Zeitschriften, allen voran »Das Andere. Ein Blatt zur Einführung abendländischer Kultur in Österreich«. Wie bereits unschwer an dem Titel des Magazins erkennbar, wurde es ab 1903 von dem am 10. Dezember 1870 in Brünn Geborenen herausgegeben. Die Gedanken von Adolf Loos strotzen vor Bildung und Mitteilungslust. Der teils recht barsche Ton lässt zumindest nachvollziehen, dass die Österreicher mit ihrem Kritiker so ihre Probleme hatten. Kritisch anzumerken ist die Unübersichtlichkeit des Bandes. Er enthält sowohl Texte von Loos als auch über Loos. Dies ist im Inhaltsverzeichnis nicht kenntlich gemacht. Stattdessen findet sich unter jeden Text in Klammern der Name des jeweiligen Autoren. Das wird noch schwerer zu überblicken, wenn der Band gleich drei Beiträge mit einen sehr ähnlichen Titel enthält, die da lauten – oder ähnlich: »Vom Gehen, Stehen, Sitzen, Schlafen, Essen und Trinken«. Auch ist fraglich, warum das kleine Büchlein gleich mehrere Texte enthält, die auch schon in mindestens einem der anderen Bände der Reihe sind, so beispielsweise »Ornament und Verbrechen«. Berücksichtigt man, dass der erste Band bereits 2007 erschien, so mag man Verständnis aufbringen, da nach vier Jahren schon wieder neue Leser erschlossen werden. Dennoch ein nettes Büchlein. Seine kulinarischen Miniaturen eignen sich hervorragend, um zwischen zwei Gängen beim üppigen Weihnachtsmenü die Verdauungspause süffisant und niveauvoll anzureichern.

Der Wiener Dandy-Architekt Adolf Loos (1870-1933) sah sich als Nachhilfelehrer für seine Österreicher berufen. Von Hauptberuf Architekt, verfasste er unzählige Kolumnen, um den Landsleuten bessere Manieren beizubringen. Seine Themenfelder waren hauptsächlich Fragen der Kleidung und des Äußeren, die geschmackvolle Wohnungseinrichtung und Allgemeineres und Spezielleres zur Architektur.

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In diese Bereiche hat der Wiener Metro-Verlag entsprechend seine in jeweils gleicher Aufmachung erschienenen Büchlein aufgeteilt: »Warum ein Mann gut angezogen sein soll«, »Wie man eine Wohnung einrichten soll«, »Warum Architektur keine Kunst ist« und »Maßgeschneidert modern« heißen die Titel der bisherigen gebundenen und mit einem Lesebändchen versehenen Büchlein.

Nun gesellt der Verlag einen Band über Kulinarisches hinzu: In »Hummer unter der Bettdecke« geht es um Themen wie gutes Essen, Nachsalzen oder die Pflichten der Frau des Hauses. Wie nicht anders zu erwarten, sind auch diese Stückchen von Adolf Loos wiederum voller Ironie – manchmal gar Spott. So schreibt der Kulturkritiker in »Die Frau und das Haus«:

»Die deutschen Ehemänner (…) werden mit Befriedigung vernehmen, dass es ihre französischen, englischen und amerikanischen Collegen nicht so gut haben. Ja, ja, ganz besonders die Amerikanerinnen! Man kennt ja diese Sippe. Den ganzen Tag liegen sie im Schaukelstuhl und rauchen Cigarretten. Und was kriegen auch die armen Männer dort zu essen? Statt des guten, weichen, fünf Stunden lang ausgekochten Rindfleisches müssen diese armen Leute alle Tage Steak essen! Beefsteak, Vealsteak, Muttonchops, Coteletts, und andere nur so auf den Rost hingeworfene, in fünf Minuten gebratene Fleischfetzen!«

Wie in den anderen Bänden auch, stammen die kurzen Texte zumeist aus Zeitungen oder Zeitschriften, allen voran »Das Andere. Ein Blatt zur Einführung abendländischer Kultur in Österreich«. Wie bereits unschwer an dem Titel des Magazins erkennbar, wurde es ab 1903 von dem am 10. Dezember 1870 in Brünn Geborenen herausgegeben.

Die Gedanken von Adolf Loos strotzen vor Bildung und Mitteilungslust. Der teils recht barsche Ton lässt zumindest nachvollziehen, dass die Österreicher mit ihrem Kritiker so ihre Probleme hatten.

Kritisch anzumerken ist die Unübersichtlichkeit des Bandes. Er enthält sowohl Texte von Loos als auch über Loos. Dies ist im Inhaltsverzeichnis nicht kenntlich gemacht. Stattdessen findet sich unter jeden Text in Klammern der Name des jeweiligen Autoren. Das wird noch schwerer zu überblicken, wenn der Band gleich drei Beiträge mit einen sehr ähnlichen Titel enthält, die da lauten – oder ähnlich: »Vom Gehen, Stehen, Sitzen, Schlafen, Essen und Trinken«. Auch ist fraglich, warum das kleine Büchlein gleich mehrere Texte enthält, die auch schon in mindestens einem der anderen Bände der Reihe sind, so beispielsweise »Ornament und Verbrechen«. Berücksichtigt man, dass der erste Band bereits 2007 erschien, so mag man Verständnis aufbringen, da nach vier Jahren schon wieder neue Leser erschlossen werden.

Dennoch ein nettes Büchlein. Seine kulinarischen Miniaturen eignen sich hervorragend, um zwischen zwei Gängen beim üppigen Weihnachtsmenü die Verdauungspause süffisant und niveauvoll anzureichern.

geschrieben am 18.12.2011 | 460 Wörter | 2769 Zeichen

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