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1Q84


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Informationen zum Buch
  ISBN
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  Extras

Rezension von

E. Kneisel

1Q84 „1Q84“, das neueste Werk von Haruki Murakami, berichtet aus dem ganz unterschiedlichen Leben zweier Personen: Tengo und Aomame. Tengo ist groß, unterrichtet Mathematik und wäre eigentlich viel lieber ein Schriftsteller. Er lebt sehr zurückgezogen und einer seiner wenigen Kontakte ist Komatsu, Redakteur einer Literaturzeitschrift, der ihm den Auftrag seines Lebens vermittelt, indem er darauf besteht, dass er das Werk der siebzehnjährigen Fukaeri überarbeitet. Die Geschichte hat beide – Tengo und Komatsu – in ihren Bann gezogen, wirkt sie doch zugleich unglaublich phantastisch und sehr real. Aomame ist sehr sportlich, arbeitet in einem Fitness-Studio und hat sehr feinfühlige Fingerspitzen. Diese Talente führen dazu, dass sie seit einiger Zeit im Auftrag einer älteren Dame Männer schnell, sauber und geräuschlos tötet, indem sie ihnen eine Nadel durch einen bestimmten Punkt in ihrem Nacken in das Gehirn stößt. Sie tötet nicht willkürlich, nur Männer, die es nicht verdienen zu leben, weil sie Frauen, oft ihre Ehefrauen, misshandeln, vergewaltigen und wie eine Wegwerfware behandeln. Zunächst unterteilt sich das Buch ganz klar in die Leben von Aomame und Tengo, aber mit der Zeit tauchen immer mehr schicksalhafte Verbindungen zwischen ihnen auf. Daran sind nicht zuletzt die „Little People“ schuld, die Tengo durch die Arbeit an dem Buch und Aomame über einen Auftrag kennen lernt und die so viel Einfluss haben, dass sie eine ganze Welt verändern können. Das Buch lässt sich nur schwer in eine Kategorie einteilen; Fantasy, Sci-Fi, Esoterik, Liebesgeschichte, Kriminalroman. All diese Genres wirken passend und doch irgendwie auch nicht. Murakami schafft zwei Handlungsstränge, die sich zunächst vollkommen unabhängig voneinander entwickeln aber im Laufe des Buches immer mehr auf einander zu streben. Gerade am Anfang stellt sich die Frage, was diese beiden Lebensgeschichten wohl miteinander zu tun haben und auf was die Geschichte des Buches wohl hinausläuft. Dieses Gefühl und die Frage „Was soll die Geschichte mit eigentlich sagen?“ dominierten für mich beim Lesen. Der Autor beschreibt in einer Szene die Gedanken des Hauptcharakters zu dem Buch der 17-Jährigen. Diese Beschreibung trifft für mich auch auf sein Buch so treffend zu, dass ich sie hier zitieren möchte: „Tatsächlich empfand er aufrichtiges Mitgefühl für die guten Männer und Frauen, die nach der Lektüre von Die Puppe aus Luft »in einem vollen Bassin aus Fragezeichen« zurückgeblieben waren. Vor seinem inneren Auge erschienen in bunte Schwimmreifen gezwängte Leute, die mit ratlosen Mienen in einem Becken voller Fragezeichen umhertrieben.“ Doch trotz dieser vielen Fragezeichen, die sich auch am Ende nur teilweise auflösen, ist das Buch keinesfalls langweilig. Obwohl die eigentlich Handlung nur sehr langsam Tempo aufnimmt und die noch zu lesenden Seiten – bis zu Seite 600 – einfach nicht weniger zu werden scheinen, gab es nie das Bedürfnis das Buch aus der Hand zu legen und nicht mehr zu öffnen. Dem Autor gelingt ein ganz erstaunlicher Spagat zwischen einer ruhig vor sich herlaufenden Geschichte, in der anscheinend nicht viel passiert und einer inneren Spannung, erzeugt von vielen kleinen Andeutungen und Rätseln, die den Leser fesseln. Auch sprachlich gesehen, ist das Buch 1Q48 sehr gut zu lesen. Für die gelungene Übersetzung aus dem Japanischen wurden – so der Eindruck – genau die richtigen Worte gewählt. Die zwar so teilweise nicht in anderen Geschichten verwendet würden, aber perfekt zum Stil des Buches passen. Beeindruckend ist auch wie viel literarisches und musikalisches Wissen hinter dem Buch zu stecken scheint. Es werden immer wieder Verbindungen zu Werken anderer Autoren geschaffen und auch die Musik spielt eine zentrale Rolle. Schon der Titel 1Q84 – der Name den Aomame, in Anlehnung an das Jahr in dem die Geschichte spielt, der neuen Welt gibt, wobei das Q die 9 ersetzt – ist nicht zufällig ausgewählt sondern schafft einen immer wieder betonte Verbindung zu „1984“ von George Orwell. Zum rein technischen ist zu sagen, dass das Buch von Murakami ein sehr langes Buch ist und man eine gewisse Ausdauer mitbringen muss, was aber nicht heißt, dass es sich nicht lohnen würde. Erstaunlich gut ist die Bindung des Buches. Im Gegensatz zu anderen gebunden Büchern bleibt der Buchrücken auch bei Vielem auf und zu klappen unversehrt und das Buch an der richtigen Stelle geöffnet, wenn man es mal ablegt. Auch das als Lesezeichen fungierende Band ist bei einem Buch von dieser Größe sehr hilfreich. „1Q84“ ist ein Buch mit einer ungewöhnlichen Geschichte, die die moderne Welt mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und das trotz vieler Fragezeichen sehr lesenswert ist.

„1Q84“, das neueste Werk von Haruki Murakami, berichtet aus dem ganz unterschiedlichen Leben zweier Personen: Tengo und Aomame.

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Tengo ist groß, unterrichtet Mathematik und wäre eigentlich viel lieber ein Schriftsteller. Er lebt sehr zurückgezogen und einer seiner wenigen Kontakte ist Komatsu, Redakteur einer Literaturzeitschrift, der ihm den Auftrag seines Lebens vermittelt, indem er darauf besteht, dass er das Werk der siebzehnjährigen Fukaeri überarbeitet. Die Geschichte hat beide – Tengo und Komatsu – in ihren Bann gezogen, wirkt sie doch zugleich unglaublich phantastisch und sehr real.

Aomame ist sehr sportlich, arbeitet in einem Fitness-Studio und hat sehr feinfühlige Fingerspitzen. Diese Talente führen dazu, dass sie seit einiger Zeit im Auftrag einer älteren Dame Männer schnell, sauber und geräuschlos tötet, indem sie ihnen eine Nadel durch einen bestimmten Punkt in ihrem Nacken in das Gehirn stößt. Sie tötet nicht willkürlich, nur Männer, die es nicht verdienen zu leben, weil sie Frauen, oft ihre Ehefrauen, misshandeln, vergewaltigen und wie eine Wegwerfware behandeln.

Zunächst unterteilt sich das Buch ganz klar in die Leben von Aomame und Tengo, aber mit der Zeit tauchen immer mehr schicksalhafte Verbindungen zwischen ihnen auf. Daran sind nicht zuletzt die „Little People“ schuld, die Tengo durch die Arbeit an dem Buch und Aomame über einen Auftrag kennen lernt und die so viel Einfluss haben, dass sie eine ganze Welt verändern können.

Das Buch lässt sich nur schwer in eine Kategorie einteilen; Fantasy, Sci-Fi, Esoterik, Liebesgeschichte, Kriminalroman. All diese Genres wirken passend und doch irgendwie auch nicht. Murakami schafft zwei Handlungsstränge, die sich zunächst vollkommen unabhängig voneinander entwickeln aber im Laufe des Buches immer mehr auf einander zu streben.

Gerade am Anfang stellt sich die Frage, was diese beiden Lebensgeschichten wohl miteinander zu tun haben und auf was die Geschichte des Buches wohl hinausläuft. Dieses Gefühl und die Frage „Was soll die Geschichte mit eigentlich sagen?“ dominierten für mich beim Lesen. Der Autor beschreibt in einer Szene die Gedanken des Hauptcharakters zu dem Buch der 17-Jährigen. Diese Beschreibung trifft für mich auch auf sein Buch so treffend zu, dass ich sie hier zitieren möchte: „Tatsächlich empfand er aufrichtiges Mitgefühl für die guten Männer und Frauen, die nach der Lektüre von Die Puppe aus Luft »in einem vollen Bassin aus Fragezeichen« zurückgeblieben waren. Vor seinem inneren Auge erschienen in bunte Schwimmreifen gezwängte Leute, die mit ratlosen Mienen in einem Becken voller Fragezeichen umhertrieben.“

Doch trotz dieser vielen Fragezeichen, die sich auch am Ende nur teilweise auflösen, ist das Buch keinesfalls langweilig. Obwohl die eigentlich Handlung nur sehr langsam Tempo aufnimmt und die noch zu lesenden Seiten – bis zu Seite 600 – einfach nicht weniger zu werden scheinen, gab es nie das Bedürfnis das Buch aus der Hand zu legen und nicht mehr zu öffnen.

Dem Autor gelingt ein ganz erstaunlicher Spagat zwischen einer ruhig vor sich herlaufenden Geschichte, in der anscheinend nicht viel passiert und einer inneren Spannung, erzeugt von vielen kleinen Andeutungen und Rätseln, die den Leser fesseln.

Auch sprachlich gesehen, ist das Buch 1Q48 sehr gut zu lesen. Für die gelungene Übersetzung aus dem Japanischen wurden – so der Eindruck – genau die richtigen Worte gewählt. Die zwar so teilweise nicht in anderen Geschichten verwendet würden, aber perfekt zum Stil des Buches passen.

Beeindruckend ist auch wie viel literarisches und musikalisches Wissen hinter dem Buch zu stecken scheint. Es werden immer wieder Verbindungen zu Werken anderer Autoren geschaffen und auch die Musik spielt eine zentrale Rolle. Schon der Titel 1Q84 – der Name den Aomame, in Anlehnung an das Jahr in dem die Geschichte spielt, der neuen Welt gibt, wobei das Q die 9 ersetzt – ist nicht zufällig ausgewählt sondern schafft einen immer wieder betonte Verbindung zu „1984“ von George Orwell.

Zum rein technischen ist zu sagen, dass das Buch von Murakami ein sehr langes Buch ist und man eine gewisse Ausdauer mitbringen muss, was aber nicht heißt, dass es sich nicht lohnen würde. Erstaunlich gut ist die Bindung des Buches. Im Gegensatz zu anderen gebunden Büchern bleibt der Buchrücken auch bei Vielem auf und zu klappen unversehrt und das Buch an der richtigen Stelle geöffnet, wenn man es mal ablegt. Auch das als Lesezeichen fungierende Band ist bei einem Buch von dieser Größe sehr hilfreich.

„1Q84“ ist ein Buch mit einer ungewöhnlichen Geschichte, die die moderne Welt mal aus einem anderen Blickwinkel betrachtet und das trotz vieler Fragezeichen sehr lesenswert ist.

geschrieben am 13.12.2010 | 724 Wörter | 3967 Zeichen

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