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Glister


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Rezension von

Dr. Benjamin Krenberger

Glister Glister ist der zweite Roman des schottischen Autors John Burnside, der auf Deutsch erscheint. Beschrieben wird ein Ausschnitt aus der Jugend eines Jungen in Schottland bis zu seiner Ermordung. Eingebettet ist die Handlung in eine trostlose Gegend, geprägt von einer verlassenen Chemiefabrik samt angeschlossener Ortschaft, in der die Menschen entweder krank, hoffnungslos, beides oder kriminell sind. Die Jugendlichen selbst rotten sich in kleinen Gangs zusammen und füllen so oder auch als Einzelgänger die ohnehin lebensfeindliche Umgebung mit noch mehr Unheil, gipfelnd etwa in der Folterung und Ermordung eines am Rande des von der Fabrik vergifteten Waldes wohnenden „Verdächtigen“. Inmitten dieser Gemeinde verschwinden sukzessive Kinder, doch der Dorfpolizist verschweigt und vertuscht diese Vorkommnisse zugunsten eines mächtigen Industriellen, der mit dem Gelände der Fabrik weitere Pläne hat, bei welchen negative Publicity nur stören würde. Und auch die Eltern nehmen das Verschwinden der Kinder unbegreiflich apathisch hin, als ob die Kinder dort ohnehin keine lebenswerte Zukunft gehabt hätten. Der Protagonist, von dem es in mancher Beschreibung heißt, er habe sich mit dem Verschwinden seines besten Freundes „nicht abgeben wollen“, was nach Lektüre des Buches eine definitive Übertreibung ist, denkt zwar ab und an über die verschwundenen Jungen nach, aber ansonsten begleitet ihn der Leser durch den trostlosen Alltag, der aus der Pflege seines Vaters, allerlei (und für meinen Geschmack viel zu vielen) sexuellen Verhältnissen und Gelegenheiten und der unglaubwürdigen Liebe zu Literatur und Film besteht. Letzteres wird vom Autor meiner Ansicht nach völlig überspannt, da in einer verseuchten schottischen Einöde kein Junge mit Liebe zu Proust oder zu mehrstündigen russische Videoepen überzeugend wirkt. Auch die Verquickung einer eigentlich zeitlosen Geschichte, die man ebenso in die 60er oder 70er Jahre hätte platzieren können, mit modernen Errungenschaften (Internet, Extremgolf, etc.) ist gänzlich unpassend und sorgt für Irritation bei der Lektüre. Die bisweilen altklugen bzw. pseudophilosophischen Betrachtungen des Protagonisten wirken auf Dauer überspannt, wenngleich man Jugendlichen in diesem Alter durchaus zutraut, solch pompöses Gedankengut zu wälzen. Man muss es nur nicht immer in neuen Kaskaden wiederholen. Der teilweise in den Rezensionen großer Tageszeitung vorherrschenden Begeisterung ob der Sprache und Führung des Romans kann ich mich nicht anschließen. Insbesondere das Abgleiten ins Surreale, weswegen wohl die Empfehlung im facebook-Profil von Glavinic ausgesprochen wurde, und die keineswegs immer nachvollziehbaren Volten der Handlung und der Gedanken seiner Akteure machen die Lektüre neben den ausufernden bildlichen Gedankenspielen der Kapitel zu einer Herausforderung, aber nicht immer zu einem reinen Lesevergnügen, und man ist durchaus geneigt, phasenweise nur querzulesen. Das Ende des Werks ist trotz der leichten Absurdität und der nur bruchstückhaft durchschimmernden Erklärung für den Titel des Werks ein adäquater Abschluss des vorherigen Aufbaus, aber man fragt sich schon nach dem Grund, warum dafür so viele Seiten geschrieben wurden: King z.B. schafft solche surrealen Situationen selbst in Kurzgeschichten. Zudem bietet das hier vorgefundene Ende dem Leser keineswegs irgendeine metaphysische Erläuterung für das Leben selbst geschweige denn Einblicke in besondere Abgründe. Mein Fazit deshalb leider: kann man lesen, muss man aber sicher nicht.

Glister ist der zweite Roman des schottischen Autors John Burnside, der auf Deutsch erscheint. Beschrieben wird ein Ausschnitt aus der Jugend eines Jungen in Schottland bis zu seiner Ermordung. Eingebettet ist die Handlung in eine trostlose Gegend, geprägt von einer verlassenen Chemiefabrik samt angeschlossener Ortschaft, in der die Menschen entweder krank, hoffnungslos, beides oder kriminell sind. Die Jugendlichen selbst rotten sich in kleinen Gangs zusammen und füllen so oder auch als Einzelgänger die ohnehin lebensfeindliche Umgebung mit noch mehr Unheil, gipfelnd etwa in der Folterung und Ermordung eines am Rande des von der Fabrik vergifteten Waldes wohnenden „Verdächtigen“. Inmitten dieser Gemeinde verschwinden sukzessive Kinder, doch der Dorfpolizist verschweigt und vertuscht diese Vorkommnisse zugunsten eines mächtigen Industriellen, der mit dem Gelände der Fabrik weitere Pläne hat, bei welchen negative Publicity nur stören würde. Und auch die Eltern nehmen das Verschwinden der Kinder unbegreiflich apathisch hin, als ob die Kinder dort ohnehin keine lebenswerte Zukunft gehabt hätten.

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Der Protagonist, von dem es in mancher Beschreibung heißt, er habe sich mit dem Verschwinden seines besten Freundes „nicht abgeben wollen“, was nach Lektüre des Buches eine definitive Übertreibung ist, denkt zwar ab und an über die verschwundenen Jungen nach, aber ansonsten begleitet ihn der Leser durch den trostlosen Alltag, der aus der Pflege seines Vaters, allerlei (und für meinen Geschmack viel zu vielen) sexuellen Verhältnissen und Gelegenheiten und der unglaubwürdigen Liebe zu Literatur und Film besteht. Letzteres wird vom Autor meiner Ansicht nach völlig überspannt, da in einer verseuchten schottischen Einöde kein Junge mit Liebe zu Proust oder zu mehrstündigen russische Videoepen überzeugend wirkt. Auch die Verquickung einer eigentlich zeitlosen Geschichte, die man ebenso in die 60er oder 70er Jahre hätte platzieren können, mit modernen Errungenschaften (Internet, Extremgolf, etc.) ist gänzlich unpassend und sorgt für Irritation bei der Lektüre. Die bisweilen altklugen bzw. pseudophilosophischen Betrachtungen des Protagonisten wirken auf Dauer überspannt, wenngleich man Jugendlichen in diesem Alter durchaus zutraut, solch pompöses Gedankengut zu wälzen. Man muss es nur nicht immer in neuen Kaskaden wiederholen.

Der teilweise in den Rezensionen großer Tageszeitung vorherrschenden Begeisterung ob der Sprache und Führung des Romans kann ich mich nicht anschließen. Insbesondere das Abgleiten ins Surreale, weswegen wohl die Empfehlung im facebook-Profil von Glavinic ausgesprochen wurde, und die keineswegs immer nachvollziehbaren Volten der Handlung und der Gedanken seiner Akteure machen die Lektüre neben den ausufernden bildlichen Gedankenspielen der Kapitel zu einer Herausforderung, aber nicht immer zu einem reinen Lesevergnügen, und man ist durchaus geneigt, phasenweise nur querzulesen. Das Ende des Werks ist trotz der leichten Absurdität und der nur bruchstückhaft durchschimmernden Erklärung für den Titel des Werks ein adäquater Abschluss des vorherigen Aufbaus, aber man fragt sich schon nach dem Grund, warum dafür so viele Seiten geschrieben wurden: King z.B. schafft solche surrealen Situationen selbst in Kurzgeschichten. Zudem bietet das hier vorgefundene Ende dem Leser keineswegs irgendeine metaphysische Erläuterung für das Leben selbst geschweige denn Einblicke in besondere Abgründe. Mein Fazit deshalb leider: kann man lesen, muss man aber sicher nicht.

geschrieben am 20.10.2010 | 491 Wörter | 3024 Zeichen

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