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Sleeper, Bd. 2: Die Schlinge zieht sich zu


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Rezension von

Frank Drehmel

Die Schlinge zieht sich zu Seit Holden Carvers Verbindungsmann, John Lynch, im Koma liegt, ist der Agent auf sich alleine gestellt; und allmĂ€hlich zieht sich die Schlinge um seinen Hals zu, denn in Taos Organisation weiß man lĂ€ngst, dass ein Maulwurf die eigenen Reihen infiltriert hat. Insbesondere im beĂ€ngstigen Peter Grimm findet Carver einen Gegenspieler, der nicht nur skrupellos, sondern auch intelligent und mĂ€chtig ist. In dieser Situation nimmt ein GewĂ€hrsmann Lynchs, der gealterte Ex-Spion Sir Malcolm Jones, Kontakt zu Carver auf und bietet ihm an, ihn aus der Organisation auszuschleusen. Der Agent willigt in den Plan ein, nicht zuletzt, weil ihn das Auftauchen Jones' auf der BildflĂ€che einer Kompromittierung ein ganz StĂŒck nĂ€her bringt. Doch es ist zu spĂ€t. Die Gefolgsleute Taos greifen sich Jones, um ihn unter Folter nach seinen PlĂ€nen zu befragen. Zwar gelingt es Carver, den alten Mann zu befreien, doch wĂ€hrend der Flucht erliegt Jones einem Herzleiden, sodass der Agent zum einen wieder auf sich allein gestellt ist und zum anderen sĂ€mtliche Spuren, die auf ihn hinweisen, vor Grimms Zugriff beseitigen muss. ZurĂŒck im Syndikat erhĂ€lt er den Auftrag, gemeinsam mit Genocide und Misery ein Artefakt mit großer symbolischer Bedeutung zu stehlen, den Stab der Kleopatra. Was sich zunĂ€chst als einfacher Einbruch ausnimmt, entwickelt sich zu einem Desaster, denn der Auftrag stellt sich als Falle heraus, gestellt von Marc Slayton, einem ehemaligen Mitarbeiter John Lynchs, der Carver, den er auf der Seite des Bösen vermutet, ĂŒber die PlĂ€ne des Verbrechergenies Tao befragen will. Genocide stirbt wĂ€hrend Slaytons Zugriff, Carver und Misery geraten in Gefangenschaft. Nach Tagen der Verhöre und Folter befreien Taos Truppen die Gefangenen, allerdings will Carver nicht zurĂŒck in den Schoß der Organisation und ergreift unmittelbar die Flucht. Drei Wochen spĂ€ter stellen Tao und Grimm den FlĂŒchtigen auf den Bermudainseln, doch anstatt ihn zu töten, macht der große Manipulator dem Agenten Lynchs ein verstörendes wie verlockendes Angebot. Das vorliegende Tradepaperback enthĂ€lt die BĂ€nde 7 bis 12 der zwölfteiligen ersten Sleeper-Mini-Serie - im TV-Show-Bereich wĂŒrde man an dieser Stelle von „Season“ sprechen -, die zwischen MĂ€rz 2003 und MĂ€rz 2004 unter dem Wildstorm-Imprint des DC-Verlags erschien und die Ed Brubaker in die Reihe der erfolgreichsten Autoren der US-amerikanischen Comic-Szene katapultierte. Wie schon in “Point Blank“ - einer Art Prequel zu Sleeper - und „Das Schaf im Wolfspelz“ erzĂ€hlt Brubaker eine komplexe, atmosphĂ€risch außerordentlich dichte und intensive Geschichte „Noir“, in der die Protagonisten an den Hardboiled-Archetypus der amerikanischen Kriminalliteratur angelehnt sind. Auch wenn dem Leser in RĂŒckblenden – ein Stilmittel, das der Autor mit großem Geschick einsetzt, um Motive zu beleuchten und Kausalketten, welche Konsequenzen mit Entscheidungen verbinden, offenzulegen – Nebenfiguren wie Genocide und Tao nahe gebracht werden, so liegt der Schwerpunkt der Story zweifelsohne auf Holden Carver. Isoliert von Lynchs FĂŒhrung ist ihm der moralische Kompass abhanden gekommen, das Ziel seiner Mission, das, was ihn bewogen hat, als Agent tĂ€tig zu werden. FĂŒr Carver geht es nur noch ums nackte Überleben und eben diesem Kampf opfert er das letzte Quentchen moralischer IntegritĂ€t indem er sogar Unschuldige ermordet und letztendlich in seiner Gewaltanwendung maßlos agiert. Nachdem die erhoffte Erlösung aus seinen Dilemmata durch Malcolm Jones scheitert und ihm Tao einen Spiegel vorhĂ€lt, der ein Monster zeigt, weicht Carvers verzweifeltes Aufbegehren gegen die UmstĂ€nde der resignativen Erkenntnis der eigenen Unfreiheit. Was allerdings aus dieser Resignation erwachsen wird, ist noch vollkommen offen. Und genau diese Unvorhersehbarkeit in der Entwicklung der Charaktere, ihre tiefe Ambivalenz, ist eine der großen StĂ€rken der Story Brubakers. Zum exzellenten Gesamteindruck trĂ€gt maßgeblich das Artwork des Zeichners Phillips und seiner Koloristen bei, die Brubakers Visionen in entsprechend dĂŒsteren, harten Bildern visualisieren. Ein besonderes Merkmal Phillips' Kunst ist die sehr freie, der Story untergeordnete Positionierung der rechteckigen Panels unterschiedlichster GrĂ¶ĂŸe, in der sich ein cineastischer Ansatz ausmachen lĂ€sst. Ungewohnt spĂ€rlich fĂŒr CrossCult-VerhĂ€ltnisse fĂ€llt diesmal der redaktionelle Teil des Hardcoverbandes aus. Neben einer halbseitigen Zusammenfassung der bisherigen Geschichte, liefert lediglich ein zweiseitiger Artikel Jochen Eckes ĂŒber den kĂŒnstlerischen Werdegang Sean Phillips weiterfĂŒhrende Informationen. Fazit: Ambivalente Charaktere in einer dĂŒsteren, dichten Story sowie das beeindruckende Artwork machen diesen zweiten Sleeper-Band zu einer uneingeschrĂ€nkten Empfehlung fĂŒr Freunde harter, schwarzer Krimis.

Seit Holden Carvers Verbindungsmann, John Lynch, im Koma liegt, ist der Agent auf sich alleine gestellt; und allmĂ€hlich zieht sich die Schlinge um seinen Hals zu, denn in Taos Organisation weiß man lĂ€ngst, dass ein Maulwurf die eigenen Reihen infiltriert hat. Insbesondere im beĂ€ngstigen Peter Grimm findet Carver einen Gegenspieler, der nicht nur skrupellos, sondern auch intelligent und mĂ€chtig ist.

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In dieser Situation nimmt ein GewĂ€hrsmann Lynchs, der gealterte Ex-Spion Sir Malcolm Jones, Kontakt zu Carver auf und bietet ihm an, ihn aus der Organisation auszuschleusen. Der Agent willigt in den Plan ein, nicht zuletzt, weil ihn das Auftauchen Jones' auf der BildflĂ€che einer Kompromittierung ein ganz StĂŒck nĂ€her bringt.

Doch es ist zu spÀt. Die Gefolgsleute Taos greifen sich Jones, um ihn unter Folter nach seinen PlÀnen zu befragen. Zwar gelingt es Carver, den alten Mann zu befreien, doch wÀhrend der Flucht erliegt Jones einem Herzleiden, sodass der Agent zum einen wieder auf sich allein gestellt ist und zum anderen sÀmtliche Spuren, die auf ihn hinweisen, vor Grimms Zugriff beseitigen muss.

ZurĂŒck im Syndikat erhĂ€lt er den Auftrag, gemeinsam mit Genocide und Misery ein Artefakt mit großer symbolischer Bedeutung zu stehlen, den Stab der Kleopatra. Was sich zunĂ€chst als einfacher Einbruch ausnimmt, entwickelt sich zu einem Desaster, denn der Auftrag stellt sich als Falle heraus, gestellt von Marc Slayton, einem ehemaligen Mitarbeiter John Lynchs, der Carver, den er auf der Seite des Bösen vermutet, ĂŒber die PlĂ€ne des Verbrechergenies Tao befragen will. Genocide stirbt wĂ€hrend Slaytons Zugriff, Carver und Misery geraten in Gefangenschaft.

Nach Tagen der Verhöre und Folter befreien Taos Truppen die Gefangenen, allerdings will Carver nicht zurĂŒck in den Schoß der Organisation und ergreift unmittelbar die Flucht. Drei Wochen spĂ€ter stellen Tao und Grimm den FlĂŒchtigen auf den Bermudainseln, doch anstatt ihn zu töten, macht der große Manipulator dem Agenten Lynchs ein verstörendes wie verlockendes Angebot.

Das vorliegende Tradepaperback enthĂ€lt die BĂ€nde 7 bis 12 der zwölfteiligen ersten Sleeper-Mini-Serie - im TV-Show-Bereich wĂŒrde man an dieser Stelle von „Season“ sprechen -, die zwischen MĂ€rz 2003 und MĂ€rz 2004 unter dem Wildstorm-Imprint des DC-Verlags erschien und die Ed Brubaker in die Reihe der erfolgreichsten Autoren der US-amerikanischen Comic-Szene katapultierte.

Wie schon in “Point Blank“ - einer Art Prequel zu Sleeper - und „Das Schaf im Wolfspelz“ erzĂ€hlt Brubaker eine komplexe, atmosphĂ€risch außerordentlich dichte und intensive Geschichte „Noir“, in der die Protagonisten an den Hardboiled-Archetypus der amerikanischen Kriminalliteratur angelehnt sind.

Auch wenn dem Leser in RĂŒckblenden – ein Stilmittel, das der Autor mit großem Geschick einsetzt, um Motive zu beleuchten und Kausalketten, welche Konsequenzen mit Entscheidungen verbinden, offenzulegen – Nebenfiguren wie Genocide und Tao nahe gebracht werden, so liegt der Schwerpunkt der Story zweifelsohne auf Holden Carver.

Isoliert von Lynchs FĂŒhrung ist ihm der moralische Kompass abhanden gekommen, das Ziel seiner Mission, das, was ihn bewogen hat, als Agent tĂ€tig zu werden. FĂŒr Carver geht es nur noch ums nackte Überleben und eben diesem Kampf opfert er das letzte Quentchen moralischer IntegritĂ€t indem er sogar Unschuldige ermordet und letztendlich in seiner Gewaltanwendung maßlos agiert. Nachdem die erhoffte Erlösung aus seinen Dilemmata durch Malcolm Jones scheitert und ihm Tao einen Spiegel vorhĂ€lt, der ein Monster zeigt, weicht Carvers verzweifeltes Aufbegehren gegen die UmstĂ€nde der resignativen Erkenntnis der eigenen Unfreiheit. Was allerdings aus dieser Resignation erwachsen wird, ist noch vollkommen offen. Und genau diese Unvorhersehbarkeit in der Entwicklung der Charaktere, ihre tiefe Ambivalenz, ist eine der großen StĂ€rken der Story Brubakers.

Zum exzellenten Gesamteindruck trĂ€gt maßgeblich das Artwork des Zeichners Phillips und seiner Koloristen bei, die Brubakers Visionen in entsprechend dĂŒsteren, harten Bildern visualisieren. Ein besonderes Merkmal Phillips' Kunst ist die sehr freie, der Story untergeordnete Positionierung der rechteckigen Panels unterschiedlichster GrĂ¶ĂŸe, in der sich ein cineastischer Ansatz ausmachen lĂ€sst.

Ungewohnt spĂ€rlich fĂŒr CrossCult-VerhĂ€ltnisse fĂ€llt diesmal der redaktionelle Teil des Hardcoverbandes aus. Neben einer halbseitigen Zusammenfassung der bisherigen Geschichte, liefert lediglich ein zweiseitiger Artikel Jochen Eckes ĂŒber den kĂŒnstlerischen Werdegang Sean Phillips weiterfĂŒhrende Informationen.

Fazit: Ambivalente Charaktere in einer dĂŒsteren, dichten Story sowie das beeindruckende Artwork machen diesen zweiten Sleeper-Band zu einer uneingeschrĂ€nkten Empfehlung fĂŒr Freunde harter, schwarzer Krimis.

geschrieben am 10.04.2009 | 674 Wörter | 4201 Zeichen

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