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Das Jahr des Heils


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Rezension von

Daniel Bigalke

Das Jahr des Heils Die heutige Analyse des gegenwärtigen Zeitalters ist zum Teil, ohne davon zu wissen, notwendig eine späte Spengler-Reprise. Es steht ein Mensch zu befürchten, der in eine vorgeschichtliche Phase, in die Fellachisierung, zurückfällt. Sie generiert einen Menschen, der aller tragenden, haltenden und orientierenden Kräfte beraubt ist. Es bringt den modernen Christen eine Faktizität nahe, die ihnen ganz eigen sein sollte, aber im Laufe der Modernisierung und der Verbürgerlichung des Christentums vergessen wurde. Das Bändchen Lammlas „Das Jahr des Heils“ ist ein lutherisches Bekenntnisbuch, ja ein kämpferisches Trutzbuch für ein wehrhaftes Christentum und eine Heimat, in die man gern zurückkehrt. Es beginnt mit Sylvester und Dreikönig. Der Schwerpunkt liegt auf der Oster- und Pfingstbotschaft. Hier wird kein schwaches und selbstgenügsames Christentum gezeigt, kein erbauliches und verbürgerlichtes Christentum, wie es Leon Bloy ein Greuel gewesen wäre, sondern ein kämpferisches. Bloy war der Pilger einer Absolutheit des Ich, für das Leiden und Schmerz erst zum Leben und zum wahren Christsein hinführten. Freilich speiste sich daraus seine Polemik gegen ein verbürgerlichtes Christentum, für das er harte Worte fand. Im „Schweinetum der Moderne“ - so Bloy - stand er als Vertreter des „Renouveau catholique“ für einen kompromißlosen Glauben. Neben wohl nicht direkt beabsichtigten Anklängen an Bloy wird in Gedichten wie „Der Fall von Malta“ das Versagen der Christenheit gegeißelt und eine wehrhafte Kirche mit dem Bilde Michaels als Drachentöter beschworen. Näher betrachtet sind die Worte des Dichters zudem geladen mit politischer Aussagekraft und aktivistischem Pathos, wie es für eine ganze Generation politischer Philosophen stehen kann, die sich keineswegs einem Rückzug in die vita contemplativa preisgaben, sondern einen ungeheuren intellektuellen Einfluß auzuüben gewillt sind. Es liegt hier eine zivilisationskritische Ausformung eines deutschen Gegenmodernismus vor, der mit seiner Betonung von Tiefe, Schwere, Tragik und christlicher Authentizität als wesentliche Kraft im Kampf gegen die progressive Beliebigkeit und Wertnivellierung des beginnenden 20. Jahrhunderts verstanden werden kann. Das Gedicht „Actio Spes Unica“ drückt dies beispielhaft aus: „Und die Parteien und Ideologen, Die alles trennt, was Menschen eint, Sie sind gemeinsam hergezogen, Wenn nur die Kirche heißt der Feind.“ „Bald trifft man sich zu Kuschelrunden Im guten Willen selig blind. Man spricht nicht mehr von Christi Wunden, Man preist Reform und frischen Wind.“ Hervorzugeben ist das Gedicht „Pilatus“, eine Charakterstudie, in der die ganze Tragik von Ratio und Mythos mit metaphysischem Humor geschildert wird. Das Buch fügt mit der Sammlung „Babylon des Worts“ eine Vielzahl kleinerer Arbeiten des Autors hinzu. Hier ist das Thema von Heimat („Die Heimat ist ein Reich, das nichts erstreitet, allein der Engel kann mich dorthin führn, …“) und Exil zentral. Der Dichter kündigt seine Heimkehr nach Thüringen an. Im „Das Jahr des Heils“ geht es auch um die Liebe. Aber der Begriff zeigt ein breites Spektrum. Da ist die Liebe zu Gott, zur Mutter, zum Vater. Liebe und Nächstenliebe als eigenes Prinzip sind zentral, und zwar auf der Basis freier Frömmigkeit anstelle blinder Devotion. So bildet sich ein habituelles Konglomerat aus Pflicht, Kosmos, Religion als Denkbereitschaft, Tiefe, Freiheit und eben Liebe als Tugenden, die gerade als solche der Deutschen aufscheinen. Freude und Trauer haben ebenso ihren Platz in Lammlas Gedichten wie Hoffnung und immer wieder tiefer und echter Glaube. Das „Jahr des Heils“ steht für lyrische Meisterwerke, die dem Leser Kraft vermitteln.

Die heutige Analyse des gegenwärtigen Zeitalters ist zum Teil, ohne davon zu wissen, notwendig eine späte Spengler-Reprise. Es steht ein Mensch zu befürchten, der in eine vorgeschichtliche Phase, in die Fellachisierung, zurückfällt. Sie generiert einen Menschen, der aller tragenden, haltenden und orientierenden Kräfte beraubt ist. Es bringt den modernen Christen eine Faktizität nahe, die ihnen ganz eigen sein sollte, aber im Laufe der Modernisierung und der Verbürgerlichung des Christentums vergessen wurde.

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Das Bändchen Lammlas „Das Jahr des Heils“ ist ein lutherisches Bekenntnisbuch, ja ein kämpferisches Trutzbuch für ein wehrhaftes Christentum und eine Heimat, in die man gern zurückkehrt. Es beginnt mit Sylvester und Dreikönig. Der Schwerpunkt liegt auf der Oster- und Pfingstbotschaft. Hier wird kein schwaches und selbstgenügsames Christentum gezeigt, kein erbauliches und verbürgerlichtes Christentum, wie es Leon Bloy ein Greuel gewesen wäre, sondern ein kämpferisches. Bloy war der Pilger einer Absolutheit des Ich, für das Leiden und Schmerz erst zum Leben und zum wahren Christsein hinführten. Freilich speiste sich daraus seine Polemik gegen ein verbürgerlichtes Christentum, für das er harte Worte fand. Im „Schweinetum der Moderne“ - so Bloy - stand er als Vertreter des „Renouveau catholique“ für einen kompromißlosen Glauben.

Neben wohl nicht direkt beabsichtigten Anklängen an Bloy wird in Gedichten wie „Der Fall von Malta“ das Versagen der Christenheit gegeißelt und eine wehrhafte Kirche mit dem Bilde Michaels als Drachentöter beschworen. Näher betrachtet sind die Worte des Dichters zudem geladen mit politischer Aussagekraft und aktivistischem Pathos, wie es für eine ganze Generation politischer Philosophen stehen kann, die sich keineswegs einem Rückzug in die vita contemplativa preisgaben, sondern einen ungeheuren intellektuellen Einfluß auzuüben gewillt sind. Es liegt hier eine zivilisationskritische Ausformung eines deutschen Gegenmodernismus vor, der mit seiner Betonung von Tiefe, Schwere, Tragik und christlicher Authentizität als wesentliche Kraft im Kampf gegen die progressive Beliebigkeit und Wertnivellierung des beginnenden 20. Jahrhunderts verstanden werden kann. Das Gedicht „Actio Spes Unica“ drückt dies beispielhaft aus:

„Und die Parteien und Ideologen,

Die alles trennt, was Menschen eint,

Sie sind gemeinsam hergezogen,

Wenn nur die Kirche heißt der Feind.“

„Bald trifft man sich zu Kuschelrunden

Im guten Willen selig blind.

Man spricht nicht mehr von Christi Wunden,

Man preist Reform und frischen Wind.“

Hervorzugeben ist das Gedicht „Pilatus“, eine Charakterstudie, in der die ganze Tragik von Ratio und Mythos mit metaphysischem Humor geschildert wird. Das Buch fügt mit der Sammlung „Babylon des Worts“ eine Vielzahl kleinerer Arbeiten des Autors hinzu. Hier ist das Thema von Heimat („Die Heimat ist ein Reich, das nichts erstreitet, allein der Engel kann mich dorthin führn, …“) und Exil zentral. Der Dichter kündigt seine Heimkehr nach Thüringen an.

Im „Das Jahr des Heils“ geht es auch um die Liebe. Aber der Begriff zeigt ein breites Spektrum. Da ist die Liebe zu Gott, zur Mutter, zum Vater. Liebe und Nächstenliebe als eigenes Prinzip sind zentral, und zwar auf der Basis freier Frömmigkeit anstelle blinder Devotion. So bildet sich ein habituelles Konglomerat aus Pflicht, Kosmos, Religion als Denkbereitschaft, Tiefe, Freiheit und eben Liebe als Tugenden, die gerade als solche der Deutschen aufscheinen. Freude und Trauer haben ebenso ihren Platz in Lammlas Gedichten wie Hoffnung und immer wieder tiefer und echter Glaube. Das „Jahr des Heils“ steht für lyrische Meisterwerke, die dem Leser Kraft vermitteln.

geschrieben am 22.03.2009 | 533 Wörter | 3147 Zeichen

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