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Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud Buch 1


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Rezension von

Frank Drehmel

Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud Buch 1 Vor über 45 Jahren - am 15. Januar 1962, um genau zu sein – erblickte der Großwesir Isnogud das Licht der Welt im französischen Comic-Magazin „Record“. Seine eigene Albenreihe erhielt er in Frankreich 1966 und 1974 war das Jahr, ab dem der Ehapa Verlag eben dieses Alben auf Deutsch veröffentlichte. Im Rahmen der Ehapa Comic Collection wird nun diese 74'er-Reihe erneut aufgelegt (allerdings nicht zum ersten Mal), wobei jeweils drei Alben in einem Band zusammengefasst werden. Bemerkenswerterweise werden die Storys auch in dieser neuen Edition nicht in der chronologischen Reihenfolge ihrer Entstehung herausgegeben, sondern in jener scheinbar willkürlichen Reihenfolge, zu der sich die Produzenten der französischen Bände aus für Außenstehende nicht nachvollziehbaren Gründen dereinst entschlossen hatten. Worum geht es? Im Mittelpunkt von Tabarys und Goscinnys Geschichten, welche in einer mehr oder weniger fernen, fiktiven Vergangenheit angesiedelt sind, stehen drei Personen: der Kalif Bagdads, Harun al Pussah, sein Großwesir Isnogud sowie dessen Mietsklave und treuer Diener Tunichgud. Harun ist ein gleichermaßen gutmütiger wie sorgloser, beim einfachen Volk äußerst beliebter Herrscher, dessen Tagesablauf im Wesentlichen aus Schlafen und Essen besteht, was sich in seiner Leibesfülle niederschlägt, und dem staatstragende Verpflichtungen eher lästig sind. Auf seinen guten Großwesir hält er große Stücke, auch wenn ihm dessen Verhalten zuweilen Rätsel aufgibt. Obgleich Isnogud mit dem Amt des Großwesirs innerhalb der Bagdader Gesellschaft eine herausragende Position bekleidet – sein Kalif schätzt ihn, die einfachen Bürger fürchten ihn -, ist dieses Amt für ihn nicht herausragend genug. Dem intriganten Kerl steht der Sinn nach Höherem. Dementsprechend ist sein ganzes Trachten und Streben darauf ausgerichtet, den Kalifen vom Thron zu stoßen, um Kalif zu werden anstelle des Kalifen! Der eher gutmütige Tunichgud ist seinem Herren so treu ergeben, dass er jede Teufelei Isnoguds mitmacht, auch wenn er regelmäßig warnende Worte für den Groswesir bereithält, die dieser zu seinem und oft auch Tunichguds Schaden ebenso regelmäßig ignoriert. Die Heimat dieser drei Charaktere ist Bagdad; und zwar das Bagdad aus Tausendundeiner Nacht, die Stadt, in der sich Dschinns und Zauberer, Geister, Nixen, verrückte und geniale Erfinder, Reisende aus fernen Ländern und Zeiten – kurz und gut, allerlei merkwürdige, skurrile Zeitgenossen ihr Stelldichein geben. Für Großwesir Isnogud bedeutet dieses Vielfalt an Personen in erster Linie eine Vielfalt an Möglichkeiten und Ideen, den Kalifen aus dem Weg zu räumen, ohne dabei in Verdacht zu geraten. Seine persönliche Tragödie dabei ist die Erfolgslosigkeit dieses Unterfangens: Ob er sich eines Dschinns bedient, der Wünsche erfüllt, ob er versucht, den grausamen Sultan eines Nachbarreiches unauffällig so zu verärgern, dass dieser Haruns Kopf fordert, ob er diverse Zauber ausprobiert, die den Kalifen in einen Frosch verwandeln, in eine ferne Zeit oder auf eine ferne Insel versetzen sollen oder ob er seinen Herrscher auf einen Ausflug ohne Wiederkehr in die Wüste schickt, das Resultat von Isnoguds Bemühungen ist immer das gleiche: am Ende trifft ihn das Schicksal – oder wenigstens ein ähnlich unschönes -, welches er seinem Herrscher zugedacht hat. Es sind mehrere Aspekte, die die Isnogud-Geschichten auszeichnen und in eine Reihe mit den großen humoristischen Comic-Klassikern frankobelgischen Ursprungs wie Lucky Luke oder Asterix stellen: zunächst wäre da der grandiose Wortwitz, die zahlreichen kleine Wortspiele, die Running Gags und die Situationskomik, welche insgesamt eine Zeitlosigkeit und Frische ausstrahlen, die die Geschichten selbst nach dem zwanzigsten Lesen nicht langweilig werden lassen. Weiter ist bemerkenswert, dass im Mittelpunkt der Storys mit Isnogud ein typischer Antiheld steht, eine Figur, die immer unmoralisch, zuweilen grausam handelt bzw. handeln würde, wenn die Umstände es zuließen, die aus den unterschiedlichsten Gründen zwar immer wieder scheitert, die ihr Ziel dennoch mit fast obsessiver Besessenheit verfolgt und insofern eine Stärke an den Tag legt, die dem Leser Respekt abnötigt. Eine großer Teil der Spannung erwächst in den Geschichten aus der scheinbaren Chancenungleicheit, dem Antagonismus zwischen Isnogud und dem Kalifen, der sich sowohl im Charakter als auch im Erscheinungsbild manifestiert: während Harun al Pussah lethargisch, gutmütig, naiv, groß und beleibt ist, kommt Isnogud quirlig - fast schon hyperaktiv -, gerissen, bösartig, klein und hager daher. In dieser Konstellation besteht eigentlich kein Zweifel daran, dass der Kalif den Kürzeren ziehen muss. Und doch zieht er den genau nicht! Wenn man so etwas wie eine Botschaft in den Geschichten sehen möchte, dann vielleicht eine naive: böse Taten zahlen sich nicht aus, ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen und den Kindlichen gehört das Himmelreich. Das Artwork Tabarys steckt einerseits voller orientalischen Zauber, welcher in erster Linie in den skurrilen, schrägen Figuren und weniger in der relativ zurückhaltend gestalteten Umgebung zu Tage tritt, andererseits wirkt es in diesen ersten Bänden noch unsicher und – vor allem - uneinheitlich. Letzteres ist auf das oben angeführte obskure Vorgehen der französischen Herausgeber, Geschichten unterschiedlicher Schaffensphasen zu vermengen, zurückzuführen. Erscheinungsbild der Hauptprotagonisten - Physiognomie und Koloration – wechseln im Zweifel von Geschichte zu Geschichte, so dass man als Leser die Entwicklungen, die Tabarys Figuren durchmachen, bis sie das endgültige Aussehen der späte(re)n Storys haben, nur schwer nachvollziehen kann. Dieses ist der einzige Wermutstropfen in einer Edition, die auch hinsichtlich der Aufmachung kaum Wünsche offen lässt. Ich persönlich hätte mir zwar einen etwas umfangreicheren redaktionellen Teil gewünscht, aber für den stehen weitere acht Sammelbände zur Verfügung. Fazit: Intelligenter Sprachwitz, hinreißende Situationskomik und schräge Typen in zeitlosen Geschichten machen „Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud“ zu einem Must-have für Freunde leichter Comics.

Vor über 45 Jahren - am 15. Januar 1962, um genau zu sein – erblickte der Großwesir Isnogud das Licht der Welt im französischen Comic-Magazin „Record“. Seine eigene Albenreihe erhielt er in Frankreich 1966 und 1974 war das Jahr, ab dem der Ehapa Verlag eben dieses Alben auf Deutsch veröffentlichte. Im Rahmen der Ehapa Comic Collection wird nun diese 74'er-Reihe erneut aufgelegt (allerdings nicht zum ersten Mal), wobei jeweils drei Alben in einem Band zusammengefasst werden.

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Bemerkenswerterweise werden die Storys auch in dieser neuen Edition nicht in der chronologischen Reihenfolge ihrer Entstehung herausgegeben, sondern in jener scheinbar willkürlichen Reihenfolge, zu der sich die Produzenten der französischen Bände aus für Außenstehende nicht nachvollziehbaren Gründen dereinst entschlossen hatten.

Worum geht es? Im Mittelpunkt von Tabarys und Goscinnys Geschichten, welche in einer mehr oder weniger fernen, fiktiven Vergangenheit angesiedelt sind, stehen drei Personen: der Kalif Bagdads, Harun al Pussah, sein Großwesir Isnogud sowie dessen Mietsklave und treuer Diener Tunichgud.

Harun ist ein gleichermaßen gutmütiger wie sorgloser, beim einfachen Volk äußerst beliebter Herrscher, dessen Tagesablauf im Wesentlichen aus Schlafen und Essen besteht, was sich in seiner Leibesfülle niederschlägt, und dem staatstragende Verpflichtungen eher lästig sind. Auf seinen guten Großwesir hält er große Stücke, auch wenn ihm dessen Verhalten zuweilen Rätsel aufgibt.

Obgleich Isnogud mit dem Amt des Großwesirs innerhalb der Bagdader Gesellschaft eine herausragende Position bekleidet – sein Kalif schätzt ihn, die einfachen Bürger fürchten ihn -, ist dieses Amt für ihn nicht herausragend genug. Dem intriganten Kerl steht der Sinn nach Höherem. Dementsprechend ist sein ganzes Trachten und Streben darauf ausgerichtet, den Kalifen vom Thron zu stoßen, um Kalif zu werden anstelle des Kalifen!

Der eher gutmütige Tunichgud ist seinem Herren so treu ergeben, dass er jede Teufelei Isnoguds mitmacht, auch wenn er regelmäßig warnende Worte für den Groswesir bereithält, die dieser zu seinem und oft auch Tunichguds Schaden ebenso regelmäßig ignoriert.

Die Heimat dieser drei Charaktere ist Bagdad; und zwar das Bagdad aus Tausendundeiner Nacht, die Stadt, in der sich Dschinns und Zauberer, Geister, Nixen, verrückte und geniale Erfinder, Reisende aus fernen Ländern und Zeiten – kurz und gut, allerlei merkwürdige, skurrile Zeitgenossen ihr Stelldichein geben. Für Großwesir Isnogud bedeutet dieses Vielfalt an Personen in erster Linie eine Vielfalt an Möglichkeiten und Ideen, den Kalifen aus dem Weg zu räumen, ohne dabei in Verdacht zu geraten.

Seine persönliche Tragödie dabei ist die Erfolgslosigkeit dieses Unterfangens: Ob er sich eines Dschinns bedient, der Wünsche erfüllt, ob er versucht, den grausamen Sultan eines Nachbarreiches unauffällig so zu verärgern, dass dieser Haruns Kopf fordert, ob er diverse Zauber ausprobiert, die den Kalifen in einen Frosch verwandeln, in eine ferne Zeit oder auf eine ferne Insel versetzen sollen oder ob er seinen Herrscher auf einen Ausflug ohne Wiederkehr in die Wüste schickt, das Resultat von Isnoguds Bemühungen ist immer das gleiche: am Ende trifft ihn das Schicksal – oder wenigstens ein ähnlich unschönes -, welches er seinem Herrscher zugedacht hat.

Es sind mehrere Aspekte, die die Isnogud-Geschichten auszeichnen und in eine Reihe mit den großen humoristischen Comic-Klassikern frankobelgischen Ursprungs wie Lucky Luke oder Asterix stellen: zunächst wäre da der grandiose Wortwitz, die zahlreichen kleine Wortspiele, die Running Gags und die Situationskomik, welche insgesamt eine Zeitlosigkeit und Frische ausstrahlen, die die Geschichten selbst nach dem zwanzigsten Lesen nicht langweilig werden lassen.

Weiter ist bemerkenswert, dass im Mittelpunkt der Storys mit Isnogud ein typischer Antiheld steht, eine Figur, die immer unmoralisch, zuweilen grausam handelt bzw. handeln würde, wenn die Umstände es zuließen, die aus den unterschiedlichsten Gründen zwar immer wieder scheitert, die ihr Ziel dennoch mit fast obsessiver Besessenheit verfolgt und insofern eine Stärke an den Tag legt, die dem Leser Respekt abnötigt.

Eine großer Teil der Spannung erwächst in den Geschichten aus der scheinbaren Chancenungleicheit, dem Antagonismus zwischen Isnogud und dem Kalifen, der sich sowohl im Charakter als auch im Erscheinungsbild manifestiert: während Harun al Pussah lethargisch, gutmütig, naiv, groß und beleibt ist, kommt Isnogud quirlig - fast schon hyperaktiv -, gerissen, bösartig, klein und hager daher. In dieser Konstellation besteht eigentlich kein Zweifel daran, dass der Kalif den Kürzeren ziehen muss. Und doch zieht er den genau nicht!

Wenn man so etwas wie eine Botschaft in den Geschichten sehen möchte, dann vielleicht eine naive: böse Taten zahlen sich nicht aus, ein gutes Gewissen ist ein sanftes Ruhekissen und den Kindlichen gehört das Himmelreich.

Das Artwork Tabarys steckt einerseits voller orientalischen Zauber, welcher in erster Linie in den skurrilen, schrägen Figuren und weniger in der relativ zurückhaltend gestalteten Umgebung zu Tage tritt, andererseits wirkt es in diesen ersten Bänden noch unsicher und – vor allem - uneinheitlich. Letzteres ist auf das oben angeführte obskure Vorgehen der französischen Herausgeber, Geschichten unterschiedlicher Schaffensphasen zu vermengen, zurückzuführen. Erscheinungsbild der Hauptprotagonisten - Physiognomie und Koloration – wechseln im Zweifel von Geschichte zu Geschichte, so dass man als Leser die Entwicklungen, die Tabarys Figuren durchmachen, bis sie das endgültige Aussehen der späte(re)n Storys haben, nur schwer nachvollziehen kann.

Dieses ist der einzige Wermutstropfen in einer Edition, die auch hinsichtlich der Aufmachung kaum Wünsche offen lässt. Ich persönlich hätte mir zwar einen etwas umfangreicheren redaktionellen Teil gewünscht, aber für den stehen weitere acht Sammelbände zur Verfügung.

Fazit: Intelligenter Sprachwitz, hinreißende Situationskomik und schräge Typen in zeitlosen Geschichten machen „Die gesammelten Abenteuer des Großwesirs Isnogud“ zu einem Must-have für Freunde leichter Comics.

geschrieben am 24.01.2009 | 871 Wörter | 5284 Zeichen

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