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Whiteout: Melt


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Informationen zum Buch
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Rezension von

Frank Drehmel

Melt US-Marshal Carrie Stetko hat die Schnauze voll von KĂ€lte und Eis. Sie genießt gerade die WĂ€rme Neuseelands, als das Vaterland ruft. Russische Elite-Söldner haben einen geheimen sowjetischen, als Forschungsstation getarnten, StĂŒtzpunkt in der Antarktis ĂŒberfallen, die Belegschaft massakriert und einige Atomsprengköpfe im Auftrag der Russenmafia gestohlen. Vor Ort im ewigen Eis, in den rauchenden Ruinen der zerstörten Station trifft Carrie KapitĂ€n Alexander Iwanowitsch Kuchin, eine Elite-Ermittler der russischen Regierung. Auch wenn der Ex-Speznaz alles andere als begeistert ist, muss er wohl oder ĂŒbel einer Zusammenarbeit mit der Amerikanerin zustimmen, da sie sich ungleich besser als er in der Antarktis auskennt. Zusammen machen sie sich an die Verfolgung der Diebe, welche der KĂ€lte und den unwirtlichen Lebensbedingungen um so mehr Tribut zollen, je lĂ€nger sie auf der Flucht sind. WĂ€hrend der Verfolgung kommen sich die beiden Ermittler nĂ€her, doch Kuchins LoyalitĂ€t gehört letztlich dem russischen Volk. Und auch Carrie muss sich schließlich entscheiden, wem sie dienen will. Im Jahre 2000 gewann “Whiteout: Melt” den Eisner Award in der Kategorie “Best Limited Series”. UnabhĂ€ngig davon, wie man zu dieser Auszeichnung und ihrer VergabemodalitĂ€ten steht, sollte dieses dennoch Anlass genug sein, zumindest einen Blick in das von Cross-Cult hervorragend edierte Tradepaperback zu werfen. Was also erwartet den Leser? “Whiteout. Melt” bietet alles in allem viel Crime und Action, ein wenig Erotik sowie verhalten politische Kritik. Bedauerlicherweise sind zum einen der Plot um den Diebstahl der Atomwaffen und die anschließende Verfolgung nicht sonderlich originell, zum anderen dĂŒrfte das lakonische, fast schon beilĂ€ufige Ende der Hatz durch die Antarktis nicht jedermanns Sache sein, auch wenn es den Charakter Carrie Stetko treffend widerspiegelt. Wie im “Greg Rucka”-Interview nachzulesen, könnte man sicherlich vieles in Story und Charaktere hineininterpretieren: vom existenzialistischen Gundtenor ĂŒber die Aufhebung gesellschaftlicher Norm angesichts des archaischen Kampfes “Mensch versus Natur” bis hin zu Stetkos ambivalenter Haltung dem Eis gegenĂŒber. Aber seien wir mal ehrlich! Die meisten Comic-Leser interessieren sich höchstens am Rande fĂŒr HintergrĂŒndigkeiten und sophistische Analysen; stattdessen möchten sie “nur” eine unterhaltsame, spannende und originelle Geschichte, die sie fĂŒr eine halbe Stunde aus der BanalitĂ€t und Tristesse ihres eigenen Lebens entfĂŒhrt; und das, ohne dass der Zauber durch das Offenlegen der Konstruktion zerstört wird. Womit ich beim Lesen - freundlich ausgedrĂŒckt - wenig anfangen konnte, sind Stetkos Ein- und Ansichten ĂŒber das Eis. Passagen wie “Die Antarktis ist ein mörderisches MiststĂŒck. Sie wartet nur darauf, einen zu töten. Es ist nichts Persönliches. Dem Eis bist du egal. Es folgt nur seiner Natur.”[S.31] oder “Wenn man aufs Eis kommt, muss man als erstes einen Überlebenskurs machen. So lauten die Regeln.”[S.72] dienen zwar dazu, die Heldin als “coole Sau” aufzubauen, sind aber bei nĂ€herer Betrachtung ziemlich abgeschmackt und trivial. Das Artwork von Steve Lieber ist rundum erfreulich. Kontrastreich da, wo es nötig ist - z.B. bei der Darstellung der Figuren -, sensibel, mit aufgelösten Formen und Strichen in der Zeichnung der eisigen HintergrĂŒnde. Abwechslungsreiche EinstellungsgrĂ¶ĂŸen - vom Extreme Long Shot bis hin zu Close-Ups - in unterschiedlichen Perspektiven hinterlassen einen lebendigen, fast filmhaften Eindruck. Die liebevolle, fast schon bibliophile Aufmachung des Hardcover-Tradepaperbacks lĂ€sst - wie fĂŒr Cross-Cult ĂŒblich - keine WĂŒnsche offen und gehört nach wie vor zum Besten, was die deutsche Comic-Industrie zu bieten hat. Fazit: Die coolen Charaktere und das starke Artwork können nicht ĂŒber die SchwĂ€chen in Story und Plot hinwegtĂ€uschen. FĂŒr Fans bibliophiler Comics dennoch ein Muss.

US-Marshal Carrie Stetko hat die Schnauze voll von KĂ€lte und Eis. Sie genießt gerade die WĂ€rme Neuseelands, als das Vaterland ruft. Russische Elite-Söldner haben einen geheimen sowjetischen, als Forschungsstation getarnten, StĂŒtzpunkt in der Antarktis ĂŒberfallen, die Belegschaft massakriert und einige Atomsprengköpfe im Auftrag der Russenmafia gestohlen.

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Vor Ort im ewigen Eis, in den rauchenden Ruinen der zerstörten Station trifft Carrie KapitĂ€n Alexander Iwanowitsch Kuchin, eine Elite-Ermittler der russischen Regierung. Auch wenn der Ex-Speznaz alles andere als begeistert ist, muss er wohl oder ĂŒbel einer Zusammenarbeit mit der Amerikanerin zustimmen, da sie sich ungleich besser als er in der Antarktis auskennt.

Zusammen machen sie sich an die Verfolgung der Diebe, welche der KÀlte und den unwirtlichen Lebensbedingungen um so mehr Tribut zollen, je lÀnger sie auf der Flucht sind.

WĂ€hrend der Verfolgung kommen sich die beiden Ermittler nĂ€her, doch Kuchins LoyalitĂ€t gehört letztlich dem russischen Volk. Und auch Carrie muss sich schließlich entscheiden, wem sie dienen will.

Im Jahre 2000 gewann “Whiteout: Melt” den Eisner Award in der Kategorie “Best Limited Series”. UnabhĂ€ngig davon, wie man zu dieser Auszeichnung und ihrer VergabemodalitĂ€ten steht, sollte dieses dennoch Anlass genug sein, zumindest einen Blick in das von Cross-Cult hervorragend edierte Tradepaperback zu werfen.

Was also erwartet den Leser? “Whiteout. Melt” bietet alles in allem viel Crime und Action, ein wenig Erotik sowie verhalten politische Kritik. Bedauerlicherweise sind zum einen der Plot um den Diebstahl der Atomwaffen und die anschließende Verfolgung nicht sonderlich originell, zum anderen dĂŒrfte das lakonische, fast schon beilĂ€ufige Ende der Hatz durch die Antarktis nicht jedermanns Sache sein, auch wenn es den Charakter Carrie Stetko treffend widerspiegelt.

Wie im “Greg Rucka”-Interview nachzulesen, könnte man sicherlich vieles in Story und Charaktere hineininterpretieren: vom existenzialistischen Gundtenor ĂŒber die Aufhebung gesellschaftlicher Norm angesichts des archaischen Kampfes “Mensch versus Natur” bis hin zu Stetkos ambivalenter Haltung dem Eis gegenĂŒber.

Aber seien wir mal ehrlich! Die meisten Comic-Leser interessieren sich höchstens am Rande fĂŒr HintergrĂŒndigkeiten und sophistische Analysen; stattdessen möchten sie “nur” eine unterhaltsame, spannende und originelle Geschichte, die sie fĂŒr eine halbe Stunde aus der BanalitĂ€t und Tristesse ihres eigenen Lebens entfĂŒhrt; und das, ohne dass der Zauber durch das Offenlegen der Konstruktion zerstört wird.

Womit ich beim Lesen - freundlich ausgedrĂŒckt - wenig anfangen konnte, sind Stetkos Ein- und Ansichten ĂŒber das Eis. Passagen wie “Die Antarktis ist ein mörderisches MiststĂŒck. Sie wartet nur darauf, einen zu töten. Es ist nichts Persönliches. Dem Eis bist du egal. Es folgt nur seiner Natur.”[S.31] oder “Wenn man aufs Eis kommt, muss man als erstes einen Überlebenskurs machen. So lauten die Regeln.”[S.72] dienen zwar dazu, die Heldin als “coole Sau” aufzubauen, sind aber bei nĂ€herer Betrachtung ziemlich abgeschmackt und trivial.

Das Artwork von Steve Lieber ist rundum erfreulich. Kontrastreich da, wo es nötig ist - z.B. bei der Darstellung der Figuren -, sensibel, mit aufgelösten Formen und Strichen in der Zeichnung der eisigen HintergrĂŒnde.

Abwechslungsreiche EinstellungsgrĂ¶ĂŸen - vom Extreme Long Shot bis hin zu Close-Ups - in unterschiedlichen Perspektiven hinterlassen einen lebendigen, fast filmhaften Eindruck.

Die liebevolle, fast schon bibliophile Aufmachung des Hardcover-Tradepaperbacks lĂ€sst - wie fĂŒr Cross-Cult ĂŒblich - keine WĂŒnsche offen und gehört nach wie vor zum Besten, was die deutsche Comic-Industrie zu bieten hat.

Fazit: Die coolen Charaktere und das starke Artwork können nicht ĂŒber die SchwĂ€chen in Story und Plot hinwegtĂ€uschen. FĂŒr Fans bibliophiler Comics dennoch ein Muss.

geschrieben am 28.07.2008 | 548 Wörter | 3431 Zeichen

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