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Das schwarze Reich


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Rezension von

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Das schwarze Reich "Die radikalen sozialen, politischen, kulturellen und technologischen Umwälzungen, die dieses abgelaufene 20. Jahrhundert prägten und das Gesicht der Welt wie nie zuvor in der bekannten Geschichte veränderten, waren keine Zufälle." So beginnt das Monumentalwerk "Das schwarze Reich" von E. R. Carmin, das zuerst vor zehn Jahren im Verlag Ralph Tegtmeier erschien, seit 1997 bei Heyne verlegt wird (was mich angenehm überrascht) und trotz eher stiefmütterlicher Beachtung eine der erstaunlichsten und fundamentalsten Sachbuch-Veröffentlichungen der letzten Jahre darstellt. Und in der Tat - dass hinter den diversen Entwicklungen mehr als bloßer Zufall steckt und es stets diverse Graue Eminenzen gab, die von den "unerwarteten" Ereignissen nicht wirklich überrascht waren, zeigt sich nicht zuletzt in den Geschehnissen seit dem 11. September 2001. Doch davon soll hier nicht zu sehr die Rede sein, wenngleich sich in den Ausführungen von Carmin interessante Bezugspunkte dazu finden lassen, die einiges erhellen. Und das, obwohl Carmin zur Zeit der Veröffentlichung natürlich noch nichts von den zukünftigen Veränderungen ahnen konnte - oder vielleicht doch ein wenig, wenn man die verschiedenen Muster und Hintergründe besser zu verstehen beginnt. Zumindest sind Erwähnungen zu Machenschaften in den Neunzigern, einschließlich des damaligen Golfkriegs, ein hilfreiches Puzzle-Stück für ein Gesamtbild, das an sich bereits erschütternd genug sein dürfte. Die Tatsache, dass Großvater Prescott Bush dabei als ein Vermögensverwalter Hitlers und Hauptgeldwäscher für Nazitransaktionen auftaucht sowie die Tatsache, dass der Grundstock für das Bush-Vermögen aus Geschäften mit Nazi-Deutschland stammte, damals aufgebaut u.a. im Verein mit Baron Thyssen und Prinz Bernhard der Niederlande, ist bereits bezeichnend genug. Der Flachland-Prinz ist dabei ein "Globalisierungsfreund" besonderer Art, der natürlich rein zufällig auch die "Bilderberger"-Treffen ins Leben rief, die bedeutendsten Zusammenkünfte von Politik, Hochfinanz, Kirchen, Wirtschaft und Medienmogulen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die erst in den Siebzigern unangenehmerweise publik wurden. Auch taucht so mancher Name noch in Carmins bis 1992 reichender Abhandlung auf, der jetzt im imperialen Kabinett an Bushs Seite erneut (bzw. noch immer) von Bedeutung ist. Allein unter diesem Blickwinkel eine faszinierende Lektüre, befreit von der Versuchung, Verbindungen zu aktuellen Ereignissen herstellen zu wollen, denn diese waren noch ferne Zukunft für Carmin. Um allerlei "Zufälle" und Hintergründe der besonderen Art geht es Carmin auch vorrangig in seinem erstaunlichen Werk, das seinen Anfang mit Betrachtungen zum Dritten Reich nimmt, wie es Aufmachung und Titel durchaus bereits vermuten lassen. Aber im Laufe der Darstellung geht der Autor deutlich über diesen Themenrahmen hinaus, wenn zunehmend die Frage danach brennend wird, wer wie und warum da offenkundig manipulativ in das Weltgeschehen eingreift, und vor allem: einzugreifen imstande ist. Politisch korrekt dressierte Gutmenschen, eifrige "Spiegel"-Leser und jene, die es immer gern eine Spur bequemer in ihrem Weltverständnis haben - Realitätstunnelblick gratis inklusive, Bob, und das alles zum Supersondervorzugspreis eines völlig verödeten Lebens im kognitiven Gleichschritt - , werden an dieser Stelle vermutlich bereits müde lächelnd abwinken und mit dem neuen verbalen Totschlaghammer "Verschwörungstheorie" winken, noch bevor die eigentlichen Inhalte dargelegt und die Darstellungsweise ausgeführt wurden. Um zu sehen, was wir nun mit diesem hässlichen, gezielt in seiner Bedeutung umgepolten Neusprechwort anfangen können, möchte ich aus einem Vortrag von Mathias Bröckers an der Freien Universität Berlin zitieren: "Verschwörungen sind eigentlich das Selbstverständlichste der Welt: A und B verabreden sich hinter dem Rücken von C, um sich einen Vorteil zu verschaffen. [...] Verschwörungstheorien haben eine besondere Eigenschaft, die sie so attraktiv machen: sie reduzieren Komplexität. Vielschichtige, komplexe Ursachen von Ereignissen werden auf einen einfachen Sündenbock reduziert. Dieser Sündenbock-Mechanismus ist uns offenbar sogar genetisch eingebaut - schon Schimpansen haben die Eigenschaft, bei Blitz und Donner auf Hügel zu rennen und mit der Faust oder gar Knüppeln gen Himmel zu drohen. Für das chaotische Ungemach, das über sie hereingebrochen ist, machen sie einen vermeintlichen Drahtzieher im Himmel verantwortlich." Nun, der erste Teil ist sicherlich in den hier dargelegten Betrachtungen gegeben und eine Selbstverständlichkeit in Politik und Wirtschaft, wobei im ersten Falle die Frage besteht, inwiefern damit ein demokratisches Mandat eingelöst wird. Den zweiten Teil in "Das schwarze Reich" ausfindig machen zu wollen, dürfte ein aussichtsloses Unterfangen sein. Natürlich werden Namen und Drahtzieher genannt, und davon hunderte, aber es ergibt sich kein simplifizierendes Gesamtbild (Oh nein, simpel nachzuvollziehen und schön handlich sind die Buchinhalte nun wirklich in keiner Weise!), es zeigt sich kein zentral Schuldiger, keine zentral verantwortliche Organisation, keine klare Linie der ideologischen Argumentation, wie dies bei "der großen Erzählung von Osama und den 19 Räubern" [Bröckers] und der so herrlich mit einem handlichen Feindbild ausstaffierten islamischen Schläferverschwörung der Fall ist. Kurzum: Werfen wir dieses orwellsche Manipulationsinstrument der öffentlichen Meinung über Bord und widmen uns wieder dem Wesentlichen, nämlich dem mir vorliegenden Buch. "Geheimgesellschaften und Politik im 20. Jahrhundert" lautet der Untertitel von Carmins Buch, und das trifft den Inhalt durchaus besser, auch wenn vom Dritten Reich und seinen Hintergründen der Ausgangspunkt genommen wird. "Das schwarze Reich" ist letztlich in zwei wesentliche Hauptteile gegliedert: Das Nazi-Reich mit seinen eigentlichen, von den Historikern sorgsam ausgeblendeten Ursprüngen und die Nachkriegszeit bis 1992 mit all ihren geopolitischen Verwicklungen, für deren Fundament die Experimente des Naziregimes wie des Ostblockkommunismus wesentliche Voraussetzungen waren. Die begründete Kernthese dabei ist, dass sich das Dritte Reich mit all seinen Auswüchsen aus dem okkulten Untergrund entwickelt hat und aus okkult-magischen Gesellschaften hervorging, wofür Thule oder die Theosophie nur Beispiele wären. Nirgends sonst sind die okkulten Hintergründe so massiv und offen zu Tage getreten wie während des Naziregimes, daher eignet es sich am besten für eine Analyse der Einflüsse okkulten Gedankengutes auf Politik und Gesellschaft. Und dass allerlei Logen sowie mehr oder minder geheime Gesellschaften eine deutliche Rolle spielen, haben nicht zuletzt die in den Achtzigern aufgeflogene (aber dank Berlusconi, Vatikan, Mafia und Konsorten noch immer ausreichend einflussreiche) "Propaganda due" Italiens sowie die Verbindungen der amerikanischen "Skull & Bones" (Bush lässt erneut grüßen) gezeigt. In die gleiche Liste gehören natürlich auch die diversen vatikanisch unterstützten Bewegungen wie das faschistisch umtriebene und bereits mit General Franco kooperierende katholische "Opus dei". Die Einflussnahme solcher Gruppierungen spielt nicht nur eine Randrolle, sondern ist zentraler Punkt beim Aufbau des "novus ordo seclorum", der Neuen Weltordnung, des Neuen Europa, der Globalisierungspolitik, und wie die diversen austauschbaren Neusprech-Euphemismen nicht alle heißen; derzeit vorangetrieben vom wunderbar praktikablen "war on terror" mittels "humanitärer Intervention" nach eigenem Definitionsgrad (wofür sich schon der Kosovo und angrenzende Bevölkerungsgruppen herzlich bedankt haben), was sogar die als globalpolitisches Werkzeug der Mächtigen initialisierten Vereinten Nationen, nicht zuletzt dank diverser Machtdemonstrationen und geschickter Neudefinitionen, mithin ihrer Nützlichkeit enthoben hat. Auf die humanitären Interventionen, imperiale Machtspiele und politische Verbalakrobatik werde ich demnächst in einer Rezension zu Noam Chomsky eingehen. Carmin beginnt seine Betrachtungen zum Ende des 19. Jahrhunderts, als okkulte Vereinigungen wie der Hermetische Orden der Goldenen Dämmerung, der Orden vom Silbernen Stern, der Ordo Templi Orientis, die Fraternitas Saturni, Skull & Bones, der Thule-Orden mit seiner Fußvolk-Peripherie aus Thule-Gesellschaft und später diversen Verlagen, Arbeiterbünden etc., diverse Freimaurer- und Rosenkreuzerlogen, völkische und germanische Logen und Zirkel usw. zu enormer Bedeutung gelangten und in ihren Reihen die bedeutendsten Persönlichkeiten vorweisen konnten. Zu diesen historisch bedeutsamen Personen, die in derlei Bündnissen organisiert waren, zählen u.a. (Zusammenstellung aus mehreren Referenzwerken bei vornehmlicher Nennung der im Buch auftauchenden Personen): Helena Petrovna Blavatski Franz Hartmann Annie Besant Karl Kellner Rudolf Steiner Rudolf Freiherr von Sebottendorf Werner List Jörg Lanz von Liebenfels Theodor Reuß Winston Churchill Lloyd George MacGregor Matthers A. E. Waite Eliphas Levi William Butler Yeats Claude Debussy Emma Calvi Robert Fludd Clinton Roosevelt Harry Spencer Truman Gerald Ford König Gustav IV. Napoleon I. und sein General Kléber König Murat von Neapel Adam Weishaupt Jean Baptiste Bernadotte Aleister Crowley Bram Stoker Sir Gerald Kelly Gustav Meyrink Alan Benett Eugen Grosche (Gregor A. Gregorius) Guido von List Rudolf Heß Karl Haushofer Alfred Rosenberg Adolf Hitler Hermann Göring Heinrich Himmler ..., wobei Letztere vornehmlich dem Thule-Orden zugeordnet werden können, in dem allerlei andere magische Schulen und Weltsichten vermengt wurden. Die Zusammenstellung ist ohne die jeweilige Gruppenzuordnung, denn es lässt sich feststellen, dass die meisten davon in diversen Gruppierungen aktiv waren. Auch wem nicht alle Namen etwas sagen sollten, der wird manch bekannten Politiker oder Künstler darunter entdecken. Aus diesen sich neu formenden Weltbildern heraus entsteht nun u.a. das Thule-Bündnis, daraus wiederum so manch anderer Bund als Satellitengebilde, und wie es dann zur Reichsgründung und Machtergreifung kommen konnte, mit wessen Unterstützung und auf welch eigentümlichen Wegen, das mag der geneigte Leser bei Carmin nachlesen. Wahrhaft erhellend. In jedem Falle waren sowohl die mit den Ordenszugehörigkeiten verbundenen Bekanntschaften und Verflechtungen wie auch die dahinter stehenden okkulten Weltsichten entscheidend für die politischen Entwicklungen jener Zeit, ebenso wie sie es auch heute noch sind. Im zweiten Teil nun geht es um die Neuordnung nach dem zweiten Weltkrieg, eine Neuordnung übrigens, die schon lange vorgeplant war und ebenso wenig überraschend kam wie der Krieg selbst. Zumindest, wenn man Äußerungen betrachtet wie "Wir werden Hitler den Krieg aufzwingen, ob er will oder nicht!" (Churchill, 1936) oder "Wir haben ein schriftliches Dokument, das uns Krieg in zwanzig Jahren garantiert" (Lloyd George, 1919 nach Unterzeichnung des Versailler Vertrages), oder wenn man sich fragt, warum Roosevelt bereits 1937 die Rüstung massiv hochfahren ließ (während die Welt zeitgleich positiv beeindruckt die u.a. von Coca Cola gesponserten Olympischen Spiele in Berlin verfolgte), obwohl ja noch niemand von den unerwarteten Greueln, die kommen sollten, etwas ahnen konnte, nicht wahr. Nun, in diesem zweiten Teil, nach einer sehr ausführlichen Beleuchtung des okkulten Untergrundes, der vielfältigen personalen Verflechtungen auf Logen-, Wirtschafts- und Politikebene, einer auch psychologisch interessanten Einführung in das okkulte Denken seit der Jahrundertwende (die Idee vom Übermenschen, von Rassenüberlegenheiten usw. hatte ja nun wirklich nicht zuerst Hitler während einer Erleuchtung auf dem Abort), tauchen zwar immer noch diverse Bruderschaften wie die oben erwähnte "Propaganda due" auf, doch allgemein beendet Carmin hier die esoterischen Betrachtungen. Nach dem Krieg spielen die "alten" Verbindungen weiterhin eine wesentliche Rolle, fließen zudem in Neugründungen wie die verschiedenen Geheim- und Nachrichtendienste (unter massiver Verwendung des Nazi-Personals und ihrer Netzwerke), die UN, den Council on Foreign Relations, die Trilaterale Kommission, die Bilderberger, das Wirtschaftsforum, die Propaganda due usw. ein und läuten eine neue Phase für die Bestrebungen der Weltverbesserer und -neuordner ein. Es gibt dabei keine zentrale Person oder Instanz, auch keine lineare Abfolge oder kausale Linie. Nein, letztlich wird alles so komplex, dass Eines in das Andere einfließt und sich gegenseitig beeinflusst, zum guten Teil sogar scheinbar gegen einander arbeitet oder sich gegenseitig auszuschließen scheint. Doch wenn man beispielsweise die personellen und finanziellen Bande zwischen Kommunisten, Vatikan und us-amerikanischen Einflusszonen betrachtet, dürfen arge Zweifel an diversen medienträchtig inszenierten Feindschaften aufkommen (obwohl ein offizielles Embargo bestand, war zum Beispiel die Finanzierung der Oktoberrevolution nicht die einzige Einflussnahme amerikanischer Banken und Firmeninteressen auf das Ostblockexperiment, ebenso wie eben auch die deutschen Nationalsozialisten massiv unterstützt und überdies auch offiziell, ebenso wie Mussolini, lange Zeit weltweit für ihre Errungenschaften und Politikführung hoch gelobt wurden). Wenn die mannigfaltigen Verflechtungen und Namen es bereits im ersten Teil notwendig machten, dass ich mir eine Beziehungsskizze der wesentlichen Akteure notieren musste, so wird die Informationsflut im zweiten Teil dank hinzu kommender Firmen, Kartelle, Geheimdienste, Banken und dergleichen mehr schier erschlagend unüberschaubar. Aber speziell das Nachvollziehen des Weges der Gelder sowie der Feder führenden Banken- und Wirtschaftsmogule ist eine erhellende Erfahrung. Neben dem Verständnis für die Wurzeln dieser Entwicklungen im Okkulten bewirken diese Ausführungen mit Sicherheit zumindest eines: Eine Ahnung davon, dass es letztlich unerheblich ist, wer welche "demokratischen" Wahlen gewinnt, wen man gerade wieder als "gut" oder "böse" ansieht oder darstellt oder vor allem, was in Zeitungen und Geschichtsbüchern wohldiktiert nachzulesen ist � es ist stets die gleiche Sorte Gutmenschen, die zum Wohle aller, für Frieden, Stabilität und Sicherheit, ganz altruistisch die Fäden zieht, um jenen den Weg zu weisen, die den "großen Plan" nicht durchschauen können und daher wie Kinder bei der Hand genommen und auf den rechten Pfad geführt werden müssen. Hierbei zeigt sich ein erstaunlicher Gleichklang im Marschschritt der Großen und Mächtigen (die besonders in unserer wirtschaftlich kontrollierten Welt des schnellen und oberflächlichen Konsums nicht identisch sein müssen mit den Figuren, die sich der Wählerschaft als Wagenlenker und Steuermann präsentieren), unabhängig von äußeren Konfessionen und scheinbar widersprüchlichen Weltbildern. Es gibt keine simple Trennung des Weltgeschehens in Blöcke, in Achsen des Bösen, in ein "Wer nicht mit uns ist, ist für die Terroristen". Das sind Verschwörungstheorien reinsten Wassers. Vereinfachende Sündenbockkonzepte und bipolare Logik, das Valium für die Massen, verbunden mit politisch delikaten Ausdrucksformen. Um die ohnehin bereits übermäßig ausführliche Buchvorstellung (man möge mir verzeihen) nicht gänzlich ausufern zu lassen, möchte ich die inhaltliche Betrachtung hierbei bewenden lassen und noch einige Worte zur Veröffentlichung an sich niederschreiben. Carmin präsentiert seine extrem gründlich recherchierten und weit reichenden Informationen (die letztlich sogar nur ein sehr komprimiertes Kompendium darstellen � erschreckend genug) auf gut 600 klein gedruckten Buchseiten. Hinzu kommen fast 300 Seiten mit 1336 Anmerkungen und Quellenverweisen (die teils selbst wieder längere Ausführungen sind), einer ausufernden Bibliographie sowie einem Personen- und Sachregister von 85 Seiten. Eine enorme Leistung, die "Das schwarze Reich" auch als Referenzenbuch und Nachschlagewerk unentbehrlich macht. Aussagen sind gründlich belegt und kommentiert, unsichere Informationen oder Hörensagen werden als solche gekennzeichnet, aber zu einer Abrundung des Bildes dennoch verwendet. Dass es dem Leser selbst obliegt, dabei für sich zu selektieren und Quellen sowie Sekundärliteratur für ein eigenes Gesamtbild heranzuziehen, versteht sich von selbst. Es ist übrigens erstaunlich, wie gut es Carmin trotz der enormen Informationsdichte versteht, eine thematische wie zeitliche Linie beizubehalten. "Das schwarze Reich" ist eine unentbehrliche Quelle der Information für jeden aufgeschlossenen Zeitgenossen, der unter Wahrnehmung seiner demokratischen Rechte und Pflichten mehr versteht als Generalsgehorsam, geistlosen Medienkonsum und das unreflektierte Übersichergehenlassen selbstzufriedener Fremdbeeinflussung. Die geflüsterten Vorgänge hinter der Bühne sind es, die die Gesamtzusammenhänge deutlich werden lassen, nicht das oberflächliche, abgesprochene Schauspiel auf der Bühne; und die Souffleure haben deutlich mehr zu sagen als die dem Publikum präsentierten Akteure. Geschichte wird von den Siegern und Mächtigen diktiert und geschrieben. Für ein vollständigeres und basales historisches Verständnis neuerer Geschichte bis in die aktuelle Gegenwart hinein jedenfalls ist die Lektüre dieses Werkes akademischen Anspruchs (aber dennoch mit einem erfrischend zynischen Unterton versehen und trotz Schachtelsatzbaus, wie ihn auch der Schreiber dieser Rezension nur allzu oft produziert, fesselnd zu lesen) unverzichtbar. Inhaltsverzeichnis: Vorwort "Von einem fremden Planeten..." Von Thule nach Wien und München Schwarze Magie unter dem Hakenkreuz Die unsichtbaren Meister Goldene Morgendämmerung über London "Töte und foltere, schone nicht!" Die Übermenschen von Agarthi Ein Institut zur Entwicklung des Menschen Die frohe Botschaft des magischen Sozialismus Knetmasse für ein neues Menschentum Wir machen die Melodie, und Hitler tanzt danach Eine alte Karte mit modernen Grenzen Ein Auftrag für den Freiherrn "von der Rose" Sebottendorfs "germanische Loge" Eingeweihte und Nichteingeweihte Die Keimzelle der NSDAP Kampfzeit für Thule "Trebitsch-Lincoln im Komplott mit Wilhelm ..." Ein umherirrender Hund auf der Suche nach seinem Herrn Hitler und die Heilige Zahl 7 Das Noviziat bei Meister Eckart "Wir brauchen einen Diktator!" Thule wird liquidiert Letzter Schliff in Landsberg Der Kampf der Götter Der Mensch als werdender Gott Weiße oder Schwarze Magie? Jede Tat ist sinnvoll, auch das Verbrechen Übermenschen, Untermenschen und Sklaven Die Planlandschaften der Zukunft Rassismus als Mittel zum Zweck Magie gegen Intellekt Die Gegenwelt aus Eis und Feuer Gottmensch und Massenmensch Die Juden und die Welt der bloßen Vernunft Die Schwarze Orden Himmlers "Jesuitenstaat" Zuchtelite und Tötungsmaschine Eine andere Welt, eine andere Moral, eine andere Ehre Laienbrüder, Priester und Hohepriester Die Gußform für die Gesellschaft der Zukunft In der Sippe ewiger Kette bist du nur ein Glied ... "Den Hauch des Bösen hat er nicht gesehn ..." Götterdämmerung Ein schlechter Stern über England Und die im Dunklen sieht man doch ... Die Verschwörung der Verschwörer Im Zeichen des Dollars Im Zeichen des Pentagramms Bakunins "Oberster Freiheitskämpfer" Das schielende Auge Gottes Wenn nur die Zwecke erfüllt werden Wir werden eine Weltregierung haben! Und immer wieder: Der werdende Gott Hitler und der Heilige Gral Was suchte Himmler im Montségur? Multinationale Kapitalisten und Banker: Die Templer Die Hohe Schule der geheimen Macht Reformation im Zeichen der Rose Dein ist die Rache, o Herr! Die Ritter der Vereinigten Staaten von Europa Die verborgene Kraft der Geschichte Die Gegenkirche Die Weisen von Sion ... Das Haus der Neuen Ordnung Das Reich zerfiel ... Nazis, CIA und Vatikan: Das Fundament Ein multinationaler Konzern Das Netzwerk Die Moslem-Connection Das Khomeini-Projekt Welt-Theater am Persischen Golf Der europäische Untergrund Nationalismus + Sozialismus = Europa? Am Anfang war ... die Korruption Die Neue Weltordnung Anhang Anmerkungen Bibliographie Personen- und Sachregister

"Die radikalen sozialen, politischen, kulturellen und technologischen Umwälzungen, die dieses abgelaufene 20. Jahrhundert prägten und das Gesicht der Welt wie nie zuvor in der bekannten Geschichte veränderten, waren keine Zufälle."

So beginnt das Monumentalwerk "Das schwarze Reich" von E. R. Carmin, das zuerst vor zehn Jahren im Verlag Ralph Tegtmeier erschien, seit 1997 bei Heyne verlegt wird (was mich angenehm überrascht) und trotz eher stiefmütterlicher Beachtung eine der erstaunlichsten und fundamentalsten Sachbuch-Veröffentlichungen der letzten Jahre darstellt.

Und in der Tat - dass hinter den diversen Entwicklungen mehr als bloßer Zufall steckt und es stets diverse Graue Eminenzen gab, die von den "unerwarteten" Ereignissen nicht wirklich überrascht waren, zeigt sich nicht zuletzt in den Geschehnissen seit dem 11. September 2001. Doch davon soll hier nicht zu sehr die Rede sein, wenngleich sich in den Ausführungen von Carmin interessante Bezugspunkte dazu finden lassen, die einiges erhellen. Und das, obwohl Carmin zur Zeit der Veröffentlichung natürlich noch nichts von den zukünftigen Veränderungen ahnen konnte - oder vielleicht doch ein wenig, wenn man die verschiedenen Muster und Hintergründe besser zu verstehen beginnt. Zumindest sind Erwähnungen zu Machenschaften in den Neunzigern, einschließlich des damaligen Golfkriegs, ein hilfreiches Puzzle-Stück für ein Gesamtbild, das an sich bereits erschütternd genug sein dürfte.

Die Tatsache, dass Großvater Prescott Bush dabei als ein Vermögensverwalter Hitlers und Hauptgeldwäscher für Nazitransaktionen auftaucht sowie die Tatsache, dass der Grundstock für das Bush-Vermögen aus Geschäften mit Nazi-Deutschland stammte, damals aufgebaut u.a. im Verein mit Baron Thyssen und Prinz Bernhard der Niederlande, ist bereits bezeichnend genug. Der Flachland-Prinz ist dabei ein "Globalisierungsfreund" besonderer Art, der natürlich rein zufällig auch die "Bilderberger"-Treffen ins Leben rief, die bedeutendsten Zusammenkünfte von Politik, Hochfinanz, Kirchen, Wirtschaft und Medienmogulen unter Ausschluss der Öffentlichkeit, die erst in den Siebzigern unangenehmerweise publik wurden. Auch taucht so mancher Name noch in Carmins bis 1992 reichender Abhandlung auf, der jetzt im imperialen Kabinett an Bushs Seite erneut (bzw. noch immer) von Bedeutung ist. Allein unter diesem Blickwinkel eine faszinierende Lektüre, befreit von der Versuchung, Verbindungen zu aktuellen Ereignissen herstellen zu wollen, denn diese waren noch ferne Zukunft für Carmin.

Um allerlei "Zufälle" und Hintergründe der besonderen Art geht es Carmin auch vorrangig in seinem erstaunlichen Werk, das seinen Anfang mit Betrachtungen zum Dritten Reich nimmt, wie es Aufmachung und Titel durchaus bereits vermuten lassen. Aber im Laufe der Darstellung geht der Autor deutlich über diesen Themenrahmen hinaus, wenn zunehmend die Frage danach brennend wird, wer wie und warum da offenkundig manipulativ in das Weltgeschehen eingreift, und vor allem: einzugreifen imstande ist.

Politisch korrekt dressierte Gutmenschen, eifrige "Spiegel"-Leser und jene, die es immer gern eine Spur bequemer in ihrem Weltverständnis haben - Realitätstunnelblick gratis inklusive, Bob, und das alles zum Supersondervorzugspreis eines völlig verödeten Lebens im kognitiven Gleichschritt - , werden an dieser Stelle vermutlich bereits müde lächelnd abwinken und mit dem neuen verbalen Totschlaghammer "Verschwörungstheorie" winken, noch bevor die eigentlichen Inhalte dargelegt und die Darstellungsweise ausgeführt wurden.

Um zu sehen, was wir nun mit diesem hässlichen, gezielt in seiner Bedeutung umgepolten Neusprechwort anfangen können, möchte ich aus einem Vortrag von Mathias Bröckers an der Freien Universität Berlin zitieren:

"Verschwörungen sind eigentlich das Selbstverständlichste der Welt: A und B verabreden sich hinter dem Rücken von C, um sich einen Vorteil zu verschaffen. [...] Verschwörungstheorien haben eine besondere Eigenschaft, die sie so attraktiv machen: sie reduzieren Komplexität. Vielschichtige, komplexe Ursachen von Ereignissen werden auf einen einfachen Sündenbock reduziert. Dieser Sündenbock-Mechanismus ist uns offenbar sogar genetisch eingebaut - schon Schimpansen haben die Eigenschaft, bei Blitz und Donner auf Hügel zu rennen und mit der Faust oder gar Knüppeln gen Himmel zu drohen. Für das chaotische Ungemach, das über sie hereingebrochen ist, machen sie einen vermeintlichen Drahtzieher im Himmel verantwortlich."

Nun, der erste Teil ist sicherlich in den hier dargelegten Betrachtungen gegeben und eine Selbstverständlichkeit in Politik und Wirtschaft, wobei im ersten Falle die Frage besteht, inwiefern damit ein demokratisches Mandat eingelöst wird. Den zweiten Teil in "Das schwarze Reich" ausfindig machen zu wollen, dürfte ein aussichtsloses Unterfangen sein. Natürlich werden Namen und Drahtzieher genannt, und davon hunderte, aber es ergibt sich kein simplifizierendes Gesamtbild (Oh nein, simpel nachzuvollziehen und schön handlich sind die Buchinhalte nun wirklich in keiner Weise!), es zeigt sich kein zentral Schuldiger, keine zentral verantwortliche Organisation, keine klare Linie der ideologischen Argumentation, wie dies bei "der großen Erzählung von Osama und den 19 Räubern" [Bröckers] und der so herrlich mit einem handlichen Feindbild ausstaffierten islamischen Schläferverschwörung der Fall ist. Kurzum: Werfen wir dieses orwellsche Manipulationsinstrument der öffentlichen Meinung über Bord und widmen uns wieder dem Wesentlichen, nämlich dem mir vorliegenden Buch.

"Geheimgesellschaften und Politik im 20. Jahrhundert" lautet der Untertitel von Carmins Buch, und das trifft den Inhalt durchaus besser, auch wenn vom Dritten Reich und seinen Hintergründen der Ausgangspunkt genommen wird. "Das schwarze Reich" ist letztlich in zwei wesentliche Hauptteile gegliedert: Das Nazi-Reich mit seinen eigentlichen, von den Historikern sorgsam ausgeblendeten Ursprüngen und die Nachkriegszeit bis 1992 mit all ihren geopolitischen Verwicklungen, für deren Fundament die Experimente des Naziregimes wie des Ostblockkommunismus wesentliche Voraussetzungen waren.

Die begründete Kernthese dabei ist, dass sich das Dritte Reich mit all seinen Auswüchsen aus dem okkulten Untergrund entwickelt hat und aus okkult-magischen Gesellschaften hervorging, wofür Thule oder die Theosophie nur Beispiele wären. Nirgends sonst sind die okkulten Hintergründe so massiv und offen zu Tage getreten wie während des Naziregimes, daher eignet es sich am besten für eine Analyse der Einflüsse okkulten Gedankengutes auf Politik und Gesellschaft. Und dass allerlei Logen sowie mehr oder minder geheime Gesellschaften eine deutliche Rolle spielen, haben nicht zuletzt die in den Achtzigern aufgeflogene (aber dank Berlusconi, Vatikan, Mafia und Konsorten noch immer ausreichend einflussreiche) "Propaganda due" Italiens sowie die Verbindungen der amerikanischen "Skull & Bones" (Bush lässt erneut grüßen) gezeigt. In die gleiche Liste gehören natürlich auch die diversen vatikanisch unterstützten Bewegungen wie das faschistisch umtriebene und bereits mit General Franco kooperierende katholische "Opus dei".

Die Einflussnahme solcher Gruppierungen spielt nicht nur eine Randrolle, sondern ist zentraler Punkt beim Aufbau des "novus ordo seclorum", der Neuen Weltordnung, des Neuen Europa, der Globalisierungspolitik, und wie die diversen austauschbaren Neusprech-Euphemismen nicht alle heißen; derzeit vorangetrieben vom wunderbar praktikablen "war on terror" mittels "humanitärer Intervention" nach eigenem Definitionsgrad (wofür sich schon der Kosovo und angrenzende Bevölkerungsgruppen herzlich bedankt haben), was sogar die als globalpolitisches Werkzeug der Mächtigen initialisierten Vereinten Nationen, nicht zuletzt dank diverser Machtdemonstrationen und geschickter Neudefinitionen, mithin ihrer Nützlichkeit enthoben hat. Auf die humanitären Interventionen, imperiale Machtspiele und politische Verbalakrobatik werde ich demnächst in einer Rezension zu Noam Chomsky eingehen.

Carmin beginnt seine Betrachtungen zum Ende des 19. Jahrhunderts, als okkulte Vereinigungen wie der Hermetische Orden der Goldenen Dämmerung, der Orden vom Silbernen Stern, der Ordo Templi Orientis, die Fraternitas Saturni, Skull & Bones, der Thule-Orden mit seiner Fußvolk-Peripherie aus Thule-Gesellschaft und später diversen Verlagen, Arbeiterbünden etc., diverse Freimaurer- und Rosenkreuzerlogen, völkische und germanische Logen und Zirkel usw. zu enormer Bedeutung gelangten und in ihren Reihen die bedeutendsten Persönlichkeiten vorweisen konnten.

Zu diesen historisch bedeutsamen Personen, die in derlei Bündnissen organisiert waren, zählen u.a. (Zusammenstellung aus mehreren Referenzwerken bei vornehmlicher Nennung der im Buch auftauchenden Personen):

Helena Petrovna Blavatski

Franz Hartmann

Annie Besant

Karl Kellner

Rudolf Steiner

Rudolf Freiherr von Sebottendorf

Werner List

Jörg Lanz von Liebenfels

Theodor Reuß

Winston Churchill

Lloyd George

MacGregor Matthers

A. E. Waite

Eliphas Levi

William Butler Yeats

Claude Debussy

Emma Calvi

Robert Fludd

Clinton Roosevelt

Harry Spencer Truman

Gerald Ford

König Gustav IV.

Napoleon I. und sein General Kléber

König Murat von Neapel

Adam Weishaupt

Jean Baptiste Bernadotte

Aleister Crowley

Bram Stoker

Sir Gerald Kelly

Gustav Meyrink

Alan Benett

Eugen Grosche (Gregor A. Gregorius)

Guido von List

Rudolf Heß

Karl Haushofer

Alfred Rosenberg

Adolf Hitler

Hermann Göring

Heinrich Himmler

..., wobei Letztere vornehmlich dem Thule-Orden zugeordnet werden können, in dem allerlei andere magische Schulen und Weltsichten vermengt wurden. Die Zusammenstellung ist ohne die jeweilige Gruppenzuordnung, denn es lässt sich feststellen, dass die meisten davon in diversen Gruppierungen aktiv waren. Auch wem nicht alle Namen etwas sagen sollten, der wird manch bekannten Politiker oder Künstler darunter entdecken.

Aus diesen sich neu formenden Weltbildern heraus entsteht nun u.a. das Thule-Bündnis, daraus wiederum so manch anderer Bund als Satellitengebilde, und wie es dann zur Reichsgründung und Machtergreifung kommen konnte, mit wessen Unterstützung und auf welch eigentümlichen Wegen, das mag der geneigte Leser bei Carmin nachlesen. Wahrhaft erhellend. In jedem Falle waren sowohl die mit den Ordenszugehörigkeiten verbundenen Bekanntschaften und Verflechtungen wie auch die dahinter stehenden okkulten Weltsichten entscheidend für die politischen Entwicklungen jener Zeit, ebenso wie sie es auch heute noch sind.

Im zweiten Teil nun geht es um die Neuordnung nach dem zweiten Weltkrieg, eine Neuordnung übrigens, die schon lange vorgeplant war und ebenso wenig überraschend kam wie der Krieg selbst. Zumindest, wenn man Äußerungen betrachtet wie "Wir werden Hitler den Krieg aufzwingen, ob er will oder nicht!" (Churchill, 1936) oder "Wir haben ein schriftliches Dokument, das uns Krieg in zwanzig Jahren garantiert" (Lloyd George, 1919 nach Unterzeichnung des Versailler Vertrages), oder wenn man sich fragt, warum Roosevelt bereits 1937 die Rüstung massiv hochfahren ließ (während die Welt zeitgleich positiv beeindruckt die u.a. von Coca Cola gesponserten Olympischen Spiele in Berlin verfolgte), obwohl ja noch niemand von den unerwarteten Greueln, die kommen sollten, etwas ahnen konnte, nicht wahr.

Nun, in diesem zweiten Teil, nach einer sehr ausführlichen Beleuchtung des okkulten Untergrundes, der vielfältigen personalen Verflechtungen auf Logen-, Wirtschafts- und Politikebene, einer auch psychologisch interessanten Einführung in das okkulte Denken seit der Jahrundertwende (die Idee vom Übermenschen, von Rassenüberlegenheiten usw. hatte ja nun wirklich nicht zuerst Hitler während einer Erleuchtung auf dem Abort), tauchen zwar immer noch diverse Bruderschaften wie die oben erwähnte "Propaganda due" auf, doch allgemein beendet Carmin hier die esoterischen Betrachtungen.

Nach dem Krieg spielen die "alten" Verbindungen weiterhin eine wesentliche Rolle, fließen zudem in Neugründungen wie die verschiedenen Geheim- und Nachrichtendienste (unter massiver Verwendung des Nazi-Personals und ihrer Netzwerke), die UN, den Council on Foreign Relations, die Trilaterale Kommission, die Bilderberger, das Wirtschaftsforum, die Propaganda due usw. ein und läuten eine neue Phase für die Bestrebungen der Weltverbesserer und -neuordner ein. Es gibt dabei keine zentrale Person oder Instanz, auch keine lineare Abfolge oder kausale Linie.

Nein, letztlich wird alles so komplex, dass Eines in das Andere einfließt und sich gegenseitig beeinflusst, zum guten Teil sogar scheinbar gegen einander arbeitet oder sich gegenseitig auszuschließen scheint. Doch wenn man beispielsweise die personellen und finanziellen Bande zwischen Kommunisten, Vatikan und us-amerikanischen Einflusszonen betrachtet, dürfen arge Zweifel an diversen medienträchtig inszenierten Feindschaften aufkommen (obwohl ein offizielles Embargo bestand, war zum Beispiel die Finanzierung der Oktoberrevolution nicht die einzige Einflussnahme amerikanischer Banken und Firmeninteressen auf das Ostblockexperiment, ebenso wie eben auch die deutschen Nationalsozialisten massiv unterstützt und überdies auch offiziell, ebenso wie Mussolini, lange Zeit weltweit für ihre Errungenschaften und Politikführung hoch gelobt wurden).

Wenn die mannigfaltigen Verflechtungen und Namen es bereits im ersten Teil notwendig machten, dass ich mir eine Beziehungsskizze der wesentlichen Akteure notieren musste, so wird die Informationsflut im zweiten Teil dank hinzu kommender Firmen, Kartelle, Geheimdienste, Banken und dergleichen mehr schier erschlagend unüberschaubar. Aber speziell das Nachvollziehen des Weges der Gelder sowie der Feder führenden Banken- und Wirtschaftsmogule ist eine erhellende Erfahrung.

Neben dem Verständnis für die Wurzeln dieser Entwicklungen im Okkulten bewirken diese Ausführungen mit Sicherheit zumindest eines: Eine Ahnung davon, dass es letztlich unerheblich ist, wer welche "demokratischen" Wahlen gewinnt, wen man gerade wieder als "gut" oder "böse" ansieht oder darstellt oder vor allem, was in Zeitungen und Geschichtsbüchern wohldiktiert nachzulesen ist � es ist stets die gleiche Sorte Gutmenschen, die zum Wohle aller, für Frieden, Stabilität und Sicherheit, ganz altruistisch die Fäden zieht, um jenen den Weg zu weisen, die den "großen Plan" nicht durchschauen können und daher wie Kinder bei der Hand genommen und auf den rechten Pfad geführt werden müssen. Hierbei zeigt sich ein erstaunlicher Gleichklang im Marschschritt der Großen und Mächtigen (die besonders in unserer wirtschaftlich kontrollierten Welt des schnellen und oberflächlichen Konsums nicht identisch sein müssen mit den Figuren, die sich der Wählerschaft als Wagenlenker und Steuermann präsentieren), unabhängig von äußeren Konfessionen und scheinbar widersprüchlichen Weltbildern. Es gibt keine simple Trennung des Weltgeschehens in Blöcke, in Achsen des Bösen, in ein "Wer nicht mit uns ist, ist für die Terroristen". Das sind Verschwörungstheorien reinsten Wassers. Vereinfachende Sündenbockkonzepte und bipolare Logik, das Valium für die Massen, verbunden mit politisch delikaten Ausdrucksformen.

Um die ohnehin bereits übermäßig ausführliche Buchvorstellung (man möge mir verzeihen) nicht gänzlich ausufern zu lassen, möchte ich die inhaltliche Betrachtung hierbei bewenden lassen und noch einige Worte zur Veröffentlichung an sich niederschreiben.

Carmin präsentiert seine extrem gründlich recherchierten und weit reichenden Informationen (die letztlich sogar nur ein sehr komprimiertes Kompendium darstellen � erschreckend genug) auf gut 600 klein gedruckten Buchseiten. Hinzu kommen fast 300 Seiten mit 1336 Anmerkungen und Quellenverweisen (die teils selbst wieder längere Ausführungen sind), einer ausufernden Bibliographie sowie einem Personen- und Sachregister von 85 Seiten. Eine enorme Leistung, die "Das schwarze Reich" auch als Referenzenbuch und Nachschlagewerk unentbehrlich macht.

Aussagen sind gründlich belegt und kommentiert, unsichere Informationen oder Hörensagen werden als solche gekennzeichnet, aber zu einer Abrundung des Bildes dennoch verwendet. Dass es dem Leser selbst obliegt, dabei für sich zu selektieren und Quellen sowie Sekundärliteratur für ein eigenes Gesamtbild heranzuziehen, versteht sich von selbst. Es ist übrigens erstaunlich, wie gut es Carmin trotz der enormen Informationsdichte versteht, eine thematische wie zeitliche Linie beizubehalten.

"Das schwarze Reich" ist eine unentbehrliche Quelle der Information für jeden aufgeschlossenen Zeitgenossen, der unter Wahrnehmung seiner demokratischen Rechte und Pflichten mehr versteht als Generalsgehorsam, geistlosen Medienkonsum und das unreflektierte Übersichergehenlassen selbstzufriedener Fremdbeeinflussung. Die geflüsterten Vorgänge hinter der Bühne sind es, die die Gesamtzusammenhänge deutlich werden lassen, nicht das oberflächliche, abgesprochene Schauspiel auf der Bühne; und die Souffleure haben deutlich mehr zu sagen als die dem Publikum präsentierten Akteure. Geschichte wird von den Siegern und Mächtigen diktiert und geschrieben. Für ein vollständigeres und basales historisches Verständnis neuerer Geschichte bis in die aktuelle Gegenwart hinein jedenfalls ist die Lektüre dieses Werkes akademischen Anspruchs (aber dennoch mit einem erfrischend zynischen Unterton versehen und trotz Schachtelsatzbaus, wie ihn auch der Schreiber dieser Rezension nur allzu oft produziert, fesselnd zu lesen) unverzichtbar.

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort

"Von einem fremden Planeten..."

Von Thule nach Wien und München

Schwarze Magie unter dem Hakenkreuz

Die unsichtbaren Meister

Goldene Morgendämmerung über London

"Töte und foltere, schone nicht!"

Die Übermenschen von Agarthi

Ein Institut zur Entwicklung des Menschen

Die frohe Botschaft des magischen Sozialismus

Knetmasse für ein neues Menschentum

Wir machen die Melodie, und Hitler tanzt danach

Eine alte Karte mit modernen Grenzen

Ein Auftrag für den Freiherrn "von der Rose"

Sebottendorfs "germanische Loge"

Eingeweihte und Nichteingeweihte

Die Keimzelle der NSDAP

Kampfzeit für Thule

"Trebitsch-Lincoln im Komplott mit Wilhelm ..."

Ein umherirrender Hund auf der Suche nach seinem Herrn

Hitler und die Heilige Zahl 7

Das Noviziat bei Meister Eckart

"Wir brauchen einen Diktator!"

Thule wird liquidiert

Letzter Schliff in Landsberg

Der Kampf der Götter

Der Mensch als werdender Gott

Weiße oder Schwarze Magie?

Jede Tat ist sinnvoll, auch das Verbrechen

Übermenschen, Untermenschen und Sklaven

Die Planlandschaften der Zukunft

Rassismus als Mittel zum Zweck

Magie gegen Intellekt

Die Gegenwelt aus Eis und Feuer

Gottmensch und Massenmensch

Die Juden und die Welt der bloßen Vernunft

Die Schwarze Orden

Himmlers "Jesuitenstaat"

Zuchtelite und Tötungsmaschine

Eine andere Welt, eine andere Moral, eine andere Ehre

Laienbrüder, Priester und Hohepriester

Die Gußform für die Gesellschaft der Zukunft

In der Sippe ewiger Kette bist du nur ein Glied ...

"Den Hauch des Bösen hat er nicht gesehn ..."

Götterdämmerung

Ein schlechter Stern über England

Und die im Dunklen sieht man doch ...

Die Verschwörung der Verschwörer

Im Zeichen des Dollars

Im Zeichen des Pentagramms

Bakunins "Oberster Freiheitskämpfer"

Das schielende Auge Gottes

Wenn nur die Zwecke erfüllt werden

Wir werden eine Weltregierung haben!

Und immer wieder: Der werdende Gott

Hitler und der Heilige Gral

Was suchte Himmler im Montségur?

Multinationale Kapitalisten und Banker: Die Templer

Die Hohe Schule der geheimen Macht

Reformation im Zeichen der Rose

Dein ist die Rache, o Herr!

Die Ritter der Vereinigten Staaten von Europa

Die verborgene Kraft der Geschichte

Die Gegenkirche

Die Weisen von Sion ...

Das Haus der Neuen Ordnung

Das Reich zerfiel ...

Nazis, CIA und Vatikan: Das Fundament

Ein multinationaler Konzern

Das Netzwerk

Die Moslem-Connection

Das Khomeini-Projekt

Welt-Theater am Persischen Golf

Der europäische Untergrund

Nationalismus + Sozialismus = Europa?

Am Anfang war ... die Korruption

Die Neue Weltordnung

Anhang

Anmerkungen

Bibliographie

Personen- und Sachregister

geschrieben am 28.02.2004 | 2694 Wörter | 17363 Zeichen

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Kommentare zur Rezension (1)

Platz für Anregungen und Ergänzungen

26.03.2008 00:31:37 Rafael Malaczynski schrieb:
Als Rezension viel zu lang, zu umständlich und, durch die unnützen Aufzählungen des Inhaltsverzeichnisses und der Personen, unübersichtlich und abschreckend für den Leser. Außerdem wird viel zu viel vom Buch preisgegeben.